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Mit Windstrom heizen

In der Gemeinde Friedrich-Wilhelm-Lübke-Koog erzeugen Hybridheizsysteme die Wärme – wahlweise mit Heizöl oder Windenergie

Drückten den Startknopf für die Wind-und-Wärme-Modellregion (von links): Adrian Willig (IWO), Hans-Detlef Feddersen (Bürger-Windpark Lübke-Koog), Minister Jan Philipp Albrecht, Bürgermeister Christian Nissen und Stephan Frense (ARGE Netz).

In 13 Haushalten sind die vorhandenen Ölkessel zu neuartigen Hybridheizungen umgerüstet worden.

 

Die nordfriesische Gemeinde Friedrich-Wilhelm-Lübke-Koog ist eine Wind-und-Wärme-Modellregion. Windenergie soll immer dann zur Wärmeversorgung im Ort genutzt werden, wenn sie nicht von überregionalen Stromnetzen aufgenommen werden kann. In 13 Haushalten sind die vorhandenen Ölkessel zu neuartigen Hybridheizungen umgerüstet und mit einem virtuellen Kraftwerk verbunden worden. So kann ansonsten abgeregelter Strom aus Windenergie zur Wärmeversorgung privater Wohngebäude genutzt werden.

In der Gemeinde Friedrich-Wilhelm-Lübke-Koog produzieren mehrere Bürgerwindparks Strom aus Windkraft: 60 MW installierte Leistung. Problem: Im Vorjahr konnte nur ein Viertel des möglichen Ökostroms genutzt werden. Denn wird durch Windkraft mehr Strom produziert als von überregionalen Stromnetzen abgenommen werden kann, schalten sich die Turbinen ab und die Leitungen werden geschlossen. Obwohl die Leitungen dicht sind, sollen die Windmühlen fortan weiter produzieren und ihren Strom so direkt in die Häuser liefern.
Ins Leben gerufen wurde die Wind-und-Wärme-Region von der Arge Netz aus Husum, dem Bürger-Windpark Lübke-Koog Infrastruktur, der Gemeinde Friedrich-Wilhelm-Lübke-Koog und dem Hamburger Institut für Wärme und Oeltechnik (IWO). In der Region wird die ansonsten ungenutzte Energie gleich vor Ort zur Wärmeversorgung in den Häusern genutzt. Dafür sorgen Hybridheizsysteme, die Wärme wahlweise mit Heizöl oder Windstrom erzeugen können. In die Wärmespeicher der Heizungsanlagen sind elektrische Wärmeerzeuger eingebaut worden, die über ein virtuelles Kraftwerk – das Erneuerbare-Energien-Kraftwerk der ARGE Netz – ferngesteuert werden. „Durch die Einbindung des ansonsten abgeregelten Windstroms muss weniger Heizöl eingesetzt werden, um das Wasser im Heizsystem auf die gewünschte Temperatur zu erhitzen“, berichtet Hans-Detlef Feddersen vom Bürger-Windpark Lübke-Koog.

Vorbild für weitere Gemeinden?
Nach Angaben der Initiatoren ist das Projekt bundesweit einmalig. Wie hoch die Einsparungen sind, wird in den nächsten zwölf Monaten gemessen. Sollten sich die Vorteile des Konzepts bestätigen, könnte der Lübke-Koog den Angaben zufolge zum Vorbild für weitere Gemeinden werden. Das Potenzial für eine großflächige Nutzung wäre gegeben. Allein in Schleswig-Holstein gibt es nicht nur viel Wind, sondern auch rund 200 000 Ölheizungen.
Da Strom deutlich teurer ist als Öl, übernehmen die Gemeinde und die Windparkbetreiber für ein Jahr die Mehrkosten, die auf die Besitzer der neuen Heizung zukommen. Das Modellprojekt soll zeigen, dass es technisch möglich ist, abgeregelten Strom sinnvoll zu verwenden. Damit sich das Konzept bundesweit durchsetzt, sind nach Meinung der Projektpartner insbesondere „Anreize für eine flexible Stromnachfrage“ notwendig – z. B., indem der grüne Strom von Umlagen befreit und so für mehr Menschen attraktiv werde. „Hier ist der Gesetzgeber gefragt“, meint das Institut für Wärme und Oeltechnik.
Weitere Informationen unter www.wind-und-waerme.de

Bilder: WuW / IWO

www.zukunftsheizen.de

 


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