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Armaturen machen Bäder

Aktuelle Armaturen-Trends im Überblick

Mit Badarmaturen lassen sich besondere Designakzente setzen, die das Stilempfinden des Badkunden aufnehmen. Bild: Keuco

Radikal reduzierte Form: „AXOR Uno“ gibt es mit Kipphebel- und Bügelgriff-Bedienung sowie Select-Option (Wasser auf Knopfdruck). Bild: AXOR

Einfache geometrische Linien und eine schlanke Optik: „Lineare“ bietet Einhand- und 3-Loch-Waschtischarmaturen sowie 2-Loch-Lösungen für die Wandmontage. Für die Kombination mit Zubehör stehen zahlreiche Accessoires zur Verfügung. Bild: Grohe

Durchgängige Gestaltung mit Systemdesign. Die Armatur „AQ 162“ kommt Benutzern in vielerlei Hinsicht entgegen: mit Bedienkomfort durch Sensortechnik und größerer Auslaufhöhe. Bild: Hewi

Kantiger Charakter, dynamische Linienführung: Die Neuheit „260“ bietet neben drei Höhen für die Waschtischarmaturen und diversen Varianten für die Wandmontage (1-Loch, 2-Loch, 3-Loch) auch eine frei stehende Wannenarmatur sowie Lösungen für den Wannenrand. Bild: Steinberg

Fernöstlicher Minimalismus: Waschtisch- und Badewannenarmatur sowie die dazu passende Duschsäule „Ak25“ sind auf kubische Grundformen reduziert und setzen einen geradlinig-architektonischen Akzent im Bad. Für das Frühjahr 2018 angekündigt. Bild: Fantini

Elegante Ausstrahlung, modern interpretiert: „Vaia“ fügt sich in traditionelle ebenso wie in moderne Bäder. Kreuz- oder Hebelgriffe verbinden geometrische mit ­weichen Konturen. Bild: Dornbracht

„Alessi Sense“ bietet neben dem moder­nen Design eine „Touch“-Funktion für Wasser- und Temperatursteuerung. Bild: Hansa

Weiche Linienführung erinnert an die Natur: „Equilibrio“ ist inspiriert von zwei Steinen, die aufeinander balancieren. In Stein, Holz und Metall, die beiden Elemente (Bediengriff, Korpus) können im Material frei kombiniert werden. Bilder: Gessi

Ausdrucksstark: Ein Hingucker ist die geschwungene „Ametis“, Standarmatur oder wandmontiert, in Weiß oder Schwarz. Der LED-Ring am Pin-Griff signalisiert die eingestellte Temperatur von Blau nach Rot. Bild: Graff

 

Armaturen sind die heimlichen Stars im Bad: Vielfach fallen sie kaum auf, sind aber die wohl am häufigsten benutzten Sanitärelemente. Vor allem am Waschtisch kommt man täglich mehrfach mit ihnen in Kontakt, wodurch sich auch „Designmuffel“ mit dieser Synthese aus Form und Funktion auseinandersetzen müssen. Armaturen setzen buchstäblich Glanzpunkte im Bad und können das Gesamtergebnis jeder Badgestaltung und Renovierung maßgeblich aufwerten. Die folgende Übersicht stellt aktuelle Neuheiten vor und versucht eine Einordnung in Trends, die auch für den Badkunden relevante Anhaltspunkte für seine Kaufentscheidung sind.

Eine Armatur ist eine Armatur? Weit gefehlt: Die Konsumenten orientieren sich auch in den Ausstattungsdetails an Trends und Modeströmungen, die sie beispielsweise bei den Besuchen in halb-öffentlichen Bereichen wie Hotels und in Waschräumen angesagter – nicht unbedingt teurer, aber trendiger – Restaurants und Cafés erlebt haben. Kein „Boutique-Hotel“ kommt mehr ohne optisches Highlight am Waschplatz aus; und im Wohnen rückt nach den semi-professionellen Küchenarmaturen, die zu begehrten Trophäen auf der Kochinsel wurden, die Bad­armatur in den Fokus. Der Badkunde, der an dieser Stelle Individualität zeigen will, wird sich dabei an drei Dingen orientieren: Der Formgebung, die zu seinem Wohnstil passt, dem Material und der Oberfläche (z. B. retro oder edel-rustikal), und letztlich wird auch die Lust am Ausgefallenen eine Rolle spielen. In diese drei Kategorien lassen sich grob vereinfacht auch die aktuellen Neuheiten der Armaturenbranche einordnen.

Minimalismus und klare Linien sind gefragt
Die Mehrzahl der Produktneuheiten bei den Badarmaturen für Waschtisch, Wanne und Dusche ist durch klare Geometrie gekennzeichnet: Rohrzylinder und rechter Winkel, verbunden mit ebenen Flächen und feinen, reduzierten Bediengriffen, setzen design-technisch den Standard. Das überrascht im Grunde genommen nicht, da sich die moderne Wohnarchitektur ebenfalls in Kubus-Formen auslebt und immer wieder auf neue Variationen von schlichter Geometrie setzt. Architekten, die das weitläufige Vorbild der deutschen Bauhaus-Tradition in der Regel überaus schätzen, greifen daher auch gerne zu minimalistischen Armaturen für ihre Projekte. Wer als Planer oder Bauherr mit dieser Geschmacksvorgabe vor Jahrzehnten fast ausschließlich nur zu skandinavischen Designklassikern greifen konnte, kann sich seit geraumer Zeit bei den hiesigen Herstellern aus einer enormen Bandbreite bedienen. Ganz reduziert präsentiert sich die überarbeitete Version der „Axor Uno“, die aus zwei im rechten Winkel zusammengesteckten Zylinderrohren besteht und in der Ausführung mit „Select-Knopf“ auf einen Bedienhebel verzichtet und damit den Purismus sozusagen auf die Spitze treibt (alternativ ist eine Variante mit dünnem Bügelgriff erhältlich). Ebenfalls minimalistisch in der Formgebung und dabei ausgesprochen schlank tritt die Serie „Lineare“ von Grohe auf. Die Erfolgsserie des Herstellers wurde nach zehn Jahren 2017 im neuen Design vorgestellt, das nach Worten des Unternehmens von der Leichtbau-Architektur inspiriert ist: Auslauf und Hebel wurden besonders flach gestaltet, in fließenden Übergängen verbinden sich runde und eckige Formen zu einem universellen Design. Dieses lässt sich sowohl mit runden Becken als auch mit den angesagten, eckigen Waschtischformen kombinieren.
Auf eine Kombination aus zylindrischen Elementen und rechtwinkligen Formen wie Flächen, noch betont durch präzise Kanten, setzen etliche Neuheiten der jüngsten Zeit. Offensichtlich manifestiert sich in dieser Designsprache so etwas wie der Zeitgeist am Waschtisch: Auch die neue „Metropol“ aus dem Hause Hansgrohe setzt auf markante, ebene Flächen, die sowohl den Griff als auch Auslauf und kubischen Grundkörper prägen. Eine leichte Rundung führt wie eine Hohlkehle vom Hebel zum Auslauf und wiederholt sich im selben Radius zum Korpus. Das Zusammenspiel von ebenen Flächen auf Griff und Auslauf und runden Übergängen zum Korpus-Zylinder kennzeichnet auch die neue „Connect Air“ von Ideal Standard. Die schlanke Form steht für Eleganz im Bad. Und was im Übrigen fast zum Standard bei den Herstellern gehört: Die Neuheiten gibt es für den Waschtisch in unterschiedlichen, zumeist drei bis vier Höhen und als Wandarmatur in mindes­tens zwei Auslauflängen, um damit auf unterschiedliche Becken und Einbaudimensionen reagieren zu können.
Der Hersteller Hewi, der für den Sys­temgedanken in der Badausstattung steht, hat sein Portfolio um Badarmaturen ergänzt. Sie bilden mit den übrigen Sanitärprodukten, wie z. B. den barrierefreien Ausstattungselementen und Beschlägen, Waschtischen und Accessoires, eine gestalterische Einheit, zeigt sich Hewi überzeugt. Die robuste Gestaltung macht die Armaturen, zu denen auch Varianten mit Sensor-Elektronik gehören, besonders für den hochfrequentierten öffentlichen Sanitärraum geeignet. Das WELL-Umweltsiegel steht für sparsamen Ressourcenverbrauch.
Klare Linie und viele Varianten in Dimension und Montage bietet die neue „Plan S“ von Keuco, die den abknickenden Rohrauslauf am optischen „Gelenkpunkt“ mit einem senkrecht nach oben zeigenden, filigranen Pin-Griff kombiniert: Auf wenige geometrische Grundformen reduzierte Gestaltung, die aber mit dem dynamischen Zylinder, der im markanten Winkel zum Auslauf wird, einen optischen Akzent setzt. Vergleichbares gilt für die neuen Armaturen „260“ von Steinberg: Das Design aus der Feder des Berliner Designers Jochen Schmiddem ist ebenfalls modern-reduziert, aber der Auslauf ist nicht rechtwinklig mit dem Korpus  verbunden, sondern strebt aus dem Winkel leicht aufwärts. Zusammen mit der wiederum ebenen Oberfläche des gesamten Armaturenkörpers inkl. des Wasserauslaufs gewinnt die Armatur – sowohl für den Waschtisch als auch an der Wanne – eine dynamische und nach Worten des Herstellers kraftvolle Linienführung.
Wer bei Badarmaturen auf kompromisslose Geometrie setzt, wird auch bei einigen Importmarken fündig werden, die ebenfalls mit minimalistischen Innovationen aufwarten. Eine ganze Reihe dieser – mehr in der Branche als beim Kunden – bekannten Hersteller hat es geschafft, zum Design-Lieferanten für Ausstellungen des Handwerks zu werden und schaffen es zu verblüffen: Fantini beispielsweise kün­digt für das Frühjahr eine extrem kantige, kaum noch an die traditionelle Armatur erinnernde Serie „Ak25“ an, die der japanische Designer-Architekt Paik Sun Kim entworfen hat. Die Armatur wirkt wie aus mehreren kubischen Formen komponiert, und selbst die Bediengriffe sind schmale, aufrechte Quader. Vorgestellt wird die Serie erst einmal in Mattschwarz, was sich als Oberfläche auch bei einigen hiesigen Armaturenherstellern vorsichtig als „der nächste Trend“ bemerkbar macht, passend zum Loft-Stil oder Industrial-Style, wie es auch in der Designsprache genannt wird. Wer den Gedanken an pure Architektur weiter verfolgt, kann auch zu Beton bei einer anderen italienischen Nischen-Marke greifen: Der Hersteller Ritmonio kombiniert seinen neuen Waschtischmischer „Haptic“ mit einem Bediengriff-Zylinder aus rauem Beton. Der Werkstoff ist durchaus konsequent eingesetzt, da sich Beton bzw. Beton-Optik auch zunehmend in der Wand- und vor allem Bodengestaltung findet. Viele großformatige Fliesenneuheiten zitieren das Material. Und auch im Bad finden sogenannte authentische Materialien wie Putz und durchgängiger Zementboden – echt oder als Imitat – zunehmend mehr Freunde.

Jenseits Minimalismus: Design von organisch bis expressiv
„Kein Megatrend ohne Gegentrend“: Der rechtwinklige Minimalismus, das auf wenige Grundformen reduzierte Design, mag allgegenwärtig sein, ist daher aber noch lange nicht das Richtige für jeden Kunden. Gerade die Besinnung auf natürliche Materialien im Wohnen und auf sinnlich nachvollziehbare Formen und Oberflächen, die man gerne berührt, findet auch Resonanz beim Baddesign. Wenn vom Spa-Erlebnis im privaten Badezimmer, von buchstäblich wohltuenden Lichtinszenierungen in der Dusche wie auch am Waschtisch die Rede ist, vom WC mit Gesundheitsfunktionen bis hin zu haptischen Oberflächen: Was liegt da näher, als auch die Badarmaturen unter Gesichtspunkten organischer, sinnlicher Gestaltung in den Blick zu nehmen. Für alle Badkunden, für die es jenseits vom Dreiklang aus Kreis, Zylinder und Kubus noch etwas anderes gibt.
Der Hersteller Dornbracht hat mit dem neuen Programm „Vaia“ so etwas wie den geschmeidigen Übergang zwischen Purismus und Emotionalität vorgestellt: in den Worten der Kreativen von Sieger Design „transitional style“. In der Wortschöpfung steckt schon der Hinweis darauf, dass man sich bei den vorzugsweise als 3-Loch Variante eingesetzten Badarmaturen zwischen zwei Polen bewegt, in diesem Fall zwischen einer leichten Retro-Anmutung der abgerundeten Kreuzgriffe, die in glockenförmige Sockelelemente übergehen, und minimalistischen Rohr-Ausläufen, wie sie von geometrisch klaren Armaturen vertraut sind. Als durchaus emotional kann auch die neue Farboberfläche Platin matt gelten: charmanter als kalter Chrom-Glanz, aber auch kein Anthrazit, wie es hier und da zu sehen. Bei „Vaia“ versteht es sich von selbst, dass auch an die abgestimmten Accessoires gedacht wurde. Schließlich passt hier kein 08/15-Handtuchhalter. Und mit einer Neuheit in Sachen Retro-Design wartet auch Hansa auf. Die Kreuzgriffarmatur „Hansa Cliff“ wurde vom namhaften Design-Studio JOI mit entwickelt: Besonders geeignet für anspruchsvolle Objekte wie Hotels und Restaurants, heißt es bei Hansa. Während die nostalgische Aussage unverkennbar ist, verweist der kantige Korpus, der sich nach oben verjüngt, auf den aktuellen Trend zur Flächigkeit im Armaturendesign. A prospos: Eine flache Oberseite zeigt schließlich auch die „Alessi Sense by Hansa“, deren Formensprache zwar insgesamt reduziert und geometrisch ist, die aber mit der deutlich digitalen Wasser- und Temperatursteuerung mit „Touch“-Funktion die Sinne berührt.

Auch der exklusive Kunde will bedient sein
Sinnlich berühren und berühren lassen wollen auch zwei italienische, sagen wir es ruhig: Luxusarmaturenhersteller, die auch immer mehr deutsche Bad-Einzelhändler überzeugen konnten: Das ist zum einen der Hersteller Gessi, der mit „Equilibrio“ einen Waschtischmischer präsentiert, der an zwei Flusskiesel erinnert. Das obere, handschmeichelnde Element ist die Bedienung, der untere „Kiesel“ der Korpus und Auslass. Der Mischer ist in Naturstein, in Holz oder – nicht ganz so konsequent – metallisch glänzend erhältlich. Das wasserspendende, funktionale Duo ist zugleich minimalistisch wie expressiv, da die Gestaltung einerseits ganz reduziert die Optik flacher Steine aufnimmt, andererseits die Funktion als Wasserauslass für die miteinander in Funktion tretenden „Flusskiesel“ immer wieder aufs Neue verblüfft.
Ein weiterer Hersteller ist Graff, der als Nischenanbieter immer wieder mit ausgefallenen Designideen auf Messen – so auch auf der ISH 2017 – aufgetreten ist. Die Waschtischarmatur „Ametis“ hat einen organisch fließenden, sanft gedrehten Auslass und wirkt am stärksten in der Wandmontage. Die Basis der Armatur zeigt die am Pin-Griff eingestellte Temperatur mittels farbiger LED-Anzeige. Auch hier wieder das Zusammenspiel aus Flächigkeit, präzisen Kanten und optisch weicher Formgebung.
Was organische Ästhetik und die Assoziation an den klassischen Schwanenhals angeht, so lohnt nicht zuletzt ein Blick auf Neuheiten aus Frankreich: Der kleine, exklusive Hersteller THG hat mit „Infini“ einen perfekten Schwung für den Waschtisch entworfen, der sich für den High-End-Kunden vermutlich am besten in Goldglanz plus Porzellan-Bediengriffen verwirklicht. Eine ähnliche Formensprache verfolgt Zucchetti aus Italien mit „Nude“: Die im Bogen hoch aufragende Waschtischarmatur wird von massiven Kristallgriffen flankiert, in denen jeweils eine Luftblase als spielerisch-dekorativer Akzent eingeschlossen ist. Die gerundeten Kristallgriffe sind Handschmeichler, die zugleich luxuriöse Akzente am Waschtisch setzen. Ganz nach dem Motto: Manchmal darf es einfach ein bisschen mehr sein.

Autor: Heinz Kaiser, Hamburg

 


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