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Vernetztes Eigenheim

Was ist für den SHK-Unternehmer wichtig zu wissen?

Andreas Schneider, Mitgründer und Geschäftsführer bei EnOcean.

„Smart-Home-Lösungen sind bereits heute und sicherlich auch zukünftig ein zusammenhängendes System, dass sich bei Bedarf nach und nach erweitern lässt.“

 

EnOcean, ein Entwickler batterieloser Funktechnologie, bietet ein breites Portfolio für die Nutzung in der Gebäudeautomation und im Smart Home an. Zwei Bereiche, mit denen sich auch ein SHK-Installateur verstärkt befassen muss, um sich zukünftig am Markt gut zu positionieren. Doch welches Potenzial steckt in der Technik? Was sollte man seinen Kunden empfehlen und was ist nur Spielerei? Die IKZ-HAUSTECHNIK sprach mit Andreas Schneider über diese und weitere Fragen.

IKZ-HAUSTECHNIK: Immer mehr Hersteller setzen auf die Vernetzung von Geräten. Sei es im Bereich der Heizungsanlage, des heimischen Dampfbads oder der Klimatisierung. Möglich ist vieles. Doch was ist für den Endkunden wirklich sinnvoll?
Andreas Schneider: Die Vernetzung ermöglicht die Synchronisierung von unterschiedlichen Geräten, beispielsweise, dass sich die Heizung ausschaltet, sobald das Fenster geöffnet ist oder dass sich das Licht ausschaltet, wenn eine Person den Raum verlässt. Das ermöglicht eine höhere Einsparung von Energie und sorgt zugleich für erheblich mehr Komfort. Ein anderes Beispiel ist die Synchronisation mit dem Tagesablauf, um Energie auf Basis der typischen Nutzung des Gebäudes einzusparen. Auch die Automatisierung regelmäßiger Abläufe, die das intelligente Gebäude unter Umständen selbst lernt, lässt sich mithilfe vernetzter Geräte realisieren. Um komfortables und sicheres Wohnen in den eigenen vier Wänden auch im Alter zu ermöglichen, liefern Bewegungssensoren in Matratzen, Sturz- und Präsenzmelder und flexibel positionierte Notruf- und Bedienknöpfe die dringend notwendigen Informationen für das Pflegepersonal. Das Smartphone stellt dabei ein optimales Interface zur Konfiguration dar. Grundlegend sollten die smarten „Helferlein“ allerdings im Hintergrund bleiben, denn auch der Bewohner soll bzw. möchte sein Haus noch selbst und manuell bedienen können.

IKZ-HAUSTECHNIK: Ist die breite Masse bereits reif für Smart Home?
Andreas Schneider: Das Smart Home hat bereits in verschiedenen Ausprägungen Einzug in den deutschen Markt gehalten. Bei einigen Fertighausherstellern, wie Weberhaus oder Schwabenhaus, ist eine Grundausstattung mit Smart-Home-Anwendungen bereits standardmäßig verfügbar. Hinsichtlich der Nachrüstung von Smart-Home-Lösungen ist die Umsetzung jedoch viel mehr als nur die Vermarktung von Zwischensteckern zum selbst einsetzen. Smart-Home-Lösungen sind bereits heute und sicherlich auch zukünftig ein zusammenhängendes System, dass sich bei Bedarf nach und nach erweitern lässt. Für eine ordnungsgemäße Installation bietet der Fachmann das notwendige Know-how. Einfache Lösungen, wie beispielsweise die Lichtsteuerung per Philips Hue Schalter oder die Steuerung von Audiosystemen, eignen sich insbesondere für den Einstieg ins Smart Home und können der Grundstein für den weiteren Ausbau und die Vernetzung im eigenen Zuhause sein.

IKZ-HAUSTECHNIK: Die Investitionssumme ist enorm, schaut man sich die Preise für die einzelnen Komponenten an. Ist ein überschaubarer Amortisationszeitraum überhaupt gegeben?
Andreas Schneider: Eine Heizungsautomation kann viel Energie sparen und den Komfort erheblich erhöhen. Die Amortisationszeiten für diese Art von Anschaffungen sind dabei in der Regel viel kürzer als für eine nachträgliche Isolierung und dabei gleichzeitig weitaus umweltfreundlicher. Grundsätzlich ist dies jedoch immer abhängig vom individuellen Gebäude. Nichtsdestotrotz sollte man bedenken, dass bei manchen Dingen auch der Spaßfaktor im Vordergrund steht – nicht jede Maßnahme kann also über reine Amortisationszeiten begründet werden, wie sich am Beispiel von hochpreisigen Küchen und Bädern zeigt.

IKZ-HAUSTECHNIK: Wo sehen Sie die Einsatzgebiete der Smart-Home-Technik? In der Sanierung oder eher im Neubau?
Andreas Schneider: Unsere energieautarken Smart-Home-Lösungen eignen sich sowohl für die Sanierung als auch für den Einsatz im Neubau. In der Sanierung können unsere Funkschalter und Sensoren ganz unkompliziert nachgerüstet werden, da sie weder kabel- noch batteriegebunden sind und sich beliebig platzieren lassen, ohne auf bestehende Wände oder Mobiliar Rücksicht nehmen zu müssen. Unsere Lösungen bieten eine einfache und flexible Installation und ermöglichen Nutzern, ihr Zuhause mit wenig Aufwand smart zu machen, Geräte miteinander zu vernetzen und diese, angepasst an die eigenen Bedürfnisse, individuell zu steuern. Auch im Neubau bieten unsere energieautarken Smart-Home-Lösungen Vorteile gegenüber kabel- und batteriegebundenen Lösungen. So muss bei der Planung keine Rücksicht auf das Verlegen von Kabeln genommen werden, und die Positionierung der Schalter und Sensoren kann selbst im Anschluss an die Planungsphase noch geändert werden.

IKZ-HAUSTECHNIK: EnOcean arbeitet mit zahlreichen Herstellern zusammen. Können Sie einen kleinen Einblick in das Gesamtportfolio liefern?
Andreas Schneider: Das EnOcean-Ökosystem bietet unter anderem Lösungen für die Licht- und Heizungssteuerung, Anwendungen zur Sicherheit sowie zur Fens­terüberwachung. Diese Lösungen basieren alle auf unseren Dolphin-Modulen und nutzen den Funkstandard im Sub-1-GHz-Bereich. Dank dieses „secret ingredients“ ermöglichen wir Produktherstellern die Entwicklung energieautarker Lösungen, ganz ohne Kabel und Batterien.

IKZ-HAUSTECHNIK: Worin genau liegen die Vorteile beim Einsatz von Funktechnologie? Gibt es dabei keine Störungen mit anderen Frequenzen?
Andreas Schneider: Wenn möglichst viele Sensoren und Schalter verfügbar sein sollen, eignen sich kabelgebundene Systeme kaum. Es wäre zu aufwendig und unflexibel, jeden Sensor mit einer eigenen Leitung zu bestücken. Funksysteme sind hier kabelgebundenen Lösungen überlegen. Rauchmelder, Sensoren für Anwesenheit, Temperatur, Luftqualität und Licht oder Schalter: Ohne Kabelzwang lassen sich diese Systeme genau dort anbringen, wo sie wirklich gebraucht werden. Zeitgleich behält man die Flexibilität, das System nachträglich um neue Produkte und zusätzliche Sensoren zu erweiterten, ohne dass Wände aufgebrochen werden müssen. Auch die Synchronisation von Gewerken, beispielsweise zwischen Elektroinstallateur und Maler, entfällt beim Einsatz von Funktechnologie. Funk ermöglicht zudem eine einfache Inbetriebnahme der Geräte und die Interoperabilität verschiedener Systeme. Da der Funk inzwischen so ausgereift und gut geregelt ist, treten in der Regel keine Störungen zwischen unterschiedlichen Systemen auf.

IKZ-HAUSTECHNIK: Das Thema Gesundheit ist für den Endkunden sicher auch wichtig. Wie steht es um die Funkwellenbelas­tung für den Körper?
Andreas Schneider: Funksysteme, vor allem batterielose, können Elektrosmog sogar reduzieren. Die durch den Funkschalter verursachte Leistungsflussdichte ist erheblich geringer als die, die durch konventionelle, kabelgebundene Schalter verursacht wird. Bei der Installation eines Funkschalters wird die Länge der Leitungen reduziert und somit die potenzielle Belastung durch niedrig-frequentierte Magnetfelder minimiert. Dies wird besonders dann relevant, wenn höhere Ströme von den Leitungen getragen werden, zum Beispiel zur Versorgung der Beleuchtung in offenen Büros, in denen sich permanente Arbeitsplätze häufig in unmittelbarer Nähe der Leitungen befinden.

IKZ-HAUSTECHNIK: Im Bereich Smart Home und Gebäudeautomation trifft man immer wieder auf die Frage nach der Sicherheit. Sind Probleme durch Hacker­angriffe nicht vorprogrammiert oder ist die Sorge unbegründet?
Andreas Schneider: Man sollte generell nicht sorglos mit der Thematik Sicherheit umgehen. Grundsätzlich gilt jedoch, dass ein automatisiertes Haus sicherer ist als eines, dass nicht automatisiert ist. Die kritische Schnittstelle ist jedoch nicht das Feldsystem vor Ort, sondern der externe Internetzugang. Wenn hier die üblichen Regeln eingehalten werden, können Systeme sehr sicher gestaltet und eingesetzt werden.

IKZ-HAUSTECHNIK: Was wird uns zukünftig noch alles erwarten?
Andreas Schneider: Die intelligente Vernetzung bietet noch viel Potenzial für zukünftige Anwendungen. Eine davon ist die sinnvolle Vernetzung von Systemen mit Dienstleistungen. Diese Anwendungen sind bereits heute in der Sicherheitstechnik üblich. So werden zum Beispiel Sicherheitsfirmen automatisch benachrichtigt, wenn die Alarmanlage anschlägt. Ebenso denkbar ist der bedarfsgerechte Verkauf von Wärme, Komfort oder temporärem Wohnen. Diese Dienste haben eines gemeinsam – sie werden nur in Verbindung mit vernetzten Systemen angeboten werden können.

IKZ-HAUSTECHNIK: Können Sie dem Fachhandwerker, der sich detaillierter mit dem Thema auseinandersetzen will, Weiterbildungsmaßnahmen oder Seminare empfehlen?
Andreas Schneider: Das Institut für Gebäudetechnologie (IGT) bietet beispielsweise verschiedene Weiterbildungsmöglichkeiten wie das Tagesseminar „Smart Home & Smart Office als Geschäftsmodell“ sowie den Lehrgang „Fachplanung Smart Home & Smart Office“ an. Diese umfassen beispielsweise die Analyse der Markt­entwicklung, die Erkennung von Geschäftspotenzialen sowie Tipps zur sachkundigen Planung von Projekten. Unter www.igt-institut.de/weiterbildung kann man sich darüber informieren. Weitere Schulungen zu EnOcean gibt es bei Produktherstellern wie Jäger Direkt, Eltako, Afriso, Oventrop und wibutler. 

 


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