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Bayern – Herausforderungen trotz guter Wirtschaftslage meistern

Mitgliederversammlung 2018 in München

Vorstand FV SHK Bayern (v. r.): Gerhard Hardrath, Walter Limmer, Claudio Paulus, Arnold Pöppl, Hauptgeschäftsführer Dr. Wolfgang Schwarz, Landesinnungsmeister Michael Hilpert, stv. Landesinnungsmeister Erich Schulz jun., Paul Kirchberger, Michael Falger und Olaf Zimmermann (Gast im Vorstand).

113 Delegierte nahmen an der diesjährigen Mitgliederversammlung im Kolpinghaus in München teil.

Hauptgeschäftsführer Dr. Wolfgang Schwarz (rechts) ehrte Michael Hilpert im Namen des Vorstands für seine zehnjährige Tätigkeit als Landesinnungsmeister.

Im Rahmen der Mitgliederversammlung wurden 12 Innungsmitglieder für besondere Dienste geehrt, darunter (vordere Reihe v. l.): Gerhard Hardrath, Annelies Oppold, Josef Straßl, Johann Kneipp; (hintere Reihe): Erich Schulz jun. (2. v. l.), Michael Stoll (3. v. l.), Heinz Schuchbauer (4. v. l.), Willi Reiter (6. v. l.).

 

Am 17. Oktober führte der Fachverband Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik Bayern seine diesjährige ordentliche Mitgliederversammlung durch, zu der 113 Delegierte ins Kolpinghaus nach München kamen. Im Mittelpunkt der Themen standen, neben der wirtschaftlichen Situation, die Verbandsarbeit sowie gegenwärtige und zukünftige Herausforderungen für das SHK-Handwerk. Die Wahl der Rechnungsprüfungskommission und Ehrungen rundeten die Versammlung ab.

Landesinnungsmeister Michael Hilpert blickte in seinem Bericht zunächst kurz in Richtung Politik und der unmittelbar zuvor durchgeführten Landtagswahl in Bayern. Dazu sieht Hilpert nichts Leichtes auf das SHK-Handwerk zukommen und sagte: „Egal wie unsere Landesregierung aussehen wird, die aktuellen Probleme bleiben leider die gleichen, nur kann oder wird es noch schwerer sein, diese zu lösen. Gleichwohl ob nun München, Berlin oder Brüssel, es ist und bleibt alles schwere Kost und ein echtes Stück ‚hartes Brot‘, was Lobbyarbeit für uns anbelangt. Aber wir als Handwerk sind es gewohnt, Probleme anzupacken und Lösungsansätze zu generieren. Somit wird sich auch unser Fachverband dieser neuen Herausforderung und Aufgabe stellen.“ Mit Zuversicht Mittel und Wege zu finden, um die Ziele des Verbands und der Innungsbetriebe durchzusetzen, wechselte Hilpert das Thema von der aktuellen politischen Lage hin zur wirtschaftlichen Situation. Hier gab es dann Positives zu berichten: „Insgesamt waren Ende Dezember 2017 knapp 66 000 Mitarbeiter in den bayerischen SHK-Handwerken beschäftigt, die einen Umsatz von rund 8,5 Mrd. Euro generierten“, erklärte Hilpert und wagte dabei zu prognostizieren, dass sich diese Zahlen im laufenden Jahr nochmals verbessert haben. Dazu herrsche in allen Landesteilen mehr oder minder Vollbeschäftigung bei gut gefüllten Auftragsbüchern. Vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels äußerte sich der Landesinnungsmeister allerdings besorgt und kritisierte u. a., dass von politischer Seite keine durchdachte Lösung zur Integration von zugewanderten Fachkräften vorliege. Hilpert: „Täglich wird von Kollegen eine super Integrationsleistung mit zugewanderten Mitarbeiten bzw. Lehrlingen erbracht. Doch leider fehlt uns im Handwerk die Verlässlichkeit, damit nicht gute und teilweise schon vorbildlich integrierte Mitarbeiter plötzlich abgeholt, in den Flieger gesetzt werden und der Betrieb blöd dasteht.“
Im weiteren Verlauf seines Berichts ging der Landesinnungsmeister auf die Leistungen des Verbands ein. Dazu zeigte er ein paar positive Beispiele auf, wie die Möglichkeit zur kostenfreien Teilnahme an Unternehmerforen aus dem Bereich Technik, Recht und Betriebswirtschaft, die vor Ort angeboten werden sowie das Angebot zur technischen Betriebsberatung für Innungsfachbetriebe, die von kleinen Fällen bis hin zu großen Schäden oftmals sehr kulante Lösungen erreiche.
Abschließend griff Hilpert noch eine Herausforderung auf, die mit dem Eindringen von Marktpartnern in das Geschäftsfeld der SHK-Betriebe einhergeht. „Mittels der digitalen Keule werden Datenströme umgelenkt, Kunden frühzeitig für eine Marke voreingenommen und Handwerker womöglich zu Schraubern degradiert. Das tut zwar im Moment nicht weh, dennoch werden ganz klammheimlich Weichen in eine Richtung gestellt, die uns als selbstständige Unternehmer nicht passen kann: Beispielsweise die völlige angebotstechnische und digitale Abhängigkeit von einem Lieferanten – sei es im Großhandel oder in der Industrie. Oder die immer weiter vordringende, offene Konkurrenz durch Wartungsangebote durch Werkskundendienste.“ Um diesen Situationen entgegen zu wirken, rief Hilpert das Handwerk auf, die betrieblichen Geschäftsprozesse und -grundlagen nicht aus der Hand zu geben.

Wirtschaftliche Lage
Hauptgeschäftsführer Dr. Wolfgang Schwarz stellte im Anschluss die gegenwärtige branchenspezifische Geschäftslage vor. Seinem Bericht zufolge, legte der durchschnittliche Auftragsbestand in den Gewerken Sanitär-, Heizungs-, Lüftungs- und Klimatechnik sowie Ofen- und Luftheizungsbau nochmals zu und beträgt jetzt 14,4 Wochen. „Das ist gegenüber dem Herbst-Wert des Vorjahres eine erneute Steigerung um rund 1,5 Wochen“, so Dr. Schwarz. Den längsten Vorlauf haben die Klima- und Lüftungstechniker, die knapp 22 Wochen ausgebucht sind. Den „geringsten“ Auftragsbestand haben die Ofen- und Luftheizungsbauer mit 10,3 Wochen, was einer Abnahme um eine Woche gegenüber dem Herbst-Wert des Vorjahres entspricht. Die übrigen Gewerke verzeichnen Arbeit für 14 bis 15 Wochen.
Im Bereich der Neubauten sind die Spengler und Ofen- und Luftheizungsbauer wieder deutlich mehr gefragt. In der Spenglerei kamen mehr als 40 % der Aufträge im letzten Halbjahr aus neu zu errichtenden Bauten. Bei den Ofen- und Luftheizungsbauern kam jeder zweite Auftrag aus diesem Bereich. Keine wesentlichen Verschiebungen gab es bei den Installateuren und Heizungsbauern. Wohingegen – und im Gegensatz zum Vorjahr – bei Klima/Lüftung deutlich mehr Umsatz in der Nachrüstung bestehender Gebäude verzeichnet werden konnte (Anstieg von 15 auf 42 %).

Geschäftsaussichten
Bei der Frage nach den Geschäftsaussichten für die nächsten sechs Monate rechnen laut Dr. Schwarz im Schnitt lediglich 3 % der Installateure, Heizungsbauer und Spengler mit einer schlechteren Lage. Bei Klima/Lüftung und den Ofen- und Luftheizungsbauern gibt es hingegen nur positive Einschätzungen. So haben Klima-/Lüftungsbauer die höchsten Erwartungen an die Zukunft. Knapp ein Drittel geht von besseren Geschäften im nächsten halben Jahr aus.
Zusammenfassend konnte Dr. Schwarz somit zu den Geschäftsaussichten feststellen: „Gut ausgelastete Kapazitäten – wenn auch regional unterschiedlich; die Aufträge kommen im Schnitt zu knapp einem Drittel aus Neubauten; Preissteigerungskarusselle der Hersteller und des Fachgroßhandels können derzeit aufgefangen werden; Materialengpässe sind immer wieder an der Tagesordnung – nicht nur die Handwerker kommen teilweise nicht nach; Umsatz und Erträge sind derzeit zufriedenstellend und die Aussichten für das nächste Halbjahr sind sehr positiv!“

Ausbildungssituation
Mittels einer Schnellabfrage des Fachverbandes bei der Lehrlingsrolle für Oberbayern wurde festgestellt, dass die Lehrlingszahlen zum neuen Ausbildungsjahr, bezogen auf den Anlagenmechaniker um
8,5% zugenommen haben. Auch in Schwaben deutet sich ein positiver Trend an. Aus den anderen Bezirken lagen zum Zeitpunkt der Mitgliederversammlung noch keine belastbaren Zahlen vor. Bei einer verbandseigenen Umfrage Ende September antworteten laut Hauptgeschäftsführer Dr. Schwarz 72% der Betriebe, dass sie gleich viele oder sogar mehr Lehrlinge eingestellt haben. „Diese Zahl wäre noch besser ausgefallen, wenn alle zur Verfügung stehenden Lehrstellen auch mit geeigneten Bewerbern hätten besetzt werden können“, erklärte Dr. Schwarz und weiter: „Rechnet man aus den Antworten der Betriebe auf die Gesamtanzahl hoch, so müssen wir davon ausgehen, dass – vorsichtig geschätzt – 400 bis 500 Lehrstellen in unseren Gewerken unbesetzt geblieben sind. Zur Erinnerung: 500 unbesetzte Lehrstellen entsprechen einem jährlichen Umsatzausfall von 60 bis 70 Mio. Euro.“ Negativ sind auch die Ausbildungszahlen zum Spengler ausgefallen. Hier gab es in den letzten Jahren teilweise zweistellige prozentuale Rückgänge und noch scheint kein Boden gefunden zu sein. Dr. Schwarz: „Hier muss es unsere gemeinsame Anstrengung sein, dem Trend durch ein bayernweites Konzept zur Bündelung der Spengler-Berufsschulen zu begegnen.“

Digitalisierung in SHK-Betrieben
Mit einem Ausblick auf Kommendes stellte der Hauptgeschäftsführer u. a. einen kleinen Auszug aus einer Repräsentativ­umfrage des Fachverbands zum Thema Digitalisierung in SHK-Betrieben vor. Knapp die Hälfte der Betriebe haben demnach bereits konkrete Schritte zur Einführung digitaler Geschäftsprozesse unternommen. Zudem planen mehr als die Hälfte der Befragten, in den nächsten zwei bis drei Jahren in die Digitalisierung zu investieren. Dazu ist eine durchschnittliche Investitionshöhe von
21000 Euro pro Betrieb angegeben worden. Dr. Schwarz: „Insgesamt kann man aus diesen Zahlen ableiten, dass sich die Betriebe den Herausforderungen stellen und sich mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten auf den Weg in eine digitalere Zukunft begeben. Der Fachverband sieht es als seine Aufgabe an, den Betrieben zu dieser sehr komplexen Thematik Hintergrundinformationen zu liefern und bei der Auswahl der richtigen Berater zu helfen.“

Wahlen
Turnusgemäß standen darüber hinaus die Wahlen zur Rechnungsprüfungskommission an. In ihren Ämtern als Rechnungsprüfer bestätigt wurden Werner Friedmann (Innung Kaufbeuren) und Armin Reiser (Innung Nürnberg). Josef Straßl (Innung Rottal-Inn) wurde als stellvertretender Rechnungsprüfer in sein Amt wiedergewählt.

Bilder: IKZ

 


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