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Handicap Barrierefreiheit

Großzügiges Bad, bodengleiche Dusche, offene Wohnküche, schwellenlose Türen – was sich anhört wie eine Immobilienannonce, zeigt: Moderne Innenarchitektur und barrierefreies Wohnen sind keine Gegensätze.

 

Im Gegenteil: Was heute Wohnkomfort verspricht, hilft im Alter, die Selbstständigkeit zu erhalten. Vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung und dem Wunsch der meisten Älteren, möglichst lange in den eigenen vier Wänden wohnen zu bleiben, werden damit gleich zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen. Klingt gut, doch leider weit gefehlt. Die Realität sieht hierzulande ganz anders aus. Enge Bäder, einstiegshohe Dusch- und Badewannen sowie viele Treppen – und das nicht nur vor dem Haus. Rund 95% der insgesamt 11 Mio. von Senioren bewohnten Haushalte weisen solche Barrieren auf.
Fatale Verhältnisse: Während die Zahl der jüngeren Menschen in Deutschland kontinuierlich sinkt, wird die Zahl der über 65-Jährigen in den nächsten zwei Jahrzehnten pro Jahr um etwa 270000 steigen. Der Bedarf an seniorengerechten Wohnungen nimmt somit immer größere Dimensionen an. Entsprechend einer aktuellen Studie werden kurzfristig rund 2,5 Mio. barrierefreie bzw. barrierearme Wohnungen benötigt. Bis 2020 steigt der Bedarf bereits auf 3 Mio. an. Dieser Umstand trifft fast zu gleichen Teilen sowohl Eigenheimbesitzer als auch zur Miete wohnende Senioren, die schon heute vielerorts hundertfach auf den Wartelisten der Wohnungsgesellschaften stehen.
Wäre die Situation vermeidbar gewesen? Diese Frage kann nur mit einem „Jein“ beantwortet werden. Ja, weil diese Entwicklung nicht erst seit gestern bekannt ist und viele Förderprogramme für den Umbau zur Verfügung stehen. Und Nein, weil von den rund 10,5 Mio. sanierungsbedürftigen Wohnungen über 1 Mio. Altbauten durch extreme Barrieren nicht für den Umbau geeignet sind. Hinzu kommt die Resignation zahlreicher Endkunden, die nicht die passende Förderung im Dickicht des Förderdschungels gefunden oder durch den ständigen Wandel der Programme das Vertrauen in die Förderpolitik verloren haben. Für SHK-Betriebe bietet diese Situation wiederum viele Möglichkeiten, die eigene Auftragslage zu verbessern: Angefangen von der Empfehlung einfacher Umbau- und Ergänzungsmaßnahmen über die Ermittlung von Förderangeboten bis hin zur Komplettsanierung ist eine große Bandbreite an Themen für die Kundenansprache gegeben.
Investitionen rund um die Barrierefreiheit haben neben der Wohnkomforterhöhung zudem den positiven Effekt, dass sich diese durch den verringerten Pflegebedarf bei den Sozialversicherungen rechnen. So schätzen die Verbände der Bau- und Wohnungswirtschaft, dass durch die Schaffung von etwa 1 Mio. Umbauten die Pflegekassen und Sozialhaushalte pro Jahr Einsparungen von 15 bis 20 Mrd. Euro erzielen könnten. Da klingt es fast schon paradox, dass die altersgerechten Sanierungen der anstehenden 2,5 Mio. Wohnungen „nur“ mit rund 39 Mrd. Euro zu Buche schlagen soll, meint

Markus Münzfeld
Redakteur
m.muenzfeld@strobel-verlag.de

 


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