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Erneuerbares Nahwärmenetz im Amöneburger Ortsteil Erfurtshausen kommt auch in Spitzenzeiten ohne Erdöl aus

Agentur für Erneuerbare Energien zeichnet Stadt aus Hessen als Energie-Kommune des Monats aus.

 

Am 28.4. zeichnete die Agentur für Erneuerbare Energien die hessische Stadt Amöneburg als Energie-Kommune des Monats aus. Denn der Ortsteil Erfurtshausen kommt dem eigenen Ziel, für die hiesige Wärmeversorgung vollständig auf Erdöl zu verzichten, mithilfe von Bioenergie immer näher. Seit 2013 versorgt ein Nahwärmenetz schon 70 Prozent der 240 Haushalte des Ortsteils mit klimafreundlicher Wärme aus zwei Hackschnitzelanlagen und einer Biogasanlage. „Stadt und Anwohner belegen einmal mehr, wie die Wärmewende mit bürgerschaftlichem Engagement gelingt“,  so Nils Boenigk, stellvertretender Geschäftsführer der Agentur für Erneuerbare Energien.

Über das genossenschaftlich betriebene Nahwärmenetz erhalten die angeschlossenen Haushalte klimafreundliche Wärme, die zwei Holzhackschnitzelanlagen mit einer Leistung von je 440 Kilowatt sowie eine Biogasanlage mit Blockheizkraftwerk erzeugen. Durch diese Kombination ist auch im kältesten Winter kein fossil betriebener Spitzenlastkessel notwendig. Die Nahwärmekunden erhalten jährlich 2.400.000 Kilowattstunden Wärme zu 100 Prozent aus Erneuerbaren Energien und sparen damit 300 000 bis 350 000 Liter Heizöl pro Jahr ein. Erfurtshausen zeigt damit, dass heimische, nachwachsende Bioenergieträger die lokale Wertschöpfung stärken und  Importe fossiler Energieträger vermeiden.

Nahwärmenetz und Glasfaserkabel gleichzeitig verlegt
Das seit 2013 bestehende Nahwärmenetz hat dem Ortsteil noch einen weiteren Vorteil gebracht. Während des Baus des sechs Kilometer langen Netzes wurde gleichzeitig ein Leerrohrnetz für Glasfaserkabel verlegt und 2014 mit Glasfaserkabeln bestückt. Über das Glasfasernetz werden alle Hausübergabestationen mit der übergeordneten Steuerung des Nahwärmenetzes verbunden. Primäres Ziel ist die Effizienzsteigerung der Netzsteuerung. Der „Nebeneffekt“ ist, dass vor Ort nun die Voraussetzungen für schnelles Internet gegeben sind.

„Mit dem Bau der an einen landwirtschaftlichen Betrieb gekoppelten Biogasanlage und der Entscheidung, Erneuerbare Energien in Bürgerhand zu nutzen, wurde regelrecht eine Kettenreaktion ausgelöst“, resümiert Bürgermeister Michael Plettenberg. „Neben einer hohen regionalen Wertschöpfung, dem Ausbau dörflicher Infrastruktur bis hin zu schnellem Internet sowie dem Erreichen von wichtigen Klimaschutzzielen wurden auch wichtige soziale Effekte erzielt. Erfurtshausen ist durch das Engagement seiner Bürger und Bürgerinnen in vertrauensvoller Zusammenarbeit mit der Kommune für eine lebenswerte Zukunft sehr gut aufgestellt.“

Wärmewende mit Bioenergie in Erfurtshausen
Der Treiber der hiesigen Wärmewende ist die Dorfgemeinschaft selbst, welche die Umstellung der Wärmeversorgung auf Erneuerbare Energien im Jahr 2011 in die Hand nahm. Auf Basis einer durch das Land Hessen geförderten Machbarkeitsstudie sammelten die Bürger Informationen für die Errichtung eines Nahwärmenetzes. Ausgangspunkt war die Überlegung, die Wärme des Blockheizkraftwerkes der benachbarten Biogasanlage zu nutzen. Um die Planungen zu realisieren, gründeten die Bürger schließlich eine Energiegenossenschaft. Diese betreibt neben dem Nahwärmenetz auch die beiden 2013 errichteten Hackschnitzelanlagen. „Während der Planung von Netz und Anlagen fanden immer wieder Gemeindetreffen statt, um über den aktuellen Stand der Entwicklungen zu informieren“, erinnert sich Vorstandsmitglied der Genossenschaft, Bernd Riehl. Gemeinsam wurde entschieden, das Heizsystem ohne einen fossil betriebenen Spitzenlastkessel aufzubauen. Bei der Auswahl der Hackschnitzelheizungen wurden bewusst Anlagen gewählt, die Material aus der Landschaftspflege nutzen, um die benötigte Biomasse aus der nahen Umgebung beziehen zu können.

 


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