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Steinbildung in der Trinkwasser-Installation vermeiden [Seite 1 von 2]

Maßnahmen zur Enthärtung von Trinkwasser, um Schäden an der Anlage vorzubeugen

Ausführliche Informationen zum Thema finden sich in der DVGW-Information „Wasser Nr. 112 - Vermeidung von Schäden durch Korrosion oder Steinbildung in der Trinkwasser-Installation“. Es beschreibt, wann und warum schädliche Steinbildung innerhalb von Trinkwasser-Installationen auftritt und wann es sinnvoll ist, eine Wasserbehandlung zu installieren. (DVGW)

Bild 1: Darstellung natürlicher Wasserinhaltsstoffe untergliedert in Anionen und Kationen. (Grünbeck)

Bild 2: Schematisch dargestellte Wirkungsweise härtestabilisierender Mineralstofflösungen auf Polyphosphatbasis: Die Adsorption der Polyphosphatmoleküle vermindert das Wachstum der Calciumcarbonatkristalle. (Grünbeck)

Bild 3: Mit Natriumionen beladenes Kationenaustauscherharz. (Grünbeck)

 

Wasser stellt in der Natur ein hervorragendes Lösungs- und Transportmittel dar. Versickert Regenwasser im Boden und trifft auf kalkhaltiges Gestein, gelangen härtebildende Stoffe wie Calcium und Magnesium in das Trinkwasser. In der Trinkwasser-Installation von Gebäuden bildet sich daraus Kalk bzw. Kalkstein – mal mehr, mal weniger. Um daraus folgende Schäden zu vermeiden, müssen Anlagenplanung und Anlagenausführung wichtige Fragen berücksichtigen. Dazu gehören neben der Planung und Ausführung der Trinkwasser-Installation die Betrachtung der örtlich vorliegenden Trinkwasserbeschaffenheit sowie die Berücksichtigung der zu erwartenden Betriebsbedingungen und Temperaturveränderungen.

Wasser nimmt im natürlichen Kreislauf verschiedenste Inhaltsstoffe auf. Durch das Lösen von Calciumcarbonat (CaCO3, auch Kalk genannt) bzw. Dolomit (Mischcarbonat aus Calcium und Magnesium) kommt es zur Anreicherung von im Wasser gelösten Hydrogencarbonaten (HCO3 –) (Bild 1). Die natürlichen Wasserinhaltsstoffe Calcium (Ca), Hydrogencarbonat (HCO3 –) und Kohlenstoffdioxid (CO2) liegen dabei in einem sensiblen Lösungsgleichgewicht vor, auch Kalk-Kohlensäure-Gleichgewicht genannt. Dieses ist stark temperaturabhängig und beschreibt die Neigung eines Wassers zur Kalkabscheidung und damit zur Steinbildung.

Beeinträchtigung der Wärmeübertragung

Mit steigender Temperatur, z. B. durch das Erwärmen von Trinkwasser, nimmt die Bildung kristalliner Ablagerungen aufgrund der im Wasser gelösten Calcium- und Hydrogencarbonat-Ionen signifikant zu. In Folge dieser Steinbildung können innerhalb der Trinkwasser-Installation unterschiedliche Funktionsstörungen und Schäden entstehen, da sich die kristallinen, wasserunlöslichen Beläge, z. B. auf Wärmeübertragungsflächen oder in Armaturen, absetzen.

Mit zunehmender Steinbildung kommt es in Trinkwassererwärmungsanlagen nachweislich zur Behinderung der Wärmeübertragung. Dies kann insbesondere an den Wärmeüberträgerflächen zu unerwünschten Temperaturerhöhungen führen, mit unterschiedlichen Folgen, die von der Bauart der Trinkwassererwärmer (Funktionsart und Beheizung) abhängen. So kann etwa die Wärmeleistung abnehmen oder gar die gewünschte Austrittstemperatur und/oder der Auslegungsvolumenstrom unterschritten werden.

In Versorgungsgebieten mit sehr hartem Trinkwasser ist ein regelrechtes Zusetzen von Leitungen und Rohren durch Steinbildung möglich. In der Folge führt das zu einer Erhöhung des Strömungswiderstandes und zu Druckverlust im System, verbunden mit einer Verschlechterung des hydraulischen Abgleichs. Ebenso erhöht sich die Verlustleistung der Zirkulationspumpe aufgrund von ablagerungsbedingt rauen Innenwänden der Rohrleitungen. Auch der Energieverbrauch steigt deutlich. Bereits bei einer Kalkschicht von 1 mm auf Wärmeübertragungsflächen wird 10 % mehr Energie benötigt. Aus energetischen Gesichtspunkten ist ein verlustarmer Wärmeübergang daher unbedingt anzuraten.

Neben Maßnahmen wie fachgerechte Anlagenplanung und Installation sowie bestimmungsgemäßem Betrieb und Instandhaltung der Trinkwasser-Installation nach DIN EN 806, DIN 1988 und DIN EN 1717 wird auch der örtlichen Trinkwasserbeschaffenheit und den langjährigen Betriebserfahrungen mit eben jener Trinkwasserzusammensetzung ein hoher Stellenwert eingeräumt. Ist eine kritische Steinbildung zu erwarten, raten Experten explizit zu einer dezentralen Behandlung des Trinkwassers, um Bauteile, Apparate und Geräte vor einem Funktionsverlust zu schützen.

Denn Steinbildung kann sich negativ auf die Nutzungsdauer der Trinkwasser-Installation und der angeschlossenen Haushaltsgeräte auswirken. Daher wird eine Wasserbehandlung nicht nur für das Warmwasser, sondern auch das Kaltwasser empfohlen. Werden entsprechende Maßnahmen an zentraler Stelle der Trinkwasser-Installation realisiert, liegt der entscheidende Vorteil in der gleichzeitig durchgeführten Behandlung sowohl für kaltes als auch erwärmtes Trinkwasser. Wie beschrieben, neigt Warmwasser zwar stärker zur Steinbildung als Kaltwasser, bei technischen Anwendungen wird in der Regel das Kaltwasser jedoch erst im Gerät erwärmt, z. B. Wasch- und Spülmaschine, Wasserkocher, Dampfgarer, und erfordert deshalb ebenfalls Schutz vor Steinbildung. Weiterhin werden die in Waschmitteln enthaltenen waschaktiven Substanzen (Tenside) durch die Härtebildner Calcium und Magnesium gebunden. Deshalb wird während des Waschvorgangs umso mehr Waschmittel benötigt, je mehr Calcium- und Magnesiumionen im Wasser vorhanden sind. Dies führt zu einer unnötigen Überdosierung an Wasch- und Reinigungsmitteln mit negativer Auswirkung auf die Umwelt. Neben gängigen Planungsprämissen sollten Wasserbehandlungsmaßnahmen zur Verminderung von schädlichen Ablagerungen auch in Betracht gezogen werden, wenn diese durch spezielle Herstellervorgaben, z. B. Sanitärarmaturen, Haushaltsgeräte etc., oder vom Verbraucher oder Betreiber der Trinkwasser-Installation als erforderlich erachtet werden.

 

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