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Thema: Installationen und Dichtheitsprüfung von Trinkwasseranlagen

Spülstationen (rechts) werden vorwiegend in solchen Gebäuden eingesetzt, wo Nutzungsunterbrechungen zu erwarten sind. Denn sie sorgen durch ein automatisches Öffnen der Ventile dafür, dass das Trinkwasser in den Leitungen regelmäßig ausgetauscht wird. Bild: Viega

 

In einer mit Wasser geprüften Trinkwasseranlage, die nicht unmittelbar nach der Prüfung in Betrieb geht, kann es bereits nach wenigen Tagen zu einem übermäßigen Bakterienbefall kommen. Das Merkblatt „Dichtheitsprüfung von Trinkwasserinstallationen“ des ZVSHK (Zentralverband Sanitär Heizung Klima) geht näher auf die notwendige Druckprüfung bei Trinkwasseranlagen ein. Denn wird sie nicht korrekt ausgeführt, kommt es zu hygienischen Beeinträchtigungen des Trinkwassers. Danach darf nass – mit Wasser – nur dann geprüft werden, wenn in regelmäßigen Abständen – spätestens nach sieben Tagen – ein vollständiger Wasseraustausch aller Leitungsteile erfolgt. Neuinstallationen, die nicht sofort in Betrieb gehen, müssen trocken (mit Luft oder unbedenklichem Gas) geprüft werden. Das Entleeren nach einer Nassprüfung stellt keine Lösung dar. Denn eine gewisse Menge Restwasser oder wasserbenetzte Rohrwandungen sind die idealen Lebensräume für Bakterien.

Leitungsmontage
Wurden in der Vergangenheit Installationen in Form von (1) Verteil-, Stich- bzw. Einzelanschlussleitungen verlegt, so sind sie heute als Reihen- (2), Ring- (3) und/oder gespülte Systeme (4) zu verlegen.
Bei Stichleitungsinstallationen (1) wird immer nur der Leitungsabschnitt der Verteil- und der Stichleitung durchspült, der zum geöffneten Auslauf führt.
Bei der durchgeschliffenen Installation (2) werden nur die vor dem geöffneten Auslauf befindlichen Anschlüsse durchspült.
Bei der Ringleitungsinstallation (3) durchströmen Teilwassermengen die Verteil- bzw. die Anschlussleitungen auf der gesamten Strecke und sorgen für den Wasseraustausch. In größeren Wasserversorgungsanlagen wird hierdurch das Risiko, dass sich Bakterien leicht vermehren können, verringert.
Bei Spülsystemen (4) werden die einzelnen Auslaufstellen mit den davor liegenden Anschlussstellen durchspült. Um sicherzustellen, dass auch die letzte – eventuell seltener genutzte – Auslaufstelle durchspült wird, öffnet zeit- oder temperaturgesteuert ein Spülventil. Das Spülwasser wird der Abwasseranlage zugeführt. Diese Schaltung eignet sich für kleinere oder seltener genutzte Anlagenabschnitte. Die Installation selbst muss jedoch auch im Durchschleifsystem erfolgen.
In Abhängigkeit der Anlagennutzung sowie der örtlichen Gegebenheiten können die Spülprogramme angepasst werden. Es wird die Intervall-, Zeit-, Temperatur- und Nutzungssteuerung unterschieden. Hierzu sind Sensoren für die Temperatur und den Durchfluss in das Leitungssystem eingebaut.
Wenn die Trinkwasseranlage nicht oder nur wenig genutzt wird, erfolgt die Spülung in zeitlichen Abständen. Einen festen Spülzeitpunkt gibt es also nicht. Anders bei der Zeitsteuerung: Hier werden Uhrzeit und Dauer der Spülung eingestellt. Die Spülung erfolgt i.d.R. außerhalb der Betriebszeiten, z.B. nachts.
Bei der Temperatursteuerung wird die Wassertemperatur des entsprechenden Leitungsabschnittes erfasst. Steigt sie über einen kritischen Punkt, z.B. >18°C, wird die Spülung ausgelöst. Es können mehrere Spülintervalle folgen. Um das Erwärmen von kaltem Trinkwasser zu vermeiden, sind die Leitungen zu dämmen und in ausreichendem Abstand zu Warmwasser-, Warmwasserzirkulations- sowie Heizungsvor- und Rücklaufleitungen zu verlegen.
Bei der nutzungsgesteuerten Spülung wird der Wasserdurchfluss des Leitungsabschnittes erfasst und ermittelt, ob er ausreichend war. Ist dies nicht der Fall, wird die noch fehlende Wassermenge zeitgesteuert über das Spülventil abgeleitet.
Die verschiedenen Spülmöglichkeiten stellen so den bestimmungsgemäßen Gebrauch sicher.

Nass-Dichtheitsprüfung
Eine Nass-Dichtheitsprüfung ist nur zulässig, wenn die Anlage innerhalb von drei Tagen in den bestimmungsgemäßen Gebrauch übergeht.

Eckdaten der Nassprüfung

  • Die gesamte Leitung mit allen Abschnitten ist mit einwandfreiem, gefiltertem Trinkwasser zu befüllen.
  • Es kann die gesamte Anlage oder in Teilabschnitten geprüft werden.
  • Der Prüfdruck ist in Abhängigkeit der Rohrwerkstoffe und verwendeten Verbindungstechniken aufzubringen. Er liegt bei mindestens 11 bar.
  • Geräte, Behälter und Armaturen, die für den aufzubringenden Druck nicht geeignet sind, sind von der Anlage zu trennen.
  • Für Temperaturdifferenzen >10 K zwischen Umgebungstemperatur und Wassertemperatur sind 30 Minuten Temperaturausgleich einzuhalten.
  • Dichtheitskontrolle – Sicht der Verbindungsstellen und Manometerkontrolle mit einer Prüfgenauigkeit 0,1 bar.
  • Die Prüfzeit beträgt 30 Minuten.

Liegt ein längerer Zeitraum zwischen der nassen Dichtheitsprüfung und der Inbetriebnahme, muss die Anlage alle drei bzw. sieben Tage zwangsgespült bzw. der Leitungsinhalt komplett gewechselt werden. Da es beim Durchspülen zu Vermischung des belasteten Wassers mit dem Frischwasser kommt, ist das 2- bis
4-fache Füllvolumen zur Spülung erforderlich.

Trockene Dichtheitsprüfung
Die trockene Dichtheitsprüfung ist seit 2004 als Stand der Technik anzusehen. Dazu hat der ZVSHK (Zentralverband Sanitär Heizung Klima) ein Merkblatt herausgegeben.

Eckdaten der Trockenprüfung

  • Die Prüfung erfolgt durch Luft oder ein inertes Gas – (kein Sauerstoff). Das Gas oder die Luft sollte über einen Partikelfilter und ölfrei eingefüllt werden.
  • Die Dichtheitsprüfung erfolgt mit mindestens 150 mbar.
  • Nach Erreichen des Prüfdruckes in einer Leitung bis 100 l Inhalt beträgt die Prüfdauer 120 Minuten.
  • Bei Anlagen >100 l verlängert sich die Prüfzeit um 20 Minuten je weitere 100 l Inhalt.
  • Temperaturanpassung ist abzuwarten.
  • Bei Druckabfall ist die Undichtigkeit zu lokalisieren und zu beheben.


Belastungsprüfung 
Da die Belastungsprüfung mit Druckluft erfolgt, ist sicherzustellen, dass alle Verschlüsse wie Kappen und Stopfen sicher aufgeschraubt sind. Im Vergleich zur Nassprüfung erfolgt die Belastungsprüfung mit einem geringeren Druck. Dennoch können durch den Druck Verschlüsse losgerissen werden und tödliche Verletzungen verursachen.

  • Bis zur Nennweite DN 50 erfolgt die Belastungsprüfung mit maximal 3 bar. Bei Nennweiten >DN 50 mit 1 bar.
  • Nach Erreichen des Prüfdruckes beträgt die Prüfdauer mindestens 10 Minuten.

Die einzelnen Verbindungsstellen müssen auf Zisch-, Abblasegeräusche bzw. Schad- oder undichte Stellen überprüft werden. Vor der Schadensbehebung im Falle eines Materialfehlers muss unbedingt der gesamte Druck abgelassen werden. Nach der Prüfung sind alle Anschlussstellen dicht zu verschließen.

Dokumentation
Über die Dichtheitsprüfung und Be­las­tungsprüfung, ob nass oder trocken, ist ein Protokoll zu führen bzw. zu erstellen.

 


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