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Hitzewelle führt zu Preisexplosion für Atom- und Kohlestrom

 

Berlin. Der Preis für Strom aus konventionellen Kraftwerken in Deutschland ist innerhalb weniger Tage um 600 Prozent gestiegen. Während Solaranlagen im Sommer auf Hochtouren arbeiten, müssen wassergekühlte Großkraftwerke ihre Stromproduktion wegen der Hitze drosseln und sorgen damit für massiv steigende Preise. Für den Strom aus Uran und Kohle mussten am heutigen heißesten Tag des Jahres an der Strombörse im Schnitt 30,2 Cent pro Kilowattstunde gezahlt werden, während der Tagesstunden sogar über 54 Cent. Zum Vergleich: Der deutsche Mix aus Erneuerbaren Energien wie Wind, Biogas oder Solar wird den Verbrauchern aktuell mit etwa 11 Cent pro Kilowattstunde zur Verfügung gestellt.

Milan Nitzschke, Geschäftsführer des Bundesverbandes Erneuerbare Energie (BEE): "Klimaforscher prognostizieren uns für die nächsten Jahrzehnte immer häufigere Hitzewellen und Dürreperioden. Konventionelle Großkraftwerke, die auf Kühlwasser angewiesen sind, stellen dann extrem unsichere Stromlieferanten dar. Zusammen mit der gleichzeitig steigenden Stromnachfrage für Kühlung und Klimaanlagen sind explodierende Strompreise vorgezeichnet. Kraftwerke auf Basis der Erneuerbaren Energien sind dagegen unabhängig von Kühlwasser. Ihr zunehmender Anteil begrenzt die Strompreisexplosion."

Nach Angaben des Bundesverbandes Solarwirtschaft (BSW) sei auch Solarstrom erstmals preiswerter als konventioneller Spitzenlaststrom. Solaranlagen würden genau dann auf Hochtouren arbeiten, wenn die herkömmliche Stromproduktion am teuersten ist. In Deutschland seien derzeit fast 2.000 Megawatt Solarstrom am Netz, die derzeit etwa so viel produzieren wie zwei Atom- oder Braunkohlemeiler.

Cornelia Ziehm, Leiterin Verbraucherschutz und Recht der Deutschen Umwelthilfe (DUH): "Dieser Sommer zeigt erneut: Atomstrom ist weder sicher noch unbegrenzt verfügbar, weder billig noch umweltschonend. Die nächsten Preiserhöhungen für die Verbraucher sind absehbar." Wie schon 2003 müssen gegenwärtig mehrere Atom- und Kohlekraftwerke den Betrieb massiv drosseln, weil sie nicht mehr genügend Kühlwasser zur Verfügung haben. Ziehm: "Die Verdunstungsmenge der Kohle- und Atomkraftwerke in Deutschland übersteigt sogar noch die derzeitige Abflussmenge der Elbe bei Hamburg. Gleichzeitig werden die Flüsse durch die Einleitung von warmem Kühlwasser aufgeheizt und die Wasserqualität verschlechtert." Besonders kritisch seien aktuell erteilte Sondergenehmigungen, mit denen die zulässige Erwärmungstemperatur noch heraufgesetzt werde. Dadurch sinke der Sauerstoffgehalt in den Flüssen. Fische und Pflanzen würden bedroht.

Demgegenüber sei die Verfügbarkeit von Erneuerbaren Energien klar kalkulierbar. Ulrich Schmack, Vorstand des Anlagenherstellers Schmack-Biogas AG: "Im Mix können die Erneuerbaren Energien den Strombedarf zu jeder Tageszeit und bei jedem Wetter decken. Da, wo beispielsweise der Wind mal nicht weht oder die Sonne nicht scheint, springt Biogas ein." Die Stromproduktion aus Erneuerbaren Energien sei innerhalb der letzten sechs Jahre verdoppelt worden. Auch der beschlossene Atomausstieg werde mit dem Ausbau Erneuerbarer Energien mehr als vollständig kompensiert. Teurer werde es für die Verbraucher dadurch nicht.

Schmack: "Die Kosten für Strom aus Erneuerbaren Energien sind gesetzlich geregelt und werden jedes Jahr gesenkt." Genauso wie fest verzinsliche Papiere zu einem ausgewogenen Wertpapierportfolio gehören, so senke ein wachsender Anteil von Strom aus Erneuerbaren Energien die Preisrisiken der konventionellen Kraftwerke und Brennstoffe.

 


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