Saisonarbeiter für Wärme und Strom Mobiles Klein-BHKW deckt Wärme-Grundlast in Realschule und Freibad
In Zeiten knapper Kassen fällt es den Kommunen oftmals schwer, den Betrieb von Einrichtungen wie Schwimmbädern aufrecht zu erhalten. So stehen parallel auch in Schulen dringende Modernisierungsmaßnahmen mit hoher Priorität an. Einen Weg aus dieser Zwickmühle fanden die Stadtwerke im rheinlandpfälzischen Kusel, die das Freibad im Sommer und die Realschule in den Wintermonaten mithilfe einer mobilen BHKW-Kaskade und einem Spitzenlast-Brennwertkessel versorgen.
Im öffentlichen Freibad der Gemeinde Altenglan fehlte es im Sommer an Heizwärme zur Aufrechterhaltung der Wassertemperatur, während im Winter die örtlichen Schulen beheizt werden müssen. Also boten die Stadtwerke Kusel der Gemeinde Altenglan einen Vertrag über die Lieferung von Heizwärme für die Realschule in der Heizperiode und für das Schwimmbecken in der Badesaison an. Eine mobile BHKW-Kaskade sowie ein Spitzenlast-Gasbrennwertkessel liefern nun Wärme für beide Liegenschaften und kostenlosen Strom als Zugabe.
Kaskade für bessere Teillastabdeckung
Regelmäßig im Mai und September, so der Plan, wird der Anhänger mit der Kraft-Wärme-Kopplung seine Kurzreise antreten, um die Grundlast in dem einen oder anderen Objekt abzudecken. Erstmals im Frühjahr 2009 rollte die Zentrale, bestehend aus drei EC-Power-BHKW-Modulen des Typs „XRGI“ mit einer elektrischen Leistung von 15 kW und thermischen Leistung von 30 kW je Maschine, auf das Gelände des Freibads. Für die Kaskade hatten sich die Entwickler entschlossen, weil drei Module effizienter zu betreiben sind als ein Einzelaggregat. Dies würde im Teillastbereich permanent takten und damit nicht im idealen Betriebspunkt fahren. Die Regelung der EC-Power-Module dagegen steuert die Aggregate so an, dass zunächst immer eins oder zwei in Volllast betrieben werden kann und der Rest abgeschaltet bleibt. Die Wartungsintervalle der Toyota-Maschinen betragen nach Angaben des Herstellers 8500 Betriebsstunden, sodass ein unterbrechungsfreier Betrieb gewährleistet werden könne.
Contracting-Modell überzeugte
Die Stadtwerke Kusel als Dienstleister planen, bauen und finanzieren die BHKWs in der Regel in Eigenregie. Die Investition verrechnet das Unternehmen dabei ausschließlich über den Wärmepreis. Statt des sonst üblichen Wärmelieferungsvertrages plus Stromlieferungsvertrag verzichtet der Contractor ganz einfach auf den Verkauf von Strom und berücksichtigt dessen Bereitstellung im Wärmepreis.
Flexible Anschlüsse zu Vor- und Rücklauf, Gasleitungsnetz und Kamin ermöglichen einen schnellen Standortwechsel.
Unter dem Strich winke dem Kunden ein erheblicher Gewinn. Er hat einerseits keine höheren Wärmekosten als in der Vergangenheit – inklusive Finanzierung, Wartung, Betrieb der BHKW-Module und Spitzenlastkessel –, darf andererseits seine Stromrechnung um den im Gebäude verbrauchten BHKW-Strom reduzieren. Natürlich profitieren auch die Stadtwerke von diesem Contracting-Modell. Das mobile Konzept amortisiere sich in sechs bis sieben Jahren, so die Geschäftsführung.
Schneller Standortwechsel der mobilen KWK-Lösung
Der Wechsel von einem Versorgungsobjekt zum anderen selbst koste kaum Zeit. Auf dem Dreiachser verschalten die Techniker die drei „XRGI“-Aggregate nebst den Reglermodulen hydraulisch, elektrisch und abgasseitig vollständig miteinander, sodass vor Ort zwei Stunden genügen, um Vor- und Rücklauf, die Erdgasleitung und den Abgaskamin sowie den Strom anzuschließen und die Anlage in Betrieb zu nehmen. Fest installiert wurden in beiden Objekten lediglich ein 1000 l Pufferspeicher sowie der Spitzenlastkessel.
Fest installiert und im Contracting-Vertrag eingebunden sind in Schule und Schwimmbad jeweils ein 1000-l-Pufferspeicher und die Spitzenlastkessel.
Beim Anfahren der mobilen Anlage schiebt die BHKW-Kaskade die Wärme über eine hydraulische Weiche direkt in Richtung Heizkreise. Der Spitzenlastkessel unterstützt in dieser Phase. Der Referenzfühler ist dabei der Vorlauftemperaturfühler. Dieser meldet der Regelung den Istwert. Bei Erreichen des eingestellten Sollwertes sperrt die Elektronik den Kessel. Das BHKW versucht dann aus eigener Kraft, die Wunschtemperatur zu halten. Schaffen es die KWK-Module nicht, so bleibt der Kessel vorerst noch ausgeschaltet, weil zunächst die Regelung zusätzlich Wärme aus dem Puffer zieht. Erst wenn BHKW und Puffer die Sollwerttemperatur nicht liefern können, schaltet der Spitzenlastkessel zu.
Bilder: EC Power GmbH, Göppingen
www.stadtwerke.kusel.de
www.ecpower.de