Der neue Star des Further Drachenstichs: Fanny, feuriger Drache dank Flüssiggas
Seit mehr als 500 Jahren wird in Furth im Wald der Drache gestochen. Der Ursprung des ältesten deutschen Schauspiels liegt in der St.-Georgs-Legende. In diesem Jahr wurde die Hauptrolle neu besetzt: Fanny, der neue Further Drache, ist einer der größten Roboter der Welt – voll mit modernster Elektronik und verblüffenden Spezialeffekten. Doch was wäre, trotz beeindruckender Technik und mystischer Schönheit, ein Drache ohne Feuer? Und so kann auch Fanny eine beeindruckende Flamme von bis zu fünfeinhalb Metern Länge ausstoßen. Das feurige Schnauben der temperamentvollen Dame wird mit Flüssiggas erzeugt.
„Ein grauenvolles Untier wird sich erheben und Tod und Verwüstung bringen“ – so kündet die Prophezeiung. Die aufwendige Neuinszenierung dieses Schauspiels präsentiert sich als ein Spiel voller Mystik, Dramatik und packenden Bildern aus dem prallen, überschäumenden Leben des Mittelalters. An einem Sonntag im August 1431, in der Abenddämmerung, wird in Furth im Wald ein Kapitel der Weltgeschichte geschrieben: Ein mächtiges Heer hat sich hier versammelt, um die abtrünnigen Böhmen, die den Prediger Jan Hus verehren, vernichtend zu schlagen. Die Schlacht ist so gut wie gewonnen, denn der Anführer des Kreuzzuges ist kein Geringerer als der mächtige Kardinal Cesarini, ein Abkömmling von Julius Cäsar. Doch plötzlich überschlagen sich die Ereignisse: Im Schatten des Krieges erhebt sich jenes grauenvolle Untier, das seit Urzeiten durch einen Fluch gebannt war. Nur zwei Menschen können dem Drachen Einhalt gebieten: die junge Schlossherrin von Furth, in deren Hand nun das Schicksal Tausender liegt – und der furchtlose Ritter Udo, der aber in einem Netz tödlicher Intrigen gefangen ist. Unaufhaltsam wälzt sich der Drache auf die Stadt zu. Wenn er hier nicht besiegt werden kann, dann wird sich die Prophezeiung auf entsetzliche Weise erfüllen …
36 Jahre lang verrichtete der alte Drache seinen Dienst, nun darf er sich endlich im Further Drachenmuseum ausruhen. Vor nahezu zehn Jahren schon wurde die Idee für einen Drachen, der auf eigenen Beinen die Bühne betritt, geboren. Unter der Regie von Sandro Bauer, Entwicklungsleiter Mechanik der Zollner Elektronik AG, Zandt, vereinigten sich mehr als 20 Firmen und Institutionen, das High-Tech-Monster zu realisieren: Hollywoods Effekt-Spezialisten von Magicon waren ebenso dabei wie führende Mechatronik- und Metallbaufirmen bis hin zu AUDI und dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrttechnik. Nicht zu vergessen, die zahlreichen Diplomanden regionaler Fachhochschulen, die die Vision eines lebendig wirkenden Drachens technisch umsetzen wollten.
Der neue Star des Further Schauspiels ist 15,50 m lang, 3,80 m breit und 4,50 m hoch, hat eine Flügelspannweite von 12 m und ein Gewicht von 11 t.
Dagegen fällt die 11-kg-Flüssiggasflasche im Inneren des Monsters kaum ins Gewicht. Sie speist Fannys Feuersbrunst über eine Druckleitung, die vom Bauch zum Rachen und zu den Nüstern führt und in Sicherheitsventilen endet.
Wenn Fanny ihre Nüstern bläht, entweicht eine 1 m lange Stichflamme, gezündet von einer Glühkerze der Firma MTS. Und wenn Fanny Feuer speit, ist Lycopodium mit im Spiel. Die Sporen des Bärlapp werden in der klassischen Homöopädie bei geringem Selbstwertgefühl und drohendem Lampenfieber verordnet. Beides kann man dieser jungen Drachendame wohl kaum attestieren. Im Kampf gegen Ritter Udo entweicht ihrem Rachen eine Pulverwolke aus Bärlappsporen und Flüssiggas, die gleichzeitig entzündet wird und eine bis zu 5,5 m lange Flamme produziert.
Die geheimnisvolle Fähigkeit von Drachen, Feuerstöße zu erzeugen, ist ihre mächtigste Waffe. Trotzdem hat Fanny bislang jeden Kampf verloren. Wer das großartige Schauspiel live erleben möchte, hat dazu wieder Gelegenheit bei den nächsten Further Festspielen vom 11. bis 20. August 2011.
Bilder: Fred Wutz