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Thema: Berührungslose Auslaufarmaturen und Spülsysteme

Berührungslose Armaturen: Nähert man sich hier mit den Händen der Armatur, wird der Spülvorgang ausgelöst. Bild: Schell

 

Aus hygienischen Gründen müssen in bestimmten Gebäuden berührungslose Auslaufarmaturen eingebaut werden. Nach dem Aufbau und deren Arbeitsweise werden opto-, radar-, leitfähigkeits-, temperatur-, lichtschranken- und zeitgesteuerte Armaturen unterschieden. Der gesamte Arbeitsablauf ist elektronisch überwacht und gesteuert.


Es werden Auslaufarmaturen für Kaltwasser, Mischarmaturen (Kalt- und Warmwasser) sowie Spülarmaturen angeboten. Spülarmaturen werden in Einzel- und Sammelanlagen eingeteilt. Zur Vermeidung von Legionellen werden BUS-gesteuerte Spülarmaturen in Großanlagen bzw. weit verzweigten Leitungssystemen eingebaut, wie diese z.B. in Schulen, Ämtern, Verwaltungen, Bankgebäuden oder Kasernen zu finden sind. Bei diesen Armaturen wird ausnahmslos der Zapf-, der Auslauf- oder Spülvorgang elektronisch eingeleitet, durchgeführt und durch das hinterlegte Programm kontrolliert und beendet. Der Benutzer hat auf den eingeleiteten und elektronisch gesteuerten Funktionsablauf keinen Einfluss mehr. So ist gewährleistet, dass erforderliche und eingestellte Auslaufmengen und Soll-Spülzeiten eingehalten werden.

Allgemeiner Aufbau
Berührungslose Armaturen bestehen im Wesentlichen aus drei Baugruppen:

  • 1 Sensor (Signalglied),
  • 2 Steuerelektronik (Steuerglied),
  • 3 Magnetventil (Stellglied).

Bei Spülsystemen zur Legionellenvermeidung werden komplexere Elektroniksysteme mit BUS-Technik oder PC-gesteuerte Programme eingesetzt. Diese können einzelne, mehrere oder ganze Gruppen von Spülventilen öffnen.

Allgemeiner Funktionsablauf ­(Urinalspüler)
Der Sensor als Signalglied (1) erfasst die Bewegungen oder Wärme eines Benutzers, die Elektronik als Steuerglied (2) verarbeitet dieses Signal und leitet die vorgegebene Funktion und Arbeitsweise ein. Das Magnetventil als Stellglied (3) führt die Sollwirkung aus.
Die Stromversorgung der Elektronik und des Magnetventils erfolgt über einen Netzanschluss 230 V in Verbindung mit einem Transformator (12 V) oder netzunabhängig mithilfe einer 9-V-Blockbatterie.

Einstellmöglichkeiten
Je nach Armaturentyp und Ausführung der Elektronik können verschiedene Einstellungen gewählt oder vorgenommen werden, z.B.:

  • Programmvorwahl/-Ablauf,
  • Sensorempfindlichkeit,
  • Zeitkonstanten,
  • Verzögerungen,
  • Auslaufzeiten bzw. Volumen,
  • Wiederholungen.


Opto-elektronische Steuerung
Die Sensoreinheit besteht aus einer Sende- und Empfangsdiode. Die Sendediode (S) strahlt für das menschliche Auge unsichtbares Infrarotlicht aus. Trifft dieses Licht im eingestellten Bereich-Erfassungsfeld von 15 cm bis ca. 60 cm auf einen Benutzer, wird es reflektiert und von der Empfangsdiode (E) wahrgenommen. Diese leitet ein elektrisches Signal an die Steuerelektronik weiter. Der vorgegebene Funktionsablauf wird eingeleitet.

Gerätefunktion
0     Bereitschaft, Nutzer nähert sich
1     Erfassung 3-5 Sek., Nutzer bleibt stehen
2     Zeitkonstante >20 Sek., Nutzung des Urinals
3     Spülung programmiert, Nutzer entfernt sich
4     Verzögerung ca. 10 Sek.
5     Spülung eingeleitet
6     Spüldauer endet
7     Sperrzeit <30 Sek.
9     Bereitschaft (0)
Da Infrarotlicht keine Stoffe durchdringen kann, können die IR-Sensoren nicht verdeckt angebracht werden. Schon das Abdecken mit Papier genügt, um die Funktion zu stören.

Radarelektronische Steuerung
Der Radarkopf sendet und empfängt elektromagnetische Mikrowellen-Impulse. Im Bereich der Sanitäreinrichtung (Urinalbecken) bildet sich so eine Radarkeule.
Im Bereitschaftszustand sendet und empfängt der Radarkopf die gleiche Anzahl von Impulsen. Bewegt sich ein Benutzer auf die Sanitäreinrichtung zu, wird das Radarfeld gestört. Durch eine mehrfache Reflektion der gesendeten Impulse erhöhen sich die Impulse, die empfangen werden. Entfernt sich der Benutzer wieder, werden weniger Impulse zurückgeworfen bzw. empfangen.
Radarimpulse durchdringen Nichtleiter wie Keramik oder Kunststoffe. Dies ermöglicht das verdeckte Anbringen hinter einem keramischen Werkstoff wie Fliesen.

Leitfähigkeitsmessung
Bei derartigen Systemen wird ein geringer Strom zwischen zwei Elektroden angelegt, die im Sperrwasserbereich des Geruchverschlusses oder im Sanitärgegenstand selbst eingesetzt sind. Eingeleitete Flüssigkeiten verändern die Leitfähigkeit des Sperrwassers. Diese wird von der Elektronik erfasst und der vorgegebene Funktionsablauf eingeleitet.

Temperaturmessung
Im Sperrwasser des Geruchverschlusses ist ein Temperatursensor eingesetzt. Ändert sich die Temperatur des Sperrwassers, wird der Spülvorgang eingeleitet.
Während sich die bisher beschriebenen Systeme vorwiegend für Einzelanlagen eignen, werden die nächsten beiden in Sammelanlagen eingesetzt. An diese Anlagen können mehrere Auslaufstellen angeschlossen werden.

Zeitsteuerung
Bei zeitelektronischen Anlagen werden die Magnetventile programm- und zeitabhängig geschaltet. Sie finden in Reihen-Urinalanlagen Anwendung, z.B. in Schulen und Stadien. Neben der Zeitschaltuhr bildet die Elektronik den Kern derartiger Anlagen. Je nach Bedarf werden diese Programme unterschieden:

  • Grundprogramm
  • Automatik
  • Ferienprogramm
  • Spülrhythmusprogramm
  • Legionellenprophylaxeprogramm.

Die Magnetventile können einzeln oder gemeinsam angesteuert werden.
Die Spülzeiten, Spüldauer, der Spülrhythmus und die Spülpausen sind frei programmierbar. Der einzelne Benutzer hat keinerlei Einfluss auf den Programmablauf. Bei der Programmierung muss jedoch zur Vermeidung von Druckschlägen auf die Druckverhältnisse des Gebäudes Rücksicht genommen werden.

Auslösung über Lichtschranken
Eine Leuchtquelle strahlt sichtbares Licht aus. Dieses wird durch einen Spiegel reflektiert und von einer Diode direkt neben der Leuchtquelle wieder empfangen. Bei Unterbrechung des Lichtstrahls wird der Spülvorgang durch die Elektronik programmiert. Diese setzt jedoch zeitverzögert nach dem Zurücktreten des Benutzers aus dem Lichtstrahl ein.

PC- bzw. BUS-gesteuerte Anlagen
Trinkwasser soll in den Rohrleitungen fließen. Das ist der beste Schutz vor Legionellen. Allerdings gibt es gerade in gro­ßen Objekten Anlagenabschnitte, die nicht regelmäßig benutzt werden. Auch gibt es Anlagen, in denen mehrere Wochen lang das Wasser nicht bewegt wird. Schulen oder Sporthallen zählen dazu. Hier kommen PC- oder BUS-gesteuerte Systeme zum Einsatz.
Alle kritischen Leitungsstrecken bekommen Druck-, Durchfluss- oder Temperatursensoren sowie Magnetventile. An deren Leitungsende werden außerdem Magnetventile oder spezielle Spülarmaturen eingesetzt. Die eingebaute Sensorik erkennt, ob bestimmte Leitungsabschnitte z.B. mehr als 72 Stunden ungenutzt blieben. In diesem Falle und bei einer Überschreitung der Kaltwassertemperatur von 25°C erfolgt eine Zwangsspülung nach programmiertem Spülrhythmus.

 


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