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Pelletkessel mit Brennwertnutzung:eine Kombination mit Mehrwert?

Vor etwa 40 Jahren begann eine neue Denke um sich zu greifen: Die Niedertemperaturtechnik bei Heizkesseln. Schnell wurden die Vorteile erkannt, sodass der Begriff „Revolution im Heizungskeller“ durchaus seine Berechtigung hat. Weitere 20 Jahre später kamen die ersten Brennwertkessel auf den Markt. Diese zarte Pflanze brauchte recht lange für ihr Wachstum. Zunächst war sie nur für den Energieträger Erdgas technisch möglich. Doch heute sind auch Öl-Brennwertkessel zum Standard geworden. Das wachsende Bewusstsein für den Umweltschutz führte parallel weiter zu den Kesseln für feste Biomasse – Stückholz, Hackschnitzel, Pellets. Von diesen drei Energieträgern schafften es die kleinen Presslinge bis in den Wohnungsbau: Sie sind eine Alternative zu Öl- und Gaskesseln. Im Vergleich dazu benötigen Pelletkessel ein Temperaturniveau jenseits der Kondensationsgrenze. Ein Brennwertnutzen ist so nicht möglich. Doch die Entwicklung geht weiter. Einige Kesselhersteller haben nun Modelle mit Brennwertnutzung vorgestellt. Sie sind marktreif, also erhältlich. Hier scheiden sich jedoch die Geister. Während die Befürworter auf Pellet-Brennwertkessel setzen, lehnen die Gegner sie ab. Jeder hat triftige Gründe, die wir auf dieser Doppelseite zusammenstellen. Die Frage, die es zu beantworten gilt, lautet: Pelletkessel mit Brennwertnutzung: eine Kombination mit Mehrwert?

 


PRO

Energieeffizienz ist heute ein zentrales Thema – insbesondere im Heizungsbau. Deshalb liegt im äußerst energiesparenden Prinzip der Brennwerttechnik, welches sich durch sehr hohe Wirkungsgrade auszeichnet, auch die Zukunft der Pelletheizung. Im Bereich der Gasheizung und bei den meisten Ölkesseln gehört diese Funktionsweise heutzutage längst zum Standard. Durch die Ausnutzung der im Abgas enthaltenen latenten Wärme (Kondensationswärme) arbeiten diese Anlagen besonders sparsam. Es ist also nur konsequent, dieses Prinzip ebenso für die Pelletheizung anzuwenden. Auch beim Pellet-Brennwertsystem wird das Abgas so weit abgekühlt, dass der darin enthaltene Wasserdampf kondensiert und so die latente Wärme freigesetzt wird. Über den Heizungsrücklauf wird diese dann dem Heizungssystem zugeführt. Einzig wichtige Grundvoraussetzung sind dabei möglichst niedrige Rücklauftemperaturen – doch diese sind üblicherweise in modernen Gebäuden sowohl bei Fußboden- als auch bei Wandheizungen gegeben.

Stefan Ortner, Geschäftsführer von ÖkoFEN Pelletsheizung

Der entscheidende Vorteil der Brennwerttechnik liegt im Praxisbetrieb der Pelletheizung: Zwar erreicht ein Pelletkessel heutzutage bereits sehr gute Wirkungsgrade von bis zu 94 %, doch optimierte Anlagen mit Brennwerttechnik erlauben zusätzlich Wirkungsgradsteigerungen und Brennstoffeinsparungen von bis zu 15 %. Da hohe Energieeffizienz zudem ein Schwerpunkt neuer EU-Richtlinien und Gesetzgebung wird, kommt dieser Technik zwangsläufig eine immer größere Bedeutung zu.
Ebenso im Hinblick auf die Feinstaubdiskussion arbeiten Pellet-Brennwertkessel extrem vorbildlich: Im Zuge des Kondensationsprozesses (Phasenübergang von gasförmigen in den flüssigen Zustand) werden die im Abgas enthaltenen Partikel im wässrigen Kondensat gebunden. Dies minimiert erheblich die Emissionen. So kann der sehr strenge Grenzwert des Blauen Engel um bis zu 70 % unterschritten werden.
Betrachtet man die Investitionskosten für ein Einfamilienhaus mit einer Heizlast von 15 kW und einem Jahresbedarf von 6 t Pellets, so lägen die Heizkosten bei dem Pelletpreis von 230 Euro derzeit bei 1380 Euro. Durch den 15 % höheren Wirkungsgrad dank Brennwerttechnik spart der Betreiber jährlich gut 200 Euro.
Demgegenüber steht zurzeit noch die Mehrinvestition von ca. 2000 Euro. Pellet-Brennwertkessel werden über das Marktanzreizprogramm mit zusätzlich 500 Euro Innovationsbonus gefördert und erhalten damit – inklusive der Basisförderung für die Pellettechnik von 2000 Euro – insgesamt eine Förderung von 2500 Euro. Wie bei jeder Technologie werden mit steigenden Absatzzahlen auch die Investitionskosten pro Anlage spürbar sinken, wodurch sich die Betriebskostenersparnis gegenüber einem konventionellen Pelletsystem nochmals deutlich erhöhen wird.
Durch ihre hohe Brennstoffeffizienz, die besonders niedrigen Feinstaubemissionen, ihren komfortablen und wartungsarmen Betrieb sowie ihrer besonders hohen Umweltfreundlichkeit wird die Brennwerttechnik auch bei Pelletheizungen zum zukünftigen Standard werden.

 


 

CONTRA

Der Idee, die vorhandene Energie der Abgase zu nutzen, stehen wir natürlich äußerst positiv gegenüber. Auch die Pellet-Brennwerttechnologie betrachten wir im Neubau unter bestimmten Umständen als durchaus sinnvoll. Fasst man die aktuellen Verkaufsstatistiken für Pelletheizungen ins Auge, fällt jedoch auf, dass über 90 % aller Pelletkessel nicht in den Neubau-, sondern in den Sanierungsmarkt gehen. Betrachtet man den Sanierungsmarkt nach effizienten und wirtschaftlichen Gesichtspunkten, würden modernste sehr stark modulierende Pelletheizungen die ideale Lösung darstellen. Im Sinne eines Kesseltausches kann die alte Öl- bzw. Gasheizung herausgenommen und ohne nennenswerte Umbauarbeiten die neue Pelletheizung angeschlossen werden. Der Kesseltausch kann so mit geringem Aufwand binnen 24 Stunden erfolgen. Voraussetzung hierfür ist eine moderne Pelletheizung mit starken Modulationseigenschaften, welche die Kesselleistung dem erforderlichen Heizbedarf des Hauses automatisch anpasst. Sollte die Pelletanlage diese Modulationseigenschaften nicht aufweisen, müsste zusätzlich ein Pufferspeicher eingesetzt werden. Dabei ist jedoch zu berücksichtigt, dass aufgrund des Pufferspeichers ein zusätzlicher Verlust von ca. 10 % auftritt.
Die Pellet-Brennwerttechnologie würden wir – nach stark modulierenden Pelletheizungen und Anlagen mit Pufferspeicher – erst als die dritte Option sehen. Um bei Pellet-Brennwertgeräten die Rauchgaskondensation sicherzustellen, muss in der Praxis eine Rücklauftemperatur von unter 25 °C erreicht werden – dies ist praktisch im Sanierungsbereich nicht – und selbst im Neubau nur bedingt – realisierbar.

Prok. Ing. Günther Huemer, Geschäftsführer der Guntamatic Heiztechnik GmbH


Des Weiteren sind die Anschaffungskos­ten von Pellet-Brennwertgeräten deutlich höher – betrachtet man den Kosten-/Nutzenfaktor ergibt sich aufgrund des geringen Wassergehaltes der Pellets kaum ein Zusatznutzen. Die hohen Anschaffungskos­ten der Pellet-Brennwerttechnik entstehen durch die notwendigerweise sehr aufwendige Bauweise mit korrosionsbeständigen teureren Werkstoffen (Edelstahl, Graphit,...). Dazu kommen höhere Baukos­ten für das Kaminsystem, und aufgrund des fehlenden Kaminzuges entsteht ein höherer Energieverbrauch durch das Saugzuggebläse.
Pellet-Brennwertsysteme erfordern ein regelmäßiges Abreinigen durch Sprühvorrichtungen (mehrmals täglich erforderlich!) und benötigen daher einen erhöhten Frischwasserbedarf. Ein weiteres Problem stellt die Kondensatentsorgung, welche nicht flächendeckend geregelt ist, dar.
Die Pellet-Brennwerttechnologie wäre wie eingangs erwähnt in über 90 % der Fälle nicht einsetzbar. Denn in der vorhandenen Gebäudestruktur ist das Temperaturniveau der Heizungsanlage zu hoch und eine Kondensation der Abgase kaum möglich.
Aufgrund der vorliegenden Fakten denken wir, dass die Hauptaufgabe der Branche in der Entwicklung extrem stark modulierender Anlagen mit hohem Jahresnutzungsgrad zu sehen ist. Hier sind Nutzungsgradunterschiede zwischen 65 % und 85 % derzeit realisierbar.

 


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