Werbung

Auf hohem Niveau

Neue Regelwerke für die Trinkwasserinstallation: Bundesweite Fachsymposienreihe von Viega findet großen Anklang

Referenten auf den bundesweiten Fachsymposien von Viega: Prof. Klaus Rudat (vorne), Dieter Hellekes, Dr. Daniel Häußermann, Prof. Dr. Thomas Kistemann, Dipl.-Ing Wolfgang Hentschel und Dipl.-Ing. Michael Lübbert (v.l.n.r.) klären über die Bedeutung der neuen Normen und Regelwerke für die Trinkwasserinstallation auf.

Ganz einfach und doch allgemein umfassend: das „Wirk-Dreieck“ zum Erhalt der Trinkwassergüte.

Hygienebewusste Planung von Anfang an: Dipl.-Ing. Lübbert trennt, wenn möglich, sogar schon in der Haustechnikzentrale die Bereiche mit Wärmelasten von den Kaltwasser-Installationen baulich ab.

Ablaufplan eines EDV-gestützten „Water Safety Plans“ nach Dipl.-Ing. Wolfgang Hentschel.

Der Erhalt der Trinkwassergüte kann durch entsprechende Software zusätzlich unterstützt werden, beispielsweise – wie hier – durch die Simulation von Ausstoßzeiten von Rohrleitungen für Trinkwasser warm.

Kommunikation ist – neben Fachkenntnis – aus Juristensicht das entscheidende Zauberwort für den erfolgreichen TGA-Fachplaner, denn die enge Einbindung aller Beteiligten sorgt für entsprechende Klarheit.

Einer von 14 Veranstaltungsorten für die Viega-Fachsymposien: In Leipzig lud das Unternehmen in den „Kubus“ ein.

 

Die technischen Regeln für Trinkwasserinstallationen befinden sich schon seit vielen Jahren in der Überarbeitung. Nun ist dieser Prozess fürs Erste abgeschlossen: Nachdem im April der fünfte und letzte Teil der DIN EN 806 erschienen ist und seit Mai auch die beiden Ergänzungsnormen DIN 1988-200 und -300 im Weißdruck vorliegen, gehört die DIN 1988 alter Fassung der Vergangenheit an. Künftig gilt für die Planung und Installation von Trinkwasseranlagen die DIN EN 806 Teile 1-5 in Verbindung mit den Ergänzungsnormen der neuen Reihe DIN 1988 (erkennbar an den dreistelligen Teilnummern) und weiteren bereits etablierten Normen wie DIN EN 1717. Welche Anforderungen sich daraus für die hygienebewusste Planungspraxis ergeben und welchen Stellenwert die novellierte Trinkwasserverordnung in diesem Kontext einnimmt, darüber informiert der Systemhersteller Viega noch bis September im Rahmen bundesweiter Fachsymposien. Die IKZ-Redaktion war bei der Veranstaltung in Leipzig dabei. Eine Zusammenfassung.
Dass „Gebäudetechnik für Trinkwasser“ viel mehr ist als nur einige neu gefasste Paragrafen, wurde schon beim Auftaktvortrag von Professor Dr. Thomas Kistemann deutlich. Als Hygieniker führte er seine Zuhörer tief in die Entwicklungsgeschichte und das Populationsverhalten von Mikroorganismen ein, bevor er die Konsequenzen für die Praxis auf Basis der Anforderungen der neuen Trinkwasserverordnung erläuterte. Laut Kistemann sind für den Erhalt der Trinkwassergüte die Wechselwirkungen von Temperatur, Wasseraustausch und Durchströmung entscheidend. Seine Botschaft: „Die Endpunktkontrolle reicht zum Erhalt der Trinkwassergüte nicht aus. Was wir brauchen, ist eine sys­temische Betrachtung der Trinkwasserins­tallation.“ Deswegen fordert der Hygienespezialist unter Berücksichtigung der gegebenen Betriebsbedingungen eine Bewertung des gesamten Fließweges bis zur letzten Entnahmestelle – analog zur VDI 6023.
Ein zentrales Argument für diese Forderung sind unter anderem die individuellen Überlebensstrategien, die Mikroorganismen in Trinkwasserinstallationen entwickelt haben. Prof. Kistemann: „Potenzielle Krankheitserreger wie Pseudomonaden und Legionellen können im Biofilm einer Trinkwasserinstallation in einen lebensfähigen, aber nicht kultivierbaren Zustand – den VBNC-Zustand – übertreten. Dadurch überstehen sie beispielsweise sogar Desinfektionsmaßnahmen. Ändern sich dann die Betriebs- und Nutzungsbedingungen in der Trinkwasserinstallation, werden die Bakterien wieder aktiv – und sind dann auch wieder infektiös.“ Prof. Kistemann fordert deshalb eine hygienebewusste Temperaturhaltung und die Beachtung der notwendigen Wasserdynamik. Dazu gehöre vor allem der notwendige Wasseraustausch bei angemessener Durchströmung in allen Teilstrecken der Trinkwasserinstallation.

Strukturiertes Vorgehen notwendig
Dass dieser Ansatz tatsächlich in jedem Objekt unabhängig von Nutzung und Größe umsetzbar ist, machte Fachingenieur Dipl.-Ing. Michael Lübbert deutlich. Seit Jahren befasst er sich mit der Auslegung von Trinkwasserinstallationen in hygienekritischen Gebäuden wie Krankenhäusern oder Altenheimen. Aus dieser Erfahrung heraus rät Lübbert bei der Planung von Trinkwasserinstallationen zu einer klar strukturierten Vorgehensweise: Um die Vorgaben der Normen und Regelwerke konkret mit Leben zu füllen, empfiehlt er beispielsweise die Erstellung eines Raumbuches, wie es mit der neuen DIN 1988-200 zum Teil gefordert wird. Lübbert: „Die Regeln und Grundsätze für die hygieneorientierte Auslegung einer Trinkwasserins­tallation sind immer theoretisch. Durch das Raumbuch, in dem jede Entnahmestelle und die Art der Nutzung genau spezifiziert ist, wird diese Theorie erst mit praxisgerechten Werten hinterfüttert.“ So stünden Bedarfswerte für die Planung „schwarz auf weiß“ fest – und dementsprechend könne eine hygienebewusste Rohrleitungsführung und Systemauslegung erfolgen. Ideal sei dabei die enge Abstimmung mit dem Bauherrn bzw. dem künftigen Betreiber, um möglicherweise sogar noch Einfluss auf die Grundrissplanung des Architekten nehmen zu können. Lübbert: „Dann können beispielsweise von Anfang an auch getrennte Steigestränge für kalte und warme Rohrleitungen vorgesehen werden. So gibt es keine kritische Erwärmung von Trinkwasser kalt auf über 25°C. Außerdem lassen sich statt langer Einzelzuleitungen besser Reihen- oder Ringsysteme einplanen, die den Wasseraustausch auch an selten genutzten Entnahmestellen begünstigen. Das trägt zum Erhalt der Trinkwassergüte bei und senkt zugleich die Betriebskosten.“

Bestimmungsgemäßer Betrieb gefordert
Aufgegriffen wurde dieser Gedanke auch durch Dipl.-Ing. Wolfgang Hentschel, der als ehemaliger Sachgebietsleiter am Amt für Gesundheit in der Main-Metropole hunderte von kontaminierten Trinkwasserinstallationen untersucht und Konzepte für deren Sanierung entwickelt hat. Dabei stellte Hentschel immer wieder fest, dass viele der aufwendigen Sanierungen nachhaltiger wären, wenn anschließend auch die Nutzungsgewohnheiten optimiert würden. Stattdessen komme es oftmals durch einen nicht bestimmungsgemäßen Betrieb über kurz oder lang wieder zu einer Kontamination. Ein auf einer Datenbank basierender „Water Safety Plan“, so die Forderung des Praktikers, „ist also gerade bei komplexen Trinkwasserinstallationen fast zwingend erforderlich“. Werde der dann auch noch kontinuierlich weiterentwickelt und dokumentiert, sei eine erfolgreiche Anlagensanierung nach DVGW-Arbeitsblatt W551 sichergestellt.
###newpage###
Geeignete Berechnungsverfahren
Wie entscheidend eine bedarfsgerechte Dimensionierung der Trinkwasserinstallationen für den Erhalt der Wassergüte bis zur letzten Entnahmestelle ist, bestätigte in diesem Zusammenhang Prof. Klaus Rudat: „Wer eine hygienebewusste Rohrleitungsführung wählt und die Auslegung gemäß DIN 1988-300 vornimmt, konzipiert automatisch Anlagen, die auch bestimmungsgemäß betrieben werden können.“ Selbst spezielle Teilbereiche, wie ausgedehnte Zirkulationssysteme oder Ringleitungssysteme in der Stockwerksverteilung, seien davon nicht ausgenommen. Prof Rudat warnte ausdrücklich davor, die DIN EN 806-3 zur Dimensionierung komplexer Trinkwasseranlagen heranzuziehen, da sich die europäische Norm nur auf „Normal­installationen“ (Wohngebäude) beschränke, zu hohe Belastungswerte für den Spitzendurchfluss angebe und völlig auf eine Druckverlustberechnung verzichtet werde. Auch gebe es darin keine Angaben zur Bemessung von Zirkulationssystemen.
Was den Umgang mit der neuen Berechnungsnorm DIN 1988-300 angeht, so gab Prof. Rudat „Entwarnung“: „Wer bisher hygienebewusst Rohrnetzberechnungen durchgeführt hat, für den wird sich eigentlich nicht viel ändern.“ Dennoch erforderten die gestiegenen Anforderungen an die Trinkwassergüte insbesondere bei kombinierten Systemen (Trinkwasser- und Feuerlöschanlagen) modifizierte und neue Herangehensweisen. Besonderheiten in kombinierten Rohrnetzen mit Feuerlösch- und Druckerhöhungsanlagen seien davon ebenso wenig ausgenommen wie spezielle Rohrleitungsführungen. „Dazu zählen beispielsweise auch Ringleitungssysteme in der Stockwerksverteilung. Für die ist zwar das Berechnungsverfahren normativ noch nicht geregelt, aber in der DIN 1988-300 wird auf ein dafür hervorragend geeignetes Verfahren verwiesen“, so Prof. Rudat, der dies mit ausführlichen Berechnungsbeispielen belegte. Mit dem neuen Berechnungsverfahren seien selbst ausgedehnte Zirkulationssysteme mit dem sogenannten Beimischverfahren unter Hygiene- und Kos­tenaspekten weiter zu optimieren.

Abgestimmt: Software und Systeme
Wie das planerisch und installationstechnisch durch die passende Software sowie entsprechende Installationssysteme umzusetzen ist – auch darauf gab die Veranstaltungsreihe von Viega eine Antwort. Schließlich tritt der Systemanbieter schon seit Langem für die möglichst „schlanke“ Auslegung von Trinkwasserinstallationen ein. „Die Anwendung einer auf den Erhalt der Trinkwassergüte ausgerichteten Planungssoftware ist dafür eine entscheidende Voraussetzung“, so Schulungsleiter Dieter Hellekes. Mit dem Einsatz durchflussoptimierter Rohrleitungssysteme sowie gegebenenfalls dezentraler Spültechnik, die den geforderten Wasseraustausch sicherstelle, könne sich der Endkunde auf die gewünschte Trinkwassergüte auch an der letzten Entnahmestelle verlassen.

Umfassende Kommunikation notwendig
Abgerundet wurde das Informationsspektrum des Fachsymposiums durch einen Juristen: Dr. Daniel Häußermann. Sein Ansatz, entlang der planerischen Leistungskette gemäß den HOAI Phasen entscheidende Fallstricke für die Fachplanung zu benennen, war das eine. Daraus ableitend aber sofort erfolgreiche Lösungswege aufzuzeigen – damit konnte er die Zuhörer für sich einnehmen, statt sie nur mit „Angst-Szenarien“ wieder in ihre tägliche Arbeit zu entlassen. So verwies der Jurist beispielsweise darauf, wie wichtig auf dem Bau mittlerweile „über das Fachwissen hinaus die umfassende Kommunikation in alle Richtungen“ geworden ist. Häußermann: „Die Zeiten sind vorbei, in denen der Fachplaner im stillen Kämmerlein sitzen konnte. Kommunikation in alle Richtungen ist heute von größter Bedeutung. Für den Fachplaner sollte es selbstverständlich sein, den Auftraggeber über wichtige Details speziell zum bestimmungsgemäßen Betrieb der Trinkwasserinstallation umfassend zu informieren und ihm Entscheidungsmöglichkeiten aufzuzeigen.“ Von entscheidender Bedeutung sei die zeitnahe Dokumentation seiner Beratungstätigkeit. Es gehe schließlich auch darum, dass der Betreiber seinen Anteil an der Verantwortung für den Erhalt der Trinkwassergüte nach TrinkwV kennt. „Der Fachplaner kann dafür letztlich jedoch immer nur Vorleistungen erbringen – aber das muss er auch“, so Häußermann.

Hier ist eine Teilnahme noch möglich
Die Viega-Veranstaltungsreihe „SYMPH2OSIEN“ ist an vielen Orten bereits komplett ausgebucht. Lediglich in Essen (11. Juni) und Bremen (13. Juni) sowie an den beiden Fachsymposien im September in Rostock und Saarbrücken ist noch eine Teilnahme möglich. Anmeldeformular und weitere Informationen finden sich auf der Viega-Homepage.

Bilder: Viega, Attendorn / VDI-Fachbuch Gebäudetechnik für Trinkwasser (Ausgabe 2012)

www.viega.de/Symposium

 


Artikel teilen:
Weitere Tags zu diesem Thema: