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Der Fokus auf die Heizung greift zu kurz

Bild: IKZ

 

Wetterextreme nehmen weltweit rasant zu, die Medien berichten täglich darüber. Dürre und extreme Hitze auf der einen Seite, Starkregen und Stürme auf der anderen. Die Folgen sind mitunter katastrophal für Mensch und Natur. Die vom Kabinett Mitte März dieses Jahres verabschiedete „Nationale Wasserstrategie“ und der unlängst vorgestellte Hitzeschutzplan von Bundesgesundheitsminister Lauterbach sind durchaus als Reaktion auf einen weiter fortschreitenden Klimawandel zu verstehen.

Es muss sich Vieles verändern, das ist einhellige Meinung. Einige Beispiele: Die Stadt von morgen soll Wasser speichern wie ein Schwamm und in trockenen Zeiten wieder abgeben können. Doch das ist Zukunftsmusik. Anpassungen im Gebäudesektor zum Schutz vor Hitze und Unwettern sind jetzt und heute dringend erforderlich. Da gehört zum einen der Schutz vor Rückstau bei Starkregenereignissen dazu, der insbesondere im Baubestand häufig unzureichend ist. Das Sanierungspotenzial allein in diesem Bereich dürfte gewaltig sein. Aber auch der Umgang mit der Ressource Trinkwasser. Das Lebensmittel Nr. 1 wird heute schon mancherorts knapp. Von wegen wasserreiches Deutschland! Sparsame Armaturen und Duschköpfe sind sinnvoll, aber nur begrenzt wirksam. Die breite Nutzung von Regenwasser fürs WC oder zum Wäsche waschen könnte dagegen den Verbrauch signifikant reduzieren und die Kanalisation bei Starkregenereignissen zumindest teilweise entlasten.

Vor dem Hintergrund länger andauernder sommerlicher Temperaturen stellt sich aber auch die Frage, wie sich die Einhaltung einer hygienisch akzeptablen Temperatur von Trinkwasser kalt in Gebäuden realisieren lässt. Wird Trinkwasser in hygienisch sensiblen Bereichen künftig gekühlt werden (müssen), weil es schon zu warm ins Gebäude gelangt? Und sind Spülstationen und spülende Armaturen als ein Instrument zur Einhaltung eines bestimmungsgemäßen Betriebs (aber auch zur Temperaturreduzierung) angesichts knapper werdender Wasserressourcen künftig überhaupt noch vertretbar? Wie werden Installationen der Technischen Gebäudeausrüstung zukünftig geplant werden? Viele Fragen, auf die es Antworten zu finden gilt.

Ungeachtet dessen dreht sich in der öffentlichen Wahrnehmung zumindest hierzulande weiterhin alles um die Heizung. Ganz Deutschland, so hat es den Anschein, wartet auf das Heizungsgesetz. Und ja, das kontrovers diskutierte Vorhaben ist wichtig, um die klimapolitischen Ziele zu erreichen. Doch auf die SHK-Branche warten in Zeiten des Klimawandels längst viele weitere Aufgaben. Der Fokus auf die Heizung greift zu kurz.

Markus Sironi
Chefredakteur und Handwerksmeister
m.sironi@strobelmediagroup.de

 


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