Sonniges Kind der Mitte
Nobilia: "Wir sind das sonnige Kind in der Mitte", sagt Dr. Günter Scheipermeier und lacht. Die aktuellen Bilanzzahlen erklären die heitere Stimmungslage.
Der Verler Küchenhersteller Nobilia hat seine Position als Nr. 1 in Deutschland und Nr. 2 in Europa respektabel untermauert und ausgebaut. Im vergangenen Jahr konnte der Umsatz gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 55,8 Mio. Euro auf jetzt 706,5 Mio. Euro gesteigert werden. Das sind 8,6% mehr. Innerhalb der letzten sieben Jahre ist der Nobilia-Umsatz damit um satte 311 Mio. Euro angewachsen. Von 396 Mio. Euro in 2002 auf rund 707 Mio. Euro Ende 2008.
Wie in den vergangenen Jahren habe sich das Wachstum laut Dr. Günter Scheipermeier, Vorsitzender der Geschäftsleitung, auch 2008 primär im Umsatz mit Holzteilen vollzogen, wohingegen das Geschäft mit Elektrogeräten leicht rückläufig gewesen sei. Zu etwas mehr als 50% liefert Nobilia „All inklusive“ im Block mit Geräten und Zubehör. Bei nicht ganz der Hälfte der jährlich 420.000 Küchenkommissionen, die im ostwestfälischen produziert werden, konzentriert sich die Nobilia-Leistung auf die Kernkompetenz Holz. Angesichts der zunehmenden Bedeutung des Exportgeschäfts werde jedoch eine noch engere Zusammenarbeit mit den Geräteproduzenten gesucht, um Lösungen für marktspezifische, technische Probleme zu finden. Dabei habe Nobilia keineswegs vor, in die Geräteentwicklung einzusteigen. „Wir sind und bleiben Küchenmöbelhersteller“, so der Nobilia-Boss.
Eine Aussage, die fürs Inland ganz besonders gilt. Und zwar in puncto Handelsaktivitäten. Denn während die Verler in Belgien, Schweden und England über eigene Handelsgesellschaften oder Beteiligungen direkt an den Endverbraucher verkaufen, sei dies in Deutschland nach wie vor kein Thema. Dr. Scheipermeier ausdrücklich: „Wir werden im Inland unter gar keinen Umständen in Konkurrenz zu unseren Kunden gehen.“
Wachstum im Inland
Mit einem Inlandsumsatz 2008 von 460,2 Mio. Euro hat Nobilia auch im Inland ordentlich zulegen können. Nämlich um 25,7 Mio. Euro oder 5,9%. Gewachsen sei der Marktanteil im Inland in allen Vertriebsformen. Bei den Küchenspezialisten betrage der Marktanteil gemessen an der Menge der verkauften Kommissionen nun 18,8%, bei den Einrichtungshäusern (Großfläche) aktuell 27,1% und bei den Discountern (SB-Märkte) 24,3%. Zerlegte Küchen werden nach wie vor nicht hergestellt und/oder vertrieben.
In all diesen Vertriebswegen fühlt sich Nobilia in der breiten Mitte am wohlsten. Laut GfK-Statistik werden in Deutschland jährlich 1,05 Mio. Küchen im Durchschnittswert von 5335 Euro verkauft. „In den mittleren Preislagen (3000 bis 8000 Euro) erreichen wir Marktanteile zwischen 33 und 43%“, frohlockte der Geschäftsführer mit Verweis auf die bereits zitierten sonnigen Seiten eines Lebens in der Mitte.
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Stabilität im Ausland
Nach einem starken Wachstum des Exportgeschäfts in 2007 um 27,8% betrug die Steigerung in 2008 vergleichsweise bescheidene 13,9%. Der Umsatz beträgt aktuell 246,3 Mio. Euro. Unverändert gehen die wesentlichen Exportumsätze in die Länder Westeuropas mit Frankreich an erster Stelle – sowohl hinsichtlich des Volumens insgesamt wie auch hinsichtlich des Wachstumsbeitrages. Nach der Umsatzgröße folgen hiernach Belgien, Österreich und die Niederlande. In Schweden, Spanien, Großbritannien, der Schweiz und Dänemark belaufen sich die Umsätze jeweils in der Größenordnung eines hohen einstelligen Millionen-Wertes. Insgesamt werde den Exportaktivitäten jedoch hohe Priorität eingeräumt, da hier noch massives Wachstum möglich sei.
Massive Investitionen
Und wachsen will Nobilia weiter. Daran lassen Dr. Scheipermeier sowie der Beiratsvorsitzende Werner Stickling und Vertriebsgeschäftsführer Dr. Oliver Streit keine Zweifel. Nachdem die Kapazitätsgrenzen am Standort in Verl-Sürenheide längst erreicht sind, hatte das Unternehmen bereits vor einigen Jahren mit dem perspektivischen Ausbau der Produktion begonnen. Ein weiteres Werk im benachbarten Verl-Kaunitz ist inzwischen am Netz und soll in diesem Jahr massiv vergrößert werden – etwa um die Fläche von 6 Fußballfeldern. Von geplanten 49,5 Mio. Euro Gesamtinvestitionen für 2009 entfallen allein 30-35 Mio. Euro auf den Fertigungsstandort in Verl-Kaunitz. Darüber hinaus werden die bestehenden Anlagen sukzessive modernisiert. Was auch für den umfangreichen Fuhrpark des Unternehmens gilt. Laut Dr. Oliver Streit lässt sich Nobilia die eigene Logistik rund 40 Mio. Euro im Jahr kosten. „Gut angelegtes Geld“, so das Geschäftsleitungsmitglied, das sich in Form eines hohen Qualitätsniveaus der Warenlieferung auszahle. Aktuell hat Nobilia etwa 110 eigene Zugmaschinen und 350 Auflieger im Einsatz. Beschäftigt werden allein 215 Fahrer, wobei Fachpersonal inzwischen selbst ausgebildet wird.
Zuversichtlicher Ausblick
Begonnen hat das Jahr 2009 wie 2008 aufgehört hat. Was die Verantwortlichen zu zuversichtlichen Prognosen veranlasst. „Wir streben auch in diesem Jahr an, den Wachstumskurs fortzusetzen. Für den Inlandsmarkt bedeutet dies, die Möglichkeiten des Marktes voll auszuschöpfen. Auf den Auslandsmärkten wird das Retailgeschäft, der Verkauf an Händler und Handelsketten, auszubauen sein. Für die meisten Märkte im Ausland bestehen hierfür durchaus positive Perspektiven, ist doch der Marktanteil auf diesen Märkten teilweise noch so gering, dass es möglich sein müsste, sich dem Einfluss einer rückläufigen Entwicklung des Gesamtmarktes zu entziehen. Jedenfalls bietet der zufriedenstellende Auftragsbestand zum Jahreswechsel Anlass, zumindest die erste Jahreshälfte 2009 mit Zuversicht anzugehen.“
www.nobilia.de