Werbung

Für bessere energetische Standards - Anlagentechnische Innovationen in der Gebäudehülle

Moderne Dachfenster von höchster energetischer Qualität und umfassenden Wärmeschutz bieten darüber hinaus freie Lüftungen mit bedarfsorientierter MSR und solare Anwendungen. IKZ-ENERGY-Redakteur Frank Hartmann sprach mit Till Reine, Leiter Produktmanagement Elektro + Solar bei Velux Deutschland.

Till Reine, Leiter Produktmanagement Elektro + Solar bei Velux.

Sorgen über zu hohe Energie- bzw. Wärmeverluste in der kalten Jahreszeit sind unbegründet, wenn richtig gelüftet wird.

 

IKZ-Energy: Herr Reine, Ihr Unternehmen Velux ist ein führender Hersteller von Dachfenstern und liefert somit wichtige Komponenten für die thermische Hülle, welche den energetischen Standard eines Gebäudes maßgeblich bestimmt. Welche Innovationen bietet Velux, nicht zuletzt entsprechend den Standards der Gebäudedichtheit?
Reine: Zur Herstellung von luftdichten Dachkonstruktionen bietet Velux die Dampfsperrschürze „BBX“ an. Sie ermöglicht Handwerkern den fachgerechten Anschluss der Dachfenster an die Luftdichtheitsschicht des Daches. Mit dieser passgenauen, vorgeformten Dampfsperrschürze lässt sich ein korrekter, luft- und dampfdichter Anschluss realisieren und so Feuchtigkeitsschäden im Dachaufbau verhindern. Eine Dampf sperrende und Luft dichtende Wirkung wird so auch in den Eckbereichen des Fensters sicher erreicht.
IKZ-ENERGY: Mit Einführung Ihrer neuen Fenstergeneration ab 2013 optimieren Sie Ihr Dichtungskonzept weiter. Mit welchem Ergebnis?
Reine:  Durch die verbesserte Dichtwirkung wird dann die Luftdichtheitsklasse 4 erreicht. Dies führt neben der Vermeidung von bauphysikalischen Schäden durch Tauwasserbildung zu höherer Wärmedämmung, reduzierten Heizkosten und vor allem auch zu mehr Wohnqualität und behaglichem Wohnen.
Selbstverständlich bieten wir auch Dachfenster mit hervorragenden Wärmedämmwerten an. Unser Velux „Energy-Star Plus“ erreicht als Klapp-Schwing-Fenster in Kunststoffausführung kombiniert mit dem Eindeckrahmen EDJ 2000 einen exzellenten U-Wert von 0,82 W/(m2/K) und ist damit passivhaustauglich.
Über die Dichtheit und Wärmedämmung hinaus ist die intelligente, dynamische Nutzung der thermischen Gebäudehülle ein wesentlicher Aspekt für eine Verbesserung des energetischen Standards, aber auch des Raumklimas, eines Gebäudes. Denn auch durch bewussten Einsatz von Hitzeschutz-Lösungen lässt sich die Energiebilanz eines Gebäudes deutlich optimieren. So verbessert sich in der kalten Jahreszeit beispielsweise die Wärmedämmung eines Fensters bei geschlossenem Rollladen. Bei Sonnenschein reduziert sich durch den passiven Energieeintrag der Sonne durch das Fenster im Winter die benötigte Heizenergie, wenn der Rollladen geöffnet ist. Im Sommer schützt ein geschlossener Rollladen auf der sonnenbeschienenen Dachseite zudem vor der Aufheizung der Räume. Der Effekt zusammen mit richtigem Lüften zur Nachtabkühlung ist in vielen Fällen so deutlich, dass der Einsatz einer Klimaanlage überflüssig wird.
Die jeweils optimale Position der Rollläden selbstständig zu wählen ist sehr aufwendig  und gerade für Haushalte, in denen alle berufstätig sind, kaum zu bewerkstelligen. Darum haben wir ein Sensorsystem entwickelt, das elektrisch betriebene Sonnenschutzprodukte mittels Licht- und Außentemperatursensor automatisch steuert – das „Active Sensorsystem Sonnenschutz“. Anders als bei zeitgesteuerten Lösungen reagiert unser Sensorsystem durch das intelligente Zusammenspiel der Sensoren und einem regelmäßi­gen Abgleich von Sonnenlicht und Außentemperatur dynamisch auf seine Umwelt. Dadurch entscheidet es das ganze Jahr über selbstständig, ob automatische Rollläden oder Hitzeschutz-Markisen zugunsten von Energiebilanz und Raumklima besser geöffnet oder geschlossen sein sollten.
IKZ-Energy: Spätestens seit der DIN 1946-6 kommt ein Lüftungskonzept für Wohngebäude zum Tragen. Welche Möglichkeiten sehen Sie und Ihr Unternehmen, hier Dachfenster in ein Lüftungskonzept zu integrieren?
Reine: Wir empfehlen als Alternative oder Ergänzung zu einer mechanischen Ventilationsanlage, deren Einbau gerade bei einer energetischen Sanierung im Bestand sehr aufwendig wäre, den Einsatz von automatischen Dachfenstern. Per Funksteuerung legen Bewohner einfach regelmäßige Lüftungszeiten fest und können damit einen ausreichenden Luftwechsel bequem sicherstellen. Die Fenster sorgen so für ein gesundes Raumklima, ohne dass die Bewohner täglich mehrmals daran denken müssen, zu lüften. Um Wasserschäden muss sich dabei niemand Sorgen machen. Unsere automatischen Dachfenster verfügen über einen Regensensor. Dieser schließt die Fenster, sobald er die ersten Tropfen registriert.
So verbindet man natürliches Lüften unter Nutzung natürlicher Kräfte – wie z.B. den Kaminzugeffekt – mit einer intelligenten, modernen Steuerung. Wer dabei unsere solarbetriebenen Fenster einsetzt, vermeidet sogar die Kabelverlegung und nutzt für den Betrieb 100% regenerative Energie. Permanenter Stromverbrauch wie bei vielen ventilatorbasierten Anlagen entfällt.
Sorgen über zu hohe Energie- bzw. Wärmeverluste in der kalten Jahreszeit sind unbegründet, wenn richtig gelüftet wird. Der Großteil der Wärme wird in der thermischen Masse des Gebäudes oder auch in den Möbeln und anderen Einrichtungsgegenständen gespeichert. Während kurzer Lüftungsintervalle entweicht nur wenig Heizenergie, und die Frischluft erwärmt sich schnell wieder. Mehrere kurze Intervalle – die Frequenz hängt u.a. von der Nutzungsintensität der Räume ab – über den Tag verteilt sind aus energetischer Sicht unproblematisch.
IKZ-ENERGY: Wer die automatische Fensterlüftung noch weiter perfektionieren will, kann nicht nur automatisch, sondern zudem bedarfsgerecht lüften, oder?
Reine: Ja, in enger Zusammenarbeit mit Velux hat MSR Electronic speziell für unsere automatischen Dach- und Flachdach-Fenster eine innovative Kombination von Luftfeuchte- und VOC-Sensor entwickelt, mit der die Fenster bedarfsgerecht gesteuert werden. Die MSR Luftqualitätssteuerung ist damit mit einer Breitbandsensorik ausgestattet, was nur bei wenigen anderen Geräten der Fall ist. Sie reagiert gleichzeitig auf die beiden größten Risiken, die durch mangelndes Lüften entstehen: Während ein Sensor die Luftfeuchtigkeit misst und so deutlich das Risiko von Wohnungsschimmel senkt, beugt der andere einer zu hohen Schadstoffkonzentration in Wohnräumen vor. Im Gegensatz zu CO2-Sensoren misst der VOC-Sensor nicht nur verbrauchte Atemluft, sondern einen Großteil möglicher Luftschadstoffe, die Konzentrationsschwäche oder Unwohlsein auslösen können und nach neuesten Erkenntnissen im Verdacht stehen, für das Sick-Building-Syndrom verantwortlich zu sein.
Die MSR Luftqualitätssteuerung ist sehr einfach auch nachträglich einzubauen und steuert unsere automatischen Fenster mithilfe eines Interfaces kabellos per Funk an. Bewohner können die Lüftungsempfindlichkeit anpassen und bei Bedarf – z.B. Urlaub – die Automatik deaktivieren. Diese Lösung ist kostengünstig und bei Sanierungen einfach umgesetzt. Automatisches, bedarfsgerechtes Lüften findet die richtige Balance zwischen gesundem Raumklima und Energieeffizienz, da nur dann und dort gelüftet wird, wo es wirklich notwendig ist.
IKZ-Energy: Die Dachfläche ist für Velux ein gewohntes Terrain. Seit geraumer Zeit bietet Velux solarthermische Kollektorfelder im Design der Dachflächenfenster an. Wie kam es zu dieser Produktentwicklung und wo geht hier die Reise hin?
Reine: Als Anbieter von Bauteilen, die ins Dach integriert werden, lag es nahe, solarthermische Kollektoren als In-Dach-Lösungen in unser Sortiment aufzunehmen. Durch unsere langjährige Erfahrung bei der Integration von Bauteilen ins Dach, können wir auch für Solarkollektoren einen langlebig witterungssicheren Einbau gewährleisten.
Wir wussten zudem, dass insbesondere Architekten auf ästhetische Lösungen Wert legen. Da wir die Größen und Eindeckrahmen der Solarkollektoren denen der Dachfenster angepasst haben, ermöglichen wir nun nicht nur eine harmonische Integration ins Dach, sondern zudem auch eine ästhetische Kombinationsmöglichkeit mit Dachfenstern.
Um im Sinne des Kunden Synergieeffekte zu nutzen, werden in Zukunft Kooperationen von Anbietern aus unterschiedlichen Bereichen an Bedeutung gewinnen. Die Velux-Gruppe hat beispielsweise in diesem April eine Kooperation mit Viessmann begonnen, um gemeinsam hocheffiziente solarthermische Systeme anzubieten und so einen größeren Endkundenkreis anzusprechen. Dazu empfehlen wir Speichersysteme von Viessmann. Im Gegenzug ergänzt Viessmann sein bisheriges Produktprogramm durch Velux Solarkollektoren zur Dachintegration und Fensterkombination.
IKZ-Energy: Obgleich sich der Markt in letzter Zeit wieder etwas stabilisiert, fris­tet die Solarthermie in den letzten Jahren im Vergleich zu anderen erneuerbaren Technologien eher ein Schattendasein. Welchen Stellenwert besitzt für Ihr Unternehmen die Solarthermie und wie sehen Sie die Marktentwicklung in der Zukunft?
Reine: Unser Unternehmensschwerpunkt liegt ganz klar bei Fensterlösungen für geneigte und flache Dächer und deren Zubehör. Als führender Hersteller von Dachfenstern möchten wir jedoch unseren Kunden mit unseren Solarkollektoren eine überzeugende Systemlösung in bekannter Velux Qualität anbieten. Das erwarten auch unsere Kunden. Solarthermie hat sicherlich nie den Boom erlebt wie zwischenzeitlich der PV-Markt. Auch haben sich anfänglich überhöhte Erwartungen in der gesamten Bedachungsbranche nie erfüllt. Dafür ist es aber ein solides, wachsendes Geschäft, welches kaum noch von öffentlicher Förderung abhängt.  Und es ist ein wichtiger Beitrag zum nachhaltigen Bauen.  
Neue Erkenntnisse erhoffen wir uns dazu u.a. aus unserem Experiment Velux „Model Home 2020“, in dessen Rahmen wir europaweit sechs Konzepthäuser umsetzen. Die Häuser sollen zeigen, wie sich optimale Energieeffizienz und höchster Wohnwert zukunftsweisend verbinden lassen. Wir nutzen hierfür u.a. auch Solarthermie für die Energiegewinnung. Nun ist eine vierköpfige Testfamilie dort eingezogen und wird das Haus zwei Jahre auf Herz und Nieren testen. Das in dieser Form erstmals durchgeführte, wissenschaftlich begleitete Wohnexperiment wird Aufschluss darüber geben, wie sich die theoretischen Planungen und Berechnungen in der Praxis bewähren. Die Ergebnisse werden mit den Erkenntnissen der anderen „Model Home 2020“ Experimente zusammengeführt, sodass eine europäische Plattform für wissenschaftliche Forschungsaktivitäten im Bereich nachhaltigen Wohnens entsteht.
IKZ-Energy: Vielen Dank für das Gespräch.


Über das „LichtAktiv Haus“
Das „LichtAktiv Haus“ ist der deutsche Beitrag zum europaweiten Velux „Model Home 2020“ Projekt. Im Rahmen des Experiments begeben sich die Tageslichtexperten auf die Suche nach dem Bauen und Wohnen der Zukunft. Die Modernisierung einer Doppelhaushälfte aus den 1950er-Jahren in Hamburg-Wilhelmsburg soll zeigen, wie sich optimale Energieeffizienz und höchster Wohnwert zukunftsweisend verbinden lassen. Die Ziele: CO2-Neutralität im Betrieb und ein gesundes Raumklima für die Bewohner mit viel Tageslicht und frischer Luft. Das „LichtAktiv Haus“ ist ein Projekt der Internationalen Bauausstellung IBA Hamburg und leistet einen Beitrag zum Klimaschutzkonzept „Erneuerbares Wilhelmsburg“.
Weitere Infos: www.velux.de/lichtaktivhaus


Über die Luftqualitätssteuerung
Die MSR Luftqualitätssteuerung reagiert gleichzeitig auf die beiden größten Risiken, die durch mangelndes Lüften entstehen: Während ein Sensor die Luftfeuchtigkeit misst und so deutlich das Risiko von Wohnungsschimmel senkt, beugt der andere einer zu hohen Schadstoffkonzentration in Wohnräumen vor. Er misst die sogenannten VOCs, die flüchtigen organischen Verbindungen in der Luft. Die Luftqualitätssteuerung merkt vor den Bewohnern, ob Grenzwerte überschritten sind und sorgt dafür, dass sich die Fenster eigenständig öffnen. So können Schadstoffe oder feuchte Luft gegen trockene, frische Luft ausgetauscht werden. Dabei ist die Lüftungsempfindlichkeit individuell einstellbar. Die intelligente Kombination mehrerer Sensoren deckt so ein sehr breites Spektrum ab und schützt dadurch wie nur wenig andere Lösungen vor den Belastungen der Raumluft. Alternative Systeme steuern Fenster meist nur basierend auf Messwerten eines einzelnen Sensors, wie z.B. Luftfeuchte oder CO2. Dies deckt jedoch jeweils nur einen sehr schmalen Bereich von Luftqualität ab.
Die Steuerung der Elektro- und Solarfenster erfolgt mithilfe des Velux „Interface KLF 050“, welches in einer vertieften Unterputzdose unsichtbar hinter der Sensorsteuerung installiert wird, kabellos per Funk. Die Luftqualitätssteuerung wird an der Wand montiert und über einen 230-V-Anschluss mit Strom versorgt.

 


Artikel teilen:
Weitere Tags zu diesem Thema: