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Imtech im Insolvenzverfahren

Einem der größten TGA-Planer und -Ausrüster droht das Aus

Am 6. August 2015 hat Imtech Deutschland beim zuständigen Amtsgericht in Hamburg den Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens gestellt. Bild: Royal Imtech N.V.

 

Am 6. August 2015 wurde die Hiobsbotschaft offiziell verkündet: Die Imtech Deutschland GmbH & Co. KG (Tochtergesellschaft des Niederländischen Royal Imtech Konzerns) hat beim zuständigen Amtsgericht in Hamburg den Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens gestellt. Nur wenige Tage später folgte das Gesamt-Aus: Auch der Mutterkonzern meldete Insolvenz an. Seit diesem Zeitpunkt überschlagen sich die Ereignisse. Fast täglich gibt es neue Meldungen in allen Medien, rund um weitere Erkenntnisse und Vorfälle, die das Unternehmen in Schieflage gebracht haben. Über 22 000 Beschäftigte, davon rund 4000 bei Imtech Deutschland, verzeichnet das Unternehmen. Der Jahresumsatz lag zuletzt bei rund 4 Mrd. Euro.

„Zuhause sind wir in der Welt der Gebäude- und Anlagentechnik, mit Hauptsitz in Hamburg. Mit derzeit rund 4000 engagierten Mitarbeitern, Tausenden zufriedener Kunden und knapp 800 Mio. Euro Umsatz sind wir von Imtech Deutschland & Osteuropa eine der führenden Größen in der Branche“ – so beschreibt sich das Unternehmen selbst und weiter: „Durch das ‚Tor zur Welt‘ haben wir uns aufgemacht und betreiben heute Standorte in Deutschland, Österreich, Polen, Rumänien, Tschechien, Ungarn und der Schweiz. Für den effizienteren Einsatz von Energien beschreiten wir jeden Tag neue Wege und erweitern unsere Horizonte – und das seit rund 160 Jahren.“ So lautet die Philosophie des Unternehmens, das nun seine Tore zum Schließen bewegte. Was 160 Jahre Bestand hatte, brach innerhalb von nur wenigen Tagen zusammen.

Antrag auf Insolvenz
„Die Zahlung der Löhne und Gehälter ist bis Ende Oktober gesichert. Der Geschäftsbetrieb der Gesellschaft soll unverändert fortgeführt werden.“ Dies verkündete Imtech Deutschland am 6. August in einer kurzen Pressemitteilung zur Antragsstellung auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens. Zudem teilte das Unternehmen mit, dass die Tochtergesellschaften der deutschen Imtech nicht von der Insolvenzantragstellung betroffen seien und dass dem Unternehmen bereits erste Interessensbekundungen von Investoren vorlägen.
Die Folgen und Hintergründe des Unternehmenszerfalls waren an diesem Tag noch nicht absehbar. Seit dem Zeitpunkt gab und gibt es aber fast täglich weitere Meldungen und Enthüllungen, die viel Schatten auf den einst hoch angesehenen Baukonzern werfen.

Korruption und Missmanagement
Spontan kam das Ende demnach nicht. Eine lange Liste von Vorfällen hat z. B. das Handelsblatt veröffentlicht. Die Chronik reicht bis ins Jahr 2011 zurück. Zudem berichtet das Online-Informationsportal in zahlreichen Beiträgen über Missmanagement, Korruption und Wirtschaftskriminalität und schreibt: „Imtech wird die Insolvenzverwalter, das Bundeskartellamt und mehrere Staatsanwaltschaften noch auf Jahre hinaus beschäftigen.“ Indes wehrt sich das Unternehmen gegen einige Aussagen und Vorfälle in den Berichten – und das mit Erfolg, wie Imtech selbst mitteilt.

Weitere Entwicklung
Dass diese Situationen nicht ohne Folgen bleiben, ist verständlich. Der Aktienkurs des Unternehmens ist quasi über Nacht ins bodenlose gefallen. Zudem stellte sich an vielen Stellen die Frage nach der Fortführung der rund 900 laufenden Baustellen in Deutschland, an denen Imtech beteiligt ist, wie der Flughafen Berlin-Brandenburg und die Kölner Oper. Dazu gab Imtech bereits bekannt, dass das Unternehmen bemüht ist, alle Baustellen ordnungsgemäß weiter zu betreiben. Ob das tatsächlich geleistet werden kann, bleibt abzuwarten.
Am 17. August hat der vorläufige Insolvenzverwalter Peter-Alexander Borchardt von Reimer Rechtsanwälte auf Beschluss des vorläufigen Gläubigerausschusses die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst & Young (E&Y) mit der Organisation des Unternehmensverkaufs beauftragt. Dazu erklärte Borchardt: „Es ist die wirtschaftlich beste Lösung, Imtech unter neuer Eigentümerschaft fortzuführen. Und das Interesse dürfte enorm sein. Wir haben bereits jetzt mehr als 40 qualifizierte Anfragen erhalten.“ Der Fall Imtech ist damit längst noch nicht abgeschlossen.

www.imtech.de

 


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