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Die Europäisierung ­schreitet voran

Die vielen Handwerkern und Planern lieb gewonnene DIN 1988 ist bald Geschichte.

 

Das Ursprungswerk aus dem Jahr 1988 mit seinen Teilen 1 bis 8 ist schon seit Langem in vielen Bereichen inhaltlich nicht mehr auf dem aktuellen Stand. Eine Überarbeitung war notwendig. Ersetzt wird das veraltete Regelwerk in den nächs­ten Wochen, wenn die beiden für Deutschland letzten Restnormen im Weißdruck erscheinen. Es sind die Teile DIN 1988 Teil 200 (Installation – Planung, Bauteile, Apparate, Werkstoff) und DIN 1988 Teil 300 (Ermittlung der Rohrdurchmesser).
Alles in allem eine schwere Geburt, die sage und schreibe 23 Jahre gedauert hat. Bereits Ende 1989 begannen die Arbeiten an einem Regelwerk, das die Vorschriften für Trinkwasserinstallationen in ganz Eu­ropa vereinheitlichen sollte. Vom Grundsatz her sicher ein guter Gedanke. Schließlich ist es erklärtes Ziel europäischer Gesamtpolitik, dass sich die emotionale Verbundenheit in konkretem Tun ausdrückt.
Länderübergreifende Normen haben auch die Aufgabe, dem Rest der Welt zu dokumentieren, dass sich eine ganze Region mit einigen Hundert Millionen Einwohnern einig ist. Im Bereich von Auslandsverhandlungen hat ein Kontinent einen ganz anderen, viel gewichtigeren Stellenwert als die Einzelländer. Der psychologische Effekt ist nicht zu unterschätzen.
Sicher ist aber auch: Es ist nicht alles Gold, was glänzt. Nachteilig ist zunächst einmal, dass vielfach die europäischen Normen von nationalen Restnormen ergänzt werden. Denn alle relevanten Inhalte europaweit in nur einer Norm abzubilden, ist nicht möglich. Zu spezifisch sind dann doch die Anforderungen in den einzelnen Ländern. Wollte man alle Eventualitäten in einem gesamteuropäischen Werk zusammenfassen, würde es zu umfangreich. Auch dürfte sich die Erstellung einer solchen Norm über einen (noch) viel längeren Zeitraum hinziehen.
Und so besteht das Trinkwasser-Normenpaket aus der DIN EN 806er-Reihe (fünf Teile), der DIN EN 1717 sowie den nationalen Ergänzungsnormen, die als 100-er Teile in der DIN 1988 zusammengefasst sind (fünf Teile). Eine DIN hat ihre eigene Sprache, die nicht immer leicht zu verstehen ist. Gut ist, dass es „Kommentare“ gibt, die die Inhalte der Normen in die praxisgerechte Sprache der Anwender übersetzt. Das gilt auch für die Trinkwassernormenreihe. Hier haben zwei Branchenverbände, der ZVSHK/DIN und DVGW, ihre Erklärungen in Kommentaren zusammengefasst.
Mehr als 20 Jahre hat die Entwicklung des Trinkwasser-Regelwerks gedauert. Das ist eindeutig zu lang. In den letzten zehn Jahren waren z.T. zwei Regelwerke gültig. Der Auftragnehmer musste einzelvertraglich mit dem Auftraggeber regeln, welche Norm angewendet wurde. Praktikable Lösungen sehen anders aus.
Gut, dass die Hängepartie in den nächs­ten Wochen – oder vielleicht sogar schon mit Erscheinen dieser Ausgabe – ein Ende hat. Nach einer Übergangsfrist von einem halben Jahr sind dann nur noch die Inhalte der neuen Vorschriften anzuwenden. Spätestens dann muss jeder Planer und Handwerker das Gesamtpaket umsetzen. Sinnvoller erscheint es aber, sich so früh wie möglich damit zu beschäftigen und die alten Zöpfe abzuschneiden. Denn die Übergangsfrist muss er nicht einhalten.?

Detlev Knecht
Stv. Chefredakteur
d.knecht@strobel-verlag.de

 


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