Geschlossen am Image arbeiten
Der Bedarf an haustechnischen Bauleistungen ist ungebrochen hoch, das Handwerk dementsprechend ausgelastet. Und das schon seit Jahren. Das weckt Begehrlichkeiten – und stellt klassische Vertriebsstrukturen ins Abseits.
Kesseltausch durch Energieversorger, Heizungswartungen vom Hersteller und um den hydraulischen Abgleich kümmert sich der Ablesedienst. Der Aufschrei des Handwerks hält sich (noch) in Grenzen. Die Betriebe haben derzeit andere Probleme: Es fehlt an Montagekapazitäten, es fehlt an Nachwuchs.
Für Schüler und Jugendliche scheint der Beruf des Anlagenmechanikers SHK nach wie vor wenig attraktiv. Studieren ist angesagt. Oder eine Ausbildung im Büro. Über die vielfältigen Möglichkeiten, die das Handwerk bietet, herrscht allgemein Unkenntnis. Besonders bitter: Diejenigen, die sich für eine Ausbildung zum Anlagenmechaniker SHK entscheiden, gehen nicht selten schon während der Lehrzeit andere Wege – oder sie scheitern an den Anforderungen des Berufs. Unterm Strich heißt das: Weniger als die Hälfte der Auszubildenden eines Jahrgangs legt die Gesellenprüfung erfolgreich ab. Nicht selten werden gerade die guten Monteure dann auch noch von der Industrie abgeworben, um die neuen Geschäftsfelder zu bedienen. Nachwuchs aus den eigenen Reihen ist ein knappes Gut.
Bei unseren Besuchen vor Ort erleben wir, dass es selbst modern aufgestellte Betriebe mit gutem Image über die Stadtgrenzen hinaus schwer haben, Auszubildende zu finden. „Wir präsentieren uns im Web und auf den gängigen Social-Media-Plattformen, wir laden Schüler ein, aber uns erreichen einfach keine Bewerbungen.“ Aussagen wie diese kommen immer wieder und klingen wie ein Hilfeschrei. Die Lockrufe, die aus dieser Not resultieren, sind skurril. Jüngst erst warb ein Unternehmen mit der Aussage, den Auszubildenden für die gesamte Ausbildungszeit einen Kleinwagen zur Verfügung zu stellen – natürlich auch für den privaten Zweck. Ob das aber – um im Handwerksjargon zu bleiben – der richtige Hebel ist?
Besser wäre es, die abwechslungsreiche, verantwortliche und kreative Tätigkeit verbunden mit den positiven Perspektiven im Meisterbetrieb in den Fokus zu rücken. Doch daran hapert es. Nach wie vor hat der Beruf Anlagenmechaniker SHK in der Gesellschaft nicht den Stellenwert, den er verdient. Daran muss die Branche geschlossen arbeiten. Ausbildungsinitiativen und Image-steigernde Kampagnen gibt es zwar einige, etwa die vom Fachverband SHK Niedersachsen „Alles richtig gemacht“. Doch in der Fläche gezündet haben sie noch nicht. Das ist aber bitter notwendig, denn sonst schrauben in wenigen Jahren tatsächlich 70-Jährige an Heizkesseln, während die jüngere Generation in klimatisierten Büros Excel-Tabellen hin- und herschiebt.
Markus Sironi
Chefredakteur
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