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Effizienzvorgaben schneller erfüllen [Seite 2 von 2]

Kontrollierte dezentrale oder zentrale Wohnraumlüftung bietet ein enormes Energieeinsparpotenzial – und dennoch wird die Technik vielfach eher stiefmütterlich behandelt

Der Trend für dezentrale Wohnungslüftungsgeräte zeigt in den letzten Jahren steil nach oben, erfasst aber lange nicht die Anzahl an Gebäuden, in denen eine Wohnraumlüftung notwendig oder sogar verpflichtend wäre. Bild: Vaillant

Grundprinzip der zentralen Lüftung. Bild: Vaillant

Grundprinzip der dezentralen Lüftung. Bild: Vaillant

Immer dichtere Gebäudehüllen lassen sowohl im Neubau als auch im teilsanierten / sanierten Bestand kaum noch natürliche Luftzirkulation zu. Bild: Vaillant

Laut BDH-Untersuchungen lassen sich die Heizkosten beim Einsatz einer Wohnraumlüftung mit Wärmerückgewinnung um bis zu 30 % reduzieren. Bild: Vaillant

In modernen, entsprechend luftdichten Gebäuden wird nach BDH-Untersuchungen rund die Hälfte des benötigten Heizwärmebedarfs ausschließlich für die Aufheizung der Räume nach dem Fensterlüften benötigt. Bild: Vaillant

Mindestens 65 % erneuerbare Energie beim Bau einer neuen Heizanlage - die Wärmerückgewinnung einer kontrollierten Wohnraumlüftung wird in der EE-Klasse nach BEG WG auf diesen Anteil voll angerechnet. Bild: Vaillant

In der EE-Klasse ist nach BEG der Einsatz einer Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung verpflichtend. Bild: Vaillant

Gute Gründe für die kontrollierte Wohnraumlüftung (Dr. Burkhard Schulze Darup / Architekt, Berlin, 2020) Bild: Vaillant

Espig: „Trotz aller Information, Aufklärung und Trainings gibt es immer noch Berührungsängste mit der Lüftungstechnik. Durch die weiter wachsenden Kosten für Energieträger wird sich die kontrollierte Lüftung in den kommenden Jahren immer schneller durchsetzen, um so die Kosten für die Wärmeversorgung deutlich zu reduzieren.“ Bild: Vaillant

All-in-one-Lösungen verbinden Wärmepumpe, Lüftung, Warmwasserspeicher sowie die gesamte Hydraulik und Regelung in einem gemeinsamen Gehäuse. Bild: Vaillant

 

Einen weiteren wichtigen Aspekt bietet die BEG in der Klassifizierung für Effizienzhäuser bzw. Effizienzgebäude sowie gleichlautend in der Liste der technischen FAQ. Denn hier sind in den technischen FAQ unter Punkt 16.01 Lüftungskonzept, Wohngebäude klare Forderungen aufgeführt: „Bei der Realisierung von Effizienzhäusern ist zu prüfen, ob Maßnahmen zur Vermeidung von Tauwasserausfall und Schimmelpilzbildung erforderlich sind. Hierzu ist ein Lüftungskonzept zu erstellen, in dem der erforderliche Außenluftvolumenstrom und die Lösung zur Umsetzung spezifiziert werden, zum Beispiel unter Anwendung der DIN 1946-6.“ [7]

Zwar liegt die „Veranlassung der Umsetzung lüftungstechnischer Maßnahmen in der Hand des Bauherren“ – so der weitere Text, aber der beauftragte Fachhandwerker oder Fachplaner gilt grundsätzlich als fachkundige Person, die dazu verpflichtet ist, seinen Kunden über den Stand der Technik und die relevanten Vorschriften aufzuklären.

Pflicht zum Einsatz von Lüftungsgeräten mit Wärmerückgewinnung

Noch deutlicher wird die BEG für die EE-Klasse in Abschnitt 3 der Technischen Mindestanforderungen (TMA): „Der nach den Vorgaben des § 34 GEG berechnete Wärme- und Kälteenergiebedarf des Effizienzhauses muss bei einer EE-Klasse zu einem Mindestanteil von 65 % durch die Nutzung von Wärme aus erneuerbaren Energien, unvermeidbarer Abwärme und / oder aus Wärmerückgewinnung von Lüftungsanlagen gedeckt werden… Der Einsatz einer Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung ist in der EE-Klasse verpflichtend.“ [6] Interessant zu wissen: Die Wohnraumlüftung mit Wärmerückgewinnung liegt laut GEG rein rechnerisch etwa auf dem Niveau einer Solaranlage zur Brauchwasserunterstützung.

Gefördert werden Lüftungsanlagen laut BEG EM [8] mit einem Satz von 15 % sowie ggf. einem iSFP-Bonus von 5 %, sodass ein maximaler Fördersatz von 20 % erreichbar ist (Stand bei Drucklegung des Beitrages). Zudem gewähren mehrere Bundesländer, Städte und auch Stadtwerke eigene Fördermodelle für den Einbau von Anlagen zur kontrollierten Wohnraumlüftung.

Bleibt nach allen Informationen nur noch die Frage: Warum ist die kontrollierte Wohnraumlüftung immer noch das ungeliebte Kind der Branche? „Aus unserer Erfahrung heraus gibt es trotz aller Information, Aufklärung und Trainings noch immer Berührungsängste mit der Technik sowie leider auch zahlreiche Vorurteile“, beschreibt Mike Espig, Produktmanager Lüftungstechnik bei Vaillant Deutschland. „Eine ähnliche Situation konnten wir vor wenigen Jahren auch noch bei der Technologie Wärmepumpe beobachten. Das hat sich in Rekordzeit verändert. Wir rechnen damit, dass sich bei den immer höheren Kosten für Energieträger auch die kontrollierte Lüftung in den kommenden Jahren schneller durchsetzen wird. Eine kleiner dimensionierte Wärmepumpe, geringerer Heizwärmebedarf und dadurch insgesamt spürbar geringere Investitions- und Betriebskosten für die Wärmeversorgung eines Gebäudes werden zu noch entscheidenderen Argumenten.“

Produkte / Technologien für die kontrollierte Wohnraumlüftung

  • Grundsätzlich wird zwischen zentraler und dezentraler Wohnraumlüftung mit Wärmerückgewinnung unterschieden. Welches System zum Einsatz kommt, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Zentrale Lüftungsanlagen sind ideal für den Neubau von Ein oder Mehrfamilienhäusern und sorgen für hohe Energieeinsparungen bei gleichzeitig großen Luftleistungen, während dezentrale Systeme zumeist bei Modernisierungen als platzsparende Nachrüstlösung für einzelne Räume, Wohnungen und Häuser eingesetzt werden.
  • Bei allen Technologien wird generell die verbrauchte Luft (Abluft) aus den Wohnräumen kontrolliert abgeleitet, während frische Luft (Außenluft) von außen angezogen wird. Die Außenluft passiert dabei wahlweise einen Pollen- oder Feinstaubfilter und wird dann nach innen transportiert (Zuluft). Für eine effiziente Wärmerückgewinnung wird dabei die warme Abluft über einen Wärmetauscher geführt. Die Außenluft nimmt diese gespeicherte Wärme auf und wird somit effektiv vorgewärmt – ohne dass sich die beiden Lüftungsströme berühren. Je nach Technologie erfolgt die Wärmeübertragung von Abluft auf Außenluft permanent (z. B. über Plattenwärmetauscher in zentralen Lüftungsgeräten) oder wechselweise (z. B. über Keramik-Wärmetauscher in dezentralen Push-Pull-Geräten).
  • Bei zentralen Lüftungsanlagen werden die Wohnräume über ein verdeckt installiertes Luftkanalsystem mit frischer Luft versorgt, während die Energie im Haus bleibt. Dadurch sinkt der Primärenergiebedarf merklich – und die Heizkosten gleich mit. Die strömungsoptimierten Luftauslässe lassen sich unauffällig in den Wohnraum integrieren.
  • Sie ermöglicht die individuelle Belüftung einzelner Räume, ganzer Wohnungen oder Häuser: dezentrale Lüftungstechnik. Eine einfache Kernbohrung durch die Außenfassade und ein Stromanschluss pro Lüftungsgerät reichen aus. Somit ist eine dezentrale Lüftung zum einen besonders platzsparend, zum anderen kann sie problemlos nachgerüstet werden. Dezentrale Lüftungsgeräte werden direkt in Räumen mit Lüftungsbedarf installiert. Der Luftaustausch findet im ständigen Wechsel statt: In einem festgelegten Zeitintervall ändert sich automatisch die Strömungsrichtung, sodass verbrauchte Luft nach außen oder frische Luft nach innen befördert wird. Wie viele Geräte die dezentrale Lüftungslösung insgesamt umfasst, hängt von der Größe der Wohnung bzw. des Hauses und dem individuellen Bedarf ab.
  • Eine Sonderlösung stellen Anlagen wie die „recoCOMPACT“ von Vaillant dar, die als All-in-one-Lösung für das Einfamilienhaus in einem Gehäuse eine Luft/Wasser-Wärmepumpe, eine zentrale Wohnraumlüftung, einen Warmwasserspeicher, die gesamte Hydraulik und Regelungstechnik integrieren. Durch die kompakte Bauweise wird im Vergleich zu einzeln installierten Komponenten rund 1 m2 Platz gespart. Für eine zusätzliche Energieeinsparung wird die Fortluft der Wohnraumlüftung über die Wärmepumpe geleitet und die darin enthaltene Restwärme mit zum Heizen genutzt.
  • Filter für die kontrollierte Wohnraumlüftung werden seit 2016 nach ISO 168909) in vier Filterklassengruppen eingeteilt. Die jeweilige Gruppe kennzeichnet dabei den Abscheidegrad des Filters (Filterleistung) in einem festgelegten Partikelgrößenspektrum. Zusätzlich wird noch die prozentuale Abscheideleistung angegeben.
  • Überblick der vier Gruppen:
    - Grobstaubfilter der Gruppe ISO Coarse filtern Haare, Insekten, Sand oder Flusen aus der Luft und werden häufig als Vorfilter oder Abluftfilter eingesetzt.
    - Pollenfilter der Gruppe ISO ePM10 ≥ 50 % zur Filterung von Pollen, Blütenstaub, Gesteinsstaub.
    - Staubfilter der Gruppe ePM2.5,min ≥ 50 %, hochwertige Filter für Allergiker zur Filterung von Pollen, Bakterien, Pilz- und Schimmelsporen, Staub.
    - Feinstaubfilter der Gruppe ePM1, min ≥ 50 %, besonders hohe Filtergüte, ideal für Allergiker, zur Filterung von Viren, Bakterien, Nanopartikel, Ruß, Seesalz, Ölnebel.

Literatur:

[1] Statistiken / Marktentwicklung BDH / FGK, Köln, 2022

[2] DIN 1946-6:2019-12, Raumlufttechnik – Teil 6: Lüftung von Wohnungen, Beuth-Verlag Berlin, 2019

[3] Presseinformation FGK/BDH: „Energiesparende Frischluftzufuhr - Wohnungslüftung dank Wärmerückgewinnung mit hohem Energiesparpotential“, Köln/Ludwigsburg/Berlin, Januar 2023

[4] Studie „Mögliche Einsparungen an CO2-Äquivalent durch den Einsatz von Wohnungslüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnung“, ITG, Dresden, 2020

[5] Positionspapier des BDH und FGK: „Beitrag der Wohnraumlüftung mit Wärmerückgewinnung zur Reduktion fossiler Energien und Reduktion der CO2-Emissionen im Gebäudesektor“, Köln / Ludwigsburg / Berlin, 2022

[6] Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz - Richtlinie für die Bundesförderung für effiziente Gebäude – Wohngebäude (BEG WG), Berlin, 2022

[7] Bundesförderung für effiziente Gebäude - Liste der Technischen FAQ – Effizienzhäuser / Effizienzgebäude / Klimafreundliche Gebäude, Version 5.0, Berlin, 05/2023

[8] Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz – Richtlinie für die Bundesförderung für effiziente Gebäude – Einzelmaßnahmen (BEG EM), Berlin, 2022

[9] DIN EN ISO 16890-1:2017-08, Luftfilter für die allgemeine Raumlufttechnik – Teil 1: Technische Bestimmungen, Anforderungen und Effizienzklassifizierungssystem, basierend auf dem Feinstaubabscheidegrad (ePM) (ISO 16890-1:2016), Beuth-Verlag Berlin, 2017

Autor: Martin Schellhorn

 

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