Kostenvorteil durch klimaneutrales Heizen Heizungsbauer liefert komplettes Hackschnitzel-Nahwärmenetz
Der Schwarzwaldgasthof Rößle, ein 4-Sterne-Hotel im Naturpark Südschwarzwald, benötigt für die lange Wintersaison und seine Wellness-Abteilung viel Wärme. Im Zuge der letzten Erweiterung wurden mehrere Gebäude zu einem eigenen Nahwärmenetz zusammengefasst. Heizraum und Brennstofflager sind in einem unterirdischen Fertigteilbehälter eingebaut. Planung und Ausführung übernahm ein auf Holzheizungen mit Wärmeverbund spezialisiertes Familienunternehmen.
Die Betreiber des Schwarzwaldgasthofes Rößle in Todtmoos haben auf das richtige Pferd gesetzt – und gewonnen. Im ersten Betriebsjahr konnten durch Verwenden von Hackschnitzeln anstelle von Öl rund 40% der Heizkosten eingespart werden.
Heizen mit Holz hat Zukunft, denn die Betriebskosten sind dauerhaft niedriger als mit Gas oder Öl. Dazu kommt der volkswirtschaftliche Vorteil, dass die Wertschöpfung bei der Gewinnung und Lieferung des Brennstoffs in der Region bleibt. Hackschnitzel sind außerdem klimaneutral, da Holz beim Wuchs soviel CO2 bindet wie bei der Verbrennung freigesetzt wird. Diese Argumente lassen sich bei cleverem Marketing gut nutzen.
Kaufen oder verkaufen?
Familie Maier wirbt mit dem grünen Image ihres Hotels und bietet seit 1998 zusätzlich zwei spezielle Einzelzimmer und ein Komfort-Appartement im ökologischen Holzhaus an. Dies ist eine Variante für Gäste, denen der Umweltaspekt besonders am Herzen liegt. „Das Interesse der Gäste an unserem Energie- und Umweltkonzept nimmt stetig zu. Deshalb handeln wir gerne nach dem Motto der Naturparkwirte Südschwarzwald ‚Was man in der Region beziehen kann, muss man nicht aus dem Ausland zukaufen’, zumal es uns auch noch Jahr für Jahr Betriebskosten spart“, sagt Thomas Maier, der Inhaber des Hauses.
Er war Initiator des eigenen Nahwärmenetzes, das vom Familienunternehmen Schmidt aus dem benachbarten Bernau geplant und gebaut wurde. In diesem Zusammenhang wurden die Heizzentrale und das Brennstofflager zusammengefasst und unterirdisch angelegt. Teuer wärmegedämmter umbauter Raum in den Gebäuden kann so effektiver genutzt werden. Für Spitzenlast und Notfall, während Montage und Wartung erzeugt der bisher genutzte Ölkessel die erforderliche Wärme. Sein Anteil beträgt im Jahresmittel nur noch etwa 1%.
Die Ingenieur-Leistung für das gesamte Nahwärmenetz stammt von SWL-Planung, einem der drei Teile des Familienunternehmens Schmidt in Bernau mit ingesamt 13 Mitarbeitern. Dazu gehört auch der Heizungsbau Walter Schmidt, elterlicher Betrieb des heutigen Geschäftsführers und Inhabers Berthold Schmidt.
Der dritte Teil ist die SWL-Bau- und Betriebsgesellschaft für Holzheizungen mit Wärmeverbund. Bei diesem Projekt trat sie nur als Bau-, nicht als Betriebsgesellschaft auf, da Hotelier Maier die Anlage nach Fertigstellung übernehmen wollte. „Wir bekamen ein so günstiges KfW-Förderdarlehen von unserer Hausbank, dass sich rechnerisch ein Wärme-Contracting nicht lohnte.“
Für andere Nahwärmenutzer ist das von SWL angebotene Wärme-Contracting eine feine Sache. Sie können die preiswerte und klimaneutrale Hackschnitzel-Heiztechnik nutzen, ohne ihr Kapital damit zu binden. In diesem Sinne liefert SWL als Contractor unter anderem seit August 2008 die Wärme für das Studentenwohnheim in Freiburg i.Br., Lehenerstraße 90. Auch dort wurde ein unterirdischer Hackschnitzel-Speicher dieser Bauart aus Beton-Fertigteilen eingebaut.
Versetzen der Beton-Fertigteile…
…für das unterirdische Brennstofflager mit Heizzentrale.
Günstige Hackschnitzel
Beim Wettlauf um den niedrigsten Kaufpreis liegen die Hackschnitzel gegenüber Holzpellets deutlich vorne. Sie kosten (umgerechnet auf den gleichen Heizwert) ein Drittel weniger als die Pellets, benötigen jedoch einen vier Mal so großen Speicher. 1000 l Heizöl-Äquivalent sind 2,5 t bzw. 12,5 m³ Hackschnitzel. Dennoch würde der Brennstoff-Einkaufspreis die einmaligen Mehrkosten für das größere Lager nach einigen Jahren schon ausgleichen, wäre nicht noch der höhere Wartungsaufwand. Das liegt an der rohen Beschaffenheit der Hackschnitzel.
Dieses gehackte Restholz aus der Waldpflege ist uneinheitlich in Form und Größe, aber auch faseriger und feuchter als die aus Sägemehl unter hohem Druck verpressten Pellets. Das strapaziert die Entnahme- und Fördertechnik zwischen Lagerbehälter und Kessel. Und Feuchte setzt den Heizwert herab, denn das bei der Verbrennung verdunstende Wasser bindet Wärme, die der Wasserdampf dem Kessel „raubt“.
Die Feuchte kann auch dem Schornstein schaden oder zu Fäulnisprozessen im Lagerbehälter führen. „Bis zu 35% Holzfeuchte machen uns kein Problem im unterirdischen Lager. Dies gilt für Anlagen wie hier beim Hotel Rößle mit 220 kW Kesselleistung. Ab 500 kW darf der Wassergehalt des Holzes sogar bis zu 50% sein“, stellt Schmidt im Rückblick auf 15 Jahre Erfahrung fest. „Bei der jährlichen Wartung, wenn der Speicher einmal leer ist, werden mit der Schaufel auch die Ecken komplett ausgeräumt.“
Zum Schutz des Schornsteins vor Schäden durch Kondensat sorgt die Vortrocknung im Hackschnitzelkessel. Rotationsgebläse für niedrige Emissionen, Lambdasonde und Temperaturfühler für exakte Regelung des Abbrandes sowie Feinstaubfilter und Abgaszyklon sind weitere optionale Kessel-Extras, die das Verbrennen von Hackschnitzeln für Betreiber und Umwelt optimieren.
Zusammenfassend kann festgestellt werden: Hackschnitzel sind finanziell besonders attraktiv bei Wärmeverbundanlagen ab 200 kW und bei niedrigem Transportkosten-Anteil. Das setzt voraus, dass wie im Südschwarzwald Forst-Betriebsgemeinschaften aus kurzer Entfernung liefern können und mehrere Jahre im Voraus Festpreise vereinbart werden. Dies kann durch Lieferverträge mit Preisgleitung nach dem Holzindex erfolgen, z.B. 80% an die Preisentwicklung von Holz, 20% an die von Öl gekoppelt.
Austragsystem mit Spannfeder und Förderschnecke am Boden des Hackschnitzelbehälters.
Hackschnitzelkessel 220 kW in unterirdischer Heizzentrale, Hotel Rößle, Todtmoos-Strick.
Schutz vor großen Schneemengen
Das unterirdische Hackschnitzel-Lager ist so eingebaut, dass bei geöffneter Abdeckung vom Lkw aus direkt abgekippt werden kann. Üblicherweise werden Hackschnitzel in Containern à 40 m³ Fassungsvermögen transportiert. Daher sind Speichergrößen ab 60 m³ Nutzvolumen ideal. Mall als Hersteller hat für Hotel Rößle den kompletten unterirdischen Behälter mit 72 m³ geliefert und vor Ort montiert. Kessel und Entnahmetechnik bilden eine Einheit, die vom Heizungsbau installiert wurde. Die Trennwand zwischen Lager und Heizraum war eine bauseitige Leistung des SWL-Generalunternehmers einschließlich Durchführung und Abdichtung der Förderschnecke für die Holzhackschnitzel.
Grundriss unterirdisches Brennstofflager (links) mit Heizzentrale (rechts).
Schnitt unterirdisches Brennstofflager (links) mit Heizzentrale (rechts).
Nach der ersten Heizperiode gab es für den Chef des Schwarzwaldgasthofes Rößle eine gute und eine schlechte Nachricht. Die schlechte zuerst: Bei mehr als 30 cm Schneefall konnte die Hackschnitzel-Lieferung erst abgekippt werden, nachdem der Schnee von der 5 x 6 m großen Abdeckung der Öffnung geräumt war. Die Hydraulik hatte zwar genug Leistung, doch die Metallfläche der Abdeckung verformte sich deutlich unter der Schneelast. „Wir werden wohl die Überdachung über die Heizzentrale verlängern und damit die Befüllöffnung vor den hier im Südschwarzwald üblichen großen Schneemengen schützen“, meint Maier. Die gute Nachricht war ihm jedoch viel wichtiger: 40% weniger Heizkosten gegenüber dem vergleichbaren Vorjahr, als statt Hackschnitzel noch Heizöl verwendet wurde.