Wesco pflegt die Marke
Marketing. Der Erfolg mancher Strategie entzieht sich wohlfeiler theoretischer Planungen und offenbart sein Potenzial erst mit der Umsetzung. Die Aktivitäten rund um die Villa Wesco in Arnsberg zeigen, was Offenheit, Kreativität und Teamgedanke bewegen können. Markenpflege ganz lebendig – von der Geschäftsleitung bis zur Aushilfe im erlebnisorientierten Outlet.
„Sagen wir es einmal so“, setzt Rainer Büth an und sucht mit einem Lächeln auf dem Gesicht nach den stimmigen Worten. „Unser Verwaltungsgebäude hatte lange Jahre den Charme einer verstaubten Perle im Sauerland.“
Sprich: Das dreigeschossige Gebäude vis-à-vis des Bahnhofs im Arnsberger Stadtteil Hüsten kannte seine besten Jahre allenfalls aus dem unternehmenseigenen Fotoalbum. Einst wies es als Inhabervilla herrschaftlich den Weg zu den Produktionsanlagen des Metallverarbeiters Westermann, doch in den letzten Jahrzehnten hatte der Zahn der Zeit seine Spuren hinterlassen, an der Fassade genagt, das Dach in die Mangel genommen und die Farbe verblassen lassen. Was der Vertriebsleiter von Wesco mit diplomatischem Geschick zu beschreiben versuchte: Die Villa Wesco war arg renovierungsbedürftig.
WDR-Fernsehkoch Olfaf Baumeister (Foto links) weiht die Kochschüler in alltagspraktischer Manier in Tricks und Kniffe rund ums Kochen ein.
Doch statt punktuell zu Maurerkelle und Malerpinsel zu greifen, entstand in Teamarbeit die Idee einer Marken-Erlebniswelt. Die Verkaufsabteilung packte die Verwaltungssachen und zog in die modern sanierten Loft-Räume im dritten Stock des historischen Fertigungsgebäudes, und die von Grund auf stilvoll renovierte Villa erhielt ein neues Nutzungskonzept. Während im Erdgeschoss und Teilen des Obergeschosses nun das Wesco-Sortiment samt B- und Auslaufware in bester Outlet-Manier zum Verkauf steht, wird dort, wo einst die Buchhalter über Zahlenkolonnen brüteten, heute munter gekocht, gebraten und gespeist. Die Kochschule „La Cucina“ mit dem WDR-Fernsehkoch Olaf Baumeister als sympathischem „Zugpferd“ hat sich innerhalb weniger Monate einen derart guten Ruf in Arnsberg und Umgebung erarbeitet, dass die meisten Angebote flugs ausgebucht sind. „Seit der Eröffnung im Frühjahr haben bereits mehr als 700 Kochschüler an den Kursen teilgenommen“, so Rainer Büth.
Die Kochschule „La Cucina“ ist mit modernen Siemensgeräten und aluments-Möbeln ausgestattet.
Baumeister und sein Team vom Restaurant Seegarten in Sundern-Langscheid am Sorpesee geben Einblick in die ebenso hohe wie alltagspraktische Kunst des Kochens. Kurse für Anfänger und Fortgeschrittene stehen auf dem Programm, aber auch Kochabende unter der Überschrift „Gesunde Ernährung“. Fernsehteams des WDR nutzen die mit Siemens-Geräten und aluments-Möbeln eingerichtete Eventküche gleichfalls für ihre Aufnahmen. Zuletzt zum Thema „Backen mit Kindern“.
Rund 2,5 Mio. Euro hat Wesco in das Gesamtkonzept rund um die Villa investiert.
Hinzu kommen weitere publikumswirksame Aktionen wie eine englische Teestunde („High Tea“), wechselnde Ausstellungen – und aktuell ein Weihnachtsmarkt rund um die Villa. Ebenfalls im jahreszeitlich dominanten Schmuck der Lichterketten glänzt in diesen Wochen die wenige Meter von der Villa angesiedelte „alumentur“. Der einstige Lagerschuppen wurde aufwendig renoviert, wobei grundlegende Stilelemente des Industrie-Backsteingebäudes erhalten wurden. Heute lädt die „alumentur“ ausdrücklich zum Besuch ein. Das gilt für die Weihnachtsausstellung mit Verkauf. Natürlich. Aber ebenso für die „gläserne Produktion“. Denn in einem separaten Gebäudeteil dürfen sich Besucher ein persönliches Bild davon machen, wie Tische, Highboards und Sitzmöbel der aluments-Collection hergestellt werden. In der angrenzenden Ausstellung werden auf 500 qm Fläche die vielfältigen Gestaltungsmöglichkeiten der Serie gezeigt.
Blick in den weihnachtlich geschmückten Outlet-Verkauf.
Mehrere 100.000 Sichtkontakte
Insgesamt hat das Unternehmen rund 2,5 Mio. Euro in die Neugestaltung der Villa, des Bürolofts und des weitläufigen Firmengeländes investiert. Bei aktuell 35 Mio. Gesamtumsatz ein couragierter Schritt. Bereut habe ihn niemand, wie Marketingleiterin Petra Ohlmeyer betont. Denn das ausgedehnte Firmengelände des 1867 gegründeten Familienunternehmens liegt an der idyllisch dahin fließenden Ruhr. Eine touristische Nutzung dieses Standortes habe sich nahezu aufgedrängt. Immerhin radeln im Jahr mehrere 100.000 Menschen über den Ruhrradweg direkt an dem Gelände vorbei. Viele Pedalritter machen direkt Station, manche kehren später zurück. Nicht nur die Produktschau im Villen-Outlet reizt zum Zwischenstopp. Im Park wurde ein Pavillon errichtet, der das italienische Restaurant und Café „da VINCI“ beherbergt. Die Außengastronomie des Restaurants umfasst sogar einen extra angeschütteten Sandstrand direkt am Wasser der Ruhr. „Unser Ziel war und ist es“, sagt Egbert Neuhaus, geschäftsführender Gesellschafter, „die Marke Wesco für den Kunden erlebbar zu machen.“ Ein Besuch am Firmensitz des Traditionsunternehmens solle für die ganze Familie ein lohnendes Erlebnis sein. Was offensichtlich funktioniert: Inzwischen parken längst nicht mehr allein Autos mit dem heimischen HSK-Nummernschild auf dem Gelände. Das Konzept mit Park, Gastronomie, gläserner Produktion und Villa hat sich seit der Eröffnung im März 2011 einen überregionalen Ruf erworben. Als glänzende Perle im Sauerland.
www.villa-wesco.de
Kein Online-Handel
Die Verkaufsaktivitäten innerhalb des Gesamtkonzepts der Villa Wesco sind erlebnisorientiert ausgerichtet. Wenn es nach den Verantwortlichen geht, soll der Besucher im besten Fall mit einem Strahlen in den Augen von „seinem Besuch bei Wesco“ berichten. Das pflegt und poliert die Marke, wovon auch der stationäre Handel profitiere, wie Marketingleiterin Petra Ohlmeyer betont. „Unsere Händlerkunden sehen das Konzept positiv“, sagt sie und ergänzt mit Nachdruck: „Der Online-Verkauf unserer Produkte ist nicht geplant.“ Das soll allen Gedankenspielen den spekulativen Boden entziehen. Auch beim zunehmend wachsenden Kreis der Küchenspezialisten, die das Boutique-Sortiment von Wesco für sich entdecken. Dazu zählen u. a. als Flaggschiffe die voluminösen Pushboy-Standabfalleimer sowie eine breite Auswahl an farbigen Küchenaccessoires, hochwertigem Kochgeschirr von Circulon Infinite sowie Keramik-Backformen „Bake’n Hot“ mit Nami-Silikonbeschichtung.