Ruhe im Eigenheim
Schallschutz in der praktischen Anwendung: Ob im Büro, zu Hause oder in der Schule – der Schutz vor Umgebungslärm spielt heute in vielen Bereichen unseres täglichen Lebens eine wichtige Rolle. Denn Lärm kann massive Auswirkungen auf unsere Gesundheit und Leistungsfähigkeit haben. Der Schutz hiervor ist eine der wesentlichen Anforderungen in der modernen Gebäudetechnik. Umso wichtiger ist es, sich über die Grundlagen zu informieren und diese in der Praxis umzusetzen.
Störender Schall kann in vielen Bereichen eines Gebäudes entstehen: Strömende Medien und Geräte produzieren Geräusche und leiten diese ebenso weiter wie der Baukörper selbst. Hinzu kommen Außengeräusche oder Geräusche aus umliegenden Räumen, z. B. Trittschall. Aber wie entsteht eigentlich Schall?
Unter Schall versteht man mechanische Schwingungen und Wellen in Gasen (Luftschall), Flüssigkeiten (Wasserschall) oder in festen Stoffen (Körperschall). Schall verbreitet sich in Abhängigkeit vom jeweiligen elastischen Medium verschiedenartig: In Gasen und in Flüssigkeiten breitet sich der Schall als Longitudinalwellen in Form von Dichtewellen aus, in festen Medien können außer Dichtewellen noch andere Wellenarten, beispielsweise Dehnwellen und Biegewellen, auftreten.
Körperschall entsteht, wenn Geräusche durch Schallbrücken auf den Baukörper als Resonanzkörper übertragen werden. Der größte Teil der Schallwellen wird als Luftschall in die benachbarten Räume abgegeben, ein anderer Teil wird auf angrenzende Bauteile übertragen.
Beim Luftschall handelt es sich um Longitudinalwellen, die z. B. durch Sprechen oder Musik erzeugt werden. Wenn der Luftschall auf Raumgrenzen wie Wände und Decken trifft, versetzt er diese in Schwingung. Der auftreffende Luftschall wird im festen Medium in Körperschall umgewandelt, der durch Öffnungen oder Fugen in der Wand oder von der Wandoberfläche wiederum als Luftschall in den benachbarten Räumen verbreitet wird.
Wieviel Lärm ist erlaubt? – die gesetzlichen Bestimmungen
Der Schutz vor Störschall ist in Deutschland umfassend durch Normen und Richtlinien geregelt. Gemäß den Landesbauordnungen (§18,2 MBO) müssen Gebäude einen „ihrer Nutzung entsprechenden“ Schallschutz aufweisen, um die Nutzer vor störendem Schall zu schützen. Die in Deutschland geltenden Grenzwerte für den zulässigen Schalldruckpegel in Gebäuden und für Außenlärm sind in der DIN-Norm 4109 „Schallschutz im Hochbau“ festgelegt. Als besonders schutzbedürftige Räume sind Wohn- und Schlafräume, Kinderzimmer, Arbeitsräume/Büros sowie Unterrichts-/Seminarräume festgelegt.
Allerdings stellen die in der DIN 4109 definierten Anforderungen nur einen Mindestschutz gegen „unzumutbare Belästigungen“ durch Schallübertragung dar. Dieser gilt in der gängigen Baupraxis gemeinhin als überholt. Vielmehr rückt der „erhöhte Schallschutz“, der in Beiblatt 2 zu DIN 4109 mit einer Minderung der zulässigen Werte um 5 dB(A) definiert ist, bei der Bauplanung immer deutlicher in den Vordergrund. Ebenfalls von grundlegender Bedeutung für den baulichen Schallschutz in Deutschland ist die VDI-Richtlinie 4100 zum „Schallschutz von Wohnungen“, die auf der Basis eines Stufenmodells Bewertungskriterien in Form von drei Schallschutzstufen mit Standards für Wohnräume ausweist.
Auf effektive Schallentkopplung achten
Um möglichst gesunde, das heißt belastungsfreie Lebensbedingungen für die Nutzer zu schaffen, arbeitet die moderne Gebäudetechnik auf der Basis von definierten Grenzwerten und empfohlenen Standards mit einer Reihe schalldämmender und/oder schallentkoppelnder Maßnahmen zur Reduzierung von Störschallquellen im Haus:
- Luftschalldämmung durch Verwendung von massiven Baustoffen sowie durch möglichst optimal dimensionierte Decken, Wände und Türen.
- Integration von schalldämmenden Elementen als Absorptionsflächen.
- Bauakustisch möglichst günstige räumliche Anordnung von vorhandenen Anlagen.
- Einbau von lärmarmen/geprüften technischen Anlagen im Sanitär-, Heizungs- und Klimabereich.
- Reduzierung von Körperschall durch schwingungsisolierende, schallentkoppelnde Befestigungen von Armaturen sowie von Rohrleitungen für Wasser, Abwasser, Lüftung.
Für eine effektive Reduzierung von Körperschall, der sich über Leitungen und Anlagen ausbreitet, kommt besonders last- und kraftaufnehmenden Befestigungselementen wie den Rohrleitungsfestpunkten eine wichtige Bedeutung zu.
Denn diese Verbindungselemente müssen einerseits über eine hohe Festigkeit und Stabilität verfügen, dennoch aber eine bestmögliche Schallentkopplung garantieren. Diese Eigenschaften behindern sich physikalisch. Um die vorgeschriebenen Werte einzuhalten, sind deshalb größte handwerkliche Sorgfalt und der Einsatz von geprüften Schallschutzprodukten zur Entkopplung der Schallquelle vom Baukörper angeraten. Da sich das zu befestigende Element und der Baukörper nicht direkt berühren dürfen, wird hierbei ein dauerhaft elastischer Dämmstoff zwischen Bauelement und Baukörper angebracht.
Am wirkungsvollsten ist Schallschutz, wenn er bereits vor der Installation exakt auf die Rahmenbedingungen angepasst wird. Späteres „Nachbessern“ führt neben unzureichenden Lösungen auch zu hohen Zusatzkosten. Damit Installationen möglichst geräuscharm sind, gibt es deshalb wesentliche Grundregeln, die man bereits vor der Installation berücksichtigen sollte (siehe Checkliste).
Fazit
Mit optimal abgestimmten Befestigungssystemen lässt sich selbst bei großen Lasten und hoher Schallintensität eine deutliche Verminderung der Schallübertragung erreichen. Die beschriebenen, effektiven Maßnahmen zur Körperschallreduzierung bei Sanitärinstallationen oder Rohrleitungen sollten immer frühzeitig und konsequent geplant werden, denn ein nachträglicher Umbau ist – wenn überhaupt – nur mit erheblichem Aufwand bei hohen Kosten möglich.
Bilder: Müpro Services GmbH
www.muepro.de