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Veraltete Hauselektrik: Deutschland hat massiven Nachholbedarf

Ein Drittel aller Brände werden durch Fehler in der Hauselektrik verursacht. Diese alarmierende Zahl aus der Statistik deutscher Versicherer zeigt vor allem eines: Veraltete elektrische Anlagen sind ein nicht zu unterschätzendes Risiko für Immobilie und Bewohner.

 

Bilder: Hager

 

Allein in Deutschland sind Millionen von Bestandsgebäuden elektrotechnisch überaltert. Besonders bei den Altbauten der Nachkriegszeit bis Anfang der Achtzigerjahre herrscht großer Sanierungsbedarf. Ein Großteil der Stromkreise und Verteiler dürfte bereits jetzt an die Grenzen der Belastbarkeit stoßen, bedenkt man, dass die Anzahl und Leistung der Elektrogeräte im Durchschnittshaushalt in den letzten Jahrzehnten deutlich angestiegen ist. Auch neue Technologien stellen die Hauselektrik auf die Probe. Während der Verbrauch von Kühlschränken und Waschmaschinen nach wie vor zurückgeht, steigt der Bedarf durch Klimaanlagen, Unterhaltungsgeräte und Computer stark. In der Summe allein zwischen 1990 und 2004 um 14 % (Quelle: Internationale Energieagentur).

In den vernetzten Heimen der Zukunft dürften noch einige Geräte hinzukommen. Vor smartem Wohnen und intelligentem Energieverbrauch sollte also zumindest eine umfassende Überprüfung der alten Kabel und Isolierungen stehen. Wenn nun aus den einst reinen Stromkunden sogenannte Prosumer werden, die Strom effizient konsumieren, ihn gleichzeitig mit Photovoltaik-Anlagen produzieren und sogar in Elektroautos oder Speicher einspeisen, muss die Elektroinstallation viel mehr verkraften als bisher.

Gegen einen modernen Schaltschrank sieht der typische Schmelzsicherungskasten der Fünfziger aus wie das Model T neben einem Tesla. Zeitgemäße Installationen sind in der Lage, die Einspeisung aus der Photovoltaik-Anlage zu steuern, sie kontrollieren im Smart Grid, ob der i3 vor der Haustür Energie benötigt und beherbergen ganz nebenbei auch den Internet- und Fernsehanschluss.

Was bei Altbestand unter Umständen aufwändig und teuer ist, müsste angehenden Häuslebauern leichter von der Hand gehen. Neue Anlagen sollten den Stromverbrauch messen und steuern können, um zukunftssicher zu sein. Die Elektroinstallation stiefmütterlich zu behandeln, kann sich in nicht allzu ferner Zukunft negativ auf den Wert des Gebäudes auswirken. Trotzdem scheuen viele die Auseinandersetzung mit der neuen Technik; zudem fehle es an finanzieller Förderung für Renovierung und Sanierung, kritisieren etwa die Experten der Hager Group. Für eine erfolgreiche Energiewende ist es allerdings notwendig, dass diese auch in die Privathaushalte einzieht.

Für den Architekten Matthias Sauerbruch darf daher nicht am Bedarf vorbeigeplant werden. Gleichzeitig müssten die Nutzer zu „Komplizen“ der innovativen Lösungen gemacht werden: „Dabei geht es nicht nur um Technik und deren Vermittlung. Aufenthaltsqualität ist ja eine Funktion des Wohlbefindens, also der subjektiven sinnlichen Wahrnehmung eines Gebäudes, zu der auch Formen, Farben, Oberflächen und Licht gehören. Und je einladender ein Gebäude wirkt, desto eher sind seine Nutzer bereit, sich mit ihm und seinen Eigenheiten auseinanderzusetzen und gegebenenfalls zu identifizieren. Die Aufgabe für uns Architekten lautet daher, Gebäude so zu gestalten, dass man sich gerne in ihnen einrichtet. Im Zweifelsfall sollte man sich durchaus in ein Gebäude verlieben können.“

Einige interessante Einblicke in die Problemstellung und Lösungsansätze für die Gebäude von morgen sowie das vollständige Interview mit Architekt Sauerbruch gibt es im Hager Group Annual Report:

http://hagergroup.com/annualreport/2015/?language=de&article=sauerbruch-ebers

 


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