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Eine anspruchsvolle Aufgabe

Bei Rohrleitungssystemen entscheidet Werkstoffauswahl über Trinkwassergüte und Wirtschaftlichkeit

Bild 1: In Trinkwasser-Installationen dürfen ausschließlich Rohre und Komponenten eingesetzt werden, die wie dieser Profipress-Pressverbinder geprüft und entsprechend gekennzeichnet sind.

Bild 2: Trinkwasseranlagen aus Edelstahl (hier ein „Sanpress“-Rohrleitungsnetz) lassen sich auch auf engem Raum und mit knappem Radius installieren, da beispielsweise weniger Längenausdehnung berücksichtigt werden muss. Die Pressverbindungstechnik hat sich bei allen Werkstoffen in Trinkwasser-Installationen etabliert.

Bild 3: Schnittmodell eines Mehrschichtverbundrohres mit einem Pressverbinder (im Bild: „Raxofix“). Kunststoffrohre sind für alle Trinkwässer geeignet.

Bild 4: Die SC-Contur sorgt bei verpressten Rohrverbindungen durch die Zwangsundichtheit im unverpressten Zustand für zusätzliche Sicherheit, weil schon beim Befüllen an dieser Stelle deutlich erkennbar Wasser austritt.

Bild 5: Wie unterschiedlich die Längenausdehnung der verschiedenen Rohrwerkstoffe ist, zeigt diese Gegenüberstellung.

Bild 6: In der Praxis bewährt: Kellerverteilung und Steigestränge aus einem metallischen Rohrsystem, die Etagenverteilung und die Anbindeleitungen aber mit formstabilem Kunststoffrohr.

 

Wie selbstverständlich wird jeden Tag Trinkwasser zum Waschen, zum Kochen oder zur Körperpflege genutzt. Und jeder setzt ebenso selbstverständlich voraus, dass das Trinkwasser „frei von Krankheitserregern, genusstauglich und rein ist“, wie es in der Trinkwasserverordnung (TrinkwV) heißt. Dabei wird allerdings oft vergessen, dass Trinkwasser auch ein leicht verderbliches Lebensmittel ist, dessen Beschaffenheit sich beispielsweise in der Trinkwasser-Installation verändern kann.

Daher muss der Anlagenmechaniker SHK bei der Installation einer Trinkwasser-Installation u.a. auf die richtige Auswahl des geeigneten Rohrmaterials achten, da nicht jeder Rohrwerkstoff überall uneingeschränkt verwendet werden kann. Außerdem gibt es teilweise beträchtliche Unterschiede bei der Dimensionierung und Verarbeitung der verschiedenen Rohrsysteme, die sich auf die Wirtschaftlichkeit und die Sicherheit auswirken.
Nach der Verordnung über Allgemeine Bedingungen für die Versorgung mit Trinkwasser (ABVWasser) dürfen in einer Trinkwasser-Installation nur Rohre und Komponenten eingesetzt werden, die entsprechend den anerkannten Regeln der Technik beschaffen sind. Bestätigt wird das beispielsweise durch ein Zertifikat des DVGW oder eine Herstellerbescheinigung (Bild 1).

Edelstahlrohre
Ohne wasserseitige Einschränkungen sind in Trinkwasser-Installationen Edelstahl-Rohrsysteme mit Edelstahl- oder Rotguss-Pressverbindern (bis 110°C) zulässig (Bild 2). Diese Rohre und Verbinder haben die anerkannt höchste Materialqualität und lassen sich, im Gegensatz zu anderen metallischen Systemen, unabhängig von der Fließrichtung auch in Mischinstallationen aus verschiedenen Werkstoffen einsetzen.
Zu beachten ist allerdings, dass auch Edelstahl-Rohrsys­teme nicht höheren Chloridkonzentrationen ausgesetzt werden dürfen als im Trinkwasser erlaubt sind. Dies betrifft auch die Konzentrationen an Chlor und die zulässigen Einwirkzeiten bei der Stoßdesinfektion. Sonst kann es z.B. bei Installationen in Schwimmbädern oder bei der nicht fachgerechten Desinfektion eines Leitungsnetzes zu Schäden kommen.

Kupfer- und innen ­verzinnte ­Kupferrohre
Der gängigste Installationswerkstoff für Trinkwasser-Installationen ist nach wie vor Kupfer. Er zeichnet sich immer noch durch das günstigste Preis-/Leistungsverhältnis und die breiteste Einsetzbarkeit in vielen Anwendungsgebieten aus. Als Ausführung von der Rolle oder als Stangenware sind diese Systeme uneingeschränkt bei Trinkwässern einsetzbar, deren pH-Wert mindestens 7,4 beträgt oder – bei Werten zwischen 7,0 und 7,4 – der TOC-Wert (Gesamtmenge an organischem Kohlenstoff im Wasser) 1,5 mg/l nicht überschreitet. Dies ist bei fast allen Trinkwässern der Fall. Bei innen verzinnten Kupferrohren müssen selbst die pH- und TOC-Werte nicht beachtet werden. Verbunden werden auch diese Rohre im Übrigen mit normalen Pressfittings aus Kupfer.
Da Kupferrohre, wie die aus Edelstahl, ebenfalls bis maximal 110°C Betriebstemperatur zugelassen sind, eignen sie sich sowohl für Warm- wie Kaltwasser führende Leitungen. Bei Renovierungen, wenn lediglich Teilabschnitte einer Trinkwasser-Installation auszutauschen sind, dürfen allerdings im nachfolgenden Rohrnetz keine verzinkten Eisenwerkstoffe verbaut sein. Wobei in diesem Zusammenhang anzumerken ist, dass verzinkte Stahlrohre seit Einführung der DIN EN 12502 ohnehin nur noch für Kaltwasserleitungen zugelassen sind.

Mehrschichtverbundrohre aus PE-X-Material
Ebenfalls in allen Trinkwässern einsetzbar sind in der Trinkwasser-Installation Kunststoffrohre (Bild 3). Hier bestimmen vor allem Mehrschichtverbundrohre den Markt. PE-X (vernetztes Polyethylen) ist ein druck- und temperaturstabiler Kunststoff. Er wird seit über 35 Jahren sowohl in Kalt- wie in Warmwassernetzen installiert. Mehrschichtverbundrohre haben sich in den letzten Jahren in der TW-Installation stark behauptet, weil viele Installateure ihre Verarbeitungs-Eigenschaften schätzen. Eine zusätzliche Schicht aus Aluminium macht die Rohre diffusionsdicht, erhöht die Formbeständigkeit und verringert die Wärmeausdehnung.
Mehrschichtverbundrohr-Systeme sind ohne Einschränkung für alle Trinkwässer sowohl in Kalt- wie Warmwasserleitungen geeignet. Die Installation ist in den kleinen Dimensionen besonders einfach, da hier Rollenware verarbeitet wird. In den großen Dimensionen kommt Stangenware zum Einsatz.

„Kalte“ Pressverbindungstechnik
Losgelöst von der Frage, welcher Werkstoff für die Rohrleitungen in einer Trinkwasseranlage gewählt wird, hat sich bei den Rohrverbindungen die „kalte“ Pressverbindungstechnik durchgesetzt. Im Gegensatz zu Löten oder Schweißen ist sie wirtschaftlicher, da die Verbindungen deutlich schneller hergestellt sind. Ein weiterer Vorteil betrifft den Erhalt der Trinkwasserhygiene: Beim Verpressen kann kein Schweiß-, Lot- oder Flussmittel in das Rohrnetz gelangen, das später eventuell den Nährboden für Legionellen bildet. Bei Einsatz von Pressverbindern und Armaturen mit SC-Contur (unverpresst undicht) sind die Verbindungen außerdem sicherer, denn jede versehentlich vergessene Verpressung fällt bereits bei der Dichtheitsprüfung auf (Bild 4).

Rohrmaterialien ­kombinieren
Trotz dieser vordergründigen Vergleichbarkeit der Systeme sollte eine Trinkwasser-Installation allerdings dennoch nicht kritiklos nach dem Prinzip „entweder durchgängig Kunststoff oder ausschließlich Metall“ installiert werden. Jeder Rohrwerkstoff hat nämlich spezifische Eigenheiten, durch die er für bestimmte Einsatzbereiche besser geeignet ist als andere.
Bei reinen Kunststoffrohr­systemen ist so in Warmwassernetzen z.B. die deutlich größere Längenausdehnung zu berücksichtigen (Bild 5). Weiterhin sind mehr Befestigungspunkte als bei metallischen Rohrwerkstoffen zu setzen. In längeren Rohrnetzen stellt zudem der von den (querschnittverengenden) Verbindern mit Stützkörper verursachte Druckverlust ein Problem dar. Aber auch hier gibt es sehr unterschiedliche Lösungen: Manche Hersteller bieten beispielsweise Systeme mit speziellen Verbindern an, die aufgrund sehr geringer Druckverluste zu schlanken und somit hygienisch optimierten Installationen führen. Andere Anbieter haben nur Systeme mit deutlich höheren Druckverlusten. Dieser kann nur durch größere Rohrdimensionen oder höhere Pumpenleis­tungen ausgeglichen werden, was in jedem Fall zu Kostensteigerungen führt, aber auch aus hygienischen Gründen nicht optimal ist.
In der Praxis ist es daher üblich, die Kellerverteilungen und Steigeleitungen in Kupfer oder Edelstahl, die Etagenverteilung sowie die Anbindeleitungen aber aus formstabilem PE-Xc-Rohr von der Rolle zu installieren (Bild 6).

Bilder: Viega GmbH &Co. KG, ­Attendorn

www.viega.de

 


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