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Produkte für mehr Lebensqualität

Pfiffige und nachhaltige Lösungen für die SHK-Branche – Teil 2

Der „intelligente“ RYSTA Indoor Multisensor. Bild: RYSTA

Sagen Schimmel den Kampf an: Das RYSTA-Kern(Team) bestehend aus Sven Eliasson (Gründer & Tech Lead), Lisa Schmidt-Muschner (Head of Business Development), Julia Gebert (Gründerin & GF) sowie Juan Ocampo (GF, COO). Bild: RYSTA

Die WC-Bürste Wunderblau wurde im März dieses Jahres auf der ISH 2019 zu einem der Gewinner des internationalen Wettbewerbs Design Plus gekürt. Bild: Schmiddem Design

Die verschiedenen Montagemöglichkeiten des Wunderblau Systems. Bild: Schmiddem Design

Die Plusenergiewand kann je nach Bedarf Insolieren oder Isolieren, also „I-n-Solieren“. Bild: I-N-Solation UG

Seine Idee der I-n-Solation will Entwickler und Erfinder Sergej Kvasnin (r.) gemeinsam mit seinem Kollegen Peter Fokin international vermarkten und damit zu einer weitflächigen Veränderung im Sinne der Umwelt beitragen. Aktuell sucht das Team starke Partner für diese Aufgabe. Bild: I-N-Solation UG

 

In Ausgabe 11/2019 haben wir an dieser Stelle drei SHK-Branchenneulinge vorgestellt. Die Macher der Start-ups gehören zweifellos zu einer neuen Unternehmergeneration. Die jungen Innovatoren entwickeln Produkte, entweder weil vorhandene Marktangebote ihren Eigenbedarf nicht abdecken oder aber weil gesellschaftliche Entwicklungen veränderte bzw. nachhaltigere Strukturen erfordern. In diese Kategorie von Gründern lassen sich auch unsere heutigen drei Protagonisten einordnen. Deren Lösungen reichen von digitaler Schimmelprävention über keimfreie WC-Bürsten bis hin zu dynamischer Wärmedämmung mit Solarfunktion. Es geht also nahtlos und spannend weiter.

Schimmelsporen auf dem Schirm
Unschädliche Schimmelsporen befinden sich in jedem Raum. Doch wenn das Verhältnis in der Luft kippt, drohen gesundheitliche Gefahren. Daher ist Schimmel- und Feuchtigkeitsprävention in Gebäuden eine Mammutaufgabe, für Eigen­heimbesitzer ebenso wie für Mieter und Vermieter. Genau dieser Herausforderung stellt sich die Rysta GmbH mit Sitz in Berlin. Die digitalen „Schimmel Guard“-Sensoren werden in Haus und Wohnung installiert und messen anschließend permanent und selbsttätig Temperatur und Luftfeuchtigkeit im Raum. So wird eine kurz-, mittel- und langfristige Analyse ermöglicht. Der Mieter erhält zum Beispiel über die „Schimmel Guard“-App detaillierte Informationen über das Raumklima in den einzelnen Räumen sowie Lüftungsempfehlungen, um Schimmelbildung vorzubeugen. Der Vermieter bzw. Eigentümer kann wiederum über ein spezielles Portal aggregierte Daten aufrufen, die einen Überblick über den Gesamtzustand der jeweiligen Immobilie erlauben. Im Kurzinterview erklärt Geschäftsführerin Julia Gebert, wie es zur Entwicklung von Rys­ta kam.

Kurzinterview: Rysta, Julia Gebert
IKZ-HAUSTECHNIK: Wann ist Ihre Produktidee entstanden? Was war die Initialzündung dafür?
Julia Gebert: Die Idee, einen IoT 1)-Multisensor zu entwickeln, entstand 2015. Im Bereich der Labortechnik war damals das Monitoring von Parametern wie Temperatur und Feuchtigkeit essenziell für das richtige Funktionieren und die Wertbeständigkeit der Laborgegenstände. Schnell wurde uns bewusst, dass eine solche Monitoring-Lösung auch in vielen anderen Branchen deutlichen Mehrwert stiften kann.

IKZ-HAUSTECHNIK: Wo lag der besondere Reiz an einer Gründung in der SHK-Branche?
Julia Gebert: Im Laufe der Entwicklung unserer Lösung zeigte sich mehr und mehr der Wert für die SHK-Branche. Entstanden ist das Ganze durch einen Kontakt zu einem langjährigen Bekannten, der für den bdew 2) arbeitet und der uns mit relevanten Ansprechpartnern vernetzt hat. Auch und gerade in diesem Bereich lassen sich durch Daten, Datenanalyse und den unbeschränkten Zugriff auf die Daten von beliebigen Orten Handlungen und Prozesse optimieren.

IKZ-HAUSTECHNIK: Wie haben Sie die finanziellen Herausforderungen, die mit der Gründung verbunden waren, gemeis­tert?
Julia Gebert: Wir hatten bereits bei der Gründung einen Business Angel an unserer Seite. So konnten wir von Anfang an in wichtigen Bereichen signifikant Geld in die Hand nehmen, um ein marktfähiges Produkt zu entwickeln. Seitdem haben wir zwei Accelerator-Programme durchlaufen und mehrere branchennahe Investoren überzeugt, darunter auch einen Company Builder, der im Bereich IoT sehr erfahren ist.

IKZ-HAUSTECHNIK: Welche war die größte Hürde, welches das tollste Erlebnis im Gründungsprozess?
Julia Gebert: Es war anfangs schwer, für eine so vielseitig einsetzbare Lösung den Fokus zu setzen. Unsere Vision war und ist groß, dennoch ist es essenziell, sich Märk­te mit Ruhe und Stück für Stück zu erarbeiten.
Zum zweiten Teil der Frage: Der tollste Moment beim Entwickeln einer Tech-Lösung ist immer, wenn sie zum ersten Mal funktioniert, man auf das MVP3) anstoßen kann. Das liegt jedoch bereits lange zurück und wir freuen uns, zu sehen, was wir seitdem erreicht haben.

IKZ-HAUSTECHNIK: Welche Pläne verfolgen Sie im Hinblick auf das SHK Geschäft in den nächsten 24 Monaten?
Julia Gebert: Neben unserer Schimmelpräventionslösung ist unsere Monitoring-Lösung zur generellen Feuchtigkeitsdetektion und auch zur Analyse von Heizverhalten, etwa der Nachtabsenkung, gut einsetzbar. Hier möchten wir gern weitere Kunden gewinnen. Zudem haben wir gerade eine auf Baustellen einsetzbare Version unseres Multisensors entwickelt. Es handelt sich um ein sehr robustes Gerät, das für den Einsatz auf Baustellen geeignet ist. Dazu nur die Stichworte: low power, wetterfest, mit verschiedenen für Baustellenabläufe relevanten Sensoren. Jedenfalls möchten wir in den nächsten zwei Jahren in diesem Bereich ebenfalls Mehrwert stiften. Mit unserer Hilfe kann die Baustelle endlich digitalisiert werden. So lassen sich Schäden vermeiden, Abläufe optimieren und energieeffizientes, nachhaltiges Bauen wird gefördert. Hier laufen bereits erste Pilotprojekte, weitere Interessenten sind aber willkommen.

Fiese Keime erleben ihr blaues Wunder
Die WC-Bürste ist traditionell ein Tummelplatz von Keimen und Bakterien. Sie sollte daher regelmäßig ausgetauscht werden, auch dann, wenn die Borsten noch gar nicht abgenutzt aussehen. Generell gilt, eine herkömmliche WC-Bürs­te sollte aus hygienischen Gründen spätestens alle drei Monate erneuert werden, wodurch viel vermeidbarer Plastikmüll entsteht. Somit ist die auch als Klobürste bezeichnete Putzhilfe nicht gerade ein nachhaltiges Produkt. Die Marke Wunderblau könnte ihren Ruf jetzt deutlich verbessern. Die weltweit erste WC-Bürs­te, die mit Hilfe von UV-C Bestrahlung zu 99,99 Prozent keim- und bakterienfrei bleibt, kommt gänzlich ohne Chemie aus. Erdacht hat das Konzept und die damit verbundenen Aspekte von Funktionalität, Hygiene, Ökologie und Design Saschinka Tillner-Schmiddem aus Berlin. Im Kurzinterview erläutert ihr Ehemann, Designer Jochen Schmiddem, was seine Frau und ihn zur Entwicklung eines solchen Produkts und zur Schaffung der Marke Wunderblau motiviert hat.

Kurzinterview: Wunderblau, Jochen Schmiddem
IKZ-HAUSTECHNIK: Wann ist Ihre Produktidee entstanden? Was war die Initialzündung dafür?
Jochen Schmidden: Mit der Geburt unseres Sohnes Leo hatte meine Frau die Idee der absolut hygienischen und zu 100 Prozent sauberen WC-Bürste. Der Grund: Viele Kinder sind gerade von diesem Produkt mehr als fasziniert und bespielen es gern.

IKZ-HAUSTECHNIK: Wo lag der besondere Reiz an einer Gründung in der SHK-Branche?
Jochen Schmidden: Das Produkt ist ein klassisches Badprodukt. Allerdings eines, was seit fast 100 Jahren nicht mehr weiterentwickelt wurde. Es wurde praktisch immer nur um das Produkt herum de­signt. Sauberer wurde es dadurch allerdings nie. Wir leben im Hightech-Zeitalter und washlets dieser Welt reinigen und föhnen zum Beispiel den Po blitzsauber. Dafür zahlt der Kunde je nach Modell gern zwischen 3000 und 10 000 Euro. Nach einer solch sauberen Sitzung sollen die Hände dann eine verkeimte WC-Bürste anpacken? Das kann es doch nicht sein, oder? Mittlerweile werden über 4 Mio. Washlets verkauft; ein Milliardenmarkt. Wer von seinem Kunden mehrere 1000 Euro für ein hygienisches Washlet verlangt, der darf weiterdenken. Der Kunde hat unserer Meinung nach ein Recht auf saubere Hände nach dem Toilettengang.

IKZ-HAUSTECHNIK: Wie haben Sie die finanziellen Herausforderungen, die mit der Gründung verbunden waren, gemeis­tert?
Jochen Schmidden: Nach dem Motto: Selbst ist die Frau und selbst ist der Mann. Wir wollten unabhängig diese Idee vorantreiben. Keine Kompromisse und keine halbherzige Realisierung. Wir wollten die hundertprozentige Umsetzung unserer Vision. Wir haben tolle Partner gefunden, die ebenfalls von dieser Idee begeistert waren und letztendlich auch profitieren werden, wenn wir das Produkt erfolgreich vermarkten.

IKZ-HAUSTECHNIK:
Welche war die größte Hürde, welches das tollste Erlebnis im Gründungsprozess?
Jochen Schmidden: Die größte Herausforderung war die Berührungslosigkeit zu realisieren. Zudem haben wir uns Jahre mit der UV-C Technologie auseinandergesetzt. Am Anfang schien alles realistisch, dann plötzlich wieder nicht. Anderthalb Jahre später funktionierte die neue Generation der UV-C LEDs dann doch. Kurzum: ein auf und ab. Aber so ist das, wenn man technisches Neuland betritt.

IKZ-HAUSTECHNIK: Welche Pläne verfolgen Sie im Hinblick auf das SHK-Geschäft in den nächsten 24 Monaten?
Jochen Schmidden: Wir sind weiterhin in Gesprächen mit internationalen Global Playern. Auf der ISH hat man uns von allen Seiten großen Respekt gezollt, vor allem hinsichtlich der ausgereiften Technologie. Aber auch, weil es fast unmöglich scheint, ein neues Produkt für das Bad zu erfinden.
Viele der großen Anbieter sind sehr angetan und einer wird es letztlich nehmen. Derjenige wird mit unserer WC-Bürs­te einen unschätzbaren Vorteil gewinnen und seinem Produktportfolio einen deutlichen Mehrwert hinzufügen. Insbesondere, wenn er im Bereich der Dusch-WCs aktiv ist.

Vereint: Wärme- und Sonnenschutz und Solarkollektor
Beim „I-n-Solationssystem“ handelt es sich um einen dynamisch schaltbaren Wärmeschutz, der im abgeschalteten Zustand die Sonnenstrahlung direkt auf die Gebäudekonstruktion einwirken lässt. Im angeschalteten Zustand reflektiert er dagegen die Sonnenstrahlung. Das System kommt – dank einer innovativen Bauweise unter Verwendung von Folien – im schlüsselfertigen Konzept der Plusenergiewand zum Einsatz. Mit dieser ist es möglich, die Gebäudehülle je nach Bedarf entweder als Wärme- bzw. Sonnenschutz oder als Solarkollektor zu nutzen. Dadurch werden im System die beiden bisher separierten Funktionen, nämlich Insolieren und Isolieren, miteinander gekoppelt. Die Plusenergiewand kann je nach Bedarf Insolieren oder Isolieren, also „I-n-Solieren“. Der Solarkollektor sorgt mit einem hohen Wirkungsgrad für einen maximalen Solarertrag und die dynamische Wärmedämmung für die Minimierung der Wärmeverluste im Winter sowie den Schutz vor Sonne und Hitze im Sommer. Erfinder Sergej Kvasnin berichtet im Kurzinterview über den langen und steinigen Weg bis zur Marktreife seiner Lösung.

Kurzinterview: I-n-Solation, Sergej Kvasnin
IKZ-HAUSTECHNIK: Wann ist Ihre Produktidee entstanden? Was war die Initialzündung dafür?
Sergej Kvasnin: Die Produktidee entstand, als ich mein Eigenheim renovieren ließ und mich genauer mit dem Thema Dämmung auseinandersetzte. Ich fragte mich, wie es sein konnte, dass Fenster so viel dünner waren als Wände und sie dennoch nicht die zu erwartenden Wärmeverluste aufwiesen. An diesem Punkt begann ich mit meinen Berechnungen und die Ergebnisse führten mich zu weiteren Überlegungen bis zur zündenden Idee.

IKZ-HAUSTECHNIK: Wo lag der besondere Reiz an einer Gründung in der SHK Branche?
Sergej Kvasnin: Der besondere Reiz liegt für mich darin, dass die Branche viel weniger Innovationen hervorbringt, als sie im Zuge des Klimawandels tun sollte und könnte. Die meiste Energie verbrauchen wir in unseren Häusern für die Bereitstellung von Wärme, doch ein einzelner umweltbewusster Mensch kann an herkömmlichen Gebäudekonstruktionen wenig ändern. Wir brauchen breitflächig neue Ansätze und Technologien im Bereich der Gebäudetechnologie, um neue Erfolge im Umweltschutz zu erzielen.

IKZ-HAUSTECHNIK: Wie haben Sie die finanziellen Herausforderungen, die mit der Gründung verbunden waren, gemeis­tert?
Sergej Kvasnin: Bisher habe ich die meis­ten Prozesse aus eigener Tasche finanziert und aus eigener Hand die Entwicklung des Produkts betrieben. Es kostet nämlich nicht nur Geld, sondern auch Zeit, etwa die Berechnungen durchzuführen und die Prototypen zu konstruieren. Ich bin weit gekommen, doch stehe ich nun an einem Punkt, an dem ich auf Unterstützung angewiesen bin. Ein so großes Vorhaben bedarf ein größeres Team, bessere Produktionsbedingungen und vor allem mehr Investitionen.

IKZ-HAUSTECHNIK: Welche war die größte Hürde, welches das tollste Erlebnis im Gründungsprozess?
Sergej Kvasnin: Die größte Hürde ist es wohl gewesen, überhaupt den Mut aufzubringen, sich in das ungewisse Abenteuer der Entwicklung und der Gründung zu stürzen. Es ist mit Risiken verbunden und viel Geduld ist erforderlich. Doch das avisierte Ziel verliere ich – trotz der vielen Hürden – nicht aus den Augen. Es ist mir jeden Aufwand wert.

IKZ-HAUSTECHNIK: Welche Pläne verfolgen Sie im Hinblick auf das SHK Geschäft in den nächsten 24 Monaten?
Sergej Kvasnin: Natürlich erhoffe ich mir, das Produkt irgendwann international vermarkten zu können, denn nur eine weitflächige Veränderung ist im Sinne der Umwelt eine wirkliche Verbesserung. Bis dahin müssen aber noch viele kleine Schritte passieren. Besonders wichtig ist es natürlich, einen guten Produktionspartner zu finden, um die Konstruktion wirklich marktfertig zu machen. Ich befinde mich aktuell auf der Suche nach tatkräftiger Unterstützung, um das Vorhaben voranzutreiben.

Fazit
Und wieder beweisen die SHK-Start-ups im Lande, dass sie mehr als bereit für die Fläche und die globalen Märkte sind. Unsere Interviews zeigen Innovatoren, die sich mit einer natürlichen Selbstsicherheit an die Marktdurchdringung machen und dabei Freude und Spaß am Produkt sowie am Prozess selbst haben. Es wird weitergehen, keine Frage…

Autor. Peter Laaks, freier Journalist
https://www.rysta.de
https://www.wunderblau.net
https://www.i-n-solation.de

 

1) IoT = Internet of Things, dt: Internet der Dinge, Sammelbegriff
2) bdew = Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft e. V.
3) MVP = minimum viable product, dt: minimal überlebensfähiges Produkt

 


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