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„Ich erwarte mehr Mut zur Realität“

 

In Berlin habe ich viele Jahre Politik gemacht. Ich kenne den Maschinenraum der Entscheidungsfindung – das Ringen um Kompromisse, die Taktik, die Rücksicht auf Stimmungen und anstehende Wahlen. Jetzt stehe ich wieder auf der anderen Seite: bei den Menschen, die das umsetzen sollen, was in Berlin beschlossen oder vertagt wird. Und ich muss sagen: Zwischen Anspruch und Wirklichkeit der Bundespolitik entsteht eine immer größere Lücke.

Das SHK-Handwerk erlebt diese Diskrepanz jeden Tag. Während in der Hauptstadt über Verordnungen, Fristen und Fördermodelle diskutiert wird, stehen draußen Betriebe, die einfach nur wissen wollen: Was gilt jetzt? Was kann ich meinen Kunden empfehlen? Welche Technik darf ich in einem Jahr noch einbauen? Diese Unsicherheit lähmt – und sie ist vermeidbar.

Das reale Leben entscheidet sich nicht in Talkshows oder Kabinettsrunden, sondern dort, wo gearbeitet wird: in den Heizungskellern, auf den Baustellen und in den Wohnungen des Landes. Genau hier sorgt das SHK-Handwerk dafür, dass politische Ziele Wirklichkeit werden – mit jeder modernisierten Heizungsanlage, jeder sicheren Trinkwasserinstallation und jedem pflegegerechten Bad. 48 000 Betriebe und fast 400 000 Beschäftigte sichern Energieeffizienz, Hygiene und Lebensqualität im Alltag. Dafür brauchen sie endlich Verlässlichkeit.

Als Politiker habe ich gelernt, wie komplex Gesetzgebungsverfahren und politische Prozesse sind. Als Hauptgeschäftsführer sehe ich, wie sehr diese Komplexität mittlerweile lähmt. Und wie dringend wir wieder zu klaren, einfachen Regeln zurückfinden müssen. Wir brauchen weniger Symbolpolitik, weniger Schlagzeilen, mehr Planbarkeit. Wenn jede politische Diskussion gleich zur Grundsatzfrage wird, blockieren wir die, die anpacken wollen.

Ich wünsche mir von der Politik mehr Vertrauen in das Handwerk. Unsere Betriebe sind nicht Bremser, sondern Möglichmacher. Sie bilden aus, investieren, beraten und setzen um – oft unter schwierigen Bedingungen. Wenn sie mit immer mehr Bürokratie, Unsicherheit und Misstrauen überzogen werden, wird aus Engagement Resignation.

2026 muss deshalb ein Jahr der Rückbesinnung werden: auf Vernunft, Pragmatismus und Realitätssinn. Politik und Handwerk müssen wieder auf Augenhöhe sprechen – nicht in Paragrafen, sondern in Lösungen. Das Handwerk ist bereit. Es will die Wärmewende, es kann sie umsetzen. Aber es braucht endlich ein Umfeld, das Machen wieder möglich macht.

Daniel Föst Hauptgeschäftsführer des Zentralverbands Sanitär Heizung Klima (ZVSHK)

 


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