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Körper statt Fläche

Tieftemperatur-Heizkörper mit Gebläse in einem Sanierungsprojekt

Die bezeichneten Liegenschaften des Sanierungsprojekts in Ingelheim umfassen 5 Doppelhäuser aus dem Jahr 1965 mit insgesamt 30 Wohnungen. (Atec)

Antik: Der Großteil der Wohnungen musste bislang mit einem einzelnen Gasheizautomaten pro Haushalt auskommen. (Wohnungsbaugesellschaft Ingelheim)

In den renovierten Badezimmern werden Durchlauferhitzer zur Brauchwassererwärmung eingesetzt. (Atec)

Ein modernisierter Technikraum mit Wärmepumpen-Inneneinheit und neuem Speichermodul. (Atec)

Über die neuen Tieftemperatur-Heizkörper können die Mieter erstmals drei Räume einzeln beheizen. (Atec)

 

Zäh hält sich der Mythos, Wärmepumpen würden nur in Verbindung mit Fußbodenheizung effizient laufen. Die Idee, Tieftemperatur-Heizkörper mit Gebläse einzubauen, stößt häufig auf Unsicherheit: Wie schneiden sie hinsichtlich Behaglichkeit, Stromverbrauch und Geräuschentwicklung ab? Absolut zufriedenstellend, befinden die Verantwortlichen eines Bestandssanierungsprojektes im Rheinland.

Nachhaltige Wohnraumnutzung und Stadtentwicklung hat sich die Wohnungsbaugesellschaft Ingelheim am Rhein GmbH (WBI) auf die Fahne geschrieben. Das städtische Unternehmen verwaltet als Bauherrin und Vermieterin rund 1000 Wohneinheiten. Zu den Liegenschaften der WBI zählen auch 5 Doppelhäuser in Ingelheim aus dem Jahr 1965, mit insgesamt 30 Wohnungen à 60 m2. Dächer, Decken und Keller der Fertighäuser wurden bereits 1999 mit zusätzlicher Dämmung versehen. 2024 standen weitere energetische Verbesserungsmaßnahmen auf dem Programm.

Sanierungskonzept

Arbeiten innerhalb der privaten Wohnräume ließen sich im Rahmen der dringend erforderlichen Heizungserneuerung nicht umgehen. Bislang war die Heizlast der Gebäude pro Doppelhaushälfte ca. 8,2 kW, mit Gas gedeckt worden. Jede Wohneinheit, bestehend aus 2 Zimmern, Küche und Bad, hatte mit einem einzigen Gasheizautomaten bzw. Nachtspeicherofen auskommen müssen. Das Sanierungskonzept sah vor, den Löwenanteil der Heizlast auf Wärmepumpen zu verlagern. Eine Vorlauftemperatur von 40 bis 45 °C sollte künftig ausreichen. Damit war klar, dass das Wärmeverteilungssystem neu aufgestellt werden musste. Der Klassiker im Neubaubereich, die Fußbodenheizung, kam hier jedoch nicht infrage. Den hohen Verlegungsaufwand einschließlich tagelanger Räumung sämtlicher Zimmer wollte man der ansässigen Mieterschaft nicht zumuten. Die Lösung fiel sehr viel unkomplizierter aus: Tieftemperatur-Heizkörper sind in der Lage, auch bei niedrig temperiertem Vorlauf gleichmäßigen Wohnkomfort zu erzeugen. Ein bauen lassen sie sich vergleichsweise einfach, ohne Einrichtung oder Alltagsleben der Bewohner übermäßig zu strapazieren. In der Realität zeigt sich, dass sich die Geräte nicht nur optisch kaum von einem gewohnten Platten-Heizkörper unterscheiden. Die häufig befürchteten Begleiterscheinungen wie Staubentwicklung, Geräuschentwicklung oder Stromverbrauch fallen im Alltag nicht ins Gewicht.

Verbaute Heizkörpertechnik

Verbaut wurden insgesamt 90 Tieftemperatur-Heizkörper der Serie „eVENT“ von Atec. Das „Vent“ im Produktnamen steht für die integrierten Ventilatoren, welche bei Bedarf die abgestrahlte Wärme im Raum verteilen können. Ihr Betrieb lässt sich mithilfe des Thermostats und eines seitlichen Displays regeln. Zwei Fühler erfassen durchgehend die Raum- und die Vorlauftemperatur und veranlassen die Zuschaltung des Gebläses, sobald die Umgebung unter den eingestellten Sollwert abkühlt.

Den Großteil des Jahres genügt der einfache Konvektionsbetrieb, um die Wohnung warm zu halten; das Gebläse wird nur bei niedrigen Außentemperaturen benötigt. Doch selbst im Boost-Modus, der die Raumtemperatur in wenigen Minuten auf Sollwert bringt, verbraucht ein 800 mm breites Gerät mit 6 Ventilatoren lediglich 6 Watt pro Stunde. Das Betriebsgeräusch eines Ventilators entspricht in etwa der eines PC-Kühlgebläses und ist damit sehr dezent. Die Verbreitung von Staub fällt kaum stärker aus als die thermisch bedingte Verwirbelung, die man von herkömmlichen Radiatoren kennt. Um die Ventilatoren zu reinigen, löst man die Seitenverkleidung des Heizkörpers und entnimmt sie.

Die horizontale „eVENT“-Variante mit 8-Loch-Anschluss eignete sich im Doppelhaus-Projekt gut zur Aufhängung unter den Fenstern. Zum Einsatz kamen drei Ausführungen in den Maßen 600 x 800/1000/12000 mm. Rohre für Vor- und Rücklauf wurden entlang der Wände neu verlegt und mit diskreten Sockelleisten versehen. Die bestehenden Schornsteine (gemauert) bleiben bestehen und fungieren als Versorgungsschächte für elektrische Leitungen.

Weitere Maßnahmen

Im Gegenzug zu den überschaubaren Eingriffen profitieren die Bewohner jetzt von der Option, ihre Zimmer und Küchenräume ganz nach Bedarf zu temperieren. Auch die Badezimmer wurden teilweise erneuert und auf Mieterwunsch mit elektrischen Heizgeräten ausgestattet. Das Trinkwarmwasser wird zum Teil per Durchlauferhitzer erzeugt, zum Teil durch eine dafür vorgesehene Wärmepumpe. Fünf weitere Luft-Wasser-Wärmepumpen mit je 15 kW Leistung beliefern die Heizkreise der fünf Gebäude. Die Außeneinheiten wurden in Höfen und auf den rückseitigen Außenflächen untergebracht.

Aus Mietersicht diskret ging die Einrichtung einer netzgekoppelten Photovoltaikanlage vonstatten: 53 Module pro Doppelhaus mit 22,53 kWp liefern einen prognostizierten jährlichen Ertrag von rund 20000 kWh. „Durch die Installation von Luft-Wasser-Wärmepumpen und Photovoltaikanlagen erreichen wir einen Anteil erneuerbarer Energien, der die geforderten 65 % nach GEG deutlich übertrifft – auch ohne individuellen Sanierungsfahrplan“, resümiert Bauleiter Burak Baser, „Für das Projekt wurde das KfW-Programm 459 in Anspruch genommen. Bei vollständiger Ausschöpfung der Investitionsgrenze von 600000 Euro erwarten wir eine Fördersumme von bis zu 180000 Euro. Auf diese Weise können wir Klimaschutz, Wohnlichkeit und Budgets unter einen Hut bringen.“

www.atec-abgas.de

 


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