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Hydraulischer Abgleich (im Bestand) leicht gemacht

Heizlastberechnung – Verfahren A und B im Vergleich

Bild 1: nicht abgeglichene Anlage. Bild 2: abgeglichene Anlage. Abgeglichene (Bild 2) vs. nicht abgeglichene Anlage (Bild 1). Es ist in Bild 1 klar zu erkennen, dass die Räume, die sich nah an der Wärmequelle befinden, überversorgt sind, während die Räume, die weiter entfernt sind, nicht die notwendige Wassermenge erhalten und unterversorgt sind.

Bild 3: Tabelle Verfahren A (Quelle: VdZ, in Anlehnung an Nationaler Anhang zu DIN EN 15378).

Bild 4: Mit steigendem Aufwand steigt auch der Genauigkeitsgrad der Heizlastberechnung.

Bild 5: Die Honeywell Home Heizlastberechnungs-App ist ein praktisches Tool für die Berechnung vor Ort.

Bild 6: Das druckunabhängige Thermostatventil „Kombi-TRV“ vereint Thermostatventil und Differenzdruckregler.

 

Laut Ergebnissen des Forschungsprojektes Optimus der FH Wolfenbüttel, heute Ostfalia Hochschule, sind durch die Optimierung einer Heizungsanlage Energieeinsparungen von bis zu 10 kWh/(m² · a) möglich. Das entspricht umgerechnet rund 1 l Öl. In baulich modernisierten Gebäuden sollen es sogar zwischen 15 und 19 kWh/(m² a) sein. Momentan gibt es zwei Verfahren zur Berechnung der Heizlast: Verfahren A und Verfahren B. Was macht sie aus? Wie lässt sich ein möglichst genaues Ergebnis für eine hohe Effizienz auch im Bestand erzielen?

Die errechnete Heizlast – für einen Raum oder das komplette Gebäude – ist Grundlage für die Auslegung und Dimensionierung von Wärmeerzeuger, Rohrnetz oder Heizflächen. Beim Neubau ist die Berechnung der Heizlast nach DIN EN 12831 Vorschrift. Sie ist zudem in der Vergabe- und Vertragsordnung für Bauleistungen Teil C (VOB/C) fest verankert und gilt auch bei Arbeiten im Bestand im Rahmen dieses Vertragswerks als konkludent vereinbart. Außerdem ist die Berechnung der Heizlast Voraussetzung für die Vergabe von staatlichen Fördermitteln und die Grundlage für einen belastbaren hydraulischen Abgleich.
Gerade wenn es um den Gebäudebestand geht und notwendige Daten etwa zum Rohrnetz fehlen, ist die entscheidende Herausforderung im Alltag, die Höhe des Aufwands und die Genauigkeit der Ergebnisse gut abzuwägen. Es gilt der Grundsatz: Je höher der Aufwand, desto genauer die Ergebnisse.

Heizlast nach Tabelle: Verfahren A
Bei der Ermittlung der Heizlast für Bestandsgebäude können zwei Verfahren zur Anwendung kommen. Das Verfahren A ist im Sinne der VOB/C die werkvertraglich geschuldete Regelleistung. Es darf im Rahmen der Förderung jedoch nur angewendet werden, wenn die beheizte Fläche 500 m2 Wohnfläche je Heizkreis mit eigener Pumpe oder eigenem Strangdifferenzdruckregler nicht überschreitet. Wichtig: Wenn keine anderen Vereinbarungen getroffen wurden, gilt als Mindeststandard (Regelleistung) das Verfahren A als vereinbart.
Die Heizlast wird bei diesem Verfahren in Anlehnung an DIN EN 12831 überschlägig abgeschätzt – nach Baualtersklasse und Quadratmeterzahl. Der Wärmebedarf in W/m2 ist grob je nach Baujahr in Kategorien eingeordnet; verschiedene Tabellen zur Einschätzung sind vorhanden. Dies hat den Vorteil, dass schnell abgelesen werden kann. Das Verfahren liefert dafür aber nur unzureichende Ergebnisse. Abweichungen von bis zu 400 % zur tatsächlichen Heizlast sind möglich.

Heizlast nach Norm: Verfahren B
Das Verfahren B setzt eine Planungsleis­tung voraus. Dafür können staatliche Förderungen wie BAFA oder KfW in Anspruch genommen werden. Im Neubau ist die Ermittlung der Heizlast und der Rohrnetzberechnung relativ einfach. Beides erfolgt im Rahmen der Anlagenplanung mit Hilfe einer Planungssoftware. Im Bestand sieht das anders aus: Verwendete Baustoffe und große Teile des Rohrnetzes sind oft nicht sichtbar. Das führt zu Schwierigkeiten bei der Berechnung. Doch es gibt Lösungen dafür.
Die raumweise Heizlast lässt sich alternativ mittels eines softwarebasierten Näherungsverfahrens ermitteln, was den Anforderungen der DIN EN 12831 entspricht.
Eine solche Anwendung ist die Heizlastberechnungs-App von Resideo. Das Tool erfüllt die Anforderungen des Verfahrens B und vermeidet dennoch aufwendige Berechnungen. Da die Berechnung auch offline funktioniert, eignet sich die App besonders für die Anwendung vor Ort. Ein Vorteil der mobilen Anwendung: Jeder Nutzer kann Projekte oder Gebäude in beliebiger Anzahl anlegen. Anzugeben sind neben der Temperaturspreizung Vorlauf/Rücklauf und der Anbindelängen (Weg von Heizungspumpe bis zum Heizkörper) „kurz/mittel/lang“, auch Raumdaten wie Grundfläche, Luftwechsel, Boden- und Deckenbeschaffenheit. Dies ist dank übersichtlicher Kategorien rasch erledigt. Die Auslegungstemperatur kann manuell eingegeben oder automatisch erfasst werden, indem das Programm durch die Ortungsfunktion die hinterlegte minimale Außentemperatur für den Standort ermittelt. In Kombination mit der vorgegebenen Spreizung berechnet die App die Wassermenge sowie – unter Einbezug des Rohrnetzes – die Ventilvoreinstellung.
Um den hydraulischen Abgleich gerade bei unbekannten Rohrnetzen weiter zu vereinfachen, ist das druckunabhängige Honeywell Home-Thermostatventil „Kombi-TRV“ neu in der Auswahl der Ventile enthalten. Es vereint Thermos­tatventil und Differenzdruckregler. Das heißt, es muss nur der für den jeweiligen Heizkörper errechnete Durchfluss direkt am Thermostatventil eingestellt werden. Die Eingabe der Anbindelänge ist bei Verwendung dieses Ventilmodells, bedingt durch den integrierten Differenzdruckregler, ohne Relevanz. Der eingebaute Differenzdruckregler sorgt dann für einen konstanten Durchfluss auch bei den sich stets einstellenden wechselnden Betriebsbedingungen. Das ist besonders praktisch für den Abgleich bei unbekannten Rohrnetzen, da der Durchfluss auch bei wechselnden Betriebsbedingungen konstant gehalten wird.

Bilder: Resideo

Autor: Jürgen Lutz ist Leiter des Seminar- und Schulungswesens Heiztechnik bei Resideo. Er arbeitet im Standort Schönaich.

www.homecomfort.resideo.com/de

 

Förderungen
BAFA Heizungsoptimierung

  • Seit 1. August 2016 werden der hydraulische Abgleich am Heizsystem im Bestand sowie Investitionen in die Optimierung des Systems durch voreinstellbare Thermostatventile, Strangventile etc. gefördert.
  • Die Förderung beträgt 30 % der Nettoinvestitionskosten, höchstens 25 000 Euro.
  • Online-Registrierung vor Maßnahmenbeginn durch den Gebäudebesitzer.
  • Verfahren A ist ausreichend für Förderung – schnell und einfach per Datenscheiber oder Tabelle, jedoch sehr ungenau, da viel Potenzial verschenkt wird.

KfW-Heizungspaket

  • Investitionszuschuss „Energieeffizient Sanieren“
  • Zwingende Einbindung eines amtlich zugelassenen Sachverständigen
  • Bis zu 30 % Zuschuss je Wohnung
  • Kombinierbar mit anderen Förderungen
  • Vorgeschriebene Einbindung eines registrierten Energieberaters
  • Hydraulischer Abgleich nach Verfahren B (Verfahren A ist nicht förderfähig)

Die Heizlastberechnungs-App

  • Download Android: pxst.in/Honeywell-Heizlast-App-Android
  • Download iOS: pxst.in/Honeywell-Heizlast-App-ios

 


Literaturtipps der Redaktion

Basiswissen zu hydraulischen Schaltungen
Basiswissen zu hydraulischen Schaltungen und deren Anwendung vermittelt der Beitrag „Für jede Anlage die richtige Lösung finden“. Erschienen in Ausgabe 5/2019 und auf ikz.de.
Der Fachbeitrag gibt Auskunft zu Fragen wie:

  • Welche hydraulischen Schaltun­gen stehen grundsätzlich zur Wahl?
  • Was sollte bei der jeweiligen Schaltung beachtet werden?
  • Für welchen Einsatz eignen sich die jeweiligen Schaltungen und mit welchen Regelarmaturen werden sie umgesetzt?

Link führt direkt zum IKZ-Artikel.
bit.ly/Anlagenhydraulik

Rohrnetze richtig planen
Bei weit verzweigten Heizungs- oder Kältenetzen mit mehreren Strängen sowie bei größeren Pumpenförderhöhen stößt der hydraulische Abgleich alleine über Heizkörper- oder Fußventile an seine Grenzen. Empfohlen wird der Einsatz zusätzlicher Strangregulierventile, die die einzelnen Stränge untereinander abgleichen. Tipps zur hydraulischen Anlagenplanung vermittelt der Beitrag „Rohrnetze richtig planen“. Erschienen in Ausgabe 14/2019 und auf ikz.de.

Link und QR-Code führen direkt zum IKZ-Artikel.
bit.ly/Rohrnetzplanung

 


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