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Die Feuerprobe vermeiden Brandschutzvorsorge bei Solaranlagen

Ob in etablierten Märkten wie Deutschland oder in neuen aufstrebenden Regionen wie Südosteuropa: Solar bleibt weltweit im Trend. Doch was für die PV-Industrie eine überaus positive Entwicklung ist, kann im Brandfall zu Problemen führen. Projektierer und Installateure sehen sich immer häufiger mit entsprechenden Fragen potenzieller neuer Anlagenbesitzer konfrontiert. Doch bereits mit einigen wenigen vorausschauenden Vorkehrungen können Betreiber Solarinstallationen auf den Ernstfall vorbereiten und so potenzielle Folgen gering halten.

Der größte Teil der Schäden ist auf Feuer, Sturm, Überspannung und Schneedruck zurückzuführen. Bild: Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e.V.

 

Sie sind von den Dächern nicht mehr wegzudenken: Solaranlagen. Ob durch Privatpersonen oder Unternehmen, Investitionen in Sonnenkraftwerke sind nach wie vor Trend. Dank des starken Ausbaus von Solar-, Wind- und Biotechnologien lag der Anteil EE im deutschen Strom-Mix bereits im Jahr 2010 bei 16,9 %, Tendenz steigend.
In Deutschland dominieren dabei vor allem Aufdachanlagen das Bild. Doch was mit Blick auf die Energiewende eine überaus positive Entwicklung bedeutet, stellt Projektierer und Installateure immer öfter vor die Herausforderung, Anlagenbetreiber hinsichtlich einer effizienten Brandschutzvorsorge zu beraten. Und auch wenn Solaranlagen an sich nicht besonders anfällig sind: Vorbeugende Maßnahmen sind ratsam, da laut einer Statistik des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft e.V. immerhin knapp ein Viertel aller Schäden an PV-Kraftwerken auf Feuer zurückzuführen sind.


Hinweisschild.

Feuerwehr rechtzeitig informieren

Das Problem liegt dabei weniger im Brand selbst, sondern an fehlenden Vorabinformationen. Häufig erfährt die Feuerwehr erst mit dem Eintreffen am Einsatzort von der Existenz von Solarmodulen auf dem Dach. Dies bedingt eine unnötige Verzögerung beim Ersticken des Feuers und führt unter Umständen zu zusätzlichen Risiken für den Löschtrupp. Bei einem Sonnenkraftwerk handelt es sich um eine klassische Niederspannungsinstallation im Hausbereich, daher gelten, wie generell im Elektrobereich, besondere Vorgehensweisen bei der Brandbekämpfung. Allerdings mit einem wesentlichen Unterschied: Eine PV-Anlage ist zwar vom öffentlichen Stromnetz abkoppelbar, aber nicht abschaltbar.
Es kommt vor allem auf das Know-how der örtlichen Feuerwehr an, um potenzielle Schäden schon im Vorfeld einschätzen und oft sogar ausschließen zu können. Denn das häufig praktizierte „kontrollierte Abbrennen“ der Solarinstallation ist vor allem auf mangelnde Schulung der Löschkräfte und fehlende Informationen über das Gebäude und die Anlage zurückzuführen. Daher rät die Feuerwehr Anlagenbetreibern, die zuständige Wache schon beim Bau der Solarmodule über das Vorhandensein eines Energiekraftwerkes zu informieren oder dies allerspätestens im konkreten Brandfall während des Notrufes nachzuholen.
Zudem rät Dipl. Ing. Josef Huber, der zuständige Brandrat der Berufsfeuerwehr München: „Für große Anlagen empfiehlt sich das Erstellen eines Feuerwehrplans und das Benennen eines konkreten Ansprechpartners. Je mehr über den Aufbau und die Anlagentechnik bekannt ist, desto gefahrenfreier kann der Brand gelöscht werden.“ Dabei  sollten auch Angaben zu Leitungswegen, Trennschalter, Wechselrichter und Übergabestation nicht fehlen. Des Weiteren müssen der Stromkreisverteiler sowie der Schalt- und Zählerschrank über ein Hinweisschild „Anlage führt Spannung“ verfügen (siehe Bild), das unter anderem über die Versicherungskammer Bayern  erhältlich ist.

Raum einplanen für Wartungs- und Löscharbeiten

Bei der konkreten Umsetzung des Brandschutzes rät Dr. Andreas Horn, Bereichsleiter Photovoltaik beim alternativen Energiedienstleister Green City Energy in München, bereits beim Bau der PV-Anlage vorausschauende Maßnahmen zu ergreifen. „Wir empfehlen unseren Kunden, bei der Planung ihrer Solaranlage begehbaren Raum für Löschkräfte mit ein zukalkulieren. So ist zwingend darauf zu achten, dass Brandschutzabschnitte nicht mit Modulen bebaut werden. Zudem erleichtern diese Abschnitte auch den generellen Zugang zur Anlage, beispielsweise für nötige Reparaturen oder Wartungsarbeiten“, so Horn.

Erste Sofortmaßnahme: Lastfrei schalten

Tritt der Ernstfall ein, muss vor dem Beginn jedweder Löscharbeiten zunächst die Solaranlage vollständig lastfrei geschaltet sein. Dies geschieht durch das Trennen des Wechselrichters vom Netz. Führt das Sonnenkraftwerk keinen Strom mehr, können weitere Schritte erfolgen. „Durch das Abschalten des Wechselrichters ist das Anschlusskabel an das öffentliche Netz spannungsfrei geschaltet und birgt somit keine Gefahr mehr. Generell gilt aber: Alle zur Anlage gehörenden Kabel sind Privateigentum und fallen somit unter die Sorgfaltspflicht des Betreibers. Im Falle eines Unfalls haftet somit der Besitzer“, erklärt Horn.
„Die häufigsten Schäden an Solarkraftwerken entstehen durch Brände. Eine Möglichkeit, um die dabei zu Tage tretenden Probleme bei der Feuerbekämpfung zu minimieren, könnte eine Abschaltvorrichtung für Solarmodule sein. In Deutschland berät die Ständige Konferenz der Landesinnenminister derzeit eine solche Lösung“, so Daniel Heck, Director Marketing von Canadian Solar. Bis zur Umsetzung einer entsprechenden Vorgabe hilft nur, die örtliche Wache über die Anlage zu informieren und im Ernstfall äußerste Sorgfalt walten zu lassen. Alle weiteren Schritte sind ausschließlich vom Profi durchzuführen.

Brandbekämpfung nur vom Fachmann

Von allen eigenen Eindämmungsversuchen sollten Anlagenbetreiber schon im Interesse der eigenen Sicherheit absehen. Aufgrund der elektrischen Leitfähigkeit ist insbesondere der Einsatz von Wasser bei einem derartigen Löschvorgang tabu. Generell gelten nach VDE 0132 Sicherheitsabstände zwischen ein bis fünf Metern von der brennenden Solaranlage, da durch brandbedingt gelöste und frei hängende Kabel die Gefahr eines elektrischen Schlags erhöht ist. „Eine durchschnittliche Solarinstallation erreicht zwischen den Modulen und den Wechselrichtern eine Gleichspannung von mehreren Hundert Volt. Für Menschen sind bereits 120 V lebensgefährlich. Ein Kontakt mit einem brennenden Kraftwerk birgt somit im Ernstfall große Gefahren, insbesondere wenn Wasserleitungen im Gebäude durch die Hitzeentwicklung platzen und den Strom leiten“, erläutert Heck.
Die Hitzeentwicklung des Feuers kann sich zudem auf die Konstruktion der Solaranlage auswirken und im schlimmsten Falle PV-Module aus ihrer Verankerung lösen. Hohe Temperaturen können zudem die Oberfläche der Solarzellen zum Bersten bringen und durch herumfliegende Glassplitter ein Sicherheitsrisiko darstellen. Aufgrund dessen sowie eventuell herabfallender Dachziegel ist eine entsprechende Schutzkleidung in der Nähe der Brandstelle erforderlich. Diese empfiehlt sich zudem auch durch eventuell freigesetzte toxische Dämpfe, die sonst in die Atemwege gelangen.
Eine Maßnahme vonseiten der Feuerwehr ist dabei der Einsatz von umluftunabhängigem Atemschutz. Flammen unterhalb der PV-Anlage können durch den entstehenden Kamineffekt für eine rasche Ausweitung des Brandherdes über die gesamte Dachfläche sorgen und schnell auf weitere Gebäudeteile oder Nachbarhäuser übergreifen. Dieser Effekt wird durch brennbare Materialien in den Modulen weiter verstärkt. Die Folge: Die Einsatzstelle wird unzugänglich.


Checkliste für den Brandfall des Bundesverbands Solarwirtschaft.

Wohngebäude-Versicherung deckt Brandschäden ab

Im Falle eines Brandes deckt die Wohngebäude-Versicherung den entstandenen Schaden ab, selbst wenn die Feuerwehr das mit einer PV-Anlage betriebene Haus kontrolliert abbrennen lässt. 85 % der deutschen Haushalte besitzen solch eine Versicherung. „Jeder Betreiber sollte jedoch seinen Versicherer darüber informieren, dass er sich eine Solarstromanlage installieren lässt – natürlich bevor mit dem Bau begonnen wird. So vermeidet er, dass er bei einem Schaden unterversichert ist und nur einen Teil der finanziellen Entschädigung erhält“, erläutert Christian Lübke, zuständiger Ansprechpartner Schadens- und Unfallversicherung beim Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e. V. (GDV). Hintergrund: PV-Anlagen steigern den Wert einer Immobilie. Der Versicherer muss daher genau wissen, welchen Wert er insgesamt versichert.  Einige Anbieter gehen über die formale Empfehlung hinaus und versichern PV-Anlagen nur, wenn der Kunde einen erfahrenen Fachbetrieb mit der Installation beauftragt. Der Einbau einer Anlage zur automatischen Stromabschaltung im Brandfall direkt hinter den Modulen ist vom Versicherer derzeit aber noch nicht verbindlich vorgeschrieben.

Vorsorge ist besser als Nachsorge

Doch auch wenn Solaranlagen im Brandfall ein zusätzliches Risikopozenzial bergen, können sich Anlagenbetreiber durch Berücksichtigen einiger wichtiger Maßnahmen wappnen. Ist die lokale Feuerwache über die jeweiligen Gegebenheiten und Details des Sonnenkraftwerks informiert, lassen sich Schäden gering halten. Wer zudem die PV-Anlage in seine Wohngebäude-Versicherung integriert, stellt sicher, nach einem Feuer wenigstens abgesichert zu sein.

Autorin: Mareike Lenzen

 


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