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Positionierung in Zeiten des Wandels

Die Euphorie ist verflogen – Eine Analyse zum Stand des Holzpelletmarkts

Die in Aussicht gestellte staatliche Förderung für den Austausch alter Kessel gegen einen Holzpellet-Kessel sind so gut wie nie zuvor. Bild: Dittmar Koop

Es gibt etwa 5,1 Millionen alte Ölkessel kleiner 50 kW – die klassische „Zielgruppe“ für Holzpellets. Aber ihre Kessel scheinen bei unter 15 000 Austauschinstallationen pro Jahr festzukleben. Bild: Depi

 

Auf der Energiesparmesse in Wels stellte Ökofen im letzten Jahr ein System vor, das einen Pelletkessel mit einer PV-Anlage und einem Batteriespeicher kombiniert. Bild: Ökofen

Guntamatic bietet mit dem „Hybrid“ eine Pellet-Wärmepumpen-Kombination im Leistungsbereich von 2,5 bis 16 kW auf dem Markt an. Bild: Guntamatic

Es ist für Holzpellets auf dem Wärmemarkt nicht weiter, sondern enger geworden. Mittlerweile drängt die Wärmepumpe in Form der Luft-Wärmepumpen als Sanierungsoption auch in den Altbau. Bild: BWP

 

Die staatliche Förderung für Pellets ist so gut wie nie zuvor. In den vergangenen Jahren war immer die Erwartung da, dass sich Pelletfeuerungen zu einem Massenmarkt entwickeln könnten. Doch die Entwicklung hat nicht den erhofften Verlauf genommen. Sie sind in Deutschland bis heute eine Nische geblieben.

Die Zahlen liegen zwar noch nicht auf dem Tisch, aber es zeichnet sich ab, dass 2017 die Anzahl neu installierter Pelletkessel und -öfen etwa die gleiche Größenordnung aufweisen wird wie in den Jahren zuvor. In Zahlen ausgedrückt ein Plus von etwa 33 000 Pelletanlagen über die gesamte Leistungsbandbreite. Im Gegensatz dazu werden laut Heizungsindustrieverband BDH jährlich rund 600 000 - 700000 neue Wärmeerzeuger in Deutschland installiert. Pelletkessel, das zeigen die Zahlen, sind immer noch ein Nischenprodukt. Dabei gibt es hierzulande etwa 5,1 Mio. alte Ölkessel < 50 kW – die klassische „Zielgruppe“ für Holzpellets. Aber ihre Kessel scheinen in diesem Teilsegment bei unter 15 000 Austauschinstallationen pro Jahr förmlich „festzukleben“. Dabei ist die in Aussicht gestellte staatliche Förderung so gut wie nie zuvor (teilweise ist die Bundesförderung mit Länderförderung kumulierbar) und anders als in rückliegenden Jahren sind die Fördertöpfe voll und es gibt kein Stop-And-Go und auch keine Bafa-Förderampel, die sich auf Rot stellt, wenn der Markt in Bewegung kommt. Woran könnte es liegen?

Erstens: Neue Vielzahl der Lösungen könnte verwirren
Ökofen wagte sich vor Jahren schon in den Bereich Pelletbrennwertkessel vor. Lange Zeit verlief das Geschäft schleppend, doch jetzt scheint die Beharrlichkeit Früchte zu tragen. Das Interesse wächst einerseits über das Thema Brennwert und andererseits über den Umstand, dass das Marktanreizprogramm (MAP) diese Kessel auch im Neubau fördert. Lange war Fröling neben Ökofen einziger Anbieter von Pelletbrennwert am Markt. Mittlerweile bietet auch Paradigma diese Technik in Form eines OEM-Kessels (Ökofen) an. Auf der Energiesparmesse in Wels stellte Ökofen in diesem Jahr weiter ein System vor, das einen Pelletkessel mit einer PV-Anlage und einem Batteriespeicher kombiniert. Weiter ist Ökofen im Bereich Pellet-Stirling aktiv. Kesselspezialist Guntamatic bietet mit dem „Hybrid“ eine Pellet-Wärmepumpen-Kombination im Leistungsbereich von 2,5 bis 16 kW auf dem Markt an. Eine Vielzahl an Pellet-Systemlösungen könnte Kunden verwirren, weil sie erstmal genug damit zu tun haben, die Systemlösung Pellets überhaupt kennenzulernen. In diesem Anfängerstadium befindet er sich dann bereits im Fortgeschrittenenkurs.
Wer verwirrt oder unsicher ist, der neigt zum Zurückhalten bei (Kauf)Entscheidungen. Zumal es konträre Aussagen aus der Branche unter den Experten selbst dazu gibt. „Nein – davon halten wir nichts. Dies verteuert lediglich die Heizsys­teme und bringt im Vergleich zu den Anschaffungskosten nicht die gewünschten Effekte und Einsparungspotenziale“, sagt ETA-Geschäftsführer Ferdinand Tischler beispielsweise über Pelletbrennwertkessel. Manuel Kaimberger von Guntamatic wirbt für den Pellet-Wärmepumpen-Hybrid: „In der wärmeren Jahreszeit kann die Wärmepumpe besonders effizient arbeiten und die Spitzenlasten von der Pelletheizung abgedeckt werden. Somit hat man bei der Pelletheizung keinen Start/Stopp Betrieb und die Wärmepumpe wird nicht zum „Stromfresser“.“ Contra kommt von Hargassner: „Hybrid-Lösungen verteuern die Anschaffungskosten und bei Neubauten ist die Heizlast bzw. benötig­te Wärmeleistung ohnehin meist so gering, dass ein einzelner Pelletkessel viel weniger Brennstoffkosten verursacht, als in den Köpfen der Verbraucher verankert ist“, meint Hargassners Vertriebsleiter Herbert Schwarz. Wie soll da ein Hausbesitzer sicherer werden?

Zweitens: Es ist schwerer geworden
Dazu kommt: Die Bioenergie hat in den vergangenen Jahren nicht an Sympathie gewonnen, sondern eher verloren. Beim Heizen mit Holz geht der Argwohn um, ob der Brennstoff reicht, wenn viele darauf setzen würden und ob sich, wenn der Brennstoff knapp werden könnte, der Preis dann ähnlich verhalten könnte wie beim Öl. Das sind zum Teil von der Branche auch selbst verschuldete Ängs­te, die bis heute tief nachwirken. Vor zehn Jahren etwa war es, als die Branche nicht gefasst war auf den Run auf Holzpellets und ihr im Winter 2006 die Pellets ausgingen. Es kam zu Lieferengpässen und zu Preisen, die über denen von Heizöl lagen – Holzpellet-Heizungs­pioniere wurden zur Zielscheibe des Gespötts in Bekanntenkreisen, die weiter mit Öl heizten und außerdem trieb sie die Sorge, ob sie nicht vielleicht doch aufs falsche Pferd gesetzt hatten. Das hat sich bis heute tief ins kollektive Gedächtnis eingebrannt.
Außerdem gab es technische Probleme – Qualitätsmängel beim Brennstoff, Stichwort Verschlackung/Versinterung zum Beispiel. Auch mancher Kessel funktionierte nicht gut – was manchmal an der Technik lag, manchmal an der mangelhaften Installation, manchmal an beidem. Die Mundpropaganda, das wirksamste Werbe- und zugleich tödlichste Instrument, schlug dann in der Nachbarschaft und im Bekanntenkreis voll zu.
Durch kritische, leider oftmals polemische Berichterstattung in großen Medien wurde in den vergangenen Jahren zudem der Eindruck vermittelt, dass Holzpellets gar nicht so nachhaltig sind wie immer dargestellt.
Parallel gibt es Gegenwind aus anderen Branchen: Die Holzindustrie hat die Forderung der Kaskadennutzung ausgegeben (stoffliche Verwertung von Holz vor energetischer). Andere Gegner des Heizens mit Holz werden nicht müde, den Feinstaub aus der Emissions-Truhe regelmäßig hervorzuholen und dabei Pellet-Vollautomaten mit billigen Baumarkt-Scheitholzöfen über einen Kamm zu scheren.

Es ist enger geworden
Außerdem ist der Markt für das Heizsys­tem Holzpellets nicht wie erhofft weiter, sondern enger geworden ist. Fossile Feuerungen sind nicht wie erhofft von der Politik im Zuge des Ziels der Dekarbonisierung des Wärmemarkts zu Grabe getragen worden. Das Gegenteil ist geschehen: Stattdessen ist über den Entwurf zum neuen Gebäude-Energie-Gesetz (GEG) weiter präzisiert worden, was als Formel von der Politik für den Wärmemarkt seit Beschluss des Klimaschutzplans ausgegeben ist: Energieeffizienz, Technologieoffenheit und Erneuerbare. In dieser Formel haben die fossilen Feuerungen mindestens in der nächsten Dekade noch ihren festen Platz, wenn sie diesen über die Argumente Effizienz und Erneuerbare (klassisch in Kombination mit der Solarthermie) begründen. Außerdem ist beim Heizen mit Erneuerbaren Energien in den vergangenen Jahren die Wärmepumpe im Neubau unerwartet stark geworden. Mittlerweile drängt sie in Form der Luft-Wärmepumpen als Sanierungsoption auch in den Altbau.
Schließlich geht der Entwurf des GEG in seiner Technologieoffenheit sogar soweit, Dämmmaßnahmen als Alternativ-Erfüllung zur Nutzungspflicht von Erneuerbaren Energien zu stärken. Gegenüber den bisherigen Regelungen soll nur noch eine Unterschreitung des Wärmedurchgangskoeffizienten der wärmeübertragenden Umfassungsfläche um 10 statt 15 % notwendig sein (§ 46). Allerdings weisen die Verbände für Technische Gebäudeausrüstung (BTGA), Gebäude-Klima (FGK) und Raumlufttechnische Geräte (RTL-Herstellerverband) in ihrer gemeinsamen Stellungnahme zum Referentenentwurf darauf hin, dass laut Begründung zu § 46 eine um 10 % verbesserte Dämmung nur dann als Ersatzmaßnahme genutzt werden könne, wenn andere Maßnahmen ausscheiden. Doch sie monieren, dass diese Interpretation dem Gesetzestext selbst nicht zu entnehmen sei.

Sich neu profilieren: Den Ton treffen
Einer dieser Töne wird sein, sich als Alternative zum immer stärker werdenden Thema Dämmung zu profilieren. Frank Schönfelder von KWB meint: „Die Holzheizungshersteller haben den Markt im Haus- und Wohnungsbau noch nicht so weit durchdrungen, wie ihre Marktteilnehmer im Gas- und Stromsegment. Zu viele Technikverantwortliche in den Wohnbaugesellschaften wissen nicht, dass sie mit einer Pelletheizung teure Bauweisen (Dämm-Maßnahmen) vermeiden, hohe KfW-Förderungen kassieren und ihren Mietern langfristig geringe Wärmegestehungskosten bieten können. Hier muss sich die Pelletbranche auch an die eigene Nase fassen: Vor uns liegt riesiges Potenzial. Aber wir haben noch nicht den Ton getroffen, den die technischen Entscheider der Immobilienentwickler hören.“
Es gilt deshalb, Häuslebauer wie auch die technischen Entscheider großer Immobilien von der Zukunftsfähigkeit von Holzpellet-Systemen zu überzeugen. Argumente gibt es genug, Beispiel Einfamilienhaus: Kompakte wand- und eckbündig aufzustellende Heizgeräte finden im kleinsten Haustechnikraum Platz und benötigen lediglich noch 0,5 m² Aufstellfläche. Sie lassen sich beispielsweise auch mit Lagerlösungen zur Handbefüllung direkt am Kessel auf nur noch 1 m² Stellfläche unterbringen. Auf einen Pufferspeicher kann ebenfalls verzichtet werden, was Investitionskosten und Platz spart.

Weiter Kante zeigen
So gilt es, weiter Kante zu zeigen. Wendelin Heinzelmann von Paradigma: „Viele Angebote für umweltfreundliche Heizsysteme locken Verbraucher mit falschen Versprechungen. So auch im Fall der Wärmepumpe. Die Wärmepumpe wird vielen Verbrauchern als Nonplusultra für die Wärmeversorgung mit Erneuerbaren Energien verkauft. Dabei erfüllt sie in den seltensten Fällen ihre ausgewiesenen Jahresarbeitszahlen. Das bestätigt der Kurzbericht „Energieeffizienz elektrisch angetriebener Wärmepumpen“ des Fraunhofer-Instituts für Bauphysik“, argumentiert der Vertriebsleiter.
Einer der Gründe: Die Jahresarbeitszahlen der meisten Wärmepumpen beziehen sich auf Raumtemperaturen von 20 bis 21 °C. „In der Realität, und das wissen die Verbraucher, liegt die Wohlfühltemperatur aber deutlich höher, nämlich zwischen 23 bis 26 °C im Winter“, so Heinzelmann. Bei diesen höheren Temperaturen arbeiteten Wärmepumpen aber deutlich ineffizienter, sagt er. „Wenn sie zudem über eine Photovoltaik-Anlage mit Strom versorgt werden, kommen sie spätestens im Winter an ihre Grenzen. Ein zusätzlicher E-Heizstab läuft dann auf Hochtouren und der Verbraucher ist über die hohen Heizkosten enttäuscht. Das könnte ein Grund dafür sein, dass in vielen Neubaugebieten nach ein bis zwei Heizperioden die Wärmepumpe durch einen Kaminofen ergänzt wird. Immer häufiger sind die dazu gehörigen Edelstahlschornsteine zu sehen.“
Sollte es in Zukunft indes zu mehr Hybrid-Lösungen auch für Holzpellets kommen, dann gilt es, diese sauber zu begründen.

Autor: Dittmar Koop

 


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