HEAT-Kongress diskutiert Zukunft des Wärmemarkts
Hamburg. Um die Sanierung von Gebäuden in Deutschland zu beschleunigen, sprechen sich Experten und Branchenvertreter aus dem Wärme- und Gebäudebereich für eine steuerliche Förderung von Energiesparmaßnahmen aus. Das zeigte sich auf dem HEAT-Kongress am 4. November in Berlin.
Diskussion zum Wärmemarkt. Hier mit (v. l.) Moderator Thomas Reisener (Rheinische Post), Manfred Greis (BDH), Udo Weber (UNITI), Hans-Christian Gützkow (TOTAL), Stephan Kohler (dena) sowie Andreas Müller (ZVSHK).
Knapp 200 Teilnehmer diskutierten im dbb forum in Berlin den Stand und die weitere Ausgestaltung der Energiewende im Gebäudesektor. Die ambitionierten Ziele des Energiekonzepts aus dem Jahr 2010 stellt die amtierende Regierungskoalition nicht infrage. Sie arbeitet derzeit an einer Gesamtstrategie für den Gebäudebereich. Diese soll Förderangebote, Ordnungsrecht sowie die Instrumentarien Information und Energieberatung sinnvoll und effizient vernetzen. Erste Grundzüge der Strategie werden voraussichtlich am 3. Dezember der Öffentlichkeit vorgestellt.
Politik erkennt hohe Relevanz des Wärmesektors
Unstrittig ist, dass das Gros der rund 15 Millionen Ein-, Zwei- und Mehrfamilienhäuser sowie viele der mehr als drei Millionen Nichtwohngebäude ein enormes Potenzial zur Energieeinsparung bergen. Ineffiziente Heiztechnik und schlechte Gebäudehüllen sind hierfür die Hauptgründe. „Die Energiewende ist ohne die Wärmewende in den Gebäuden nicht möglich“, erklärte Dr. Harald Kohl, Leiter des Referats Klimaschutz und Energieeffizienz im Bundesumweltministerium. Ob und wie diese erfolgreich und mit verantwortbarem Aufwand umgesetzt werden kann, stand im Mittelpunkt der meisten Veranstaltungsbeiträge und Diskussionen.
„Es wird in Zukunft immer mehr darum gehen, wie Energieeinsparung im Gebäude bezahlbar realisiert werden kann“, betonte Stefan Brok, Vorstandsvorsitzender des Instituts für Wärme und Oeltechnik (IWO). Heizöl sei hierbei ein idealer Partner zur Einbindung erneuerbarer Energie. Dank immer effizienterer Technik sei der heizölbedingte CO2-Ausstoß in den vergangenen 20 Jahren bereits um mehr als die Hälfte gesunken – und dies bei einer konstanten Anzahl von etwa 5,6 Millionen Ölheizungen.
Anreize statt Zwänge
Neben Brok sprachen sich unter anderen auch Stephan Kohler, Vorsitzender der Geschäftsführung der Deutschen Energie-Agentur (dena), sowie Manfred Greis, Präsident des Bundesindustrieverband Deutschland Haus-, Energie- und Umwelttechnik (BDH), und Andreas Müller vom Zentralverband Sanitär Heizung Klima für die steuerliche Förderung von energetischen Sanierungsmaßnahmen wie der Heizungsmodernisierung aus. Neben den existierenden KfW-Programmen würde dies zu deutlich mehr Sanierungen führen als bisher. Wichtige Randbedingungen dabei seien die Verstetigung und Vereinfachung der Förderangebote und eine prinzipielle Technologieoffenheit.
„Zu viel Ordnungsrecht führt oft dazu, dass die Leute gar nichts machen“, so Stephan Kohler mit Blick auf das Wärmegesetz in Baden-Württemberg, das einen Pflichtanteil von zehn Prozent erneuerbarer Energie bei der Wärmeversorgung vorsieht, wenn die Heizung modernisiert wird. Das bekräftigte auch Manfred Greis, der auf den Vorzieheffekt vor In-Kraft-Treten dieses Gesetzes verwies: „Die Baden-Württemberger haben damals nicht mit erneuerbaren Energien modernisiert, sondern gerade ohne. Eine solche Vermeidungsstrategie setzt immer ein, wenn man Zwänge ausspricht.“ Mit In-Kraft-Treten des Gesetzes sei der Modernisierungsmarkt dann zusammengebrochen.
Fehler des EEG nicht wiederholen
Politisch bleibt die konkrete Umsetzung der Wärmewende jedoch ein Thema mit viel Konfliktpotenzial, wie eine Diskussion zwischen den energiepolitischen Sprecherinnen der Bundestagsfraktionen, Dr. Nina Scheer (SPD) und Dr. Julia Verlinden (Bündnis 90/Die Grünen) sowie Henning Krumrey, Leiter des Hauptstadtbüros der Wirtschaftswoche, zeigte. Während der Wirtschaftsjournalist mit Blick auf den Finanzbedarf für die Wärmewende davor warnt, die Fehler des Erneuerbaren-Energien-Gesetzes (EEG) im Wärmemarkt noch einmal zu machen, sieht Nina Scheer in der haushaltsunabhängigen Finanzierung, etwa in Form einer Umlage für den Wärmemarkt, einen Ansatz, der diskutiert werden müsse. Julia Verlinden beklagte, dass die Wärmewende eine Verschnaufpause eingelegt und die Sanierungsquote sich seit 2010 nicht verbessert habe. Auch zeigte sie sich einer steuerlichen Förderung gegenüber aufgeschlossen, verwies jedoch auf bestehende Uneinigkeit zwischen Bund und Ländern.
Der HEAT-Kongress für mobile und speicherbare Wärme wurde zum dritten Mal gemeinsam vom IWO und dem Bundesverband mittelständischer Mineralölunternehmen (UNITI) ausgerichtet.
www.iwo.de