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Kessel und Handy sprechen jetzt miteinander

Die Vernetzung von einzelnen Komponenten in der Heizungstechnik steigert die Energieeffizienz und verbessert den Service gegenüber dem Anlagenbetreiber

Die „Cerapur 9000i“ von Junkers: Das „i“ im Namen steht für die Internetfähigkeit. Der Hausbesitzer kann das Brennwertgerät mit der App „Junkershome“ per Smartphone oder Tablet bedienen. Bild: Junkers

Farbiges Touch-Display, Energie-Cockpit und integrierte Internet-Schnittstelle von Viessmann: Bequeme Fernbedienung und umfassende Informationen zum Energieverbrauch bietet die „Vitotrol Plus“-App in Verbindung mit den Gasbrenngeräten der Reihe „Vitodens 300“. Bild: Viessmann

Einbindung in die Smart-Home-Lösung von Remeha: Per App lässt sich so z. B. einstellen, zu welcher Uhrzeit in welchem Raum welche Temperatur erwünscht ist. Bild: iExergy

Multifunktionsregler „multimatic 700“, Internet-Kommunikationsmodul „VR 900“ und Mehrkreis-Modul „VR 70“: Vaillant bietet ein Komplettsystem in der Kommunikation, Regelung und App-Steuerung von Heiz-, Lüftungs- und Kühlanlagen. Bild: Vaillant

Das Gas-Brennwert-Hybridsystem ­„Logamax plus GBH192iT PNR400“ (­Buderus) ist ohne zusätzliche Komponente internetfähig. Bild: Buderus

 

Das „Internet der Dinge“ ist in aller Munde und verändert unsere Welt. Immer mehr Geräte kommunizieren miteinander, ohne manuelle Eingriffe. Dieser Trend betrifft auch das SHK-Handwerk. Ein SHK-Bereich, in dem die Digitalisierung deutlich zu erkennen und vorangeschritten ist, sind die Wärmeerzeuger.

Die Vorteile von Smart-Home- und Automationslösungen sind für den Endnutzer zweifelsfrei gegeben. Doch das Smart-Home-System hat sich bisher in Deutschland nicht durchsetzen können. Doch dieser Bereich wird sich entwickeln, so sehen es viele Experten. Mitdenkende technische Systeme haben enorme, noch nicht ausgeschöpfte Möglichkeiten in vielen Anwendungsbereichen. Auch wenn technisch noch nicht alles optimal ist, z.B. was Kommunikationsfähigkeit von Systemen unterschiedlicher Hersteller betrifft, so wird der Trend sich fortsetzen.

Heizung liefert viele Daten
Ob Heizkessel, Wärmepumpe, Solaranlage oder Mikro-Blockheizkraftwerk: Die neue Generation von Wärmeerzeugern ist internetfähig. Eine Vielzahl von Herstellern haben Produkte im Programm, welche die IP-Schnittstelle bereits mitbringen. So kann der Endkunde meist mit einer kostenlosen App alle Geräte per Smartphone und PC von zu hause und von unterwegs bedienen. Die Steuerung kann individuell entsprechend den Anforderungen konfiguriert werden. Darüber hinaus hat der Anlagenbetreiber den Betriebsmodus sowie die Energieverbräuche von Heizung und Trinkwassererwärmung stets im Blick. Ist eine Solaranlage integriert, wird auch der solare Ertrag erfasst und angezeigt.

Sparsam und komfortabel zugleich
Dank der Internetschnittstelle sind die Wärmeerzeuger auch über das zu erwartende Wetter informiert. Ist es beispielsweise morgens kalt, liefern Heizkessel oder Wärmpumpe – noch bevor die Hausbewohner aufstehen – Wärme und haben den Warmwasserspeicher gut gefüllt. Steigt die Temperatur im Laufe des Tages an, reduziert das System den Betrieb der Heizung selbstständig. Ist beispielsweise eine thermische Solaranlage installiert, bezieht das System je nach vorhergesagter Sonneneinstrahlung die Solaranlage mit ein und reduziert automatisch den Energieverbrauch des Wärmeerzeugers (Gas, Öl, Strom).
Individuell anpassbare bzw. vordefinierte Profile machen den Einstieg in die smarte Regelung für den Nutzer einfach. Vordefinierte Profile können beispielsweise „Zuhause“, „Nacht“, „Abwesend“ oder „Urlaub“ sein. Ein Beispiel für individuell anpassbare Tagesprogramme: Sind alle Bewohner tagsüber aus dem Haus, muss die Heizung natürlich nicht die volle Leis­tung aufbringen. Am Abend jedoch, wenn alle zurück sind, soll wieder Wohlfühltemperatur herrschen. Auch was für die einzelnen Bewohner jeweils die Wohlfühltemperatur ist, lässt sich individuell definieren. Sind alle zu Hause, wird automatisch die höchste Wohlfühltemperatur gewählt. Ändert sich die Tagesroutine kurzfristig, genügt ein Fingertipp auf dem Touchpad an der Heizungsanlage oder auf der Smartphone-App.

Meldungen aus der Ferne
Eine Internetvernetzung fungiert aber auch als Sprachrohr zwischen Endkunden, Installateuren und dem Werkskundendienst des Kesselherstellers. Die Heizungsanlage meldet dem Hausbesitzer und/oder dem SHK-Betrieb, wenn eine Wartung fällig ist. Wartungen können so besser geplant werden. Optimierungen erfolgen sogar auch oft direkt vom Computer oder über das Smartphone aus. Besteht Servicebedarf, weil die Anlage nicht korrekt funktioniert, kann dies also nicht nur frühzeitig angezeigt, sondern möglicherweise auch per Ferneinstellung rasch erledigt werden.
Heizungsfachfirmen können also durch den Fernzugriff auf Heizsysteme ihre Servicedienstleistungen und die Kundenbindung erhöhen. Nach Einwilligung des Endkunden haben sie die Möglichkeit, dessen Anlage aus der Ferne im Blick zu behalten, Änderungen bei den Einstellungen vorzunehmen und Service­meldungen abzufragen. Via Internet lässt sich eine große Anlagenanzahl kontrollieren. Die Apps der Herstellerfirmen ermöglichen die Bedienung und Fernüberwachung zahlreicher Heizungsanlagen in mehreren Gebäuden. Tritt ein Fehler auf, der nicht per Fernwartung zu erledigen ist, weiß der Fachhandwerker dennoch schon vorab anhand der angezeigten Daten, welches Ersatzteil er voraussichtlich braucht und kann es sofort mitnehmen.
Gerade für Mittel- und Großanlagen in Mehrfamilienhäusern oder öffentlichen und gewerblichen Gebäuden verspricht die Vernetzung von Wärmeerzeugern eine höhere Betriebssicherheit. Sie ist dort besonders wichtig, weil die Auswirkungen häufig gravierend sind. Ein nicht oder nicht optimal funktionierendes Heizungssystem kann schnell hohe Kosten verursachen. Dieses Risiko lässt sich mittels Fernüberwachung rund um die Uhr inklusive Aufzeichnung von Anlagendaten sowie der Betriebs- und Störungsmeldungen minimieren.
Gerade bei der Gebäudeautomation sind viele Maßnahmen möglich: Betriebs- oder Störungsmeldungen können z.B. an beliebige Ziele, z.B. als E-Mail, weitergeleitet werden. Frei schaltbare Ein- und Ausgänge sowie frei anschließbare Fühler und Zähler ermöglichen es, weitere Geräte für die gesamte Heiztechnik via Internet zu kontrollieren und zu steuern. Hierzu zählen die Wassermangelsicherung, Pumpen, Füllstand des Öltanks, Druckwächter, Neutralisierungseinrichtung von Brennwertkesseln u.a.m.
Praktisch sind integrierte Datenspeicher. Sie erfassen alle Informationen der Anlage, etwa Raum-, Vorlauf- und Warmwassertemperatur oder den Status von Brenner, Heizkreispumpen und Mischern. Mit einer entsprechenden Software lassen sich diese Daten auch grafisch darstellen. Die Systemspezialisten aus der Industrie ermöglichen so einen hohen Nutzerkomfort für den Endverwender, begleitet von einem besonderen Service des Fachhandwerkers.

Nachrüsten ist möglich
In vielen Gebäuden gibt es eine Zentralheizung, die nicht direkt mit einem Regler im Wohnraum kommuniziert. Für diesen Fall haben namhafte Heizungshersteller eine Lösung per Upgrade-Kit entwickelt, z.B. „MB100-LAN“ (Junkers), „­Logamatic web KM 200“ (Buderus), „­Internet Service Gateway“ (Stiebel Eltron) oder die „­Vitotronic/Vitrol-App“ (Viessmann). Zu beachten ist jedoch, dass nicht alle Heizkessel smart aufgerüstet werden können. Es empfiehlt sich, beim Hersteller anzufragen oder auf der Website des Herstellers zu überprüfen, inwieweit ein Upgrade möglich ist. Viele Heizkessel, die sich aufrüsten lassen, können auch nachträglich in ein Smart-Home-System integriert werden.

Autorin: Angela Kanders, freie Journalistin

 


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