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Solares Bauen: PV und Solarthermie werden integrale Bestandteile eines Gebäudes - Zusammenspiel von Energie, Licht, Luft und Materialien

Eine Solararchitektur berücksichtigt die Sonnenenergie bereits im Entwurf, d.h. die Gewinnung und Nutzung von Energie wie auch die Materialien zur Speicherung von Wärme prägen von Anfang an den Planungsprozess. „Sonnenhäuser“ sind schon lange technisch möglich und werden angesichts ständig steigender Energiepreise in wirtschaftlicher Hinsicht immer interessanter. Doch in der Baupraxis spiegelt sich diese Erkenntnis nicht wider.

Solarfassade. Bild: SMA

Kirchengemeinde Stuttgart. Bild: SMA

Fassadenkollektoren als Bestandteil moderner Architektur.

Der Spar- und Bauverein Konstanz errichtete 40 ökologische Mietwohnungen für Familien. An der Fassade sorgen 120 m² Kollektorfläche für warmes Wasser und Heizungsunterstützung. Bild: Schüco

 

Oft wird unter energieeffizientem Bauen ein wärmegedämmter kompakter Baukörper verstanden, der eine geringe Hüllfläche mit kleinen Fenstern aufweist (Prinzip Thermosflasche). Das Credo der Architekten „form follows function“ wird ad absurdum geführt.
Wirtschaftlich interessante Ergebnisse lassen sich erzielen, wenn Systeme zur aktiven Solarenergiegewinnung wie PV und Solarthermie nicht additiv auf das Dach geständert werden, sondern als integraler Bestandteil des Gebäudes und der Anlagentechnik bereits in der Planungsphase berücksichtigt werden. So lassen sich die Betriebskosten eines Gebäudes deutlich reduzieren.

Lebenszykluskosten eines Hauses

Leider werden zu selten, die sogenannten Lebenszykluskosten eines Hauses betrachtet, also diejenigen Kosten, die nicht nur die Baukosten, sondern auch den Gebäudebetrieb über Jahrzehnte betrachten. Bauherren und Immobilienkäufer lassen sich bei ihren Investitionsentscheidungen noch zu sehr von niedrigeren Baukosten „blenden“ und vergessen dabei den
Energieverbrauch eines Gebäudes. Langfristig werden sie teuer für ihre Kurzsichtigkeit bezahlen – heißt es doch im Englischen so treffend: „The bitterness of a poor quality remains longer than the sweetness of a low price.“
Das Energiekonzept eines Hauses muss dessen standortspezifische Lage (Klima) berücksichtigen. Eine einheitliche Gebäudehülle für alle Gebäudetypen, Standorte und Nutzungen gibt es nicht. Es bedarf einer ganzheitlichen Planung und eines fachübergreifenden Dialoges zwischen allen Beteiligten, um ein Gesamt-energiekonzept für ein bestimmtes Gebäude zu entwickeln: Tragwerk, Heizung/Lüftung, Bauphysik und Fassade müssen jeweils in Abhängigkeit voneinander gesehen werden. Nur so lassen sich zukünftige Heiz- und Kühlleistungen vorhersagen und die Heizung- und Lüftungsanlagen optimieren.

Fassadenbauer bei Solaranlagen zurückhaltend

Die Realität sieht derzeit noch anders aus. Beispielsweise sind Fassadenbauer nur selten Initiator einer gebäudeintegrierten PV-Anlage, also einer Solaranlage, die nicht einfach auf das Dach des Hauses aufgeständert, sondern in Dach oder Fassade integriert ist. Die Einbindung einer PV-Anlage in die Haustechnik liegt nach wie vor beim PV-Unternehmer. Während PV-Anbieter eher systemtechnisch orientiert sind, ist der Fassadenbauer stärker geometrisch-konstruktiv und bauphysikalisch ausgerichtet.
Zwar könnte auch der Fassadenbauer Solarmodule montieren, jedoch zeigt die Branche eine Zurückhaltung gegenüber der PV. Laut einer Studie der Internationalen Energieagentur, IEA Paris, ist der technische Dialog zwischen Fassadenbauern und PV-Anbietern stark verbesserungsfähig: „Noch sprechen die Fachgebiete unterschiedliche Sprachen.“
Der IEA-Bericht hat die Schnittstellen und die Arbeitsteilung zwischen Fassadenplaner und PV-Fachplanern untersucht. 48% der befragten Firmen erhielten regelmäßig Anfragen bzgl. PV-Anlagen, aber „die Mehrheit der Antwortenden (90%) hat in den letzten zwei Jahren kein Projekt ausgeführt.“ Die Integration von PV sei immer wieder als Idee aufgetaucht, aber nicht realisiert worden. Die IEA listet die Probleme der Architekten mit PV-Anlagen auf: die Kabelführung sei unklar und die Befestigung schlecht dokumentiert; es fehlten Informationen über Schlagsicherheit des Glases, die Prospekte seien zu techniklastig und selbst der Wissensstand der Elektriker sei oftmals lückenhaft.

Der Schnittstellenproblematik vorbeugen

In Zukunft wird die PV jedoch nicht mehr separat ausgeschrieben, sondern in die Fassadenausschreibung integriert, auch um Schnittstellenproblemen vorzubeugen und eine klare Verantwortungs-übertragung zu erreichen. Der Fassadenbauer wird mit einem Subunternehmen des Elektrohandwerks zusammenarbeiten, das die Systemverantwortung der PV übernimmt.
Auch werden Solarsysteme mehr und mehr in Gebäudekomponenten integriert und in den Bauprozess eingegliedert. Voraussetzung hierfür ist, dass diese Komponenten den gleichen Anforderungen und Standards genügen wie die ersetzten Bauelemente. Solarmodule unterliegen bereits heute hohen Anforderungen bezüglich Funktionssicherheit und Beständigkeit; sie sind für die Verwendung im Freien konzipiert und haben Garantiezeiträume von bis zu 25 Jahren. Die Zertifizierungstests berücksichtigen Umwelteinflüsse wie Temperaturwechsel, UV-Beständigkeit, Sturm- und Hagelfestigkeit. Die Funktionsfähigkeit als Wetterschutz ist somit gegeben. Würden Solarmodule auch von Nicht-Elektrofachkräften installiert werden können, würden nicht nur Kosteneinsparungen bei der Montage erzielt werden, auch die Verbreitung von Solarthermie und PV würde deutlich zunehmen.

Autor: Andreas Karweger ist Geschäftsführer des Economic Forum Ltd., das vom 9. - 10.12.2008 das 3. ENERGY FORUM zur Solararchitektur in Brixen, Südtirol, organisiert. Die diesjährige Tagung hat den Schwerpunkt „Gebäudeintegrierte Photovoltaik“. Weitere Informationen unter: www.energy-forum.it

 


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