Werbung

„Wir sehen uns als Energieversorger der Zukunft“

Interview mit Sascha Koppe, Führungspersonal bei Sonnen, zum Thema Elektromobilität

Baut die Zukunft der Energieversorgung auf Photovoltaik? In der Unternehmensphilosophie von Sonnen bildet diese zusammen mit Stromspeichern die Basis, um darauf weitere Versorgungskonzepte sowie Vernetzungen aufzubauen. (Shutterstock)

Sonnen bietet nun auch Elektroautos an und hat Sonnen-Drive erfunden: Kunden können E-Autos abonnieren und nach vorbestimmter Zeit einfach wieder abgeben. „Die Resonanz hat uns selbst etwas überrascht. Wir haben seit dem Launch eine hohe Anzahl Voranmeldungen bekommen“, berichtet Sascha Koppe. (Sonnen)

Die Stromversorgung der E-Autos erfolgt über verschiedene Kanäle. Einer davon ist die Sonnen-Community. (Sonnen)

Sonnen fasst Batterien zu einem virtuellen Kraftwerk zusammen, das am Regelenergiemarkt Dienstleistungen erbringt, um volatile Angebots- und Nachfragesituationen auszugleichen – und um damit wie andere auch Geld zu verdienen. „Mit diesem vernetzten, virtuellen Speicher können wir Schwankungen im Stromnetz ausgleichen, was bisher nur größeren Anlagen vorbehalten war“, sagt Sascha Koppe. (Sonnen)

Produktion von Solarstromspeichern bei Sonnen. „Ab 2021 fallen die ersten PV-Anlagen aus der EEG-Vergütung. Für die Besitzer heißt das, dass sie einen neuen Abnehmer für ihren sauberen Strom finden müssen. Zum Beispiel Stromgemeinschaften oder aber mit dem Solarstrom und einem Speicher auf die Eigenversorgung umsteigen“, sagt Sascha Koppe. (Sonnen)

Sonnen ist inzwischen weltweit unterwegs, wie hier z. B. in den USA. „Das Sonnen-Drive-Konzept auch in andere Länder zu übertragen ist grundsätzlich vorstellbar, aber heute noch nicht geplant“, sagt Koppe. (Sonnen)

 

Sonnen ist wieder einmal mit einem neuen Coup am Markt vorgeprescht: Man bietet nun auch Elektroautos zur Miete an. Im Interview mit Sascha Koppe stellen wir das Konzept vor und hinterleuchten es. Außerdem, welche Rolle die E-Autos in der weiteren Unternehmensentwicklung von Sonnen spielen.

 

&nb

ZUR PERSON:

Sascha Koppe ist bei Sonnen verantwortlich für die DACH-Region und seit 2015 im Unternehmen. Er hat in Führungspositionen in der Vergangenheit Strukturen bei Sonnen maßgeblich mit aufgebaut. Er ist außerdem für Sonnen auch in Australien tätig und hat dort den Markteintritt der Sonnen-Batterie und der Sonnen-Flat begleitet.

Bild: Sonnen

 

 

IKZ-ENERGY: Man kann bei Sonnen jetzt auch Elektroautos abonnieren. Was genau meint das und wie funktioniert es und unter welchen Voraussetzungen kann ich sowas bekommen?

Sascha Koppe: Richtig, wir haben Ende letzten Jahres „Sonnen-Drive“ vorgestellt. Das Angebot steht exklusiv für Mitglieder der Sonnen-Community zur Verfügung. Mitglied kann jeder Besitzer einer Sonnen-Batterie sein oder ein Kunde mit einem Stromvertrag von Sonnen. Zu Beginn werden rund acht bis zehn verschiedene Elektroautos zur Auswahl stehen. Das Angebot wird in Zukunft noch weiter ausgebaut. Das Besondere dabei ist, dass wir eine sehr kurze Laufzeit schon ab sechs Monaten anbieten. Das ist ein idealer Zeitraum, um ohne langfristige Verpflichtungen auszuprobieren, wie die Elektromobilität in den eigenen Alltag passt. Der Kunde muss sich dabei nur um den Strom für das Fahrzeug kümmern und der kommt bei den Sonnen-Batterie-Besitzern überwiegend vom eigenen Dach.

IKZ-ENERGY: Das neue Angebot läuft seit November 2019. Kann man bereits ein erstes Resümee ziehen – kommt das Angebot an?

Sascha Koppe: Die Resonanz hat uns selbst etwas überrascht. Wir haben seit dem Launch eine hohe Anzahl Voranmeldungen bekommen. Die ersten Fahrzeuge werden jetzt im ersten Quartal 2020 an die Kunden übergeben.

IKZ-ENERGY: Mit welchen Herstellern arbeiten Sie zusammen, bzw. unter Elektroautos welcher Marken können Abonnenten wählen?

Sascha Koppe: Wir möchten den Kunden eine möglichst breite Palette anbieten, werden aber sicher nicht alle Modelle von Anfang an anbieten können. Aber die meisten Kunden werden etwas finden, ob sie nun einen Kleinwagen wollen, ein größeres Auto oder etwas Sportliches. Wir haben aber sicher die in Deutschland beliebtesten Fahrzeuge dabei, wie etwa den Renault Zoe oder den BMW i3.

IKZ-ENERGY: Sonnen wirbt damit, dass die monatliche Miete für das Auto auf vergleichbarer Höhe mit bspw. der eines konventionellen Leasing-Vertrags ist. Würden Sie das an einem Beispiel mal illustrieren und uns auch sagen, was das Abo beinhaltet und was nicht?

Sascha Koppe: Als Einstiegsmodell haben wir zum Beispiel den Seat Mii für rund 250 Euro pro Monat im Angebot. Im Gegensatz zu einem klassischen Leasing-Vertrag sind die Kosten für Versicherung, Wartung, Service oder auch für Winterreifen bereits im Abo-Preis enthalten. Eine Anzahlung oder Abschlusszahlung gibt es nicht. Der Kunde gibt das Fahrzeug mit dem Ende der Laufzeit einfach zurück und kann sich auf Wunsch ein weiteres fabrikneues Fahrzeug bestellen. Wir denken, dass wir hier sehr klar und transparent sind, während im klassischen Leasing häufig noch viele Kosten dazukommen.

IKZ-ENERGY: Was passiert danach mit solchen sehr kurzfristig zurückgegebenen Autos?

Sascha Koppe: Die Fahrzeuge werden natürlich weiter genutzt und vermietet oder zum Beispiel auch als Jahres- oder Gebrauchtwagen verkauft. Das führt natürlich auch dazu, dass es mehr kostengünstigere Gebrauchtwagen gibt.

IKZ-ENERGY: Gibt es eine zeitliche Abo-Obergrenze und ist die Höhe der monatlichen Miete an die Laufzeit geknüpft, wie dann z. B.?

Sascha Koppe: Zum Start von Sonnen-Drive wird es vier ver-schiedene Laufzeiten mit 6, 12, 18 und 24 Monate geben. Welche Variante zur Verfügung steht, ist auch vom Fahrzeug abhängig. Die monatliche Abo-Rate variiert dabei je nach der Laufzeit.

IKZ-ENERGY: Woher bekommt oder wie kommt der E-Autofahrer dann in der Konzeption konkret zum Fahren an den Strom?

Sascha Koppe: Der Strom für das Elektroauto kommt aus der eigenen Produktion von der eigenen PV-Anlage oder aus dem Netz von der Sonnen-Community. Für unterwegs haben die Nutzer mit der Ladekarte von Sonnen zusätzlich den Zugriff auf ein Netzwerk von über 125 000 Ladestationen in ganz Europa.

IKZ-ENERGY: Kann man am Ende des Abos das Auto auch kaufen, zu welchen Konditionen?

Sascha Koppe: Nein, die Fahrzeuge werden nur im Abo für eine bestimmte Laufzeit angeboten.

IKZ-ENERGY: Das klingt alles nach Transformation eines Unternehmens, das ursprünglich als Anbieter von Solarstromspeichern begann. Wie versteht sich Sonnen heute bzw. perspektivisch eigentlich?

Sascha Koppe: Wir sehen uns als Energieversorger der Zukunft. Dazu gehören neue Produkte und Services, um den Menschen einen möglichst kompletten und einfachen Zugang zu sauberer Ener-gie zu ermöglichen. Mit Sonnen-Now und Sonnen-Drive erweitern wir unser Angebot und senken wichtige Hürden, die manche Menschen sicher noch davon abhalten, den Schritt zu einer sauberen Energieversorgung und Mobilität zu machen.

IKZ-ENERGY: Welche Rolle spielt in dem ganzen Konzept das Thema virtuelles Kraftwerk?

Sascha Koppe: Das virtuelle Kraftwerk besteht aus Tausenden Batterien von uns in ganz Deutschland, die bei Bedarf freie Speicherkapazität für den Regelleistungsmarkt zur Verfügung stellen können. Mit diesem vernetzten, virtuellen Speicher können wir Schwankungen im Stromnetz ausgleichen, was bisher nur größeren Anlagen vorbehalten war. Durch die Bereitstellung der Speicherleistung für die Netzbetreiber erwirtschaften wir als einziger Speicherhersteller zusätzliche Einnahmen am Energiemarkt. Die teilnehmenden Haushalte profitieren davon, je nach Batteriemodell, von einer Gewinnbeteiligung von bis zu 119 Euro im Jahr und einer individuellen Freistrommenge aus der Sonnen-Community. Dieser Strom kann sowohl im Haushalt, aber auch für das E-Auto genutzt werden. Sowohl der eigene PV-Strom als auch der Strom aus der Sonnen-Community sind dabei zu 100 % aus Erneuerbaren Energien.

IKZ-ENERGY: Welche Rolle werden/sollen die im Abo angebotenen Elektroautos in dieser konstruktiven Gesamtkonzeption spielen sowie in der grundsätzlichen Weiterentwicklung des Unternehmens?

Sascha Koppe: Wie gesagt, wir möchte dem Haushalt einen möglichst kompletten Umstieg auf Erneuerbare Energien ermöglichen. Dazu gehört auch die Elektromobilität. Wir haben ja 2018 mit dem Sonnen-Charger bereits ein intelligentes Ladegerät angeboten. Mit Sonnen-Drive setzen wir diesen Weg nun weiter fort.

IKZ-ENERGY: Mit wie vielen E-Auto-Abo-Abschlüssen rechnen Sie in Deutschland und ist eine Übertragung des Konzepts auch auf andere Länder geplant und in welchen dann?

Sascha Koppe: Genaue Zahlen können wir zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht nennen. Die Resonanz auf das Angebot ist aber sehr positiv und wir haben bis heute zahlreiche Voranmeldungen bekommen. Das Konzept auch in andere Länder zu übertragen ist grundsätzlich vorstellbar, aber heute noch nicht geplant.

IKZ-ENERGY: Schlussfrage. Der Energiemarkt ist im Umbruch wie selten zuvor. Das Konzept der staatlichen Förderung von Strom aus Erneuerbaren Energien wird auf Sicht auslaufen. Eigenstrom-Verwertungskonzepte gewinnen an Fahrt und EVUs nehmen solche Pakete vermehrt in ihre Angebotspalette auf. Wie wird die Stromversorgung in Zukunft aussehen – welche Perspektive und Position sieht Sonnen für sich?

Sascha Koppe: Wir glauben, dass die Stromversorgung der Zukunft dezentral ist. Ab 2021 fallen die ersten PV-Anlagen aus der EEG-Vergütung. Für die Besitzer heißt das, dass sie einen neuen Abnehmer für ihren sauberen Strom finden müssen. Zum Beispiel Stromgemeinschaften wie die Sonnen-Community oder aber mit dem Solarstrom und einem Speicher auf die Eigenversorgung umsteigen. Darüber hinaus sehen wir ja in den vergangenen Jahren und bis heute schon einen klaren Trend hin zur Selbstversorgung des Eigenheims mit Solarstrom. Neben dem grundsätzlichen Wunsch der Menschen nach einer Energiewende sind die Kosten für Solarstrom teilweise schon günstiger als z. B. Kohlestrom. Nicht zuletzt bieten wir mit Angeboten wie Sonnen-Now auch immer mehr Menschen die Möglichkeit, in die eigene Stromversorgung einzusteigen, da die hohen Einstiegsbarrieren wie die Investition wegfallen.

Neben den einzelnen Speichern der Privatkunden wird zudem auch der Bedarf an flexiblen Lösungen für das Stromnetz weiter zunehmen. Virtuelle Kraftwerke wie unser Speichernetzwerk helfen schon heute, das Stromnetz in Deutschland zu stabilisieren. Mit der Abschaltung von immer mehr Kohle- und Atomkraftwerken müssen neue Lösungen diese Lücke füllen und dem Stromnetz die benötigte Flexibilität zur Verfügung stellen.

Die Fragen stellte Dittmar Koop, Journalist für Erneuerbare Energien

 


Artikel teilen: