Trinkwasser-Installationen: Stagnation bei < 25 °C nicht relevant
Der Projektname ist sperrig, das Ergebnis hochspannend. Die Rede ist vom DVGW-Forschungsprojekt „Schutz des Trinkwassers: Anforderungen an den bestimmungsgemäßen Betrieb kalt-gehender Trinkwasser-Installationen unter dem Gesichtspunkt der Vermehrung von Legionellen“. Nach rund drei Jahren Arbeit wurde der 56-seitige Abschlussbericht unlängst fertiggestellt. Die Ergebnisse und Schlussfolgerungen lassen aufhorchen. Demnach beginnt eine Vermehrung von Legionellen bei Temperaturen > 25 °C. Treten die Stäbchenbakterien in Trinkwassersystemen mit kälteren Wassertemperaturen auf, sei von zeitweise höheren Systemtemperaturen oder punktuellen Wärmebrücken auszugehen. Die Vermehrung von Legionellen im Trinkwassersystem finde ausschließlich in Amöben statt.
Ebenfalls interessant: Bei Temperaturen von < 25 °C, so heißt es, „ist die Stagnationsdauer nicht relevant“ – eine Vermehrung von Legionellen finde nicht statt. Kurzfristige Temperaturerhöhungen von mehr als 20 Tagen auf bis zu 30 °C, wie sie im Sommer in Gebäuden ohne Kühlung unvermeidbar sind, seien in aller Regel tolerabel. Ab 30 °C seien Spülungen notwendig, um eine übermäßige Vermehrung von Legionellen durch „Verdünnung“ zu verhindern.
Durch die Einhaltung der sogenannten 30-Sekunden-Regel nach Öffnen einer Entnahmestelle werde eine Vermehrung von Legionellen sicher vermieden. Dies bedeute jedoch nicht, dass zeitweise Überschreitungen der Temperatur zwangsläufig zu einer relevanten Belastung mit Legionellen führen müssten.
Die Autoren der Studie sehen weiteren Forschungsbedarf, um zulässige Randbedingungen für die Kaltwasserseite von Trinkwasser-Installationen ableiten zu können. Die Begründung klingt schlüssig: Sollten heiße Sommer die Regel und nicht mehr die Ausnahme sein, werde das Thema noch größere Relevanz erfahren.
Markus Sironi
Chefredakteur
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