Vorhang auf für eine enorme Bandbreite
Spülrandlose WCs haben sich eine Fan-Gemeinde aufgebaut – und sie wird größer
Die schlichte Toilette im Standardlook führte früher ein tristes Schattendasein. Doch diese Zeiten sind längst vorbei. Individualität hört heute nicht schon bei verschiedenen Designs auf. Man könnte sagen: Das WC steht sogar im Zentrum von Neuheiten und technologischen Raffinessen. Besondere Spültechniken, spezielle Beschichtungen für die möglichst schnelle und einfache Reinigung sowie antibakterielle Oberflächen und Duschfunktionen werden von Herstellern kontinuierlich erforscht und optimiert. Dabei ist spülrandlos längst nicht mehr die Zukunft sondern bereits Standard.
Möglichst komfortabel soll es der Verbraucher haben. Ausgetüftelte und innovative WC-Technologie will diesem Bedürfnis der Badnutzer möglichst gerecht werden. Die Ansprüche von Menschen steigen schließlich immer mehr. Spültechnik, Design, Nachhaltigkeit, Komfort und Hygiene sind dabei die entscheidenden Aspekte. Und um Verbraucher zu überzeugen und zufriedenzustellen, sind Hersteller ganz schön rührig. Diese haben ihre WCs in den vergangenen Jahren kontinuierlich weiterentwickelt. Dabei ist die spülrandlose Variante längst am Markt etabliert und kein Trend mehr. Sie überzeugt in Sachen Hygiene und Pflegeleichtigkeit und ihr Vorteil gegenüber herkömmlichen WCs ist offensichtlich: Wo kein Spülrand ist, können sich auch keine Bakterien ausbreiten und Verschmutzungen ablagern. Manch ein Sanitärkeramikhersteller bietet für viele seiner Badserien spülrandlose WCs in verschiedenen Ausführungen an – für jeden Anspruch und jedes Budget.
Eine Technik für sich
Weil der Rand am WC fehlt, werden an die Spülung besondere Anforderungen gestellt. Um ein gutes Spülergebnis zu erzielen, muss das Wasser mit ausreichend Druck möglichst gleichmäßig über die gesamte innere Keramikoberfläche geführt werden – und das ohne zu spritzen. Die Spültechniken herkömmlicher WCs können nicht weiter verwendet werden. Ein randloses WC erfordert somit auch ein spezielles Spülsystem.
Also verwundert es nicht, dass Hersteller in die Forschung investieren und viel Wert auf besondere Spültechniken und innovative Wasserführung legen. Manche Hersteller wie Keramag haben ihre Spültechnologie sogar patentieren lassen. Der Wasserstrom soll möglichst dynamisch und kraftvoll sein, damit die gesamte Innenfläche des Beckens bereits durchs Spülen gut gereinigt ist. Da wirbelt es zum Beispiel wie bei einem Tornado, Wasserkraft wird in eine Richtung gebündelt, sodass die Spülung außerordentlich gründlich wirkt. Oder ein Spülverteiler leitet das Wasser in drei Richtungen und spült das Becken rundum aus. Bei „Vitraflush 2.0“ von Vitra lässt sich die Stärke des Volumenstroms sogar individuell für ein optimales Ergebnis einstellen.
Die Wasserführung spielt außerdem beim Schutz vor Spritzwasser eine Rolle – wichtig für WCs ohne Spülrand. Hier haben namhafte Hersteller die Wasserführung so optimiert, dass kein Überspritzen erfolgt.
Die Hersteller haben auch erreicht, dass selbst bei kleinsten Wassermengen noch einwandfreie Spülergebnisse erzielt werden. Statt früheren 9 l pro Spülgang sind heute nur noch 4,5 l Wasser notwendig, z. B. bei den WCs von Duravit. Denn wenn WCs leichter sauber zu halten sind, kann eben auch auf große Wassermengen verzichtet werden. Viele Aspekte bedingen sich also gegenseitig und kommen dem Wunsch nach mehr Nachhaltigkeit und Umweltschutz auch im Bad nach. Dazu gehört natürlich ebenso die sparsamere Verwendung von Reinigungsmitteln durch spezielle Oberflächenbehandlungen.
Von hygienisch und rein bis antibakteriell
Extraglatte Glasuren sorgen dafür, dass Schmutz schlechter haften bleiben kann als bei herkömmlicher Keramik. Ein Beispiel von vielen ist die „Ce-Fi-Ontect“-Glasur von Toto. Sie kann mit einem Mikrofasertuch gereinigt werden, ohne die Beschichtung auf Dauer abzutragen. Allein durch die Spültechnik in Verbindung mit der besonders glatten Oberfläche kann das Bakterienwachstum um 95 % verringert werden, heißt es bei Toto.
Zusätzlich oder alternativ zu diesen besonders glatten Glasuren bietet die Industrie spezielle, antibakteriell wirkende Glasuren an. Keimtötende Wirkung haben zum Beispiel Metallionen, die während des Brennvorgangs in die Keramikglasur eingebrannt werden. Diese Herstellungsprozesse versprechen eine dauerhafte Wirkung und damit eine dynamische Reduktion von Krankheitserregern wie Escherichia Coli. Duravit gibt an, dass so bereits nach sechs Stunden 90 % der Bakterien abgetötet seien und nach zwölf Stunden eine 99,9 %ige Reduktion erreicht sei.
Produktneuigkeiten 2017
„Wir haben mit ‚Vero Air‘ in diesem Jahr eine Serie auf den Markt gebracht, die den ikonischen rechteckigen Charakter der bekannten ‚Vero‘-Waschtische erhält und dank neuer technischer Möglichkeiten mit höchster Präzision und Markanz überzeugt“, sagt René Müller, Vertriebsleiter von Duravit Deutschland. Technologisch betrachtet sei das WC das zentrale Element der Serie. „Die Rimless-Technologie mit optimierter Wasserführung ist so in die eckige Grundform eingebunden, dass Spülleistung, Ablaufleistung und das Thema Überspritzen trotz der komplexen Geometrie nochmals relevant verbessert wurden“, erläutert er. Aus Unternehmenssicht sei dies ein besonders gelungenes Beispiel für das Zusammenspiel von Geometrie, Strömungsoptimierung und Design.
Auch Keramag hat 2017 neue Rimfree-Modelle auf den Markt gebracht. Dazu zählen beispielsweise die randfreien Modelle der neuen Badserie „Acanto“. Bei dieser Serie sind alle WCs standardmäßig komplett ohne Spülrand gestaltet. Aktuell bietet der Hersteller 18 Rimfree-Modelle an. Für unterschiedliche Bausituationen und Anforderungen gibt es passende Badserien mit spülrandlosen WCs. Dazu zählen neben „Acanto“ die Badserien „Renova Nr.1“, „Renova Nr.1 Plan“, „4U“, „iCon“, „iCon xs“, „it“,
„Smyle“ sowie die Design-Badserien „citterio“ und „Xeno“.
Vitra Bad hat in 2017 seine Badkollektion „Sento“ vorgestellt. Dazu gehört auch das WC mit einer geschwungen Linienführung und optionaler spülrandloser Technik „Vitraflush 2.0“. Bereits 2015 hatte der Hersteller spülrandlose WCs mit „Vitraflush 2.0“ weiterentwickelt. Claudio Conigliello, Marketingmanager bei Vitra Bad, sagte schon damals: „Damit bringen wir eine nochmalige deutliche Optimierung der spülrandlosen Technik auf den Markt. Für noch bessere Spülergebnisse, optimale Hygiene und eine günstige Spülverteilung wurden Funktion und Formgebung angepasst“.
Autorin: Angela Kanders, freie Journalistin
Die vier wichtigsten Vorteile von spülrandlosen WCs aus Sicht des Endverbrauchers
1. Hygiene
Spülrandlose WCs sind oft dort im Einsatz, wo das Infektionsrisiko groß und Hygiene wichtig ist, etwa in Krankenhäusern und Altenheimen. Die Logik dahinter ist einfach: kein Rand bedeutet auch keine Ablagerungen und keine Keime. Das Becken lässt sich gut überblicken und die Chance, dass sich Bakterien vermehren, ist sehr gering. Selbst wenn die Spülung einmal etwas zurücklässt, können Rückstände sofort entdeckt und entfernt werden.
2. Pflege
Randlose Toiletten sind schnell, einfach und angenehm zu putzen. Weil nämlich das fehlt, was WC-Putzen unangenehm und aufwändig macht: der Rand. Das Becken ist an allen Stellen zugänglich und daher sehr pflegeleicht. Noch einfacher lassen sich WCs putzen, die zusätzlich mit einer Spezialglasur versehen sind – viele Hersteller bieten diese gegen Aufpreis an.
3. Kosten
Spülrandlose WCs mögen in der Anschaffung bei manchen Herstellern noch etwas teurer als WCs mit Spülrand sein. Doch der Aufpreis ist vergleichsweise gering. Angesichts der Zeit, des Wassers und der Reiniger, die das spülrandlose WC beim Putzen spart, dürfte ein Preisvorteil jedoch zu vernachlässigen sein.
4. Design
Waren die ersten spülrandlosen WCs vom Look eher schlicht, bringen große Badhersteller immer mehr WCs in schicken Designs auf den Markt. Angesagt sind vor allem die Randlostoiletten beliebter Badserien, zu denen sich Waschtisch, Wanne, Möbel und Co. perfekt kombinieren lassen.