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Schmutzwasser braucht Luft

Rohrbelüfter: Die stillen Problemlöser in der Gebäudeentwässerung

Funktionsweise von Rohrbelüftern Links: Bei Unterdruck im Rohr system durch fließendes Abwasser öffnet das Ventil. Einströmende Luft bewirkt den Druckausgleich. Rechts: Im Ruhezustand ist das Ventil geschlossen. Es können keine Kanalgase austreten.

So vielfältig wie die Installation des Abwassersystems in Alt- und Neubauten sind auch die Einbauorte der Rohrbelüfter.

Typisches Anwendungsbeispiel für Rohrbelüfter (hier als Wandeinbaulösung).

Normative Vorgaben für den Einbau von Rohrbelüftern.

Dominik Diekämper.

 

Wenn es im Waschtisch oder der Dusche gluckert und es im Raum unangenehm riecht, hat sehr wahrscheinlich ein Unterdruck in der Abwasserleitung den Siphon leer gesaugt: Kanalgase breiten sich aus. Eine effektive Problemlösung können Belüftungsventile sein.

Eine Entwässerung benötigt Luft

Abwasser, das in Leitungen fließt oder in Fallleitungen herabstürzt, verursacht einen Unterdruck. Um den abzubauen, müssen die Leitungen eine offene Verbindung zur Atmosphäre haben, damit Luft nachströmen kann und für den Druckausgleich sorgt. Kann die Luft nicht über ein offenes Leitungsende nachströmen, saugt der Unterdruck Geruchverschlüsse leer. Kanalgase treten aus.

Abhilfe schaffen in vielen Fällen Belüftungsventile, die für die nötige Rohrbelüftung sorgen. Die Belüfter öffnen, sobald in der Entwässerungsleitung Unterdruck herrscht, bewirken dadurch einen Druckausgleich und verhindern so das Leersaugen des Geruchverschlusses.

Vorgeschrieben ist, dass jede Schmutzwasser-Fallleitung eine Lüftungsleitung braucht, die bis über das Dach zu führen ist. Davon abweichend sind Rohrbelüfter zulässig in Ein- oder Zweifamilienhäusern. Rohrbelüfter dürfen in Ein- und Zweifamilienhäusern eingebaut werden wenn mindestens eine Hauptlüftung über Dach geführt ist

 

  • als Ersatz für Umlüftungsleitungen,
  • als Ersatz für indirekte Nebenlüftungen,
  • als weitere Hauptlüftung,
  • als Einzelbelüftung von Entwässerungsgegenständen mit Abfluss-Störungen.

 

Für die Nachrüstung von Sanitärräumen können Belüftungsventile eine geeignete Problemlösung sein, wenn zwar eine belüftete Fallleitung vorhanden ist, die Entwässerungsgegenstände aber weit entfernt davon liegen. Zum Beispiel verlängern sich die Einzel- und Sammelanschlussleitungen auf 10 m gegenüber 4 m für eine unbelüftete Leitung.

Zur Belüftung von Fallleitungen können Belüftungsventile beispielsweise über dem WC installiert werden. Kann die Leitung durch die Decke zu einem ungenutzten Dachraum geführt werden, lässt sich der Belüfter dort unauffällig platzieren. In diesem Fall ist das Belüftungsventil auch für die Funktionskontrolle und Wartung leichter zugänglich.

Flexibel in der Installation

Für die Installation von Schmutzwasserleitungen ergibt sich durch Belüftungsventile eine größere Flexibilität. Lange und verzweigte Leitungen können ohne aufwendige Umlüftungen verlegt werden und hinsichtlich der angeschlossenen Entwässerungsgegenstände gibt es keine Einschränkungen. Wenn die Vorgaben der Norm eingehalten werden, eignen sich Rohrbelüfter für Duschen, Badewannen, WC, Waschtische etc. gleicher maßen.

Belüftungsventile für Abwasserleitungen lassen sich zudem mit beliebigen Rohrwerkstoffen kombinieren. Für den unmittelbaren Anschluss an SML-Rohre ersparen SML/HT-Übergangsverbinder die Installation mit material- und zeitaufwendigen Übergangsbauteilen. Manche Belüfter eignen sich für mehrere Rohrdurchmesser, z.B. für DN 70, DN 90 und DN 100 oder für DN 40, 1½“ und DN 50.

In der Praxis sind neben den normativen Vorgaben und den Leistungswerten diese Installationshinweise zu beachten:

 

  • der Belüfter muss für den vorgesehenen Einsatzbereich geeignet sein,
  • bei Anschlussleitungen ist der Belüfter mindestens 10 cm oberhalb der Rohrleitung zu montieren,
  • bei Fallleitungen sind es mindestens 60 cm oberhalb des am höchsten angeordneten Abzweiges,
  • der Einbauort ist so zu wählen bzw. herzurichten, dass die Zufuhr von Frischluft jederzeit sichergestellt ist,
  • beim Einbau eines Rohrbelüfters in Installationswänden ist eine Revisionsöffnung zur Kontrolle und Wartung des Ventils vorzusehen.

 

Fazit

Belüftungsventile dienen als Problemlöser bei akuten Abflussstörungen. Durch praxisorientierte Produktentwicklungen ergeben sich weitere Einsatzbereiche.

Quelle: Dallmer GmbH + Co. KG, Arnsberg

Bilder: Dallmer

www.dallmer.de

 

 

Nachgefragt

Drei Fragen aus der Praxis beantwortet Dominik Diekämper, Installateur- und Heizungsbauermeister bei Dallmer GmbH + Co. KG.

IKZ-HAUSTECHNIK: Dürfen Rohrbelüfter auch waagerecht eingebaut werden?

Dominik Diekämper: Nein. Rohrbelüfter sind grundsätzlich senkrecht einzubauen. Das liegt darin begründet, dass eine Gummimembran im Inneren des Belüftungsventils die Luftführung regelt. Im Ruhezustand und bei Überdruck liegt sie wie ein Deckel auf und schließt das Rohrsystem gegen aufsteigende Kanalgase ab, sodass keine unangenehmen Gerüche austreten können.

IKZ-HAUSTECHNIK: Dürfen Rohrbelüfter unterhalb einer Spüle oder eines Waschtisches angeschlossen werden?

Dominik Diekämper: Bei Luftproblemen im Ablauf einer Küchen spüle kann als Problemlöser ein spezieller Röhrensiphon mit integriertem Belüftungsventil eingesetzt werden und Abhilfe schaffen.

IKZ-HAUSTECHNIK: Müssen Rohrbelüfter gewartet werden?

Dominik Diekämper: Rohrbelüfter müssen nach DIN EN 12056 und DIN 1986 regelmäßig einmal jährlich einer Sichtprüfung unterzogen werden. Weitergehende Wartungsarbeiten sind nicht vorgesehen und auch nicht erforderlich. Solange aus der Dusche oder dem Waschtisch keine Kanalgase austreten, weil der Siphon leer gesaugt wurde, ist von einer einwandfreien Funktionsweise des Belüfters auszugehen.

 


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