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Ist die Verbrennung von Holz, Hackschnitzeln und Pellets CO2-neutral?

Die SHK-Branche hat sich den Umweltschutz auf die Fahnen geschrieben. Thermische Solaranlagen, Photovoltaikanlagen, Öl- und Gas-Brennwertkessel, Wärmepumpen und Wärmeerzeuger mit fester Biomasse (Holz, Hackschnitzel, Pellets) sind die Elemente der Heizungsseite, die dem Bürger ein gutes Gewissen verschaffen sollen.

Betrachten wir Heizkessel mit fester Biomasse. Ihnen sagt man nach, sie wären in ihrer Betriebsweise „CO2-neutral“. Der Begriff „CO2-neutral“ wird allgemein so definiert, dass bei der Verbrennung von Holz, Hackschnitzeln und Pellets nur so viel CO2 freigesetzt wird, wie der Baum während seines Lebens in exakt gleicher Menge aus der Luft und dem Boden aufgenommen hat. Die Nettobilanz ist dann gleich null. Im Vergleich dazu wird bei der Verbrennung von Heizöl oder Erdgas sehr viel mehr Kohlendioxid freigesetzt. Der Grund: Das vor Jahrmillionen in den Lebewesen (Tiere und Pflanzen) gebundene und dann im Boden gelagerte CO2 sei heute im Erdöl/Erdgas und in der Kohle vorhanden. Bei der Verbrennung würde die gesamte Menge an CO2 in die Atmosphäre entlassen und nun die globale Treibhausgasbilanz ungünstig verschieben. Doch ist die Meinung, die Nutzung von nachwachsenden Brennstoffen sei CO2-neutral und damit umweltfreundlich, tatsächlich haltbar?

 

PRO

Dipl.-Pol. Frank Schönfelder, Marketingleiter bei KWB Deutschland - Kraft und Wärme aus Biomasse GmbH, Mertingen

Holz kann während des Verbrennungsvorganges nur so viel Kohlenstoffdioxid an die Umwelt abgeben, wie es zuvor im Wachstumsprozess gebunden hat. Deshalb wird die Verwendung von Holzpellets, Hackschnitzeln und Scheitholz zur Wärmeerzeugung in modernen Holzheizungen gemeinhin als CO2-neutral bezeichnet. Der im Holz enthaltene Kohlenstoff durchläuft nämlich den natürlichen Kohlenstoffzyklus. Es ist gleich, ob Holz verbrannt wird oder im Boden langsam von Mikroorganismen oxidiert wird.
Anders beim CO2, das bei der Verbrennung fossiler Energieträger wie Öl, Gas oder Kohle freigesetzt wird: Es ist seit vielen Millionen Jahren tief im Erdreich gebunden und würde ohne unser Zutun auch immer dort bleiben.
Betrachtet man die gesamte Produktions- und Logistikkette  für den Brennstoff und die Heizungsanlage, ist der Betrieb einer Holzheizung zwar nicht mehr gänzlich CO2-neutral, jedoch weiterhin die mit Abstand klimafreundlichste Anlage zur Wärmebereitstellung am Markt: Moderne Feuerungen für feste Biomasse vermeiden auch dann noch 97,7% der CO2-Emissionen einer herkömmlichen Ölheizung.
Derzeit stammen noch 90% des Holzes zur Pelletherstellung aus Sägewerken. Die dort anfallenden Sägespäne, eignen sich nämlich besonders gut zur Herstellung von Holzpellets. Die chemische Zusammensetzung dieses Holzabfalls belas­tet den Brennraum der Holzheizung besonders wenig mit Nährstoffen (z.B. Chlor oder Phosphor), die für Korrosion im Kesselinneren sorgen können. Diese Holzpellets sind also ein CO2-neutrales Recyclingprodukt aus der Sägeindustrie.
Sehen wir uns die Produktion der Pellets genauer an: Die Trocknung, die Herstellung und der Transport von Pellets machen durchschnittlich 18,5% des Energiegehalts der Pellets aus. Jedoch werden Pelletierwerke in Deutschland und Österreich ausschließlich mit Erneuerbarer Energie betrieben, die Her- und Bereitstellung von Pellets verändert deren CO2-Bilanz demnach nicht.
Der Brennstofftransport vom Erzeuger zur Heizanlage kostet selbstverständlich auch Energie. Ein Pellet-Lkw benötigt aber lediglich 0,97% des Energiegehalts seiner Ladung für eine Fahrt über 200 km – ein vorhandener, jedoch vernachlässigbarer Faktor in der CO2-Bilanz. Außerdem reichen die in Deutschland erzeugten Pellets gut und gerne für den deutschen Markt aus. Der Deutsche Energieholz- und Pelletverband veröffentlichte jüngst, dass ein Drittel der gesamten produzierten Menge (1,75 Mio. t) exportiert wird.
Schließlich sorgt die europaweit gültige und in mehreren Ländern bereits verbindliche Norm ENplus dafür, dass die Holzpresslinge aus nachhaltigen Quellen stammen, und dass entnommenes Holz durch Wiederaufforstung ersetzt wird.
Das Herstellen von Hackschnitzeln und Scheitholz ist einfach, ressourcenschonend und erfolgt lokal. Die Trocknung erfolgt hier entweder durch Lagerung (Scheitholz) oder durch Abwärme aus Erneuerbaren Energien. Hackschnitzel und Scheitholz werden demnach mit vernachlässigbarem Ressourceneinsatz hergestellt und transportiert, ihre CO2-Bilanz bleibt auch bei genauerer Betrachtung neutral.
Derzeit ist die Verbrennung von Holz also annähernd CO2-neutral und die Rohstoffversorgung ist gesichert. Soll dies auch langfristig so bleiben, muss die Land- und Forstwirtschaft nachhaltiger und ökologischer betrieben werden; dazu gehört unter anderem: Biomasse aus Kurzumtriebsplantagen, der nachhaltige Aufbau von Humus und das Belassen von nährstoffreichem Material (Rinde, Blätter, Nadeln) im Wald.


CONTRA

Peter Wohlleben, studierter Forstwirt und heute Förster eines 1200 ha großen Waldgebietes in der Eifel

Unser Umweltverständnis der letzten 100 Jahre ist von Vereinfachungen und Mythen geprägt. So teilt man bis heute die Tierwelt in Nützlinge und Schädlinge ein, obwohl längst klar ist, dass Natur nicht so einfach funktioniert.
Aus derselben Mottenkiste stammt die Behauptung, Holz sei in der Verbrennung CO2-neutral. Dabei klingt das Grundargument zunächst einleuchtend: Ein Baum entzieht der Atmosphäre während des Wachstums durchschnittlich 2 t Kohlendioxid. Stirbt der Baum, so machen sich Pilze, Bakterien und Insekten über das Holz her und zersetzen es wieder in die Ausgangsbestandteile – Wasser und CO2. Unter dem Strich ist die Gesamtbilanz der Klimagase damit gleich null. An der Stelle des alten Baumes wächst wieder ein junger, und so wiederholt sich das Spiel bis in alle Ewigkeit.
Wenn nun der Mensch den Platz der Bakterien und Pilze einnimmt und das Holz verwertet, indem er es verheizt, müsste die Gesamtbilanz ebenfalls ausgeglichen sein. Schließlich kann der Baum auch beim Verbrennen nur so viel Klimagase freisetzen, wie er während des Wachstums aufgenommen hat. Pflanzt nun noch ein freundlicher Förster einen neuen Setzling, so ist der Kreislauf geschlossen und kann aufs Neue beginnen. Soweit ist alles in Ordnung, und genau hier liegt das Problem.
Denn ein beeindruckender Zusammenschluss von 400 europäischen Forschern hat in einem aufwendigen Projekt etwas ganz anderes herausgefunden. Unter der Führung des Max-Planck-Instituts in Jena wühlten sich Wissenschaftler durch Wiesen und Felder, vor allem aber europäische Wälder. Ihr Ergebnis: Wälder sind keine Kreisläufe von Werden und Vergehen, ganz im Gegenteil. Durchschnittlich 50% des aufgenommenen Kohlendioxides bleibt dauerhaft im Wald gespeichert und wird nicht wieder freigesetzt. Ob in lebenden Bäumen, vermoderndem Holz oder dem Erdreich, stetig wird in einem intakten Wald CO2 gebunkert. Denn die Kleinstorganismen verwerten nicht alles, sodass die Kohlenstoffvorräte ständig steigen. Wälder sind also natürliche Kohlenstoffsenken. Dies gilt allerdings nur, solange sie unberührt sind.
In dem Augenblick, wo der Mensch die Säge ansetzt, verändert sich das fragile Gefüge. Zunächst einmal muss man wissen, dass Holzstämme ungefähr 50 % der Biomasse eines Waldes ausmachen. Der große Rest besteht aus Wurzeln, Humus, Blättern und Ästen. Forstlich genutzt wird also nur die Hälfte des gespeicherten Kohlenstoffs. Durch das Licht und die Sonnenwärme, die durch die Lücken (bei Durchforstungen) oder gar völlige Freilage (bei Kahlschlägen) den Boden erreicht, laufen die Bodenorganismen zur Höchstform auf und verwerten selbst die organische Masse, die eigentlich nicht mehr am Kreislauf teilnimmt und im Boden „eingefroren“ ist. Das Resultat: der CO2-Speicher wird vollständig geleert. Und der frühere Kohlenstoffspeicher namens Wald wird nun tatsächlich zu einem Kreislauf. Bäume werden gepflanzt und Jahrzehnte später gefällt. Die künstlichen Forste geben mit ihrer Nutzung die gespeicherten Klimagase wieder vollständig frei.
Berechnet man die Differenz genutzter zu ungenutzter Wälder, so schneidet Holz aus Wirtschaftswäldern in der Klimabilanz nicht besser ab als fossile Rohstoffe. Schade. Denn Holz ist natürlich weiterhin ein wichtiger nachwachsender Rohstoff, der, so aus ökologisch bewirtschafteten Wäldern stammend, bedenkenlos genutzt werden kann. Als Feigenblatt im Kampf gegen den Klimawandel taugt es allerdings nicht, denn hier hilft nur eines: Energie sparen!

 


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