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Feuchtemessung, aber richtig – Verfahren zur Feuchteermittlung, Anwendung von Messgeräten

Vom Hausbesitzer wird bei einem Leitungswasserschaden fast immer der Installateur als Erster verständigt. Dieser bestimmt dann oft maßgeblich mit, wie der Schaden technisch weiter abgewickelt wird. Viele Schäden werden so ohne Einsatz eines Messtechnikers oder einer Trocknungsfirma sofort erledigt. Erst wenn Feuchtigkeit sichtbar zutage tritt, werden Luftentfeuchter aufgestellt. In einigen Fällen greifen diese Maßnahmen jedoch zu kurz, da das wahre Schadenausmaß nicht richtig erkannt wird.

Widerstandsmessung über Tiefenmesssonden in der Randfuge (l.) und in der Mauer (r.).

Widerstandsmessung über Messpitzen.

Zerstörungsfreie Feuchtemessung (kapazitiv) bei Fliesen.

 

Fühlbare Nässe, braune Wasserränder oder Salzausblühungen sind auch für Laien leicht erkennbare Anzeichen einer Durchfeuchtung. Um einen Wasserschaden in seinem Umfang aber richtig erkennen zu können, reicht die oberflächliche Betrachtung jedoch nicht aus. Mittels elektronischer Messgeräte müssen tiefer liegende Schichten, Hohlräume und vermeintlich trockene Bauteile überprüft werden. Während die Bedienung der Messgeräte heute immer einfacher wird, verlangt die Beurteilung des ermittelten Werts nach wie vor Kenntnisse der physikalischen oder chemischen Grundlagen des Messverfahrens, sowie der jeweiligen Verfahrenstoleranzen. Wichtig ist es auch, die baulichen Begebenheiten, Konstruktionsweisen und Stoff­eigenschaften der Materialien und das übliche Raumklima zu berücksichtigen. Erst wenn ausreichendes Wissen zur Gesamtsituation vorhanden ist, kann festgelegt werden, mit welchen Verfahren an welchen Stellen Messwerte zu nehmen sind.

Elektrische Messungen

Elektrische Messungen können schnell, beliebig oft und zerstörungsfrei durchgeführt werden. Das Messergebnis steht dem Anwender sofort zur Verfügung. ­Ein wissenschaftlich präziser Feuchtegehalt in Volumen- oder Massenprozent wird allerdings nicht angezeigt. Es handelt sich (außer bei Holzfeuchte) immer um relative Werte, sogenannte Skalenwerte. Vom Hersteller hängt es dabei ab, ob die Skala bis 70, 100, 160 oder 1000 reicht. Auch die Bezeichnung der Werte variiert von Digits über WME (Wood Moisture Equivalent) oder zu Deutsch HFÄ (Holz-Feuchte-Äquivalent). Bei bekannter Herkunft der Feuchtigkeit, insbesondere im Rahmen der Wasserschadensanierung, spielt der absolute Feuchtewert selten eine Rolle. Es reicht zwischen nass, leicht feucht oder trocken zu unterscheiden. Die Ausbreitung der Feuchtigkeit muss dagegen richtig erkannt und die passenden Trocknungsmaßnahmen ergriffen werden.
Referenzmessungen an trockenen Bauteilen dienen oftmals als Zielgröße für die Trocknung. Auch im Rahmen der Leckageortung sind die Geräte als Indikatoren äußerst wertvolle Hinweisgeber, um die Schadenstelle einzukreisen.

Widerstandsmessverfahren

Widerstandsmessverfahren erkennen Nässe an der erhöhten Leitfähigkeit des nassen Materials. Über zwei Messspitzen wird ein Prüfstrom ins Material geleitet. Bei steigendem Feuchtegehalt steigt der Messwert entsprechend an. Um tiefer liegende Estrichdämmschichten zu prüfen, werden isolierte Tiefenmesssonden über die Randfuge oder durch Bohrungen (im Fugenkreuz) eingeführt. Zu beachten ist hierbei, dass z.B. Bewehrungsmatten im ­Estrich, Alukaschierungen unter Tapeten und Versalzungen ebenfalls die Leitfähigkeit erhöhen und somit Nässe vortäuschen können. Aufpassen sollte man bei Messungen an bereits abgetrockneten Oberflächen. Gerade nach langer Feuchteeinwirkung kann das Material im Kern noch stark feucht sein, selbst nach längerer Trocknung.
Insbesondere bei Gasbetonwänden mit hohem Porenanteil sollte man nicht auf Tiefenmessungen verzichten. Auch Holzbalkendecken müssen mittels ausreichend langer Tiefenmesssonden sorgfältig auf Feuchtigkeitseinschlüsse geprüft werden.

Kapazitive Messverfahren

Kapazitive Messverfahren leiten den Feuchtigkeitsgehalt von der – durch das Wasser veränderten – Durchlässigkeit für elektrische Felder ab. Das elektrische Feld wird im Sensorkopf des Gerätes erzeugt. Dieser wird an das Material angehalten, sodass sich das Streufeld auf das Material ausdehnt. Unsicherheit gibt es hin und wieder über die Messtiefe bei kapazitiven Geräten. So wurde schon versucht, eine durchfeuchtete Estrichdämmschicht mittels kapazitiver Messungen auf der gefliesten Oberfläche festzustellen. Dies gelingt nur, wenn der Estrich selbst auch nass geworden ist. In den meisten Fällen ist nur die tiefer liegende Dämmung nass. Üblich sind Messtiefen zwischen 20 bis 50 mm – abhängig von Materialdichte und Schichtenaufbau. Bei üblichen Estrichstärken von über 40 mm reicht der Messbereich damit meistens nicht einmal bis zur Dämmschicht hinunter. Sinnvoll sind hier Tiefenmessungen im Leitfähigkeitsverfahren. Dafür sind kapazitive Geräte auch auf gefliesten Wandsockeln als schneller Indikator unverzichtbar. Kapazitive Messgeräte reagieren gleichfalls auf Streckmetalle, elektrische Leitungen und Salze. Da je nach Anforderung mal das eine und mal das andere Verfahren sinnvoller ist, werden häufig Kombigeräte angeschafft. Bei beiden Verfahren ist der Kontakt zum nassen Material zwingend erforderlich.

  • Hygrometrische Messung

Wird der Wasseraustritt in einem unzugänglichen Schacht oder Hohlraum vermutet, kann dieser durch eine hygrometrische Messung geprüft werden. Ein schma­ler Luftfeuchtesensor wird durch eine Bohrung in den Hohlraum geschoben. Ein konischer Schaft am Sensor dichtet die Bohrung ab und verhindert eine Vermischung mit der Raumluft. Stellt sich im Hohlraum eine relative Luftfeuchte über 80% ein – also deutlich über dem normalen Raumklima – kann von eingeschlossener Feuchtigkeit ausgegangen werden. Eine Hohlraumtrocknung wäre hier in Erwägung zu ziehen.

Fazit

Die vorgestellten Messverfahren helfen dabei, die Trocknungsmaßnahme auf den Schaden abzustimmen. Wird z.B. erkannt, dass eine Estrichdämmschicht nass ist, dann reicht es nicht aus, einen Luftentfeuchter auf die Fliesen zu stellen. In der Regel ist dann der Estrich anzubohren und der Dämmstoff mit Trockenluft gezielt zu durchströmen. Gleiches gilt für Holzbalkendecken. Bei Leichtbauwänden, die innenseitig sehr schnell schimmeln, empfiehlt sich dagegen das Erneuern der Beplankung. Wer nicht frühzeitig kontrolliert und lieber die natürliche Trocknung abwartet, der hat meist mit viel höheren Folgekosten zu rechnen. Der Geschädigte ist gegenüber dem Versicherer verpflichtet, die Schadenfolgen gering zu halten und sinnvolle Notmaßnahmen einzuleiten. Dazu zählt auch die technische Trocknung, die bereits vom Installateur in die Wege geleitet werden kann.


Seminare zur Bautrocknung

Die Heylo GmbH bietet neben Seminaren zur Bautrocknung, zur Leckortung und staubarmen Arbeiten auch einen speziellen Workshop zur Feuchtemesstechnik an. Im Workshop steht die praktische Anwendung im Vordergrund. Die genauen Inhalte und Termine finden Sie unter www.seminare.heylo.de.


Bilder: Heylo
www.heylo.de

 


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