Werbung

Gut geplant ist gut gelüftet

Planungs- und Ausführungsaspekte für zentrale und dezentrale Wohnungslüftungsgeräte

Zentrale KWL-Anlagen lassen sich in der Regel leichter bei Neubauten als bei Sanierungen in die Gebäudestruktur integrieren.

Da dezentrale Lüftungsgeräte insbesondere in der Sanierung des Baubestandes eingesetzt werden, ist eine drahtlose Kommunikation möglichst vieler Einzelgeräte ohne Zusatzmodule ein wichtiges Ausstattungsmerkmal.

Bei dezentralen Lüftungsgeräten, die mit dem „Push- & Pull“-Prinzip arbeiten, muss in der Planung die angegebene Luftleistung im Gegensatz zu zentralen Anlagen halbiert werden.

Beim Neubau oder der energetischen Sanierung eines Gebäudes sollte immer ein Lüftungskonzept nach DIN 1946-6 erstellt werden.

Bei dezentralen Lüftungsgeräten ist bestenfalls sowohl innen als auch außen nur eine Designblende zu sehen.

Die Auslegungs-Software sollte umfassende Berechnungen auch zur Einstellung von Drosselblenden oder Strangregulierventilen enthalten, um so auch einen hydraulischen Abgleich der Lüftungsanlage planen zu können.

 

Rund 80 % aller Bewohner von Häusern und Wohnungen lüften falsch. Während dies früher kein großes Problem war, haben immer dichtere Gebäudehüllen dazu geführt, dass die Bauschadensquote durch diesen Sachverhalt drastisch in die Höhe geschnellt ist. Mit der aktuellen Energieeinsparverordnung (EnEV) kommt kaum noch ein saniertes und schon gar kein neues Gebäude mehr ohne mechanische Lüftung mit Wärmerückgewinnung aus, wenn die Bewohner nicht mehrfach täglich für den notwendigen hygienischen Luftwechsel sorgen können. Doch wie muss eine kontrollierte Wohnungslüftungsanlage (KWL-Anlage) im Dschungel von ErP, EnEV, EnEG und Co. regelkonform geplant werden? Wann sind zentrale, wann dezentrale Geräte empfehlenswert? Und welche Hilfestellungen bietet der Markt?

90 % unseres Lebens verbringen wir mittlerweile in geschlossenen Räumen. In Räumen, die teils hochgedämmt sind, die über den Blower-Door-Test nachweisen mussten, dass kaum noch ein Luftaustausch zwischen innen und außen stattfindet. „Frische“ Luft wird da schlichtweg zur Mangelware – wenn nicht konsequent und richtig gelüftet wird. Doch beim Fens­terlüften geht im Durchschnitt nicht nur 50 % der im Raum vorgehaltenen Wärmeenergie verloren, sondern das richtige Lüften ist auch eine Wissenschaft für sich. Denn nur kurz das Fenster „auf Kipp“ zu öffnen reicht bei den heutigen luftdichten Gebäuden nicht mehr aus, um Schadstoffe abzutransportieren und „frischen“ Sauerstoff in die Räume zu bringen. Vielmehr soll nach Expertenempfehlungen drei- bis viermal täglich stoßgelüftet werden. Das bedeutet in der Praxis: Vorhänge etc. zur Seite, Fensterbank leerräumen, Fenster weit auf, Wärme draußen. In Neubauten ist das schon lange kein Thema mehr. Denn hier sind KWL-Anlagen nahezu zum Standard geworden.
Die Argumente für die Wohnungslüftung sind auch darüber hinaus zahlreich: Verhinderung des Bauschadenthemas Nummer 1 – Schimmel, Minderung der Beschwerden von Allergikern durch Pollenfilter und „gesunde“ Atemluft durch Reduzierung des Feinstaubanteils sowie Regulierung der Luftfeuchte. Dass dies nicht nur Themen im Neubau, sondern auch im kernsanierten Baubestand sind, liegt auf der Hand. Gleichzeitig lassen sich die Wärmeverluste in einem Gebäude nach Transmissions- und Lüftungswärmeverlusten einteilen. Ist ein bestimmter Dämmstandard erreicht, wird der Aufwand zur weiteren Reduzierung der Transmissionsverluste immer größer. Dagegen stellt die Reduzierung der Lüftungswärmeverluste durch Wärmerückgewinnung in Gebäuden noch ein großes Einsparpotenzial dar.

Aufbau zentraler und dezentraler Wohnungslüftungsgeräte
In einem Zentralgerät arbeiten in der Regel zwei Ventilatoren im Zu- und Fortluftbereich. Über einen Kreuzgegenstrom-Wärmeübertrager wird die Wärme zurückgewonnen. Ein Filter für die Abluft schützt den Wärmeübertrager, ein Filter für die Zuluft sorgt für saubere Luft im Haus. Je nach Hersteller und Qualität der Ausstattung kommt noch ein Bypass für den Sommerbetrieb oder eine Feuchterückgewinnung dazu.
Der überwiegende Teil dezentraler Wohnungslüftungsgeräte ist in Form eines Rohres aufgebaut, das durch eine Kernbohrung in der Außenwand eines Gebäudes installiert wird. Es arbeitet mit einem einzigen Ventilator im „Push-Pull“-Prinzip. Das heißt: Die Luftrichtung wird in festgelegten Zeitabständen gewechselt. Mit einem Wärmeübertrager wird die Wärme zurückgewonnen. Komfortable Geräte verfügen sowohl über Filtertechnik als auch eine Sensorik sowie eine drahtlose Kommunikation untereinander bzw. mit einer Regelungszentrale.

Aspekte zur Systemauswahl
Zunächst einmal steht die Entscheidung zwischen einer zentralen Anlage und dezentralen Geräten an. Einige der Vor- und Nachteile lassen sich schnell und nachvollziehbar aufführen:

  • Zentrale Zu- und Abluftgeräte verfügen oft über einen höheren Wärmerückgewinnungsgrad als dezentrale Einzelraumgeräte.
  • Um den gewünschten Luftwechsel zu erreichen, müssen bei dezentralen Anlagen mehrere Geräte installiert werden.
  • Demgegenüber muss bei zentralen Anlagen ein Kanalsystem installiert werden, das wiederum Platz benötigt.
  • Darüber hinaus ist bei dezentralen Geräten nur die Versorgung von Räumen mit Außenwand möglich. Innen liegende Räume wie ggf. Bäder etc. können nur mit Hilfsmaßnahmen angeschlossen werden.
  • Insbesondere im Baubestand ist bei der nachträglichen Sanierung der Einsatz von dezentralen Geräten ohne Kanalsystem schneller lösbar.
  • Demgegenüber ist das zentrale Lüftungssystem in der Lage, auch höhere Anforderungen, wie z. B. die Filtergüte oder Feuchteregulierung der Zuluft zu erfüllen.
  • Hinsichtlich des Planungsaufwandes liegen beide Technologien praxisnah betrachtet gleichauf.
  • Auch die Optik in den Räumen spielt gerade für den Nutzer eine wichtige Rolle. Während bei dezentralen Geräten nur ein bis zwei Blenden im Raum zu sehen sind, müssen bei zentralen Anlagen das Gerät in einem Raum integriert und die Luftleitungen verkleidet werden. Der Platzbedarf ist bei dezentralen Lüftungsgeräten somit nachvollziehbar kleiner.

Welche rechtlichen Rahmenbedingungen gelten bei der Planung?
Neben dem bekannten Energieeinsparungsgesetz (EnEG), der Energieeinsparverordnung (EnEV) und dem Erneuerbare-Energien-Wärmegesetz (EEWärmeG) ist bei der Planung einer Anlage zur Wohnungslüftung besonders die DIN 1946-6 relevant. Nach EnEV-Vorgaben errichtete Gebäude sind nahezu luftdicht. Gleichzeitig fordert die EnEV aber, dass der zum Zwecke der Gesundheit und Beheizung erforderliche Mindestluftwechsel sicherzustellen ist. Wie das umgesetzt werden soll, beschreibt die EnEV nicht.
Um Rechtssicherheit zu schaffen, sollte beim Neubau oder der energetischen Sanierung eines Gebäudes immer ein Lüftungskonzept nach DIN 1946-6 erstellt werden. Darin wird beschrieben, wann Lüftungstechnik erforderlich ist und wie hoch der Mindestluftwechsel sein muss. Gemäß DIN 1946-6 ist bei Sanierungsmaßnahmen immer dann eine lüftungstechnische Maßnahme zu prüfen, wenn in Mehrfamilienhäusern mehr als ein Drittel der vorhandenen Fenster getauscht und in Einfamilienhäusern ebenfalls mehr als ein Drittel der Fenster getauscht oder mehr als ein Drittel der Dachfläche abgedichtet wird.
Darüber hinaus sind eine Fülle an Rahmenbedingungen im Neubau und in der energetischen Sanierung zu beachten, die eine Planung der Lüftungstechnik tangieren. Das reicht von der berechenbaren Nutzung der Abwärme durch raumlufttechnische Anlagen mit Wärmerückgewinnung über die Ökodesign- und Energielabel-Richtlinie bis hin zum Energieausweis. Dies hier aufzuführen, würde den Rahmen des Beitrags sprengen. Umso wichtiger ist es, sich auf einen Partner verlassen zu können, der neben den reinen Produkten auch eine umfassende Dienstleistung und Beratung im Feld der Wohnungslüftung anbietet. Auch hierauf sollte bei der Auswahl eines Herstellers genau geachtet werden.

Hilfestellungen durch Hersteller
Besonders hilfreich ist die Verwendung eines herstellereigenen Planungsprogramms, da hier alle herstellerspezifischen Kennwerte der Geräte und Zubehöre für eine optimale Anlagenauslegung enthalten sind. Die Auslegung der Lüftungsanlage sollte auch hierbei immer gemäß DIN 1946-6 stattfinden. Dazu gehört im ersten Schritt die Beantwortung der Frage, ob überhaupt ein Lüftungskonzept erstellt werden muss. Ist das erforderlich, kann das Konzept anhand weniger Gebäudekenndaten wie Nutzfläche, Lage, Dämmstandard und Luftwechselzahl umgesetzt werden. Hierzu lassen sich verschiedenste Hilfsmittel der Hersteller nutzen.
Für die optimale Auslegung einer Lüftungsanlage sollte im Vorfeld eine Aufnahme der Daten und örtlichen Gegebenheiten erfolgen. Hierzu eignet sich insbesondere ein Projekterfassungsbogen, in dem alle relevanten Daten für die spätere Erstellung eines Lüftungskonzeptes erfasst werden können. Im Anschluss erfolgt eine Überprüfung, ob die Notwendigkeit einer Lüftungsmaßnahme durch den Vergleich des „natürlichen“ Luftwechsels durch Gebäudeundichtigkeiten, der Infiltration mit dem erforderlichen Mindestluftwechsel zum Feuchteschutz gegeben ist. Bei zu geringer Infiltration und damit einem zu geringen Mindestluftwechsel zum Feuchteschutz ist der Zustand für ein nutzerunabhängiges Lüften zwingend gegeben. Tipp: Der Auftragnehmer sollte, wenn der Auftraggeber eine notwendige technische Maßnahme ablehnt, schriftlich auf die Lüftungsanforderung und die möglichen negativen Folgen hinweisen. Die Bedenkenanzeige empfiehlt sich nachweisbar zu übergeben.
Neben der Erstellung des Lüftungskonzeptes und der Berechnung der erforderlichen Volumenströme auf Gebäude- und Raumbasis sollte die Herstellersoftware auch Informationen zur Einstellung der einzelnen Drosselblenden oder Strangregulierventile bieten. Nur so gelingt der hydraulische Abgleich der Anlage vor Ort, und die errechneten Luftmengen für jeden Raum werden erreicht. Weitere wichtige Punkte sind die Möglichkeit, eine komplette Stückliste generieren zu können. Als optimal haben sich darüber hinaus Softwarepakete von Herstellern ausgezeichnet, die gewerkeübergreifend die vorhandene technische Gebäudeausrüstung wie die Wärmeerzeugung in die Berechnungen mit einbeziehen können, um so entsprechende Synergien zu heben.
Zur Herstellerunterstützung sagt z. B. das Unternehmen Vaillant: „Lüftung wird zu einer zentralen Komponente für das SHK-Fachhandwerk. Im Neubau ist sie nach EnEV unverzichtbar. Doch auch im sanierten Baubestand sehen wir einen stark wachsenden Markt“, so Christian Sieg, Leiter Produkt- und Dienstleistungsmanagement Vaillant Deutschland. „Deswegen haben wir unsere Serviceleistungen deutlich ausgebaut und bieten in der Planungsunterstützung neben der hier passenden und kostenlosen Software ,planSOFT‘, mit der die Auslegung unserer Lüftungsanlagen vorgenommen werden kann, auch die Möglichkeit, sich intensiv über die technischen Berater zu einem Vaillant-Lüftungskonzept beraten zu lassen. Wir unterstützen dann die Planung von der Erstberatung bis zum Detailkonzept und der Angebotserstellung.“

Welche Funktionen sollte eine zentrale Anlage umsetzen?
Generell sollte man davon ausgehen, dass die großen Hersteller am Markt ihre Hausaufgaben gemacht haben. Letztendlich gleichen sich dementsprechend die zentralen Anlagen bis auf wenige Prozentpunkte auch hinsichtlich ihrer Wärmerückgewinnung. Wichtiger sind deswegen Details, auf die man achten sollte.

Filtersystem
Ein wichtiges Argument gerade für Allergiker bildet das Filtersystem einer kontrollierten Wohnungslüftung. Dabei lässt sich hohe Qualität relativ einfach anhand der Filterklassen ablesen. Galten früher M5-Filter als Standard sollte heute ein F7-Filter zur Grundausrüstung gehören. Dies gewährleistet bereits eine äußerst pollenarme Innenraumluft. Ein Großteil der Anbieter ermöglicht es sogar, Filter bis zur Klasse F9 ohne zusätzlichen Installationsaufwand am Wohnungslüftungsgerät einzusetzen.

Feuchteregulierung/modulierender Betrieb
Im Winter trocknet die Raumluft sowohl bei fachgerechter Fensterlüftung als auch beim Einsatz von Wohnungslüftungsanlagen schrittweise aus, besonders wenn im Gebäude durch z. B. Abwesenheit der Nutzer wenig Feuchte anfällt. Dies kann dann in Verbindung mit der ohnehin trockenen Heizungsluft schnell zu einem ungesunden Gesamtklima im Gebäude mit einer sehr geringen Luftfeuchte führen. Um diese Situation zu verhindern, bieten moderne Wohnungslüftungsanlagen die Möglichkeit der Feuchterückgewinnung und -regulierung. Noch weiter verbessern lässt sich die Raumluft durch den Einsatz entsprechender Sensorik. Dies können z. B. CO2-Sensoren sein, die die Belastung der Raumluft messen und auf dieser Basis Informationen an die Zentralregelung des Wohnungslüftungsgerätes geben.

Systemanbieter
Zentrale Wohnungslüftungsgeräte treffen in puncto der technischen Gebäudeausrüstung auf ein Umfeld, in dem sowohl auf Energiesparen als auch Komfort Wert gelegt wird. Aus diesem Grund ist es umso ärgerlicher, wenn der Haus- oder Wohnungseigentümer auf mehrere Regelungen zugreifen und die Bedienung darüber hinaus auch untereinander abstimmen muss. Systemanbieter in der Heizungs- und Lüftungstechnik nutzen hier in der Regel Bussysteme zur Kommunikation der Anlagenteile untereinander und ermöglichen dem Anwender so auch den Einsatz einer gemeinsamen Regelung für alle Geräte. Im besten Fall lassen sich dann mit einer gemeinsamen Fernbedienung sowohl die Wärme- und Warmwassererzeugung, die Lüftung als auch die Kühlung z. B. mit einer Wärmepumpe regeln bzw. aufeinander abstimmen.

Welche Funktionen sollte eine dezentrale Anlage umsetzen?
Dezentrale Wohnungslüftungsgeräte unterscheiden sich vor allen Dingen in ihrer Komfort-Ausstattung und Funktionalität. Sind Feuchtigkeits- und Licht-Sensoren integriert, kann die Anlage abhängig von der Luftfeuchtigkeit im Raum arbeiten. Gelüftet wird nur bei Bedarf, was die Betriebskosten senkt. Durch einen Lichtsensor kann das Gerät nachts auf geringer Stufe arbeiten. Die Geräte sind anders als ihre „zentralen Geschwister“ direkt in den Wohnräumen installiert. Daher sollte besonders auf eine geringe Schallemission geachtet werden. Eine Wärmerückgewinnung sollte selbstverständlich sein. Da dezentrale Wohnungslüftungsgeräte vor allen Dingen im Baubestand eingesetzt werden, ist die drahtlose Kommunikation vorteilhaft.
Ein wichtiger Hinweis zu den Luftleis­tungen von dezentralen Wohnungslüftungsgeräten: Fast alle Anlagen arbeiten hier im „Push- & Pull“-Prinzip. Das heißt: Der Ventilator wechselt seine Drehrichtung in festgelegten Zeitintervallen für die Luftzufuhr und -ableitung. Das heißt aber auch: Die angegebene Luftleistung muss im Gegensatz zu zentralen Anlagen in der Planung halbiert werden. Denn die Luftleistung bezieht sich ja sowohl auf die Zu- als auch die Abluftmenge.

Fazit
Zentrale und dezentrale Wohnungslüftungsgeräte werden immer mehr zu einer unverzichtbaren Komponente im Neubau oder der energetischen Sanierung im Baubestand. Vom ausführenden SHK-Fachhandwerk wird hier entsprechende Kompetenz und Planungssicherheit erwartet. Hierbei unterstützen die großen Hersteller mit zahlreichen Dienst- und Serviceleistungen, die in Anspruch genommen werden sollten. Insbesondere ein effizientes Zusammenspiel mit der Wärmeerzeugung im Gebäude kann ein nachhaltiges Konzept in der Energieverwendung eines Gebäudes generieren.

Bilder: Vaillant

www.vaillant.de

 


Artikel teilen:
Weitere Tags zu diesem Thema: