Werbung

Nobilia, 1, setzen

Bilanz 2009. Während die Branche im Durchschnitt zwei bis drei Prozent Umsatz einbüßen musste, hat Nobilia seinen Umsatz um 5,2% im Vergleich zum Vorjahr steigern können. Eins, setzen, heißt so etwas im Schuljargon.

Dr. Günter Scheipermeier, Vorsitzender der Geschäftsführung: „Küchen unter 2000 Euro wollen wir nicht, Küchen über 10.000 Euro können wir nicht.“

 

Manchmal lassen sich komplizierte Dinge ganz einfach beschreiben und mit wenigen klaren Worten in den Zusammenhang bringen. Nobilia-Geschäftsführer Dr. Günter Scheipermeier gab bei der Bilanzpressekonferenz des Verler Küchenmöbelherstellers eine Kostprobe: "Die Möbler haben ein schlechtes Jahr hinter sich gebracht. Die Küche hat auch ein schlechtes Jahr hinter sich gebracht. Aber kein so schlechtes Jahr wie die Möbler." In konkreten Zahlen ausgedrückt bedeutet der Scheipermeier’sche Dreisatz: Die Möbelindustrie hat im vergangenen Jahr etwa 10% Umsatz eingebüßt und die Küchenmöbelbranche hat im Durchschnitt 2-3% verloren. Wobei für beide Segmente gilt, dass sich die Inlands­umsätze überraschend stabil gezeigt haben und hier sogar ein leichtes Plus erwirtschaftet wurde, während die Exportmärkte teils drastisch eingebrochen sind - allen voran Spanien und England. Von den wirtschaftlichen Turbulenzen der vergangenen Monate ist auch Nobilia nicht verschont geblieben, dennoch konnten die Verler ihren Umsatz auf jetzt 743,2 Mio. Euro steigern. Das sind 36,7 Mio. oder 5,2% mehr als Ende 2008 in den Büchern zu lesen war. In der gesamten Gruppe, also inklusive der ausländischen Handels- und sonstigen Aktivitäten, beläuft sich der Umsatz zum Stichtag 31.12.2009 sogar auf 798 Mio. Euro (753,8 Mio.) Euro.
Unter dem Strich konnte das Unternehmen seine Position als Marktführer in Deutschland ausbauen und auf europäischer Ebene den Abstand zur Nobia-Group (Umsatz 2009 ca. 1,3 Mrd. Euro) weiter verringern. Wie in den Jahren zuvor habe sich das Wachstum primär im Umsatz mit Holzteilen vollzogen. Dagegen sei das Geschäft mit Elektrogeräten leicht rückläufig gewesen. Eine Erfolgsstory allerersten Ranges ist jedoch die 2008 zur Hausmesse vollzogene Einführung der Marke Progress aus dem Hause Electrolux. Hier beläuft sich der über Nobilia generierte Marktanteil der Marke Progress am deutschen Markt für Küchen-Einbaugeräte inzwischen auf 2,8%.

Starkes Inland
Mit einem Inlandsumsatz von 482,4 Mio. Euro in 2009 wurde der Vorjahreswert (460,2 Mio. Euro) um 22,2 Mio. Euro übertroffen. Dies entspricht einer deutlich über dem Branchendurchschnitt liegenden Wachstumsrate von 4,8%. Dementsprechend ist Nobilias Marktanteil am Inlandsmarkt über alle Vertriebswege hinweg gewachsen. Und das laut zitierten GfK-Zahlen von 27,1% auf 28,4%. Wobei die traditionelle Mitte mit Verkaufspreisen zwischen 2000 und ca. 8000 Euro weiterhin der Schwerpunkt ist und bleiben wird, wie Dr. Scheipermeier erläuterte. Dies habe ganz praktische Gründe: "Küchen unter 2000 Euro wollen wir nicht, Küchen über 10.000 Euro können wir nicht."
In dem Vertriebsweg Einrichtungshäuser (EHS) ist der Nobilia-Anteil von 31,9% auf 32,9% gewachsen, und bei den Küchenspezialisten (KSP) konnte das Unternehmen deutlich von 18,3% auf 22,3% zulegen. Bei den Küchenspezialisten sei Nobilia in der Menge inzwischen die Nr. 1 und im Wert die Nr. 2. Federn lassen musste das Unternehmen lediglich im Segment Mitnahme/SB - von 24,0% nach 24,3%. Was Nobilia wohl leicht verkraften kann. Denn "in der Gesamtbetrachtung ist die Marke in allen drei Vertriebskanälen marktführend", so der Geschäftsführer. 
Und noch ein interessantes Detail: In den Preisgruppen unterhalb 4000 Euro ist Nobilias Marktanteil gegenüber 2008 leicht rückläufig. Dagegen ist der Marktanteil in den Preisgruppen oberhalb 4000 Euro beachtlich gestiegen. "Damit haben wir Marktanteile verloren in jenen Preisgruppen, die ihrerseits auch als Anteil am Gesamtmarkt verloren haben. Im Gegenzug haben wir in jenen Preisgruppen zugelegt, die ihrerseits am Markt anteilsmäßig gewachsen sind." Unverändert sei die absolut dominierende Stellung in der Mitte des Marktes. Laut Bilanzbericht werden in Deutschland 75% aller Küchen in der Preisklasse 2000 bis 10.000 Euro verkauft. Der Durchschnittspreis pro ver­kaufte Küche liegt aktuell bei rund 5500 Euro.

Mittelstarkes Ausland
In vielen europäischen Ländern hat der Küchenverkauf 2009 stark gelitten, allen voran - wie erwähnt - in Spanien und England. Dennoch konnte Nobilia sein Exportgeschäft um 14,5 Mio. Euro auf jetzt 260,8 Mio. steigern (plus 5,9%). Im Wesentlichen habe sich dieses Wachstum in den Ländern Frank­reich, Belgien, Österreich, Dänemark, Schweiz und China vollzogen, Rückgänge mussten hingenommen werden in Spanien, Großbritannien, Irland und Schweden. Die wesentlichen Exportmärkte sind unverändert die umliegenden Länder Europas, nämlich Frankreich, Belgien, Österreich und die Niederlande.

Kompetenzen pflegen
Mit 4,6 Mio. Schränken und knapp 1,2 Mio. Arbeitsplatten hat Nobilia so viele Einzelteile gefertigt wie nie zuvor. Neben dem Stammwerk in Verl-Sürenheide wurde dafür die Produktion im benachbarten Verl-Kaunitz konstant ausgebaut. 50,6 Mio. Euro wurden dafür investiert. Grundlegende Strategie bleibe es, die Kernkompetenzen des Geschäfts im eigenen Hause zu behalten. Das gilt nach wie vor auch für die Logistik, die Scheipermeier als einen eminent wichtigen Baustein bezeichnete. "Nur durch die uneingeschränkte Kontrolle über den gesamten logistischen Prozess kann das angestrebte Qualitätsniveau in der Belieferung erzielt werden kann." Rund 60.000 Kilometer legen die etwa 120 Zugmaschinen arbeitstäglich zurück. Das ist eine Strecke von Verl bis ins süditalienische Napoli.
Investiert wurde u.a. auch in ein neues Prüflabor sowie in eine auf Nachhaltigkeit ausgelegte Unternehmenspolitik. So belegt die jüngst erhaltene PEFC-Zertifizierung, dass Nobilia Holzwerkstoffe verarbeitet, die aus nachhaltiger Forstwirtschaft und kontrollierten Lieferquellen stammen.
Gestiegen ist auch die Zahl der Mitarbeiter: Von 1926 auf 1959 zum Jahreswechsel, davon 79 Auszubildende

Verhalten zuversichtlich
Der Blick auf 2010 ist verhalten zuversichtlich. Weitere Rückgänge an den Märkten seien wohl nicht zu erwarten, und bei den arg gebeutelten Auslandsmärkten sei "Rekonvaleszenz" zu möglich - "allerdings auf niedrigem Niveau". Da Nobilia angesichts einer stabil niedrigen Neubautätigkeit auch 2010 vom Inland kaum Impulse erwartet, sind die Wachstumshoffnungen erneut aufs Ausland gerichtet. Hier ist das Unternehmen verschiedene Ko­ope­rationen eingegangen, die bereits 2010 für zählbaren Erfolg sorgen sollen. "Ein Unternehmen wie Nobilia muss wachsen", machte Dr. Scheipermeier deutlich, dass in seinen Augen Stillstand ein Rückschritt ist. Wachstum durch Zukäufe sei dabei kein Thema, Nobilia habe ausschließlich organisches Wachstum im Sinn. Damit dies weiterhin auf soliden Beinen steht, wird das Unternehmen auch in diesem Jahr kräftig investieren. 45 Mio. Euro sind geplant.
www.nobilia.de

Dr. Oliver Streit: Geschäftsführer Marketing und Vertrieb: "Die Mitte bricht nicht weg, sie muss sich neu definieren."

 


Artikel teilen:
Weitere Tags zu diesem Thema: