Am Scheideweg
Brennstoffzellenheizgeräte: Die Herstellerbranche ist gespalten – weitermachen oder aussteigen?
Die Markteinführung von Brennstoffzellenheizgeräten ist angelaufen. Von der Bundesregierung wird der Markt mit Fördergeldern kräftig unterstützt, denn die Mikro-Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) wandelt Erdgas besonders effizient in Strom und Wärme um. Die Gerätehersteller bewerten die Zukunftsaussichten der Anlagen jedoch unterschiedlich. Während einige Unternehmen mit einem Zubau von jährlich bis zu 75 000 Geräten rechnen und kräftig investieren, ziehen sich andere aus dem Markt zurück.
Familie Dönges aus Hessen gehört zu den Pionieren in Sachen Brennstoffzelle: Bereits seit 2013 versorgt das Brennstoffzellenheizgerät „Vitovalor 300-P“ von Viessmann ihr Eigenheim mit Energie. Die Anlage besteht aus zwei Einheiten: einem Brennstoffzellenmodul, das den Grundbedarf an Strom und Wärme deckt, sowie einem Gasbrennwertgerät, das zusätzlich benötigte Heizwärme liefert. Das Brennstoffzellenmodul enthält einen Reformer, der zugeführtes Erdgas in ein wasserstoffreiches Brenngas umwandelt. In einem Brennstoffzellenstack reagiert das Gas mit Luftsauerstoff zu Wasser. Dabei entstehen Wärme und Gleichstrom. Der Gleichstrom wird mit einem Wechselrichter in die übliche Netzspannung umgewandelt und im Haus verbraucht. Eine Fußbodenheizung verbreitet die erzeugte Wärme.
Da eine wachsende Zahl von Verbrauchern auf der Suche nach einer neuen Heizung zuerst im Internet recherchiert, präsentiert Viessmann die Anlage von Familie Dönges im Videoportal YouTube. Über mangelndes Interesse kann sich das Unternehmen nicht beklagen. Das Video wurde bisher mehr als 30.000 Mal abgerufen.
Auch für die Politik sind Brennstoffzellenheizgeräte seit Jahren ein Thema. In der 2015 veröffentlichten „Energieeffizienzstrategie Gebäude“ bescheinigt das Bundeswirtschaftsministerium (BMWi) den Mini-KWK-Anlagen mit elektrischen Leistungen um die 1 kW ein großes Potenzial zur Energieeinsparung. Im Vergleich mit aktueller Brennwerttechnik und dem Strombezug aus dem Netz lassen sich die Energiekosten beim Betrieb um bis zu 40% und die CO2-Emissionen um bis zu 50% senken. Das kommt den Klimazielen der Bundesregierung entgegen, die bis 2020 den deutschen Primärenergieverbrauch um 20% und bis 2050 um 50% gegenüber dem Stand von 2008 reduzieren will.
Kommerzieller Marktdurchbruch angestrebt
Nachteilig für die Vermarktung der Brennstoffzellenheizgeräte sind die hohen Investitionskosten. Das BMWi hat deshalb 2016 ein Programm gestartet, mit dem der kommerzielle Marktdurchbruch gelingen soll. Seit August 2016 fördert die staatseigene KfW-Bank den Einbau von Brennstoffzellenheizgeräten mit einer elektrischen Leistung von 0,25 kW bis 5 kW in neuen oder bestehenden Wohngebäuden. Käufer erhalten einen Grundbetrag von 5700 Euro und zusätzlich 450 Euro je angefangener 100 W elektrischer Leistung. Die Zuschusshöhe bewegt sich damit zwischen 7050 und 28.200 Euro. Im Juli 2017 hat die Bundesregierung die Förderung auf Nichtwohngebäude ausgeweitet. Dadurch können auch kleinere und mittlere Unternehmen, Kommunen und Contracting-Unternehmen in den Genuss der Zuschüsse kommen.
Zweck der bis Ende 2018 befristeten Förderung ist es, durch finanzielle Hilfen den Absatz von Brennstoffzellenheizgeräten anzukurbeln und die Geräte auf dem Markt zu etablieren. Steigt die Nachfrage, können die Hersteller kostengünstiger produzieren und die Gerätekosten sinken. Langfristiges Ziel ist es, die Kosten der Gesamtsysteme zu halbieren, um sie ohne staatliche Subventionen zu konkurrenzfähigen Preisen anbieten zu können.
Marktausstieg
In Deutschland wurden laut Brancheninitiative „Zukunft Erdgas“ in den 16 Monaten seit der Einführung des KfW-Förderprogramms rund 1500 Anlagen verkauft. „Die zur Verfügung stehenden Mittel werden abgerufen, die Brennstoffzelle kommt im Markt an. Das Förderprogramm wirkt“, sagt Timm Kehler, Vorstand bei „Zukunft-Erdgas“. Der Interessenverband zitiert Gerätehersteller, die in den kommenden Jahren mit einem exponentiellen Marktwachstum rechnen. Ab 2023 sollen jährlich rund 75 000 Brennstoffzellenheizungen verbaut werden. Das entspräche einem Anteil am Heizungsmarkt von rund 10%. Die Arbeitsgemeinschaft Brennstoffzellen im VDMA (Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau e.V.) geht von einem jährlichen Zuwachs von bis zu 70.000 Systemen aus.
Diese Einschätzung vertritt nicht jeder, z.B. Vaillant. Im vergangenen Jahr kündigte das Unternehmen an, die Markteinführung seines Kompaktgeräts „xellPower“ bis auf Weiteres auszusetzen. Auch die Entwicklungskapazitäten im Bereich Brennstoffzellen sollen reduziert werden. Nach Ansicht von Vaillant können Immobilienbesitzer Brennstoffzellenheizgeräte derzeit nicht wirtschaftlich betreiben. „Sollten sich die Bedingungen grundlegend ändern (...), wird die Vaillant-Group entsprechend reagieren“, teilt das Unternehmen mit. Bereits installierte Anlagen werden aber von Vaillant weiterhin betreut.
Potenzial noch nicht ausgereizt
Anders als Vaillant sieht Viessmann, die mit Japan-Marktführer Panasonic zusammenarbeitet, in der Technologie weiterhin großes Zukunftspotenzial. Das Unternehmen hat sein PEM-Gerät „Vitovalor 300-P“ entsprechend weiterentwickelt. 2017 wurde die Gehäusehöhe der Gasbrennwerteinheit auf 1,80 m abgesenkt. Damit ist nun auch die Aufstellung in Räumen ab einer Deckenhöhe von etwa 2 m möglich. Zusätzlich zum bisher angebotenen Spitzenlastmodul mit 19 kW Nennwärmeleistung ist mittlerweile eine Ausführung mit 25,2 kW verfügbar. So lässt sich das Gerät auch in Häusern mit höherem Wärmebedarf einsetzen. Parallel zu „Vitovalor 300-P“ entwickelt das zu Viessmann gehörende Schweizer Unternehmen Hexis derzeit ein Nachfolgegerät des bisher vertriebenen Brennstoffzellenheizgeräts „Galileo 1000 N“ (SOFC) für den Einsatz in kleineren Einfamilienhäusern.
Ebenfalls weiter mit Brennstoffzellenheizgeräten am Markt vertreten sind Bosch Thermotechnik, Senertec oder die Riesaer Brennstoffzellentechnik. Bosch Thermotechnik bietet unter seiner Marke Buderus mit der „Logapower F10“ eine stromerzeugende Heizung auf SOFC (Festoxidbrennstoffzelle)-Basis an. Ins Gehäuse sind neben der Brennstoffzelleneinheit das Gasbrennwert-Hybridgerät „Logamax plus GBH172“ mit 14 kW oder 24 kW Nennwärmeleistung, ein 75-l-Trinkwasserspeicher und ein 135-l-Pufferspeicher integriert.
Schlussbemerkung
Das laufende Jahr wird zeigen, ob sich genügend Heizungskäufer durch die hohen Fördersummen von Brennstoffzellenheizsystemen begeistern lassen. Ende 2018 läuft die KfW-Förderung aus. Sollte die neue Bundesregierung das Zuschussprogramm nicht verlängern, hätten Brennstoffzellenheizgeräte schlechte Karten auf dem deutschen Heizungsmarkt.
Autorin: Almut Bruschke-Reimer, freie Energiejournalistin