Unterschätzte Ressource
Der verantwortungsvolle Umgang mit Wasser und Energie ist eine der Herkulesaufgaben unserer Generation.
Einspar- und Optimierungspotenziale gibt es mannigfaltig – insbesondere in der technischen Ausrüstung von Industrie-, Zweck- oder Wohngebäuden. Heizung, Klimatisierung und Warmwasserbereitung fallen spontan ein. Mitunter auch elektronische Sanitärarmaturen oder Gebäudeleittechnik. Dass auch die Regenwassernutzung einen nicht zu unterschätzenden Beitrag dazu leisten kann, erschließt sich auf den ersten Blick nicht unbedingt. Das ist wohl der Tatsache geschuldet, dass die Regenwassernutzung aufgrund ausreichender Wasserressourcen hierzulande regelmäßig kontrovers diskutiert wird.
Dabei gibt es gute Gründe für die Nutzung dieser unterschätzten Ressource: Die bekannte Regentonne neben der Gartenlaube ist nur ein kleines Mosaikteilchen im Gesamtwerk, doch auch sie erfüllt eine wichtige Aufgabe: das Rückhalten von Niederschlagswasser. Gemeinsam mit den geschätzt rund 2 Mio. professionell installierten Regenwassernutzungsanlagen in Gebäuden leistet sie einen wertvollen Beitrag zur Entlastung der Kanalisation bei Starkregenfällen. Hinzu kommt die Einsparung für die Gewinnung, Aufbereitung und Verteilung von Trinkwasser.
Relativ jung ist der Einsatz von Regenwasser für die Kühlung und Klimatisierung von Gebäuden. Dabei kommt das Prinzip der adiabatischen Abluftkühlung zum Einsatz. Vereinfacht ausgedrückt, wird Regenwasser in die Fortluft einer RLT-Anlage gesprüht. Die dadurch abgekühlte Luft kühlt wiederum über einen Wärmeübertrager die Zuluft zum Gebäude. Der Energieverbrauch gegenüber konventionell klimatisierten Gebäuden lässt sich damit spürbar senken.
Mittlerweile gibt es einige Objekte, die das Prinzip der Verdunstungskühlung anwenden. Im Institut für Physik der Humboldt-Universität zu Berlin beispielsweise wird Regenwasser sowohl zur adiabaten Abluftkühlung als auch zur Bewässerung der Fassadenbepflanzung eingesetzt. Eine spezielle Gebäudebegrünung schützt vor hohen Temperaturen durch Verschattung. Dabei soll bis zu einer Außentemperatur von 30°C auf konventionell erzeugte Kälte verzichtet werden können.
Ob Gartenbewässerung, klassische WC-Spülung oder Verdunstungskühlung, ob in Privathäusern oder im Gewerbeobjekt: Nach wie vor gibt es gute Gründe für die Nutzung von Regenwasser. SHK-Fachhandwerker sind daher gut beraten, diese Technik aktiv zu vermarkten. Schulungs- und Qualifizierungsmöglichkeiten gibt es ausreichend, z.B. am 1./2. Juli in Dresden. Im Rahmen der 13. Regenwassertage der Deutschen Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall bekommen Fachleute dort einen umfassenden Überblick über Rückhaltung, Versickerung und Nutzung von Niederschlagswasser.
Markus Sironi
Chefredakteur
m.sironi@strobel-verlag.de