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Rückkehr mit wertvollen Erfahrungen

SHK-Betriebe können von einem Auslandsaufenthalt des Auszubildenden profitieren

Bild: AdobeStock

 

Auszubildende im SHK-Handwerk können ein Viertel ihrer Lehrzeit im Ausland verbringen – so steht es im Berufsbildungsgesetz. Aber: Wie wird der Traum vom Arbeiten außerhalb Deutschlands Realität? Welche Förderprogramme gibt es? Und warum sollte der SHK-Ausbildungsbetrieb überhaupt mitspielen? Interessierte Unternehmen scheuen oft die bürokratischen Hürden. Dabei kann ein Auslandspraktikum sowohl für Azubis als auch für Betriebe ein Gewinn sein.

Ein Auslandspraktikum während der beruflichen Ausbildung ist eine Bereicherung für alle Beteiligten, meint Tamara Moll vom Deutschen Industrie- und Handelskammertag in Berlin (DIHK). Dort leitet sie das Projekt „Berufsbildung ohne Grenzen“ und koordiniert seit Jahren das bundesweite Netzwerk an Mobilitätsberaterinnen und -beratern. Das bei Industrie- und Handelskammern sowie Handwerkskammern angesiedelte Netzwerk ebnet jungen Menschen den Weg in die weite Welt. Die Beratung sieht Moll ganzheitlich. Es gehe nicht nur um Azubis und Betriebe, sondern auch um Berufsschule und Fachlehrer. Mit dem Programm „Berufsbildung ohne Grenzen“ wollen der Bund und das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) seit Ende 2018 eine Lücke schließen: zwischen Wunsch und Wirklichkeit. Denn von der politisch angestrebten Austauschquote ist man weit entfernt. Nur wenige Auszubildende wagen den Schritt über die Grenzen hinweg.

Experten helfen
„In einer idealen Welt bräuchte man uns gar nicht“, sagt Tamara Moll und ergänzt: „Aber es gibt viele blinde Flecken, Wissenslücken bei Azubis wie Betrieben und leider auch sehr aufwendige Antragsstellungen bei einigen Förderprogrammen. Daher ist unsere Unterstützung gefragt. KMUs oder kleine Handwerksbetriebe, die oft nur aus einem Meister und einem Azubi bestehen, haben gar keine Kapazitäten, um sich explizit mit einem solchen Antrag auseinanderzusetzen. Diese Unternehmen sind auf Drittmittel bei der Finanzierung angewiesen.“ Darüber hinaus würden sich auch organisatorische Fragen stellen, z. B., wie man überhaupt an Partner aus dem Ausland gelange. „Hier setzen wir an und übernehmen einzelne Aufgaben bis hin zu einer kompletten Betreuung von A bis Z. Das heißt, von der Erstberatung bis hin zur gesamten Durchführung“, sagt Moll. Die Organisation beinhalte rechtliche Fragen zu Visa oder Versicherungen, die Vermittlung eines Ausbildungsbetriebs im Ausland, die Vermittlung von Unterkünften und die Betreuung vor Ort.
Moll und ihre Kolleginnen und Kollegen kennen die Vielzahl an Förderprogram­men genau. „Es ist ein wahrer Förderdschun­gel“, sagt die Fachfrau. „Neben Erasmus+ gibt es noch zahlreiche andere länderspezifische Förderungen, z. B. das Deutsch-Polnische Jugendwerk, das Deutsch-Französische Jugendwerk oder die Joachim-Herz-Stiftung für die USA. Wenn wir wissen, welches Land gewünscht ist, dann suchen wir die geeigneten Förderprogramme heraus, helfen bei der Antragsstellung und drücken die Daumen.“

Was hat der Betrieb davon?
Wenn ein Auszubildender bei vollen Auftragsbüchern für vier bis sechs Wochen im Betrieb ausfällt, dann hinterlässt er zunächst einmal eine Lücke. Laut Moll kann es trotzdem vorteilhaft sein, den Lehrling für diesen Zeitraum ziehen zu lassen. „Die meisten Betriebe, die diese Erfahrung gemacht haben, sind Wiederholungstäter und somit überzeugt. Was zunächst kompliziert aussieht, ist im Nachhinein mit unserer kostenfreien Unterstützung gut machbar. Die Azubis kehren mit vielen neuen, wertvollen Erfahrungen zurück. Sie entwickeln sich persönlich weiter, sind viel offener und kommunikativer. Sie lernen, sich auf verschiedene Menschen und Kulturen einzustellen, bauen ihre Fremdsprachenkenntnisse aus und erwerben darüber hinaus neue Fachkenntnisse“, führt Moll aus. Manch einem Firmeninhaber sei die Kinnlade heruntergefallen, als der Azubi aus dem Ausland zurückgekehrt und wie verwandelt gewesen sei. Das Auslandspraktikum lasse sich zudem durch eine begleitende Presse- und Öffentlichkeitsarbeit vermarkten.

Förderung von wenigen Wochen bis zu mehreren Monaten
Die Fördersätze sind länderabhängig. Eine hundertprozentige Förderung ist nicht möglich, im Durchschnitt werden aber 80 % der Kosten übernommen, sodass sich fast jeder einen Auslandsaufenthalt leisten kann. „Ein Eigenanteil sollte auch sein, damit man das Ganze ernst nimmt“, sagt Moll. Ausbaufähig seien einige Programme noch hinsichtlich der vorbereitenden Unterstützungsmaßnahmen – wie z. B. Sprach- und interkulturelle Vorbereitungskurse. „Je vorbereiteter ein Azubi ins Ausland geht, desto mehr kann er auch in einer kurzer Zeit von zwei bis drei Wochen mitnehmen“, weiß Moll. Wichtig sei die Abstimmung mit der Berufsschule, damit der Stoff nachgeholt werden könne. Auch das Berichtsheft müsse weitergeführt werden.
Ideal ist laut Moll ein Auslandsaufenthalt im zweiten Ausbildungsjahr. Ge­plant werden sollte dieser mindestens ein halbes Jahr, besser ein ganzes Jahr zuvor.

Autorin: Angela Kanders, freie Journalistin

www.berufsbildung-ohne-grenzen.de

 

Erasmus+
Die EU fördert mit dem Bildungsprogramm Erasmus+ Auslandsaufenthalte in europäischen Ländern. Die Förderung deckt die Kosten für Versicherung, Unterkunft, An- und Abreise sowie teilweise für die Verpflegung und einen Sprachkurs. Über das Online-Tool lassen sich alle infrage kommenden Länder und Zeiträume recherchieren:  www.machmehrausdeinerausbildung.de > Dein Weg ins Ausland > Praktikumsplätze

AusbildungWeltweit
Das Bundesministerium für Bildung und Forschung fördert Azubi-Aufenthalte in Europa und auch außerhalb Europas. Weitere Informationen im Internet: www.ausbildung-weltweit.de

ProTandem
Das Austauschprogramm ProTandem fördert speziell den Azubi-Austausch zwischen Deutschland und Frankreich. Weitere Informationen: www.protandem.org

 

Vorteile für Betriebe

  • Internationale Erfahrungen sammeln und interkulturelle Kompetenzen gewinnen
  • Attraktivität als Ausbildungsbetrieb steigern
  • Engagement und Selbstständigkeit der Nachwuchskräfte fördern
  • Neue Arbeitstechniken kennenlernen
  • Von Kontakten im Ausland profitieren

Vorteile für Azubis und Fachkräfte

  • Gute berufliche Zukunftschancen
  • Sprachkenntnisse vertiefen
  • Soziale und fachliche Kompetenzen verbessern
  • Neue Ideen, neue Arbeitstechniken
  • Horizont erweitern, Selbstvertrauen gewinnen

 


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