Ellis Park Stadion in Johannisburg Strahlungswärme „Made in Germany“ bei der WM 2010
Wenn im Sommer in Südafrika die Fußball-Weltmeisterschaft 2010 startet, ist Wärme aus Dortmund mit im Spiel. Südafrika, das heißt nicht nur Sonne und Hitze. Gegen Mitte des Jahres – während des afrikanischen Winters – nähern sich die Temperaturen nachts schnell dem Gefrierpunkt. Und auch tagsüber wird es häufig nicht wärmer als 15 °C. Grund genug, die Tribünen des Ellis Park Stadions in Johannisburg mit Hellstrahlern zu temperieren.
Das Ellis Park Stadion gehört zu den modernsten Stadien Südafrikas und ist einer der beiden WM-Austragungsorte Johannisburgs. 1928 erbaut, diente das Stadion ursprünglich als Austragungsort für Rugby-Spiele. Für die südafrikanischen Rugby-Clubs Lions und Super Lions ist es das Heimstadion. Einer der Höhepunkte in der Stadiongeschichte ist das Endspiel der Rugby-Weltmeisterschaft 1995. Südafrika siegte mit 15 : 12 gegen Neuseeland.
Inzwischen wird dort nicht nur Rugby, sondern auch Fußball auf höchstem Niveau gespielt. Ellis Park ist das Heimstadion des 1937 gegründeten Erstliga-Clubs Orlando Pirates FC – Gewinner der CAF Champions League 1995. Heute ist es der Austragungsort für Fußballspiele der südafrikanischen Nationalmannschaft und der Premier League. Aber nicht nur sportliche Großereignisse finden dort statt. Das Stadion ist auch einer der wichtigsten Veranstaltungsorte für musikalische Events in Johannesburg.
Europäischer Sommer ist afrikanischer Winter. Die Temperaturen im Juni und Juli liegen maximal bei ca. 15 °C, können aber auch auf ungemütliche Minusgrade sinken.
Nach einer grundlegenden Modernisierung 1982 gehörte das Ellis-Park-Stadion bereits vor den Planungen für die Fußballweltmeisterschaft zu den modernsten Stadien Südafrikas. Seit dem Ausbau der Zuschauerränge hinter den beiden Toren im Jahr 2008 fasst das Stadion 61 500 Plätze. Mitte Februar 2009 wurde es fertiggestellt und ist nun bestens vorbereitet auf die WM 2010.
Nach der Bekanntgabe der Austragsorte für die WM 2010 waren sich die Verantwortlichen des Stadions in Johannesburg schnell einig, dass man über eine Beheizung der Zuschauertribünen nachdenken muss, da die WM in der Winterzeit ausgetragen wird. Europäischer Sommer ist afrikanischer Winter. Die klimatischen Bedingungen in Johannesburg können mit denen in Madrid verglichen werden. Bei Veranstaltungen ab 15.00 Uhr wird es dort ungemütlich kühl.
Effektive Strahlungswärme - dieses Prinzip profiliert wind- und wetterfest ausgerüstete Infrarotstrahler als ideales Heizsystem für Stadien.
Stadionheizung vom Profi
Den Auftrag für die Tribünenheizungen bekam die GoGaS Goch GmbH & Co. KG. Das Dortmunder Unternehmen hat bereits in mehr als 20 europäischen Stadien Tribünenheizungen installiert. Trotz der umfangreichen Erfahrungen war die Anfrage aus Südafrika eine Herausforderung. Mit nur einer Woche war das Zeitfenster für die Installation inklusive Aufbau der Gerüste bis zum Test beim Rugby-Spiel vor dem Confederations-Cup äußerst knapp.
Die Strahlungswärme wird gezielt auf die zu temperierenden Tribünenbereiche gelenkt.
Als erstes musste ein zuverlässiges und kompetentes Installationsunternehmen gefunden werden. Lizensierte Installateure sind jedoch in Südafrika nicht so weit verbreitet wie in Deutschland bzw. Europa. Aufgrund guter Kontakte zum südafrikanischen Flüssiggaslieferanten AFROX wurde GoGaS schnell fündig. Eastleigh Combustion ist eines der wenigen Unternehmen, das im Besitz der „Gaskarte“ ist, einer Chipkarte mit Lichtbild, die in Südafrika den Inhaber als „Gaspezialisten“ ausweist. Der Firmeninhaber, Fritz von Graszouw, ist im Normenausschuss von SAPGA (South African Gas Pipeline Association) für Südafrika tätig. SAPGA ist das südafrikanische Pendant zum deutschen DVGW (Deutsche Vereinigung des Gas- und Wasserfachs).
Im nächsten Schritt galt es, die Bürokratiehürden zu überwinden. Die deutschen Geräte mussten eine nationale Zulassung bekommen. Sofern ein UL (Underwriters Laboratories), ein amerikanisches Zertifikat, das inhaltlich unserem CE-Zeichen gleicht, vorliegt, oder ein europäisches CE Zertifikat nachgewiesen wird, ist dies in der Regel kein Problem. In einigen Fällen ist eine nationale Überprüfung vor Ort notwendig. Die europäischen Richtlinien für die Montage gelten fast „eins zu eins“.
Erfreulich unproblematisch war die Gasversorgung. Das Erdgas in H-Qualität stammt hauptsächlich aus dem Nachbarland Simbabwe. Das Netz erstreckt sich auf Johannesburg, Pretoria, Kapstadt, Durban, Port Elizabeth. Anspruchsvoller war die Verlegung der Gasleitung. Das Vorzeigestadion war soeben „confed-tauglich“ saniert worden. In der Praxis hieß dies, dass die Trasse für die Erdgasleitung von der Hauptleitung quer durch das Stadion verlegt werden musste. Dabei galt es gebäudetechnische und feuerpolizeiliche Gegebenheiten zu berücksichtigen. Nachdem auch diese Hürde genommen war, konnte die Strahlungsheizung installiert werden.
Mit nur einer Woche war das Zeitfenster für die Installation inklusive Aufbau der Gerüste bis zum Test beim Rugby-Spiel vor dem Confederations-Cup äußerst knapp.
Strahlungsheizung aus Deutschland
Aufgrund der kurzen Aufenthaltszeiten muss die Wärme auf den Stadiontribünen sofort einsatzbereit sein. Das Konzept der Strahlungsheizung ist hier ebenso einfach wie überzeugend. Ein Infrarotstrahler emittiert Wärmestrahlung, die sich beim Auftreffen auf feste Körper direkt in Wärme umwandelt – selbst bei Minusgraden. Die Wirkung ist mit der Sonnenstrahlung im Winter vergleichbar. Über den Sitzreihen im Ellis Park Stadion kamen zwei wind- und wetterfeste Gerätetypen zum Einsatz: 10 Stadionstrahler K 8412 RS wurden mit spezieller Schrägaufhängung in 4 m Höhe installiert. Weitere fünf Strahler vom Typ K 8424 RN, ausgestattet mit symmetrischem Reflektor, ergänzen die Installation in einer Höhe von 6,50 m. Beide Strahlertypen wurden in zweistufiger Ausführung geliefert, die es erlaubt, die Anlage bedarfsorientiert mit 50 % im Halblastbetrieb oder mit 100 % im Volllastbetrieb zu betreiben. Mit einer installierten Gesamtleistung von 540 kW erwärmen die Strahler im Johannesburger Stadion jetzt effektiv den VIP- und Pressebereich.
Geregelt wird die installierte Heizungsanlage über das Regelsystem Infratronic. Die Infrarot-Heizstrahler sind auf zwei Regelkreise aufgeteilt und können so – je nach Wärmebedarf – getrennt voneinander zu- bzw. abgeschaltet werden. Zusätzliches Highlight ist die Ausstattung mit der Infracontrol-Software. Dieses Feature ermöglicht die zentrale Steuerung der Heizstrahler vom PC aus.
In der Praxis bewährt
Ihre Generalprobe hat die Tribünenheizung beim Confederations-Cup im Spiel Italien gegen Ägypten am 18. Juni 2009 bereits bestanden. Joseph Blatter sowie weitere hochrangige Verantwortliche der FIFA und Mitglieder der südafrikanischen Regierung schätzen die behagliche Wärme „Made in Germany“. Und auch in Sachen Umweltschutz bewährt sich die Strahlungsheizung: Alle CO2-Emissionen, die beim Betrieb entstehen, werden durch Emissionsminderungs-Zertifikate für ein Biomasseprojekt in Südafrika neutralisiert.
Text und Bilder: GoGaS Goch GmbH & Co. KG, Dortmund
www.gogas.com