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Gemeinsam geht Energiemanagement leichter

Die zweite Säule der Energiewende ist die Energieeffizienz – kommunale Netzwerke helfen

Bild: Martin Berk, Pixelio

Das kommunale Energieeffizienz-Netzwerk im Enzkreis hat nach ­zweijähriger Laufzeit eine positive Bilanz gezogen: Die Kommunen konnten gemeinsam ein Energiemanagement etablieren. Bild: KEA

Im übertragenen Sinne ist das kommunale Verbrauchs-Controlling eine Art Thermografie der Energieeffizienz der Gemeinde über sie selbst. Bild: Tim Reckmann, Pixelio

 

Bislang betreiben nur wenige Städte und Gemeinden ein effizientes Energiemanagement zur Senkung des Strom- und Wärmeverbrauchs in ihren Gebäuden. Das Projekt „Kommunale Energieeffizienz-Netzwerke“ in Baden-Württemberg zeigt, wie Kommunen durch Austausch von Know-how Kosten sparen.

Ein effizientes Energiemanagement auf kommunaler Ebene spart erfahrungsgemäß 15 bis 20 % Energie ein. Das schont nicht nur das Klima, sondern entlastet den Gemeindehaushalt spürbar. Hierfür sind keine hohen Investitionen erforderlich. Bisher betreiben jedoch nur wenige Kommunen in Deutschland ein eigenes Energiemanagement. In Baden-Württemberg sind es lediglich rund ein Drittel der Städte und Gemeinden, in den anderen Bundesländern ist der Anteil wohl noch geringer. Vor allem fehlendes Know-how und die Scheu vor finanzieller und personeller Belastung sorgen dafür, dass vielerorts Energieeinsparpotenziale ungenutzt bleiben.
Um das Problem im Südwesten zu lösen, hat das Kompetenzzentrum Energiemanagement kürzlich die Initiative „Kommunale Energieeffizienz-Netzwerke“ gegründet. Das Kompetenzzentrum Energiemanagement der KEA Klimaschutz- und Energieagentur Baden-Württemberg setzt mit seinem Konzept vor allem auf Teamarbeit, Erfahrungsaustausch und Beratungen durch Energie-Experten. Es hat sich zum Ziel gesetzt, Kommunen bei der Einführung eines Energiemanagements zu unterstützen.

Einsparpotenziale erkennen und umsetzen
In kommunalen Energieeffizienz-Netzwerken können sich Städte und Gemeinden untereinander austauschen und gemeinsam nach Möglichkeiten suchen, zukünftig mehr Energie einzusparen. Gemeinsam und voneinander lernen – so das Motto.
Kommunen bekommen in einem solchen Netzwerk aber auch eine professionelle Beratung durch Energie-Fachleute. Neben energetischen Beratungen und praktischen Tipps gibt es Schulungen und regelmäßige Treffen unter Leitung eines Experten, des sogenannten Netzwerkmanagers. Während der Netzwerktreffen haben Kommunen die Möglichkeit, ihre Probleme zur Sprache zu bringen und praktische Hilfe bei der Umsetzung ihrer Energieeinsparpotenziale zu erhalten. So bietet sich vor allem für kleine Städte und Gemeinden ein einfacher und strukturierter Einstieg in das kommunale Ener­giemanagement.

Kommunen starten Pilotprojekt
Im Jahr 2015 wurde das erste kommunale Energieeffizienz-Netzwerk Baden-Würt­tembergs als Pilotprojekt ins Leben gerufen. Damals schlossen sich die Bürgermeis-
ter von acht Kommunen zu einem „kEEn“ zusammen und ließen die Förderung von der KEA beantragen. Danach konnte das Projekt starten. Das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) übernahm 60 % der Kosten der Kommunen. Es förderte den Aufbau eines Netzwerks und anschließend die professionell betreute, mehrjährige Netzwerkzusammenarbeit.
Nach der Gründung des Netzwerks entwickelten die Beteiligten zunächst einen Aufgaben-Baukasten. Jede Netzwerkkommune stellte sich aus diesem Baukasten eine individuelle Organisationslösung zusammen und bildete zur Umsetzung ein Energieteam. Die Netzwerkkommunen einigten sich darauf, auch ihre Schulen und Kindertageseinrichtungen mit einem sogenannten Fifty-Fifty-Projekt einzubinden. Dabei teilen sich Schule und Schulträger die finanziellen Einsparungen, die sich durch das Energiemanagement ergeben.

Einführung eines Verbrauchs-Controlling
Zu Beginn jedes erfolgreichen Energiemanagements steht die Einführung eines monatlichen Verbrauchs-Controllings. Es ist die Voraussetzung, um Auffälligkeiten beim Energieverbrauch zu erkennen, deren Ursachen zu ermitteln und schließlich beseitigen zu können. Dazu haben sich alle Netzwerkkommunen aus dem Enzkreis eine professionelle Energiemanagement-Software angeschafft und die anfallenden Aufgaben verteilt: Die komplexeren Aufgaben, wie beispielsweise das Anlegen der Zählerstruktur, übernahm der Netzwerkmanager. Er stammt hier – wie auch sonst oft – aus der regionalen Ener­gieagentur des Landkreises. Die Netzwerkkommunen hingegen waren für die Eingabe der Zählerstände und der Verbrauchsrechnungen zuständig.
Das professionelle Controlling zahlte sich aus: Die eingesparten Energiekos­ten sind um ein Vielfaches höher als die Kosten, die für das Energiemanagement entstehen. Das Kosten-Nutzen-Verhältnis liegt bei eins zu zehn.

Energie-Experten helfen beim Umsetzungsprozess
Der nächste Schritt galt investiven Maßnahmen wie der energetischen Sanierung der öffentlichen Gebäude. Die Kommunen führten dazu zunächst Vor-Ort-Analysen durch, stellten Sanierungspläne auf und erarbeiteten einen Maßnahmenkatalog. Sobald sie die Umsetzung der Maßnahmen beschlossen hatten, stand die Entscheidung an, die Sanierungsvorhaben in Eigenregie oder im Rahmen von Energie-Contracting umzusetzen. Wie Letzteres funktioniert, darüber berichtete der Netzwerkmanager: Einsparvorhaben werden mittels Contracting an einen Energiedienstleister, den sogenannten Contractor, abgeben. Dieser ist mit der Planung, der Finanzierung, dem Umbau und Betrieb sowie der Instandhaltung der umgesetzten Schritte betraut und garantiert vertraglich eine Energiekosteneinsparung.
Vor allem bei der konkreten Umsetzung der Energiesparmaßnahmen lohnt sich die Einbindung des Netzwerkmanagers, waren sich die Beteiligten einig. „Das ist eine sehr gute Hilfestellung beim Energiemanagement“, sagt Andreas Herb, Hauptamtsleiter aus der Netzwerkkommune Engelsbrand.

Bald 15 Netzwerke am Start
Das kommunale Energieeffizienz-Netzwerk im Enzkreis hat nach zweijähriger Laufzeit eine positive Bilanz gezogen. Die Kommunen konnten gemeinsam ein Energiemanagement etablieren, ihre nicht-investiven Potenziale optimal ausschöpfen und dabei von den Erfahrungen anderer lernen. Auch die Beteiligung der Experten war für die Netzwerkgemeinden hilfreich. Sie standen in der Gründungsphase bei der Einweisung in das Thema, in die Finanzierungspläne und die Förderantragsstellung sowie während der gesamten Laufzeit zur Seite. „Die Qualität der Themenaufbereitung war sehr gut“, meint Stephanie Kohler, Netzwerkbeauftragte der Gemeinde Tiefenbronn.
Im Auftrag des Umweltministeriums Baden-Württemberg führt das Kompetenzzentrum eine Kampagne zur Initiierung weiterer Netzwerke durch und das mit Erfolg. Inzwischen sind elf kommunale Netzwerke in ganz Baden-Württemberg aktiv, weitere neun sind in der Gründungsphase. Damit wird die Anzahl der Kommunen, die mithilfe eines Energiemanagement-Netzwerks ihre Energieeffizienz steigern, bis Ende 2018 auf rund 15 ansteigen.

Autor: Claus Greiser, Leiter des Kompetenzzentrums Energiemanagement der KEA Klimaschutz- und Energieagentur Baden-Württemberg

www.energiekompetenz-bw.de/energiemanagement/angebote/kommunale-energieeffizienznetzwerke/


Kurz & knapp: Leistungen des Kompetenzzentrums

  • Einführung in das Thema bei Bürgermeisterveranstaltungen und Hilfestellung während der Gründungsphase, eine Kostenkalkulation oder Unterlagen zur Durchführung des Auftakttreffens (Einladung, Vortrag, Ergebnisprotokoll).
  • Thematisch aufbereitete Netzwerktreffen und Begleitung des Netzwerks für mindestens drei Jahre oder so lange wie nötig.
  • Vertragsentwürfe für die Leistungen zwischen Manager und Kommune.
  • Jede teilnehmende Kommune zahlt maximal jährlich rund 5000 Euro für die Leistungen des Netzwerkmanagers und für energietechnische Beratungen und muss rund acht Arbeitstage aufwenden. Im Gegenzug sinken die Energiekosten um ein Mehrfaches.
  • Die Leistungen des Netzwerkmanagers und des energietechnischen Beraters werden zu 50 % bzw. 80 % gefördert. Die Leistungen des KEA-Kompetenzzentrums Energiemanagement sind kostenfrei.

 


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