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Konzentriert ausbilden

 

Das System der dualen Berufsausbildung gibt es bereits seit einigen Jahrzehnten und es hat sich im Grundsatz bewährt. Seit ein paar Jahren zeigt sich aber, dass etwas im System nicht mehr stimmt. Zu erkennen ist dies bereits an den Ausbildungszahlen: 79 000 Jugendliche waren 2018 ohne Ausbildungsvertrag, obwohl 58 000 Ausbildungsplätze unbesetzt blieben. Die Zahl der freien Stellen hat sich dabei seit 2009 nahezu verdreifacht. Gründe dafür gibt es gleich mehrere, sei es fehlende Eignungen der Ausbildungsanwärter, Ungleichgewichte zwischen regionalem Angebot und Nachfrage oder mangelndes Interesse für bestimmte Berufe, besonders in Bereichen wie Pflege, Lebensmittel und Gastronomie, aber auch im Handwerk.
Im Argen liegen zum Teil auch die Ausbildungen selbst. Insbesondere vonseiten der Azubis gibt es viel negative Kritik, wie eine branchenübergreifende Studie jetzt ermittelt hat1). Probleme tauchen demnach u. a. bei der Ausbildungsqualität auf, sowohl betrieblich als auch schulisch. So sei in vielen Berufen z. B. die digitale Vorbereitung des Nachwuchses auf die Anforderungen der zukünftigen Arbeitswelt nur ungenügend. Zudem würden oft gesetzliche Reglungen nicht eingehalten, sodass regelmäßig Überstunden nicht nur zum Pflichtprogramm volljähriger, sondern auch minderjähriger Azubis gehören. Hinzu kämen häufig „ausbildungsfremde“ Tätigkeiten, die vom Nachwuchs im Ausbildungsalltag ausgeführt werden müssten. Alles unglückliche Aspekte, die letztlich zu großem Unmut bei den Auszubildenden führen. In der Konsequenz wurde festgestellt, dass mittlerweile weniger als 70 % der Azubis mit ihrer Ausbildung zufrieden sind, wie unser Beitrag zum Thema „Mängel in Ausbildungsqualität und Unzufriedenheit bei Azubis nehmen zu“ zeigt.
Um die betrieblichen Ausbildungsbedingungen zu verbessern und die Attraktivität sowie Zukunftsfähigkeit der dualen Berufsausbildung aufrechtzuerhalten, müssen wohl mehrere Stellschrauben gedreht werden. Eine große Attraktivitätssteigerung für einen Beruf könnte dabei eine Ausbildungszeitverkürzung bewirken. Denn statt dreieinhalb Jahre mit zum Teil „ausbildungsfremden“ Tätigkeiten, weckt eine auf zwei Jahre konzentrierte Ausbildung eher das Interesse der Jugendlichen, meint

Markus Münzfeld
Redakteur IKZ-Medien
m.muenzfeld@strobelmediagroup.de

1) Studie „Ausbildungsreport 2019“.

 


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