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Bodengleiche Duschen sicher planenWas gilt es bei der Auswahl, Auslegung und Abdichtung von Punkt- und Linienabläufen zu berücksichtigen?

Bodengleiche Duschplätze mit Fliesen oder Naturstein liegen voll im Trend. Doch an der Schnittstelle zwischen den beiden Gewerken Installateur und Fliesenleger lauern viele Gefahren. Pflicht des verantwortlichen Planers ist es daher, bei der optischen Gestaltung des Bades auch die technischen Abhängigkeiten umfassend zu verstehen und kompetent zu managen. Nur so kann der Bauherr dauerhaft und schadensfrei die Vorteile des barrierefreien Zugangs zum Duschplatz genießen.

Bild 1: Feuchtigkeitsbeanspruchte Bodenbeläge aus Fliesen und Platten ohne Abdichtung sind nicht dauerhaft wasserundurchlässig. Feuchtigkeit kann über die Fugen eindringen und sich in der Unterkonstruktion ausbreiten und zu Schäden führen. Hiergegen schützt eine fachgerecht eingebrachte AIV.Bild: Leitfaden "Hinweise für die Planung und Ausführung von Abläufen und Rinnen in Verbindung mit Abdichtungen im Verbund (AIV)"

Bild 2: Aus der Praxis: Auftragen einer flüssig zu verarbeitenden Abdichtungen im Verbund.

Bild 3: Zone A0 in der Dusche wird nun zu Zone A. Bild: ZDB-Merkblatt "Abdichtung im Verbund mit Fliesen und Platten" 2012

Bild 4: Mögliche Positionen von Punktabläufen.

Bild 5: Verschiedene Einbaupositionen von Linienabläufen.

Bild 6: Der Wandablauf entkoppelt die Verkehrsfläche der begehbaren Dusche vom Ablauf.

Dipl.-Ing. Roland Priller, Leiter Produktmanagement Abläufe/Abscheider/Normung bei der Kessel AG.

Bild 7: Beispiel einer Leistungskurve einer typischen Duschrinne.Bild: LGA Würzburg

Tabelle 1: Anwendungstabelle aus dem Leitfaden "Hinweise für die Planung und Ausführung von Abläufen und Rinnen in Verbindung mit Abdichtungen im Verbund (AIV)".

 

Schicke Duschrinnen oder Punktabläufe eingebaut in ein attraktives Bett aus Fliesen oder Naturstein erfreuen sich großer Beliebtheit. Sowohl der Marktanteil als auch die Vielfalt der angebotenen Varianten hat sich deutlich erhöht. Parallel zu dieser Entwicklung hat sich auch die Systematik der Abdichtung von Bauteilen verändert. Die Abdichtungsebene rückte im Bodenaufbau weiter nach oben (Bild 1). Dies schützt den darunterliegenden Bodenaufbau gegen Durchfeuchtung und hält insbesondere Estrich und Dämmung trocken.

Zum Schutz gegen Eindringen von Feuchtigkeit haben sich in der Praxis flüssig zu verarbeitende Abdichtungen im Verbund (AIV) seit vielen Jahren bewährt (Bild 2). Diese werden im Gegensatz zur Abdichtung nach DIN 18195 zwischen Lastverteilplatte und Bodenbelag eingebracht. Die bauchemische Industrie entwickelte in den letzten Jahren eine Fülle von Abdichtsystemen. Gemäß dem ZDB-Merkblatt wird bei flüssig zu verarbeitenden AIVs unterschieden in:

  • R - Reaktionsharzabdichtungen,
  • M - Kunststoff-Mörtel-Kombinationen,
  • D - Polymerdispersionen.

Auf der anderen Seite entwickelten die Hersteller von Ablaufsystemen eine große Vielfalt an designorientierten Punkt- und Linienabläufen: Punktabläufe als Bodenabläufe mit rundem oder quadratischem Rost, Linienabläufe als Duschrinnen mit rechteckigem Rost und Sonderbauformen mit in die Wand integrierten Abläufen. Insgesamt führt das zu einer großen Menge möglicher Kombinationen von Abläufen/Rinnen und Verbundabdichtungssystemen. Für Planer und Verarbeiter gilt daher zu klären: Welcher Ablauf/Rinne passt zu welchem Verbundabdichtungssystem? Welche Einbausituationen sind damit abgedeckt? Und, was ist beim Einbau zu beachten?
Eine zufriedenstellende Antwort hierauf ist in den aktuell gültigen technischen Regelwerken nicht zu finden. Wie so oft bei Neuentwicklungen hinkt die Normung dem Stand der Technik hinterher. Es braucht oftmals Jahre, bis eine Normüberarbeitung schließlich in einem technischen Regelwerk abgeschlossen ist.

Aktueller Stand der technischen Regeln

Bei technischen Regeln ist immer genau zu unterscheiden zwischen der Art des Regelwerkes und dem jeweiligen Anwendungsbereich: Anwendungsnormen regeln das Zusammenwirken verschiedener Bauprodukte. Produktnormen hingegen regeln die Ausführung von Bauprodukten und Prüfnormen die erforderlichen Prüfungen von Bauprodukten.
Doch selbst nach dem genauen Studium dieser Regelwerke werden noch Fragen offen bleiben. So ist in der Produktnorm für Abläufe (DIN EN 1253) beispielsweise die Abdichtung im Verbund noch nicht einmal erwähnt. Die ETAG 022 gilt zwar als Systemprüfung für die AIV selbst, welche auch Abläufe mit prüft, jedoch werden die eingesetzten Produktkombinationen im Prüfbericht nicht genannt. Um diese Regelungslücke kurzfristig zu schließen, wurde ein Leitfaden mit dem Titel "Abdichtung im Verbund in Verbindung mit Rinnen/Abläufen"* ergänzend zum ZDB-Merkblatt erarbeitet. Er entstand in einem breiten Konsens zwischen den am Bau beteiligten Gruppen.

Wesentliche Rahmenbedingungen ermitteln

Sowohl im Neubau als auch bei Sanierungen gilt es, die wesentlichen Rahmenbedingungen zu ermitteln und zu beachten:

  • Abwasserfallleitungen,
  • Arbeits- und Zugangsbereich,
  • Bodenaufbauten, Konstruktionshöhen und Gefälleausbildung,
  • Abdichtflächen und Anforderungen an die Abdichtung.

Darüber hinaus muss ein Bad in Feuchtigkeitsbeanspruchungsklassen eingeteilt werden. Details hierzu regelt das ZDB-Merkblatt. Während in der Ausgabe von 2010 die bodengleiche Dusche mit A0 (Bild 3) klassifiziert wurde, hat sich hier die Meinung der Fachleute gewandelt. So verlangt sowohl der Leitfaden als auch die aktuelle Ausgabe des ZDB-Merkblattes eine Einstufung in Beanspruchungsklasse A. Dies hat folgende Auswirkungen: AIVs müssen bauaufsichtlich geregelt sein, also ein AbP oder eine ETAG-Zulassung besitzen. Und, der Einbau darf nur in feuchtigkeitsunempfindlichen Untergründen wie Bauteilen aus Beton, zementerem Dichtputz oder Putzen der Mörtelgruppe P II und P III erfolgen.
Beim Planungsprozess von bodengleichen Duschen ist die Positionierung des Duschplatzes sowie die Ausgestaltung von Boden-, Wand- und Abgrenzungsflächen ebenfalls eine wesentliche planerische Aufgabe. Klassische Lösungen sind die mittige Position von Punktabläufen (Bild 4) und die Randposition bei Duschrinnen (Bild 5). Ganz neue Perspektiven bietet eine neue Klasse von Duschabläufen, welche in die Wand integriert werden (Bild 6). Damit befindet sich der Ablauf nicht mehr auf der begehbaren Fläche. Der gesamte Duschbereich kann am Boden durchgängig gefliest werden. Somit ergeben sich optisch neue Gestaltungsmöglichkeiten.

Ablaufleistung als wichtiges Auswahlkriterium

Bei der Auswahl der Ablauflösung ist darauf zu achten, dass die Menge des anfallenden Wassers das Ablaufvermögen nicht übersteigt. Ansonsten droht Überflutung. Dieser Grundsatz der Hydraulik gilt nicht nur für Abwasserkanäle, sondern auch für den Duschplatz als Gesamtsystem. Die Aufstauhöhe ist zur Ermittlung der Ablaufleistung besonders wichtig (Bild 7): Eine geringe Aufstauhöhe hat einen geringen Ablauf zur Folge. Bei sehr großen Aufstauhöhen steigt aber die Ablaufleistung nur minimal (der Ablauf "schlägt zu").
Das Zusammenspiel von Aufstauhöhe und Ablaufleistung regelt die DIN 1253 - "Abläufe für Gebäude". In ihr werden Mindestabflusswerte vorgeschrieben. Beispielsweise muss ein Bodenablauf mit einer Anschlussnennweite von DN 50 mindestens 0,8 l/s bei einer Wasseranstauhöhe von 20 mm abführen. Für einen derartigen Ablauf müsste also mindestens eine 20 mm hohe Schwelle zwischen Ablaufrost und Abgrenzung des Duschbereiches eingeplant werden. Allerdings gibt es aufgrund des Trends zu geringeren Produkt-Bauhöhen mittlerweile auch viele Abläufe und Rinnen auf dem Markt, die in der Ablaufleistung unter Bezugnahme auf DIN EN 274-1 (Ablaufgarnituren für Sanitärausstattungsgegenstände - Teil 1: Anforderungen) bewertet wurden. In diesem Sonderfall müssen Abläufe lediglich eine Mindestablaufleistung von 0,4 l/s bei 20 mm Anstauhöhe aufweisen. Problematisch ist, dass manche Einzelduschplätze eine Wasserspende von über 0,4 l/s bringen. Dies bedeutet einen größeren Aufstau und erfordert dann auch größere Schwellenhöhen. Bisher sind Hersteller nicht verpflichtet, dies zu kennzeichnen. Planer oder Installateure können sich also nur helfen, indem sie die konkreten Ablaufwerte des gewünschten Ablaufes/Rinne beim Hersteller direkt erfragen.

Ein Blick auf die Verbindungstechnik

Nach der hydraulischen Bemessung des Ablaufes muss die geeignete Ablaufausführung gewählt werden. Zwischen Ablauf/Rinne und AIV stehen prinzipiell zwei Verbindungstechniken zur Verfügung: Kleben und Klemmen. In beiden Fällen muss der Ablauf mit einem geeigneten Flansch ausgestattet sein. Aufgrund fehlender Regelungen in der DIN EN 1253 wurden zur Weiterentwicklung des Leitfadens Untersuchungen an der Landesgewerbeanstalt (LGA) in Würzburg durchgeführt. Ziel der Untersuchung war es, den Einfluss der Flanschbreite und -oberfläche festzustellen. So wurden verschiedene Flanschkonfigurationen abgeprüft und daraus neue Regeln erarbeitet. Die Erkenntnisse wurden im Leitfaden zum ZDB-Merkblatt eingearbeitet und finden sich auch im aktuellen Entwurf der überarbeiteten DIN EN 1253 wieder:

  • Ausführung mit Klebeflansch: eine nutzbare Mindest-Flanschbreite von 30 mm umlaufender und gut klebefähiger Oberfläche, wie ABS, PA oder Kunststoffe mit integriertem PP-Vlies, Edelstahl oder Polymerbeton.
  • Ausführung mit Klemmflansch: eine Mindest-Flanschbreite von 40 mm für den Los- und 50 mm für den Festflansch in Verbindung mit einer geeigneten Dichtmanschette oder Gewebeeinlage für alle Beanspruchungsklassen.

Die prinzipielle Eignung eines Ablaufes für die Verarbeitung im Verbund muss nachgewiesen werden. Gemäß dem Entwurf der DIN EN 1253 kann dies erfolgen durch Temperaturwechselprüfung mit 1500 Lastwechseln und anschließender Unterdruckdichtheitsprüfung. Ablaufkörper, welche nach diesem Verfahren geprüft sind, sind also zunächst grundsätzlich mit einer AIV einsetzbar.

Zusammenspiel der Komponenten

Unter Berücksichtigung des gewählten Ablauftyps kann nun die passende AIV ausgewählt werden. Für die Feuchtigkeitsbeanspruchungsklasse A geeignete AIVs benötigen einen bauaufsichtlichen Verwendungsnachweis. Dieser kann erbracht werden, indem alle erforderlichen Prüfungen gemäß ETAG 022 oder PG-AIV-F absolviert werden. Wichtig dabei ist die komplette Prüfung. Leider wurden in jüngster Zeit Verbraucher getäuscht, indem Hersteller nur eine Teilprüfung durchführten, aber ihr Produkt nach außen als komplett geprüft verkauften.
Eine sogenannte Anwendungstabelle soll hier Klarheit zur prinzipiellen Eignung verschaffen (Tabelle 1). Sie zeigt auf, dass Reaktionsharze in allen Fällen eine sichere und zuverlässige Verbindung darstellen und zu bevorzugen sind. Auch der zwei Komponenten-Kunststoff-Zement-Mörtel ist bei beidseitiger Kaschierung der Dichtmanschette gut verwendbar. Manche Hersteller bieten abweichend von dieser Expertenmeinung noch andere Wege der Abdichtung an - so z. B. der Einsatz von Butylbändern. Diese Varianten müssen jedoch immer im Einzelfall geprüft werden und sind nur in den geprüften Varianten einsetzbar.

Auch die Randkriterien beachten

Neben den Besonderheiten aufgrund der AIV dürfen die weiteren Eigenschaften bezüglich Brandschutz, Schallschutz, Verkehrsbelastung oder Rutschhemmung nicht vergessen werden. Im mehrgeschossigen Wohnungsbau kommen oft zusätzlich Brandschutzauflagen zum Tragen. So muss der Ablauf in einer F 90 Decke eine R 90 Feuerwiderstandsdauer nachweisen. Dies gelingt nur mit einem zugelassenen System, welches nach den Vorgaben des DIBt geprüft wurde.
Obwohl die Schall-Emissionen von Entwässerungsgegenständen meist als unkritisch gelten, ist auf eine gut gedämmte Gesamtkonstruktion zu achten. Insbesondere sollten Körperschallbrücken vermieden werden, um die geforderten Schalldämmpegel nicht zu gefährden. Kunststoffkonstruktionen in Verbindung mit Schalldämmelementen schaffen eine gute Voraussetzung.
Bezüglich der Verkehrsbelastung greift die Klassifizierung gemäß DIN EN 1253. Bei einer reinen Begehung ist die Klasse "K 3" ausreichend. Dies schließt auch die Befahrung mit Rollstühlen ein. Nicht abgedeckt sind jedoch Bodenreinigungsfahrzeuge, welche möglicherweise in Reihenduschanlagen zum Einsatz kommen. Hier wäre die Ausführung in Klasse "L 15" zu wählen.
Bei aller Optik und Designorientierung muss auch die Oberfläche sowohl des Rostes, als auch des Belages mindestens einer Rutschhemmung der Klasse "B" gemäß GUV-I 8527 entsprechen. Bei kleinformatigen Fliesen und kleinen Rosten wirkt sich der hohe Fugenanteil hinsichtlich des Grades der Rutschhemmung positiv aus.

Ausführung nach Herstellerangaben

Erst nach diesem umfangreichen Vorplanungsprozess sollte mit der Ausführung begonnen werden. Zusätzlich ist es ratsam, die Schnittstelle zwischen Installateur und Fliesenleger abzuklären. Zudem muss unbedingt darauf geachtet werden, dass die ausgewählten Produkte auf der Baustelle nach den jeweiligen Regeln der Hersteller verbaut werden. Häufige Fehler sind eine ungenügende Untergrundvorbereitung oder auch das Versäumnis, Baustellenverschmutzungen zu entfernen. Auch Verarbeitungstemperaturen oder Aushärtezeiten werden meist außer Acht gelassen. Aus Sicht der Entwässerungstechnik ist eine Dichtheitsprüfung auch schon nach dem Setzen des Ablaufes durchzuführen. Verbindungsfehler können so frühzeitig erkannt und behoben werden.

Gesamtsystem abschließend prüfen

Die Inbetriebnahme eines Duschplatzes beginnt mit dem ersten Wasserstrahl auf die Duschfläche. Bei der Abnahme sollte dem Bauherren vermittelt werden, dass der Geruchsverschluss nur bei vorhandener Wasservorlage funktioniert und bei geringem Gebrauch und hohen Raumtemperaturen schnell austrocknen kann. Auch eine regelmäßige Reinigung und Wartung ist erforderlich, um die notwendige Abflussleistung sicherzustellen.
Auf die Fugen sollte der Planer oder Installateur besonders achten. Geometrie und Materialwahl können vorab überprüft werden. Hier ist das Regelwerk Industrieverband Dichtstoffe e. V. mit der Bezeichnung IVD-Merkblatt Nr. 3 Ausgabe April 2012 "Konstruktive Ausführung und Abdichtung von Fugen in Sanitär- und Feuchträumen" besonders wichtig. Auch die Wartung und Pflege ist darin beschrieben.

Fazit

Der Leitfaden "Abdichtung im Verbund in Verbindung mit Rinnen/Abläufen" schließt eine Regelungslücke zwischen den aktuellen Normen. Rechtzeitig vor Baubeginn sollten alle wesentlichen planerischen Leistungen bestimmt werden: Die Duschplatzgeometrie, der geeignete Ablauf, das passende AIV-System und das Zusammenwirken der einzelnen Gewerke. Nur so wird die Schnittstelle zwischen den Fachbereichen Installateur und Fliesenlegerhandwerk zuverlässig gelöst und alle Beteiligten werden vor Nachforderungen oder Haftungsschäden geschützt.


Nachgefragt

IKZ-Fachplaner: Herr Priller, der Bodenaufbau wird in der Regel vom Architekten oder vom Bauplaner bestimmt. Der Einbau des Ablaufs liegt ganz klar in der Hand des SHK-Fachhandwerks. Doch wer ist für die Abdichtung zuständig? Ist sie Sache des Fliesenlegers oder ebenfalls die des Installateurs?
Roland Priller: Die Abdichtung in der Fläche unter dem Bodenbelag wird in der Regel vom Fliesenleger oder speziellen Abdichtfirmen ausgeführt. Die Dichtheit des Bodenablaufs bzw. der Rinne liegt in der Verantwortung des Installateurs. Doch das wirklich spannende Thema ist ja gerade die Schnittstelle zwischen den beiden Produktbereichen. Das Andocken bzw. Verbinden dieser beiden Bereiche in Form der Dichtmanschette/Gewebevlies erfolgt durch den Fliesenleger. Doch die Auswahl zueinander passender Materialien und Bestimmung der geeigneten Verbindungstechnik obliegt an dieser Stelle dem Planer oder dem SHK-Installateur.
IKZ-Fachplaner: Also, sind einmal die zueinander passenden Komponenten ausgewählt und fachgerecht installiert, ist die Bausubstanz vor Feuchteschäden sicher?
Roland Priller: Ja, im Grunde schon. Allerdings muss bezüglich der Vermeidung von Bauschäden aufgrund einer Durchfeuchtung zwischen zwei Ursachen unterschieden werden: Feuchtigkeit aus dem umgebenden Baugrund und anfallendes Schmutzwasser im Gebäude. Eine AIV ist ausschließlich dafür konzipiert, die darunterliegende Bausubstanz aus Lastverteilschicht, Dämmung, Deckenkonstruktion und ggf. weiterer Schichten zu sichern. Ist sie sorgfältig ausgeführt, schützt die AIV dauerhaft und macht eine zusätzliche Dichtebene unter der Lastverteilplatte bei normaler häuslicher Beanspruchung überflüssig. Im industriellen oder gewerblichen Bereich hingegen kann eine hohe Belastung des Bodenaufbaus auch eine zweite Abdichtungsebene nach DIN 18195-5 als Schutz rechtfertigen. Die zweite Dichtebene erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass die darunterliegenden Schichten dauerhaft dicht bleiben. Oft wird sie ebenfalls in Bereichen eingesetzt, in denen neben dem Schmutzwasser auch chemische Belastungen oder drückendes Wasser von innen auftreten.
Als kleine Randnotiz möchte ich noch anfügen, weder die AIV, noch eine weitere Dichtebene im Bodenaufbau sind in der Lage, ein Gebäude vor von außen drückendem Wasser oder kapillar aufsteigender Feuchtigkeit zu schützen. Hierfür sind andere technische Lösungen notwendig, welche in der DIN 18195-6 beschrieben sind.
IKZ-Fachplaner: Kommen wir noch einmal zurück zu den Komponenten. Für die Feuchtigkeitsbeanspruchungsklasse A geeignete AIVs benötigen einen bauaufsichtlichen Verwendungsnachweis, der verschiedene Prüfungen voraussetzt. Sie berichten, dass einige Hersteller von Verbundabdichtungen nicht alle notwendigen Prüfungen dafür durchführen lassen, das Produkt anschließend aber trotzdem als komplett geprüft vertreiben. Worauf sollte der Fachplaner oder Installateur achten, damit es später zu keinen bösen Überraschungen kommt?
Roland Priller: Um böse Überraschungen zu vermeiden, sollte der Zuständige Fachmann nur bestimmte Produktkombinationen verwenden. Im Regelfall ist eine Produktkombination gemäß der Anwendungstabelle aus dem Leitfaden zum ZDB-Merkblatt zu verwenden. Bei Sonderfällen wie zum Beispiel bei der Verwendung von Polymerdispersionen oder einkomponentigen Kunststoff-Zement-Mörtel-Kombinationen sollten einzeln geprüfte AIVs und Abläufe verwendet werden. Wobei hier die kompletten Prüfungen gemäß ETAG 022 oder PG-AIV einschließlich Temperaturwechseltest mit 1500 Lastwechseln nachzuweisen sind.


Problematische Kombination

Der Begriff Sickerwassereinleitung passt zur Entwässerung der zweiten Abdichtungsebene. Gemäß DIN 18159 wird in die Bodenkonstruktion eingesickertes Wasser über diese Dichtebene (in der Regel zwischen Estrich und Dämmung liegend) dem Ablauf zugeführt. Ist jedoch zusätzlich eine AIV als oberflächennahe Dichtebene vorgesehen, wird diese Funktion in der darunterliegenden Schicht nicht mehr benötigt. Da eine Sickerwassereinleitung nur in Verbindung mit einer Sickerwasseröffnung am Ablauf Sinn macht, kehrt sich die vermeintliche Sicherheit ins Gegenteil um: Bei Rückstau (meist unbemerkt) kann durch diese Öffnung Wasser zwischen beide Dichtebenen gelangen und die Dämmung durchnässen. Aus diesem Grund sollte auf eine Sickerwassereinleitung beim Einsatz einer AIV verzichtet werden.


*) Den ergänzenden Leitfaden "Abdichtung im Verbund in Verbindung mit Rinnen/Abläufen" steht unter www.kessel.de/service/informationsmaterial-prospekte.html zum Download zur Verfügung.


Autor: Dipl.-Ing. Roland Priller, Leiter Produktmanagement Abläufe/Abscheider/Normung bei der Kessel AG
Bilder: Wenn nicht anders angegeben, Kessel AG

 


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